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Schwarz-weiß und analog, Teil 101: Des Kunden Canon EOS 10s, Teil 1

Film: Fomapan 400 #2, Kamera: Canon EOS 10s, Mai 2021

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Wie angekündigt: Es regnet. Das ist die perfekte Gelegenheit, die Diafilme zu scannen, die ich letztens im Keller gefunden habe. Erstaunlich, wie gut die sich gehalten haben, obwohl die bestimmt 15 Jahre oder länger belichtet in der Wärme gelegen haben. Mal sehen, vielleicht erlaubt die Schwiegermutter mir ja, ein paar davon hier zu zeigen.

Ansonsten mache ich das, was ich bei Regenwetter immer mache: Einen der vorbereiteten s/w-Artikel raus hauen. Heute kommen wir dann auch endlich zu dem Punkt, an dem die Verwendung eines ISO 400 Films selbst bei gutem Wetter sinnvoll ist: Lange Brennweiten eher lichtschwacher Zoom-Objektive. Denn ich hatte im Mai die Kamera eines meiner Kunden zur Begutachtung hier, eine gute alte 1990er-Jahre Canon EOS 10s, ich hatte ja berichtet.

Alle Bilder, die ich heute hier vorstellen werde, wurden mit dem Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 gemacht. Das ist das kleinere der beiden Zooms, die noch in funktionstüchtigem Zustand waren, und ohne zu viel spoilern zu wollen: Die Bilder, die ich aus diesem Objektiv heraus bekommen habe, haben mir durchweg besser gefallen, als die von dem 75-300, das ich beim nächsten Mal vorstellen werde. Ich kann nicht mal genau sagen, woran es liegt, aber irgendwie sind die stimmiger.

Aber bevor ich zu viel quassel, hier kommt der erste Schwung: Unten an der Ecke Höhenstraße/Talstraße hat die Nachbarin immer mal wieder ihre Gießkannen-Tüllen auf die Zaunpfähle gespießt, was - wie ich finde - ein sehr spannendes Motiv abgibt. (ca 100mm, Av, 1/1500s, f/4.) Schon in diesem ersten Bild sieht man, dass man bei Offenblende sogar ein bisschen Bokeh erwarten darf: Die Tonne im Hintergrund ist schön unscharf und die aufgereihten Tüllen wandern nach hinten immer weiter aus der Fokus-Ebene heraus, sodass man gut die tatsächliche Tiefenschärfe gut nachvollziehen kann. Bei der Brennweite darf man aber durchaus etwas Unschärfe erwarten, selbst bei lichtschwachen Zooms. Leider ist das Bild mal wieder etwas schief, aber da kann die Kamera wenig dafür - außer, dass sie so leicht und das Objektiv einigermaßen schwer ist. Ein schönes Bild zum Auftakt, jedenfalls.

(Während ich die Bilder gemacht habe, habe ich zudem versucht, jeden Modus mehrfach zu testen. Normalerweise habe ich meine Kameras ja entweder auf manuell oder Blendenautomatik stehen, aber ich fand es auch mal ganz spannend, das alles etwas durcheinander zu mischen und zu schauen, was die Kamera am Ende sich da so zusammen belichtet. Aber das nur am Rande, jetzt weiter mit den Bilder.)

Den Fahrradweg runter blühten damals im Mai gerade die Bärenklaue - hoffe ich, dass ich das jetzt richtig identifiziert habe, sonst ist das wieder peinlich! ;-) (210mm, Av, 1/450s, f/11.) Hier habe ich direkt mal richtig weit abgeblendet, einerseits um zu testen, dass die Blendensteuerung auch wirklich anständig funktioniert, andererseits um eine längere Belichtungszeit hin zu kriegen, um eben diese auch mal zu testen. Gleichzeitig kriege ich damit auch viel Schärfe in die Blüten, die auf vielen verschiedenen Ebenen abhingen, und wenn man schon einen 400er-Film eingelegt hat, warum nicht? Aber selbst bei dieser weit geschlossenen Blende ist bei maximalem Zoom die Schärfeebene relativ dünn. OK, ich war auch fast auf Minimaldistanz ran gegangen, aber ich bin doch erstaunt, wie stark der Hintergrund zerfließt. Selbst die breite und recht nahe Leitplanke ist nur noch als streifen zu erkennen.


Ähnlich sieht es bei der Noppensocke aus, die wohl ein Kind hier verloren hat und die dann von einem vorbei kommenden Spaziergänger auf einen Pinn gesteckt wurde. (ca 150mm, Tv, 1/180s, f/5,6.) Hier habe ich zum ersten Mal die Zeitautomatik getestet, allerdings ist die bei nur einer Blendenstufe abgeblendet eher langweilig. Die Socke ist erstaunlich scharf, der Autofokus der EOS scheint also einwandfrei zu funktionieren. Man weiß ja nie, bei solch alten Kameras und Objektiven. Ansonsten ein recht witziges Foto, finde ich. Durch den eher dunklen und praktisch komplett unscharfen Hintergrund habe ich tatsächlich mal etwas mehr Körnung in den Graustufen, als ich es auf bisherigen Test-Bildern mit diesem Film hatte. Gefällt mir ganz gut.

Es ist ja selten, dass man an der Talstraße mal einen Moment erwischt, in dem nicht dutzende Autos an einem vorbei rauschen, deshalb habe ich die Gelegenheit genutzt und mal die beiden Schilder am Fahrradweg fotografiert. (70mm, P, 1/180s, f/5,6.) Der Programm-Modus hat hier eine relativ ausgeglichene Belichtung gewählt. Bei 1/180s schaffe ich selbst nicht, das Bild zu verwackeln, wohingegen die anderthalb abgeblendeten Stufen für relativ viel Schärfe in dieser Szene sorgen. Bin sowieso recht erstaunt, wie scharf diese Bilder geworden sind. Das Objektiv gefällt mir in der Beziehung ziemlich gut. Leider werden die vielen Blätter, gepaart mit dem sowieso schon leicht unruhigen Filmmaterial etwas sehr stressig, finde ich.

Ähnlich geht es mir mit dem altbekannten Ölfass am Hanfbach. (ca 135mm, Tv, 1/125s, f/4.) f/4 ist hier praktisch Offenblende und ich hatte auf etwas mehr Unschärfe gehofft. Stattdessen eigentlich alles mittel-scharf, außer der Tonne selber und dem Baum daneben, die sind wirklich messerscharf. Aber sie setzen sich nicht genug vom Hintergrund ab. Ansonsten ein recht nette Bild, trotz der Unruhe, die durch die vielen Blätter und Büsche verursacht wurde.

Der alte Brückekopf der Hanfbachtalbahnbrücke ein paar Meter weiter kommt hingegen richtig gut rüber. (70mm, Av, 1/180s, f/3,5.) Die Äste im Vordergrund sind nicht zu scharf, aber auch noch nicht so unscharf, als dass sie viel vom eigentlichen Motiv verdecken würden. Weiter auf geht die Blende leider nicht. Aber man kann damit leben, bei dieser Brennweite ist das Ergebnis auf diese Entfernung schon ganz ordentlich.

Auf das nächste Bild bin ich ganz besonders stolz: Das sprudelnde Wasser des Hanfbachs ist in seiner turbulenten Bewegung eingefroren, Tropfen fliegen durch die Gegend, viele Highlights im dunklen Grundton. (ca 135mm, Av, 1/350s, f/4.) Hier eine Belichtungszeit hin zu bekommen, die nicht all zu viel Verwischen verursacht, ist schon nicht ganz einfach gewesen. Nur möglich, weil ich den 400er eingelegt hatte. Natürlich wäre eine lange Belichtung mit Wischeffekt auch witzig gewesen, aber ein Stativ hatte ich jetzt nicht dabei. ;-) Insgesamt aber eines der besten Bilder auf der Roll. Mir gefällt sehr, wie das Licht hier genau in die Stelle fällt, an der es besonders sprudelt.


Um noch mal etwas Unschärfe ins Foto zu bringen, habe ich mich dann mal wieder an etwas Stahl in der Landschaft versucht: Der Hochspannungsmast auf der Weide mit seinem Hinweis auf 110kV. (ca 100mm, Av, 1/4000s, f/4.) Bei Offenblende konnte ich in der prallen Sonne mal die minimale Belichtungszeit der Kamera testen. 1/4000s ist wirklich schnell und war damals in den '90ern wirklich Spitze. Solche schnellen (oder noch schnellere) Zeiten hatte Nikon damals nur bei seinen professionellen (unbezahlbaren) Kameras im Angebot. Durch den relativ geringen Abstand zum Gerüst habe ich hier ein wirklich sehr sanftes Bokeh in den Hintergrund bekommen, was mich mit dem Objektiv wieder ein bisschen versöhnt, nachdem es mir in den Bilder da oben ja teilweise zu unruhig wurde.

Der Mund-Nasen-Schutz-Hinweis ist leider etwas unscharf geworden und ich weiß nicht warum. (70mm, P, 1/1500s, f/3.5.) Für die Hintergrundunschärfe hatte ich die Blende auf offen verschoben, aber das sollte am Vordergrund ja nichts ändern. Hat der Autofokus sich hier tatsächlich mal vermessen? Kann natürlich passieren. Ich mein, ist jetzt nicht so schlimm, ist eh ein eher albernes Bild, der Mülleimer mit dem übergepappten Aufkleber. Seltsam ist es trotzdem. Aber vielleicht habe ich mich auch einfach tatsächlich nach dem Scharfstellen noch zu viel bewegt und habe die Fokusebene dadurch zu weit verschoben. Wer weiß.

Beim Klettergerüst kann man sehen, wie klein der Bereich der vollen Schärfe tatsächlich ist, wenn man voll rein zoomt und die Blende offen lässt. (210mm., Av, 1/1000s, f/4,5.) Überhaupt ein sehr interessantes Bild: Sehr dunkel hinten, sehr hell vorne, viel Struktur im Holz, praktisch nur dunkle Flächen dahinter. Interessant. Und die Blendenautomatik hat hier auch eine recht gute Belichtungszeit eingesteuert, die das eigentliche Motiv gut hervorhebt, obwohl das Bild ja praktisch zur Hälfte nur aus Schwarz besteht. Trotz des etwas plastik-lastigen Äußeren der Kamera scheint die darin steckende Elektronik also relativ intelligent zu sein.



Die verlassene Schaukel ist mal wieder eines dieser typischen Depri-Fotos, die ich so gerne in s/w schieße: Verlassen und einsam, kein fröhliches Kindergeschrei weit und breit. ;-) (ca 100mm, M, 1/90s, f/11.) Hier habe ich mich mal manuell austoben können, denn ich wollte tatsächlich genau das Schaukelbrett perfekt belichtet haben, während alles andere mir eher egal war. Gebe zu, dass ich dafür etwas gepfuscht und mit der digitalen eine Spotmessung gemacht habe, die ich dann einigermaßen zu übernehmen versucht habe. Hat ganz gut funktioniert. Auch hier habe ich noch mal eine sehr kleine Blendenöffnung gewählt, weil mich interessiert, wie weit die Schärfe bei dieser Portrait-Brennweite und -Enfernung ungeföhr reicht: Der Pfahl des Schaukelgerüstes in Hintergrund ist bereits unscharf, also nicht sehr weit.

Bei den Blüten des Kastanienbaums bin ich ähnlich vorgegangen: Messen mit der Digitalen, dann Werte manuell übernehmen. (70mm, M, 1/500s, f/5,6.) Das Ergebnis ist hervorragend: Perfekte Belichtung der Blüten, toller Hintergrund. Hier sehe ich auch zum ersten Mal ein paar Blenden-Achtecke, die dem Bild eine zusätzliche Stimmung verpassen, die mir ganz gut gefällt. Leider war da eine Fussel auf dem Film, aber man kann nicht alles haben! ;-) Super-scharfe Blätter und Blüten, jedenfalls. Auch eines der besten Bilder mit diesem Objektiv.

Auf dem Heimweg habe ich dann noch die Kuh fotografiert. (ca 100mm, P, 1/350s, f/6,7.) Ich bin mir nicht sicher, aber die Kamera scheint eine Vorliebe für halbe Blendenstufen zu haben. Ob das an den Objektiven liegt, die ja auch bei halben ihre maximale Öffnung haben und die Elektronik legt einfach mal anderthalb drauf, nach dem Motto, passt scho'? (Bei 100mm ist die Offenblende ca f/4, plus 1½ macht f/6,7.) Das Ergebnis ist jedenfalls durchaus brauchbar. Ich hätte nur die Kamera etwas gerader und vielleicht etwas tiefer halten sollen, aber das ist ein Problem des Fotografen, nicht der Ausrüstung! ;-) Kann mich von der Belichtung her jedenfalls nicht beschweren.

Nach der Kuh dann noch die Ziegenböcke, die man hier in der Kölner Gegend ja gerne mal sieht. (210mm, P, 1/750s, f/8.) Allerdings kenne ich das eigentlich nur aus südlichen Ländern, dass die einem aufs Dach steigen! ;-) Auch hier hat die Vollautomatik mal einfach anderthalb Blenden auf Offen drauf gelegt. Scheint also Programm zu sein. Hihi. Wortspielchen. :-D Ja, sorry, ist halt nur ein Schnappschuss am Rande und nicht in irgendeiner Weise besonders, das Foto, da muss ich dann mal mit Blödeleien von ablenken! ;-)


Kommen wir zu echten, lebenden Tieren: Die Kutsche mit den beiden weißen Pferden fährt hier ja öfter mal durch die Dörfer, deswegen war ich nicht überrascht, als ich die mal wieder gesehen habe. (70mm, P, 1/350s, f6,7.) Eine kurze Nachfrage später, ob ich denn auch darf, und schon waren die beiden auf Film gebannt. Sehen schnieke aus, so aufgezäumt. Hier war ich ganz froh, dass ich eine Vollautomatik in der Kamera hatte, denn ich hatte nicht viel Zeit und habe einfach drauf gehalten. Das Ergebnis: Durchaus hübsch anzuschauen. Sehr scharfe Pferde, der Hintergrund ist mir allerdings etwas zu scharf. Auf meiner Nikon hätte ich hier das 85er genommen und die Blende maximal auf f/4 gestellt. Aber dafür, dass es schnell gehen musste, hat die Canon hier durchaus eine ganz brauchbare Wahl getroffen.

Auch beim nächsten Pferd habe ich den Programmmodus an gelassen. (210mm, P, 1/1000s, f/8.) Bei diesen langen Brennweiten in Kombination mit dem 400er-Film ist f/8 glaube ich ganz in Ordnung. Ich hab jedenfalls nicht viel dran auszusetzen. Bleibt die Frage: Was macht das Pferd da eigentlich?! ;-)

Und zu guter Letzt: Noch ein Pferd. (ca 190mm, P, 1/350s, f/5,6.) Bei wenig Licht im Schatten auch hier noch mal die Programmautomatik getestet, die auch bei diesen Verhältnissen einigermaßen sinnvolle Werte eingestellt hat. 1/350s ist schnell genug, um sämtliche Bewegungen, die einem im Alltag unterkommen, einfrieren zu können, f/5,6 ist eher so in dem Bereich, den ich im Allgemeinen auch bevorzuge, passt für mich also. Und das Bild ist auch richtig hübsch geworden: Man kann das Fell des Tiers praktisch an den Fingerspitzen fühlen, die Sehnen, Muskeln und Adern kommen klasse raus, die feinen Haare der Mähne sind ebenfalls gut zu erkenne und im Hintergrund wird die Wiese nicht zu unruhig. Schönes Foto.

So, das was der erste Stapel Bilder von diesem Test-Film. Beim nächsten Mal gibt es das andere Tele zu sehen.

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