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Notebooklüfterreinigung mit Wärmeleitpastentausch

Nachdem die Temperatur des Notebooks in letzter Zeit sehr hoch war, wurde es - nachdem ich die SSD eingebaut habe - immer schlimmer. Ich nehme an, dadurch, dass die Daten jetzt so viel schneller rein gekommen sind, hat die CPU viel weniger Zeit gehabt, in irgendeinen dieser diversen Schlummerzustände zu verfallen. Deswegen habe ich heute mal das halbe Gerät demontiert, um den Dreck raus zu machen, der sich in den letzten Jahren da drin angesammelt hat. Dafür muss man als erstes Mal die diversen kleinen Schrauben unter dem Akku entfernen und ebenso die langen, die die Tastatur festhalten. Die muss nämlich auf jeden Fall raus.


Danach muss man dann leider auch noch diese Sensorleisten mit den Spezielfunktionstasten (Lautstärke, WLAN, An-/Ausschalter...) entfernen, denn die Schrauben vom Lüfter verstecken sich dadrunter. Wenn die Schrauben auf der Rückseite raus sind, werden die nur noch von vier oder fünf Clips gehalten. Einer hat aufgegeben, als ich ein bisschen feste dran gezogen habe, aber die restlichen halten zum Glück die Leiste nah dem Zusammenbau auch noch so.


Und dann kann man die beiden Lüfterschrauben entfernen, die sich oben unter der Leiste befinden. Da kann man mal sehen, wie viel Dreck sich da ansammelt, vor allem Katzenhaare. (Hatte ich in letzter Zeit erwähnt, dass wir gar keine Katze haben? ;-)) Kein Wunder, dass die CPU in letzter Zeit so heiß geworden ist! Filthy! Einfach nur filthy! ;-) Gut, ich nehme an, ich bin auch der erste, der es in der Lebenszeit dieses Gerätes auf sich genommen hat, das mal auseinander zu bauen.


Da man die Heatpipe nur richtig säubern kann, wenn man sie ausbaut, war das der perfekte Zeitpunkt, die Wärmeleitpaste auch mal auszutauschen. Die war nämlich extrem bröselig und praktisch hart. Kein Leben mehr drin. Nachdem ich dann im Keller nach dieser einen, kleinen Tube gesucht habe, die da noch irgendwo sein müsste, die ich aber nicht finden konnte, und dann bei einem alten Lüfter zwar einen unangebrochene Tube gefunden habe, die aber leider ebenfalls schon komplett eingetrocknet war, habe ich dann schnell noch das Fahrrad geschnappt und bin ins Dorf, um beim lokalen Computerladen schnell eine kleine Tube zu besorgen. 2€ sind OK, nicht alles wird teurer. ;-)


So, und nachdem ich den ganzen Kram rückwärts wieder zusammengesetzt habe, ist die Temperatur unter Last 15 bis 20 Grad kühler als vorher. Ja, jetzt sind es 70°, vorher waren es über 90°! 70 sind OK. 70 waren es auch früher. 90? Nein. Nein, nein. Die Maximaltemperatur wird auf der Intel-Seite mit 100°C angegeben, aber je weniger desto besser.


Schön, wenn ein Plan funktioniert. Mit der neuen SSD läuft das Gerät jetzt tatsächlich wieder richtig flott und mit dem gereinigten Lüfter auch schön kühl. Auf die nächste paar Jahre. Ich mein, die CPU ist von 2009, insofern ist das Gerät ja eigentlich schon "retro". Aber was Neues ist bei den derzeitigen Preisen einfach nicht drin. Hauptsächlich weil ich knickrig bin und den Scalpern nicht die Kohle in den Rachen werfen will. Aber eigentlich ist es auch noch immer flott genug für den täglichen Tippkram und sogar Fotobearbeitung.

SSD - Willkommen im 21sten Jahrhundert

Nach - ich weiß nicht wie vielen Jahren - habe ich es endlich geschafft, mein mittlerweile völlig untermotorisiertes Notebook mit einer SSD auszustatten. War gerade günstig und mittlerweile sind die Dinger ja in Größen zu bekommen, von denen man früher nur träumen konnte: 1 TB. Also eigentlich nur 931 Gigabyte. Irgendwann hat ja mal wer angefangen, in SI-Einheiten zu zählen, statt die guten althergebrachten Zweierpotenzen zu benutzen. Hm, ist das das gleiche Gefühl, wie wenn ich den Amis vorwerfe, dass sie Füße und Unzen benutzen statt irgendwas Sinnvollem? Bin ich so alt, dass ich auch noch immer alles in DM umrechne? :-D ;-)

Egal. Vor dem Umbau habe ich dann noch ein paar Vorbereitungen getroffen: /tmp und /var/tmp sind jetzt Ramdisks, damit nicht so oft sinnloser Müll auf die "Platte" geschrieben wird. Außerdem gibt es jetzt ein kleines Script in profile.d, das auch entsprechende Cache-Files ins RAM umleitet:

/etc/profile.d # cat xdg_cache_home.sh
#!/bin/bash

if [ ${USER} ]; then
  export XDG_CACHE_HOME="/tmp/${USER}/.cache"
fi

Das habe ich direkt so aus dem Gentoo-Wiki geklaut, ist also nicht auf meinem Mist gewachsen. Überhaupt habe ich mich hauptsächlich am entsprechenden Artikel über SSDs orientiert, auch wenn ich den etwas chaotisch finde. Aber trotzdem habe ich - wie dort empfohlen - einen entsprechenden trim-Eintrag in die crontab eingetragen, damit einmal in der Woche aller Müll freigegeben wird.

Sodann habe ich mich dran gemacht, die alte Platte aus- und die neue einzubauen. Erstaunlich, dass die auch schon mittlerweile 12 bis 13 Jahre alt ist. OK, die hat auch eine ganze Weile in der PS3 gesteckt, daran kann man sehen, wie alt die tatsächlich ist! Damals waren 500 GB in 2,5" ja noch relativ ungewöhnlich. Wann habe ich die eigentlich in das Notebook eingebaut, ist noch gar nicht so lange her, glaube ich... Oh. OK, mein eigener Blogeintrag zu dem Thema sagt, dass das wohl tatsächlich schon war, als ich dieses Notebook vor mittlerweile fast 5 Jahren bekommen habe. Wie die Zeit vergeht!


Wie immer einfach mit dd von der alten auf die neue kopiert und danach mit gparted die /home-Partition entsprechend vergrößert. Jajaja... irgendwann mach ich auch mal eine komplette Neuinstallation. Aber wie immer: Danach lief erstaunlicherweise auch alles auf Anhieb. Sogar das Windows. Das ist ja im Allgemeinen immer etwas frackiger, wenn sein Boot Device plötzlich anders aussieht.


Andererseits wäre ein komplettes Neuinstallieren vielleicht doch mal eine Idee, denn bei dem vielfachen Kopieren und Resizen, das diese Partition mittlerweile mitgemacht hat, habe ich das Gefühl, dass irgendwas seltsam ist: Laut df -h sind / und /home 64Z groß. Also Zetabyte. Ähmja. Nein. Nicht wirklich. Irgendwer rechnet da mit falschen Daten, aber ich habe bisher nicht rausgefunden, wer. Der Kernel meldet f_blocks=18446744069453111296 für / an das df, aber fdisk zeigt die richtige Partitionsgrößen an, fsck.ext4 ist auch der Meinung, dass das Dateisystem die richtige Größe hat. Ich habe keine Ahnung, was da abgeht, aber da ich das erst nach einem Tag überhaupt gesehen habe und bisher auch noch keine negativen Auswirkungen zu bemerken waren, werde ich es für's Erste ignorieren. Für den Fall der Fälle habe ich ja die alte Platte als Backup, da sind ja alle meine Daten noch drauf. Ich vermute irgendeinen Überlauf.

Was jedenfalls ganz hervorragend ist: Die Geschwindigkeit. Mein Linux war vorher ja schon relativ schnell - dafür, dass es sich um einen alten i5 der ersten Generation handelt zumindest. Natürlich ist alles, was mit Rechenleistung zu tun hat, noch immer grottenlahm; also zB das Bearbeiten von Fotos und Kompilieren von Programmen. Aber statt anderthalb Minuten fürs Booten zu brauchen, ist das System jetzt in gut 30 Sekunden eingeloggt. Programmstarts gehen jetzt deutlich zügiger, besonders Gimp und Firefox und Konsorten, die offenbar viel kleines Geschrebbels zusammensuchen müssen, bevor sie starten können. Außerdem ist das Notebook im ruhenden Desktop jetzt praktisch völlig geräuschlos. War mir vorher noch nie aufgefallen, wie laut die Platte war. Jetzt müsste ich nur der CPU glaube ich mal eine generalreinigung verpassen, der Lüfter geht häufiger mal an und die Kerntemperaturen sind doch etwas höher als früher. Neue Wärmeleitpaste wäre wohl mal eine Idee.

Und Windoof? Das startet auch sehr viel flotter! Geradezu blitzschnell. Also, für Windows-10-Verhältnisse. Dass es hier und da eine Gedenkminuten (Stunde) einlegt, ist ja normal, besonders wenn es seine monatlichen Patches auspackt und installiert. Oder eben stattdessen nichts tut, obwohl es eigentlich nichts anderes zu tun gäbe und man däumchendrehend vor dem Bildschirm sitzt und sich denkt: "Ja, was denn jetzt, passiert noch was?" ;-)

Fazit: Hätte schon vor Jahren mal eine SSD kaufen sollen.

EDIT 16.3.2022: Da die SSD nicht in der Datenbank war, aber dafür die mit der größeren Kapazität von 2TB, habe ich folgende Zeile in der drivedb.h der smartmondtools angepasst:

/var/db/smartmontools # diff drivedb.h /usr/share/smartmontools/drivedb.h
1970c1970
< "SanDisk SDSSDH3((250|500|1000|1024|2000)G| [124]T00)|" // Ultra 3D, tested with SanDisk SDSSDH3250G/X61170RL,
---
> "SanDisk SDSSDH3((250|500|1000|1024|2000)G| [24]T00)|" // Ultra 3D, tested with SanDisk SDSSDH3250G/X61170RL,

Wie man sieht, es fehlte nur die 1 für 1TB-Laufwerke. Außerdem habe ich mir ein kleines Script dazu gestrickt, das mir die relevanten Daten zum Thema TBW ausgibt, damit ich die nicht immer selber in der Ausgabe vom smartctl heraussuchen muss:

#!/bin/bash

SSD_DEVICE="/dev/sda"
SMART_INFO=$(smartctl -a "$SSD_DEVICE")

ON_TIME_TAG="Power_On_Hours"
GB_WRIT_TAG="Total_Writes_GiB"
GB_READ_TAG="Total_Reads_GiB"
GB_NAND_TAG="Total_NAND_Writes_GiB"
RESERVD_TAG="Perc_Avail_Resrvd_Space"

ON_TIME=$(echo "$SMART_INFO" | grep "$ON_TIME_TAG" | awk '{print $10}')
GB_WRIT=$(echo "$SMART_INFO" | grep "$GB_WRIT_TAG" | awk '{print $10}')
GB_READ=$(echo "$SMART_INFO" | grep "$GB_READ_TAG" | awk '{print $10}')
GB_NAND=$(echo "$SMART_INFO" | grep "$GB_NAND_TAG" | awk '{print $10}')
RESERVD=$(echo "$SMART_INFO" | grep "$RESERVD_TAG" | awk '{print $10}')

TB_WRIT=$(echo "scale=3; $GB_WRIT / 1024" | bc)
TB_READ=$(echo "scale=3; $GB_READ / 1024" | bc)
TB_NAND=$(echo "scale=3; $GB_NAND / 1024" | bc)

echo "BytesWritten.sh, version 1.0, 2022-03-16"
echo ""
echo "   Gigabyte Written: $(echo $GB_WRIT | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') == $(echo $TB_WRIT | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') TiB"
echo " Actual NAND Writes: $(echo $GB_NAND | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') == $(echo $TB_NAND | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') TiB"
echo "      Gigabyte Read: $(echo $GB_READ | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') == $(echo $TB_READ | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') TiB"
echo ""
echo "       On-line Time: $(echo $ON_TIME | sed ':a;s/\B[0-9]\{3\}\>/,&/;ta') hr"
echo "     Reserved Space: ${RESERVD} % (for relocating blocks)"
echo ""

Große Festplatte

Ich habe es endlich mal getan: Ich habe mir eine neue externe Festplatte als Datengrab angeschafft. Irgendwo muss ich ja die ganzen vielen Fotos ablagern, die ich mache! Und da kam mir dieses wunderschöne Angebot einer 10 TB großen externen Festplatte gerade recht. War zwar noch immer relativ teuer, aber besser als meine Fotos auf irgendwelche alten IDE-Platten aufzuteilen, die schon 20 Jahre im Schrank liegen.

Deswegen bin ich heute zu nicht viel Anderem gekommen, weil ich zuerst einmal das Dateisystem von NTFS auf ext3 umgestellt habe. Wobei, eigentlich hätte ich auch ext4 nehmen können. Oder irgendwas anderes. Da mein alter Rechner nur USB 2.0 kann - die zusätzliche USB 3.0 Karte will gerade nicht richtig funktionieren, ich glaube, die hat's irgendwie hinter sich -, dauerte das unglaublich lang. Bestimmt so eine dreiviertel Stunde. Kann ich mich ja schon mal auf was gefasst machen, wann das Kopieren vom alten Datengrab fertig wird. (In dem Zusammenhang: Das Kernel-Log sagt "Very big device." :-D You don't say! ;-))


Warum ich Kopiere, statt die alte Platte einfach ins Archiv (aka "Schrank") verschieben: Die kommt demnächst als Offsite-Backup an die Fritzbox in Seelscheid, dann habe ich da auch wieder etwas mehr Platz. Ich mache nämlich unglaublich viele Bilder, falls das bisher noch niemandem aufgefallen ist! ;-) Wenn ich nämlich den Blödsinn da runter werfe, der nicht aus Fotos besteht, sollte das für's Erste mal wieder reichen. Hoffentlich. dann muss ich das nicht in Seelscheid von der 1,5 TB Platte, die da liegt, umkopieren, sondern kann diese hier einfach anstecken und die andere mit nach Hause nehmen.

Projekt morgen: Die Partitionen von der Notebook-Platte auf die SSD umziehen, die ich mir in dem Zusammenhang nebenbei auch noch besorgt habe. Dann wird das hoffentlich mal wieder etwas flotter. Ich mein, nicht dass es unglaublich lahm wäre - mein Gentoo ist relativ gut optimiert, glaube ich. Aber etwas flotter dürfte es schon gerne sein, besonders beim Booten, wenn es sich die vielen kleinen, überall auf der Platte verstreuten Dateien zusammensuchen muss.

Meopta Flexaret VI Automat

Wenn es um sexy Kameras geht, sind TLRs auf jeden Fall ganz oben mit dabei. Mit ihren zwei Augen und dem allgemeinen Aussehen haben sie einfach den besten Retro-Faktor. In der Beziehung ist die Yashica 44 LM ja definitiv ein echtes Schmuckstück, aber leider etwas unpraktisch teuer in der tatsächlichen Nutzung, da 127 Rollfilme auf die Dauer viel zu sehr ein Nischenprodukt sind.

Deshalb habe ich ja schon länger nach einer TLR für "normalen" 120 Mittelformat-Rollfilm gejagt, insbesondere nach einer Flexaret. Diese von der tschechoslowakischen Firma Meopta bis in die 1970er gebauten Kameras sind nicht nur extrem robust und over-engineered, sie sind auch relativ günstig zu bekommen - im Gegensatz zu einer der diversen Versionen der Yashica 66, die ebenfalls auf meiner Liste standen. Aber vor allem, wenn man - so wie ich - nicht unbedingt so viel Wert auf das perfekte Aussehen legt, sondern einfach nur ein funktionierendes Stück Fotografie-Geschichte haben möchte, um damit Fotos zu machen. Außerdem sind TLRs selbst noch in einem leicht verwahrlostem Zustand sexy! ;-)


Denn selbst dieses leicht angeranzte Exemplar, das ich hier erstanden habe, ist trotz all der Fehler noch extrem hübsch anzusehen. Das gesamte Design mit dem grauen Pseudo-Leder und den aufstrebenden Streifen zwischen Aufnahme- und Sucherobjektiv erinnert mich sehr an den Film Metropolis aus den 1920ern. Irgendwie Futuristisch und doch total veraltet. ;-)

Jedenfalls bin ich froh, diese Flexaret VI Automat ziemlich günstig bekommen zu haben. Sie hat so ihre kleinen Macken, wie alles, was so uralt ist: Der Zentralverschluss ist etwas langsam und läuft bei Zeiten langsamer als 1/15 Sekunde nicht verlässlich ab. Aber immerhin läuft er überhaupt. Langsamer als 1/30 werde ich wohl kaum brauchen, auch nicht mit ISO 100 Film. Außerdem lässt sich der Sucher nicht mehr schließen, er hält nur noch mit einem Gummiband. Das macht aber nicht viel, kann ich mit leben. Blöder ist es da schon, dass die Mattscheibe einigen Dreck auf der Innenseite hat, an den ich nicht ran komme, ohne das gesamte Objektiv abzuschrauben - denn offenbar wollte schon der Vorbesitzer den Sucher reinigen, hat dabei aber alle Schrauben rundrum so ausgefressen, dass praktisch keine Schraubenköpfe mehr vorhanden sind. Könnte man jetzt natürlich vorsichtig mit dem feinsten Bohrer, den ich finden kann, ausbohren, aber so dringend muss das dann auch nicht sein. Wie gesagt, im Zweifel könnte man auch von vorne an Spiegel und Mattscheibe kommen.


Seit ich diese Fotos gemacht habe, habe ich sie auch ein bisschen gereinigt und die Belederung wieder angeklebt, damit sie wieder ein bisschen hübscher aussieht, wenn ich sie im Frühling bei hellerem Licht mal mit ins Feld nehme, um ein paar Aufnahmen zu machen. Bin auf jeden Fall gespannt, wie ich mit der Belichtung zurechtkomme: Natürlich hat diese Kamera keinen Belichtungsmesser. Dafür aber eine sehr interessante Mechanik im Verschluss: Auf der rechten Seite (bei Draufsicht von Vorne) gibt es eine Skala, an der man die momentanen Lichtverhältnisse anhand von Belichtungswerten (EV 3 bis 18) einstellen kann (Bild 1 ganz oben). Auf der anderen Seite kann man dann die Belichtungszeit (1s bis 1/500s in ganzen Blendenstufen, plus B) einstellen (Bild 2 ganz oben), wodurch automatisch die passende Blende eingestellt wird, da die beiden Ringe miteinander gekoppelt sind. (Wie man auf Bild 1 auch sehen kann, gibt es eine zweite Skala mit Blendenwerten am Objektivrand, an der man dann ablesen kann, was man eingestellt hat.) "Ungültige" Kombinationen lassen sich so gar nicht wählen, die Kamera hat praktisch eine manuelle "Programmautomatik", in der man mit dem Belichtungszeit-Hebelchen immer korrekte Wertepaare eingestellt bekommt. Die Kamera ist also definitiv für den Einsatz eines Belichtungsmessers gedacht, der einem EVs angibt, was damals ja nicht unbedingt selten war.

Die Flexaret VI ist das vorletzte Modell dieser Kamera, danach kam nur noch die VII, bevor Mitte der 1970er Jahre die Produktion eingestellt wurde. Zum Einen ging der Amateur- und Semi-professionelle Markt immer mehr an Spiegelreflexkameras verloren - sowohl in Richtung des Kleinbildformats (Amateure) als auch beim Mittelformat (Profis und solche, die sich dafür hielten) -, zum anderen wollte auch keiner mehr extra einen Belichtungsmesser mit sich rum schleppen. Die Kameratechnik wurde auch im Ostblock kleiner und schneller, da passte dieser Klotz nicht mehr ins Bild. Außerdem wurde das Werk wohl zusätzlich in dieser Zeit auf Militärprodukte umgestellt, zB Zielfernrohre und sowas; das war es dann leider für diese sehr tollen Kameras!


Optisch müssen die Flexarets wohl erstaunlich gute und scharfe Bilder liefern, insofern bin ich wirklich mal gespannt, was mich da erwartet und ob der Verschluss gut genug ist für Aufnahmen. Ansonsten muss ich den wohl mal auf machen und reinigen, auch wenn ich mich darum eher drücken wollen würde: Viel zu viele Einzelzeile, die man kaputt machen oder verlieren kann. Meine Sicht auf diese nahen Entfernungen ist ja auch nicht mehr so toll und meine Hände waren schon immer beide links! ;-) Aber ich bin erstmal guter Dinge, nachdem ich mal kräftig mit Druckluft durchgeblasen habe, laufen die Zeiten glaube ich wieder viel besser als vorher, da war wohl hauptsächlich Staub und Dreck drin. Das ist ja leider oft der Fall bei diesen alten Zentralverschlüssen, die außen an den Kameras angebracht sind und bei denen durch die Schlitze für die Hebel einfach alles eindringen kann, was in der Luft herum schwirrt.


Wie man sehen kann, sind die Linsen jedenfalls schön klar und und die Blenden-/Verschlusslamellen nur mäßig ölig. Das ist nach 50 bis 60 Jahren ja nicht bei allen Kameras der Fall. Ich kann allerdings nicht erkennen, ob die Objektive auch vergütet sind. Die Reflexionen sehen jedenfalls eher einfarbig weiß aus. Für ein paar s/w-Aufnahmen wird es aber schon reichen!

So, und zum Schluss noch ein paar Slow Motion Aufnahmen des Verschlusses. Da der mit 1/500s so viel schneller ist als der von der Beltica, bei dem ich diese Methode das letzte Mal versucht habe, musste ich die Handy-Kamera dann doch mal auf 960 fps stellen. Bei 24 fps abgespielt konnte ich dann die Frames zählen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich ungefähr eine halbe Blende drauf rechnen muss, die der Verschluss langsamer läuft, als er es eigentlich sollte. Viel genauer kann ich es leider nicht eingrenzen, denn es scheint mir doch so, als ob das Handy auch bei 960 fps tatsächlich nur 240 fps aufnimmt und dann drei Bilder dazwischen interpoliert. Oder die Belichtungszeiten sind einfach so langsam gewesen, dass die Bilder so ineinander fließen.



Egal, ich werde es sehen, wenn ich die Kamera teste. So schlimm wird es schon nicht werden! ;-) Was ich aber auf jeden Fall noch brauch, bevor ich Fotos damit mache, ist ein Trageriemen. Das Ding ist nämlich ganz schön schwer und ich möchte es nicht die ganze Zeit in der Hand tragen müssen. Ein passendes Lederetui und/oder -riemen war leider nicht mit dabei. Ich habe eh den Eindruck, dass das gute Stück die letzten Jahrzehnte als Austellungsstück in einer Vitrine verbracht hat. Zu viel Licht und Wärme würde jedenfalls den Zustand der Belederung und des Verschlusses erklären.

PS: Die war übrigens im Vergleich ziemlich billig, weil sie mal wieder aus einem dieser Konvolut-Käufe stammt, die ich immer mal wieder tätige. Das scheint die meisten Leute abzuschrecken. So habe ich die Practika und die Beltica praktisch umsonst dazu bekommen, nebst noch anderen Teilen, die ich demnächst vielleicht auch noch vorstellen werde, obwohl sie nicht unbedingt in mein Metier fallen!

Bunt, in Farbe und analog, Teil 9: Aachen

Film: Kodak VR 200 (abgelaufen), Kamera: Olympus OM-10, 14. September 2021

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Es ist zwar gutes Wetter, aber eiskalter Wind weht aus dem Osten. Deshalb - und weil meine Füße vom gestrigen Wandern noch immer weh tun - habe ich mich entschlossen, endlich mal den letzten Teil des Kodak VR zu veröffentlichen, der jetzt schon seit zwei Wochen fehlt.

Wie angekündigt, habe ich das letzte Drittel dieses Films bei unserem jährlichen Ausflug nach Aachen verschossen. Da findet man ja auch immer wieder genügend Motive. Zum Beispiel direkt nach dem Verlassen der Parkgarage die Glasfassade des Gymnasiums gegenüber. (Zuiko 50mm, 1/1000s, f/4.) Die Spiegelung der alten Kirche auf der anderen Straßenseite habe ich im Jahr davor ja schon mit der Zenit in s/w festgehalten, aber in bunt macht sich das auch ganz gut. Leider ist das alte Filmmaterial etwas störrisch was die Farbbalance angeht und das ganze hat einen starken Stich ins Lila bekommen. Nicht wirklich schön. Viel mehr war mit meinen bescheidenen Mitteln aber auch nicht an der Farbe zu machen, und selbst wenn, so will ich doch auch zeigen, was einen mit abgelaufenen Farbfilmen alles an "interessanten" Effekten erwartet.

Auch die Obstauslage hat einen leichten Rotstich, auch wenn ich hier ein bisschen besser gegensteuern konnte. (Zuiko 50mm, 1/125s, f/5,6.) Wenn von sich aus etwas mehr Farbe im Bild ist, habe ich ein bisschen mehr Orientierung, wie es eigentlich aussehen sollte. Insgesamt ist das Bild etwas dunkel geraten, da hätte ich wohl manuell gegensteuern müssen, was bei der OM-10 ja leider nur über die Belichtungskorrektur geht. Andererseits liegt es vielleicht auch am alten Filmmaterial: So richtig empfindlich scheint es mir ja nicht mehr zu sein. Und zu guter Letzt ist das ganze Bild auch noch leicht schief. Nicht mein glorreichster Moment! ;-)


Beim ersten Blick auf den Turm des Aachener Doms beginnt, wie man am Knick oben im Bild sehen kann, ein neuer Filmstreifen. (Zuiko 50mm, 1/125s, f/8.) Obwohl auch dieses Bild leicht rotstichig geworden ist, gefallen mir die Farben hier ganz OK. Außerdem ist es durch und durch scharf, weil ich mit f/8 doch mal eine ziemlich kleine Blende - für meine Verhältnisse - genommen habe. Insgesamt ein typisches Touristenfoto, aber mir gefällt es ganz gut. (Farbfilm ist meiner Meinung nicht immer so geeignet für solche mehr architekturlastigen Fotos. Da habe ich lieber schwarz-weiße Bilder.)

Wo die Farbe hingegen so richtig krass rauskommt und ein s/w-Film definitiv fehl am Platze gewesen wäre, das ist beim darauf folgenden Foto vom Vespa-Lenker. (Zuiko 135mm, ca. 1/250s, f/3,5.) Zudem bin ich mal wieder von der Leistung des 135mm Teles hingerissen. Selbst bei Offenblende sind die Spinnweben am Lenker sehr scharf; nur der grobe Film und der schlechte Scanner lassen sie ein wenig im Rauschen untergehen. Ich habe es allerdings vielleicht auch ein wenig mit der Farbkorrektur übertrieben, denn so grün waren die Fassaden im Hintergrund eigentlich nicht. Wie man sieht, es ist schwer die richtige Balance zu finden, weil der Film so gammelig ist. ;-)

Dann habe ich was ganz Verrücktes gemacht: Einfach mal die gelbe Rosenblüte im Restaurant fotografiert, wo nun wirklich nicht das beste Licht herrschte. (Zuiko 50mm, 1/60s, f/2,8.) Hier kann man sehr schön sehen, wie stark der Film in den dunklen Bereichen rauscht. Ansonsten ein erstaunlich gutes Bild. Hätte glatt noch eine Blende abblenden können, um die Blüte noch etwas schärfer zu bekommen. Wobei sie bei f/2,8 schon erstaunlich scharf ist.


Draußen vor dem Restaurant und ein paar Meter weiter gibt es ein Antiquariat, vor dem immer mal wieder ein paar Ausstellungsstücke stehen. So auch dieser alte Sessel mit einer 1950er Holzkiste. (Zuiko 50mm, 1/1000s, f/1,8.) Bi Offenblende habe ich hier einen sehr schön weichen Hintergrund, vor dem sich diese beiden Objekte hervorragend abheben. Zudem passt hier die seltsame Farblichkeit des abgelaufenen Films sehr gut zum Thema, finde ich. Gefällt mir gut.

Das Gleiche gilt für die bunten Karuessel-Gefährte: Knackig bunte Farben mit leichtem Stich. (Zuiko 50mm, unbekannte Zeit, f/4.) Normalerweise habe ich ja keine Leute in meinen Bildern, aber hier ließ es sich gerade nicht vermeiden, die ging einfach nicht weg mit ihrem Kinderwagen! ;-) Außerdem habe ich so ein bisschen mehr Street Photography Feeling im Bild. Warum die Farbe hier an sich nicht ganz so schlimm ist, weiß ich nicht, aber ich vermute mal, es liegt daran, dass mittlerweile die Sonne weg war und es etwas schattiger und dadurch "blauer" wurde. Leider habe ich die Belichtungszeit nicht aufgeschrieben, war ein Schnappschuss, sonst hätte ich einen Anhaltspunkt, wie "dunkel" es wirklich war und ob die Zeit einen Einfluss auf den Farbstich hat.

Der Gockel auf dem Brunnen wäre besser geworden, wenn er nicht halb vor der Fassade stehen würde. (Zuiko 50mm, unbekannte Zeit, f/4.) Aber irgendwie habe ich den richtigen Winkel nicht gefunden. Hätte es vielleicht mit dem 135er aus größerer Entfernung versuchen sollen? Nächstes Mal. Farblich OK, vielleicht etwas bleich.

Das letzte Hochkantfoto für heute finde ich am Besten: Das Riesenrad mit seinen vielen Gondeln. (Makinon 28mm, ca. 1/500s, f/5,6.) Ziemlich gutes Foto, finde ich, zu dem ich kompositionsseitig wenig zu sagen habe. Im Gegensatz zu vielen anderen Bildern auf diesem Film auch sehr kontrastreich, obwohl der Himmel ja eher einheitlich grau ist.


Ein Überblick über das Riesenrad bietet uns das vorletzte Bild, und zwar mit Vogelschwarm oben drüber. (Makinon 28mm, ca. 1/500s, f/5,6.) In den dunklen Bereichen rauscht es mal wieder sehr, anstatt dass man Details erkennen könnte, was mich doch vermuten lässt, dass man dem Film in diesem überlagerten Zustand mal eine Blendenstufe mehr Licht geben sollte. Trotzdem, insgesamt ein recht schönes Bild, auch wenn es eher zu den Touristenshots gehört. Bleibt die Frage, warum wir eigentlich immer in Aachen sind, wenn das Riesenrad auf- oder abgebaut wird. ;-)

Zuletzt noch ein Rückblick auf den Turm des Doms, eingerahmt zwischen Geranien und Gemäuer. (Makinon 28mm, 1/500s, f/5,6.) Auch dieses Bild gefällt mir ganz gut, sodass ich da wenig zu zu sagen habe. Gegen Ende ist der Film etwas seltsam lila, siehe oberen Rand. Keine Ahnung, was da abgeht; vielleicht nicht genug Entwickler dran gekommen, da saß evtl. die Klammer, die den Film in der Suppe gerade gezogen hat. Keine Ahnung, was die für Maschinen da im Labor benutzen.

Fazit: Spannender Film! Im Gegensatz zu dem abgelaufenen schwarzweißen Ilford Delta von vor einiger Zeit, kann man ihn einigermaßen normal benutzen. Der Delta war ja doch sehr rauschig. Nun weiß ich nicht, ob der grundsätzlich so sein soll. Beim Kodak VR weiß ich ungefähr, wie der aussehen soll, und trotz der langen Lagerung kann man noch erkennen, was er eigentlich tun soll. Für ernsthafte Aufnahmen würde ich ihn allerdings nicht mehr benutzen, dafür sind die Farbverschiebungen dann doch ein bisschen heftig!

Ansonsten: Habe mittlerweile bei C (Grüße an dieser Stelle) noch ein paar weitere abgelaufene Filme eingesammelt, darunter welche vom DM. Den gibt es ja jetzt auch schon bestimmt 10 Jahre nicht mehr. Ich glaube, das war ein Agfa. Bin ich jedenfalls mal drauf gespannt, vor allem, weil ich da zwei Versionen habe: ISO 200 und ISO 400, beide etwa 10 Jahre alt. Außerdem waren da noch ein paar s/w-Filme dabei, auch wieder teure Ilfords - dieses Mal HPs -, die allerdings ungefähr so alt sein dürften wie der Delta damals. Die finde ich ehrlich gesagt ja noch spannender als abgelaufene Farbfilme! ;-)

Weiter geht es beim nächsten Mal jedenfalls in s/w mit Fotos aus dem Uckerather Wald, als ich das 50mm an der Dynax meiner Frau getestet habe, bevor ich die Blende gefixt hatte.