Skip to content

Bunt, in Farbe und analog, Teil 10: Tomb Raider Meeting 2023 - Kodak Gold

Kodak Gold 200 #4 + #5, Juni 2023
  • Nikon F601, Nikon Series E 50mm 1:1.8, Nikkor AI 200mm 1:4, Nikkor AF 85mm 1:1.8, Nikkor AI 35mm 1:2
  • Entwicklung: Labor (Rossmann)
Nachdem ich vor ein paar Tagen hier die Schwarzweiß-Fotos vom Tomb Raider Meeting vorgestellt habe, kommen heute eine paar bunte, die ich mit der F601 gemacht habe. Wie in alten Tagen! Habe glaube ich mit dieser F601 noch gar keinen bunten Film belichtet. Aber das Gefühl von 1990er-Urlauben in Dänemark war direkt wieder da.

Insgesamt sind es dann zwei Filme geworden, von denen ich hier aber wie immer nur die vorstellen möchte, die keine Personen zeigen. Der Kodak Gold 200 ist vom Material her auch so ziemlich genau die Qualität, die ich damals in den 1990ern verschossen habe. Somit haben die auch das entsprechende Retro-Feeling. (Wobei ich damals meist den noch billigeren Kodak VR verwendet habe, den es aber glaube ich gar nicht mehr gibt.) Ich habe den Eindruck, dass sie einen leichten Stich ins Lilane haben, aber das kann auch an meinem Scan liegen. Ich mache sonst ja hauptsächlich s/w, da bin ich das nicht gewohnt. Die Filme waren jedenfalls mehr oder weniger frisch, das Mindesthaltbarkeitsdatum gerade so abgelaufen, wenn ich mich recht erinnere.

Kommen wir aber zu den Bildern, insbesondere zu Film 1: (Bei allen Bildern fehlen die Belichtungsangaben, denn in der Hitze des Gefechtes hatte ich dafür nicht auch noch Zeit. Außerdem handelt es sich ja hauptsächlich um Schnappschüsse ohne großen künstlerischen Anspruch. ;-))

Das erste Bild zeigt das Kurhaus in Bad Grund. (35mm) Mal wieder habe ich die üblichen Probleme, die Kamera gerade zu halten. Unten links in der Ecke sieht man ein paar Mitglieder unserer Geocaching-Gruppe, sie mögen mir verzeihen, dass sie dann doch mit drin sind. Aber das Sucherbild der F601 ist merklich kleiner als das, was nachher auf dem Film landet. Da die automatischen Abzüge, die man aus dem Labor bekommen hat, ja auch immer ein bisschen ausgeschnitten waren, ist das früher nicht so aufgefallen. Aber meine Scans versuchen immer, möglichst viel der belichteten Fläche einzufangen. Jedenfalls, wie man sieht, das Wetter war eher so naja. Durch den leichten Lila-Stich sieht es allerdings drohender aus, als es tatsächlich war.


Die Steine in der Grubenlore vor der Kirche sind ganz interessant raus gekommen. (35mm.) Würde mich interessieren, welche Blende ich da benutzt habe. Muss ja relativ weit offen gewesen sein. Aber nicht zu sehr. 2,8? Keine Ahnung. Die Kirche ist jedenfalls schön unscharf, so wie ich es gerne habe. Auch hier könnte der Horizont etwas gerader sein, aber aus dieser halb hockenden Position kann man das entschuldigen.

Der Zwerg hinter der Kirche wirkt sehr viel Schärfer, habe ich den Eindruck, was wohl am verwendeten Objektiv liegen wird. (85mm.) Das ist ja eh immer rattenscharf. Auch die Farbwiedergabe erscheint mir etwas besser. Liegt es vielleicht daran, dass auf dem 35er ein Skylight drauf ist, während auf den anderen, also insbesondere auch auf dem 85er, nur ein normales UV-Filter sitzt? Hm. Der Unterschied ist mir früher nicht so aufgefallen. Aber wahrscheinlich liegt es dann doch eher am Objektiv selber, oder? Das ältere AI ist völlig anders vergütet, was man auch gut sehen kann, wenn man es ins Licht hält. Naja, im Endeffekt liegt es wahrscheinlich eh an meiner Nachbearbeitung, was sämtliche Spekulationen ad absurdum führt... ;-)

Genießen wir daher lieber diesen verzierenden Heißluftballon. (85mm.) Den fand ich sehr spannend, wie er da am alten Fachwerk herunter hängt. Im Nachhinein spannender ist es allerdings, mal richtig weit rein zu zoomen in diese 4k Version und festzustellen, wie scharf fas 85er ist. Und dass es auch auf Film erstaunlich wenige Chroma-Fehler hinterlässt. Aber auch wieder nicht zu genau hin schauen, denn oben in der Regenrinne kann man erkennen, wie die automatische Fusselentfernung ein recht großes Störobjekt entfernt hat. Die funktioniert grundsätzlich zwar ganz gut, aber hat dann doch manchmal Probleme, gerade bei Katzenhaaren! ;-) Aber dieser Film kam so schmutzig aus der Entwicklung, dass ich ihn nicht so wie sonst manuell hätte behandeln können, da wäre ich jetzt noch nicht fertig. Ich weiß ja auch nicht, wann die im Labor das letzte Mal den Entwickler gewechselt haben, aber da hatte sich wohl einiges an Dreck drin angesammelt. Vielleicht kommt da auch der Farbstich her: Alte Chemie! (Ich sollte mal testen, wie die Entwicklung bei dem Laden am Markt in Bonn ist; für 6 Euronen machen die Entwicklung und Scan, da lohnt es sich kaum noch, das selber zu machen, zumindest bei den Farbfilmen, die ich eh nicht selber entwickle.)


Die Kirche ist auch wieder schief. (35mm.) Unten an der Ecke kommt U genau in dem Moment um die Ecke, als ich den Auslöser gedrückt habe. Kann man ja nicht mit rechnen. Aber sie ist dann doch so weit weg, der Film so grob und das Objektiv so weitwinklig, dass man sie eh nicht erkennen kann. ;-) Hübsches Bild, jedenfalls, bei dem die Blautöne des Himmels auch einigermaßen stimmig sind. Trotzdem ist die Lila-Grün-Balance auch hier ein bisschen off. Pass auf, am Ende liegt das nur an meinen Monitoren, die ja alle was unterschiedliches anzeigen! Blöder, neumodischer LCD-Kram! :-D

Für ein Farbfoto eignete sich diese Pflanzschale perfekt, schließlich hatte sie einer mit roter Farbe verunstaltet. (35mm.) Da hatte wohl jemand was gegen die Darstellung der weiblichen Nacktheit und hat aus Protest... oder auch nicht! ;-) Sieht jedenfalls faszinierend aus. Rot kriegt der Kodak also schon mal gut hin!

Daran, dass die Rose vorne schon ein ganz kleines bisschen unscharf ist, während die Kelchblätter perfekt sind, entnehme ich, dass ich dieses Bild wohl mal wieder weit offen gemacht habe. (35mm.) Der Wirkung tut es allerdings keinen Abbruch. Die schon leicht an Wassermangel leidende Blume zwischen den Beinen des Bergmann-Denkmals gefällt mir sehr gut. Der Winkel ist allerdings vielleicht nicht spitz genug, da hätte ich noch ein bisschen mehr mit Fluchtpunkten arbeiten sollen. Im leicht unscharfen Granit kann man übrigens wieder haufenweise automatisch retouchierte Flusen sehen. Schlilmm, wie verstaubt der Film zurück kam. Insgesamt ist das Motiv glaube ich fast besser für einen s/w-Film geeignet gewesen.


Eines der schönsten Bilder auf diesem Film ist meiner Meinung nach diese regenbogenfahrradfahrende Katze. (35mm.) Hier sind auch die Fluchtpunkte passender. Leider kommt die kleine Maus auf dem Lenker nicht so richtig raus, der Kontrast zum Hintergrund ist erstaunlich gering. Aber ein hübsches Bild. Gefällt mir. (Wie immer merkt man das daran, dass ich recht wenig dazu schreibe. Hach, ich bin immer viel zu selbstkritisch! ;-))

Bei diesem Blick auf die alten Holzhäuser kann die Serie E mal so richtig scheinen. (50mm.) Ich muss wirklich mal, jetzt da ich das 50/1.8G zurück habe, ein Shoot-Out machen zwischen den verschiedenen 50ern, die ich habe. Ich habe immer den Eindruck, bis auf die Beschichtung, die bei den neueren Objektiven zweifelsfrei besser sein wird, ist das kleine 50/1,8E ein richtig gutes Objektiv. Ich bin von den Bildern, die ich damit gemacht habe, jedenfalls noch nie enttäuscht worden! Immer scharf, immer kontrastreich. Der Kodak macht hier, wo endlich mal ein bisschen Sonne die Szenerie erhellt, übrigens auch einen ganz guten Eindruck.

Einige Besucher der Meetings kann ich übrigens doch online stellen: Die Hunde! Hier den kleinen schwarzen. (85mm.) Schönes Foto, zu dem ich auch wieder recht wenig sagen werde. Etwas schief, wie immer, aber wenn man sich halb auf den Boden legen muss, ist das auch OK.


Am Ende des Filmes sind wir dann auch schon am nächsten Tag angekommen. Da war mein erstes Opfer mal wieder eine Lore, von denen es in Bad Grund ja diverse gibt. (35mm.) Alte Bergwerksstadt halt. Diese hier ist allerdings ziemlich zugewuchert. Hätte noch einen Schritt näher ran gehen können. Hübsche Unschärfe im Hintergrund. f/2 tatsächlich?

Kommen wir dann auch direkt zu Film 2, den ich an diesem verlängerten Wochenende verschossen habe:

Was haben wir da als erstes? Eine Tränke für Kühe. (85mm.) Kann ich ja irgendwie auch nie dran vorbei gehen. ;-) Diese hier ist recht bunt mit der roten Hängerkupplung vorne, den grau-metallenen Tanks, dem hellbraunen Holz, auf dem sie angebracht sind, und der allgemeinen Grünheit drumherum. Fehlt eigentlich nur ein bisschen blauer Himmel, aber so weit kam ich nicht runter.

Ein Blick den Weg runter, den wir gerade hoch gegangen waren, mit den Bäumen an den Rändern, verpasst einem ein leicht romantisch-heimatliches Gefühl. (50mm.) Also zumindest mir. Hübsch. Nicht wirklich was drauf zu sehen, ein typisches touristisches Landschaftsfoto. Immerhin kann man sehen, dass wir auch mal richtig gutes Wetter hatten.


Im Wald hin Kunst herum, die ich natürlich auch mit genommen habe. (50mm.) Ist allerdings sehr grün geworden. Apropos: Der zweite Film scheint in der Grün-Lila-Balance besser abgestimmt zu sein. Ist der vielleicht durch eine andere Maschine gegangen? Scheint mir auch etwas weniger Staub und Flusen zu haben. Wieder bin ich erstaunt von der Abbildungsleistung des 50E: Diese feinen, filigranen Muster an den Rändern dieser Platte sind hervorragend aufgelöst und nur die Grobheit des Films verhindert ein schärferes Bild. Stelle ich ja auch immer wieder an der Digitalen fest, wie klasse das Ding ist!

Je weiter man den Berg hoch kommt, je tiefer man in den Wald eindringt, desto mehr Kunst gibt es übrigens zu entdecken. So auch diesen creepy Roboter. (85mm.) Muss man glaube ich nicht viel mehr zu sagen. Ziemlich gruselig, dieses Gesicht auf dem Metallkörper. Hatte ich das 135mm eigentlich nicht dabei? Das wäre hier wohl besser geeignet gewesen. Mit dem 85er ist das Ding doch recht weit weg. Auch wenn man gut rein zoomen kann, schließlich ist das 85mm mit das beste (Alt-)Glas, das ich besitze! Schlägt auf jeden Fall das 50E, das ich gerade noch so gelobt habe.


Schilder, gerade verbogene und misshandelte Schilder, sind ja auch so eine Leidenschaft von mir. (85mm.) Wenn dann auch noch viele bunte Blätter drumherum hängen, umso besser. Schöne Strukturen, die gerade noch in den Blättern erkennbar sind. Ja, da reicht der Film dann doch nicht mehr aus. Digital hat schon was für sich. Aber den weichen Retro-Look mit Grain kriegt man halt doch nur auf Film!

Die drei Typen am Wasserfall wollten einfach nicht weg gehen, auch nachdem ich sie gewarnt habe, dass sie dann in meinem Blog landen! Selber Schuld! ;-) (50mm.) Viel Wasser ist ja nicht drin, im Wasserfall. Ich habe aber extra eine lange Belichtungszeit gewählt, daran kann ich mich erinnern. Und das sieht man ja auch, das Wasser ist ist recht verschmiert. Die Gesichter meiner drei Mit-Cacher übrigens auch, sodass ich auch nur ein mäßig schlechtes Gewissen habe. Sie selber würden sich wohl noch erkennen, aber ich glaube, die KI-Gesichtserkennung hätte dann doch so ihre Probleme. ;-)

Und dann waren wir auch wieder am Meetinghaus, denn es war Zeit, den Grill anzuwerfen! (50mm.) Hm, lecker, da krieg ich gleich Hunger! Da wir das Futter dieses Mal selber mariniert hatten - also, nicht wir am Grill, sondern Lemon, die kann das -, war es auch gleich noch mal doppelt so lecker. Aber so ein richtig großer Grill hat ja schon was. Da passen gut drei bis vier Tüten Kohle rein. Gut, ist ja auch für 30, 40 Leute gegrillt worden!


Aber nicht nur Grillgut, auch Salate hatten wir mal wieder in diversen Ausführungen. (50mm.) Und nein, ich werde nicht für Cola-Werbung bezahlt! Die stand rein zufällig so! (Wenn ich mir das recht überlege, ich sollte für Cola-Werbung bezahlt werden! :-D)

Und dann war auch schon der letzte Tag und ich wollte den Film noch voll bekommen, statt ihn angefangen mit nach Hause zu schleppen. War bei diesem auch einfacher als bei dem s/w, den ich in der F90x drin hatte. Da habe ich tatsächlich weniger Bilder gemacht, als ich gedacht hätte. Jedenfalls, hier ein Blick nach gegenüber, auf eines der blau gestrichenen Holzhäuser. (85mm.) Wer genau hin schaut, kann einen schlafende Mann finden. ;-)


Am Ende noch zwei Mal Hundis! (Beide 85mm.) Den Schwarzen hatte ich ja oben schon mal. Hier aber seitlich, wie er gerade an irgendwas herum kaut. Der Weiße war mal wieder müde. Die beiden sind ja schon sehr niedlich. Wenn es nur keine müffeligen Hündchen wären! :-D Solange die sich mit sich selber beschäftigen, bin ich ja OK damit, aber ansonsten werde ich immer ganz schnell wieder zu einem Katzenmensch! ;-)

So, das waren dann aber auch endlich alle Bilder vom Meeting dieses Jahr. Jetzt ist ja bald schon wieder Zeit fürs Orga! Man man man, ich bin aber auch irgendwie schwer hinterher. Ich habe auch gerade gar keinen Plan, was als nächstes bei den s/w ansteht. Ich glaube, der 120er, den ich mit der Zeiss Nettar verschossen habe, damals im Juli am Cinedom in Köln.

Schwarz-weiß und analog, Teil 238: Verscheintes Lanzenbach gepusht

Kentmere 400 #4, 7./8. März 2023
  • Nikon F601, Nikon Series E 50mm 1:1.8, AF Nikkor 200mm 1:4
  • Entwicklung: Ilford Microphen Stock, 19:10 Minuten (12:00+60%), 20°C, Adofix Plus 1+7 (3.), 8:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Gepuschte Bilder im Schnee sind schon was besonderes, denn Schneebilder haben meist eh schon einen gewissen Überfluss an Kontrast: Der helle, glänzende Schnee reflektiert naturgemäß nun mal sehr viel Sonne, selbst an diesigen Tagen, während die Schatten der tief stehenden Sonne das Licht geradezu einsaugen. Letzteres Phänomen habe ich in den nun folgenden Bildern eher weniger; es war wirklich sehr diesig und - wenn ich mich recht erinnere - auch noch recht früh am Morgen, sodass krasse Schatten eher selten vorkommen. Das heißt aber nicht, dass es nicht viel leuchtenden Schnee gab.

Das erste Bild ist jedoch bei uns im Garten entstanden, als mal wieder eine der Tauben auf der suche nach Vogelfutter dick und bräsig auf dem Rosenrankgitterdings gelandet ist. (A, unbekannte Zeit, f/4, 200mm.) In normaler Größe (also, sagen wir mal Full HD) ist das Bild nicht groß anderes, als Bilder ohne Push, die ich mit Kentmere 400 gemacht habe. Wenn man dann aber auf 4k rein zoomt, besonders auf meinem doch recht niedrig auflösenden Laptop, kann man gut sehen, wie kontrastreich die Körnung durch den Push-Prozess geworden ist. Trotzdem ist die Auflösung des Films noch immer erstaunlich hoch - gut, der sollte sich ja auch nicht wirklich ändern, nur weil ich en Film pushe. Die Schärfe des 200mm AI Nikkors, die ich ja auch an der digitalen Kamera immer wieder bewundere, tut das ihre zu diesem Eindruck. Deswegen habe ich mich entschieden, diesem Bild mal einen besonders prominenten - sprich einzeln stehenden, großen - Platz einzuräumen. Und das hat jetzt gar nichts damit zu tun, dass mir die anderen dann so besser ins Konzept passten und dass das sowieso einen Tag früher entstanden ist als der Rest! ;-)


Am nächsten Tag bin ich dann aber mal ernsthaft vor die Tür gegangen, um den Rest dieser Rolle voll zu bekommen, deren Anfang ja schon ein Trekdinner und ein Orgameeting mitgemacht hatten. Meine ersten Opfer waren wie immer die beiden Pferde, die kleinen Schmuddelküken, die gegenüber auf der Weide stehen, wenn man aus unserer Straße raus kommt. Das schwarze lief mir zuerst vor die Linse. (A, 1/2000s, f/16, 200mm.) Oh, ja, es war dann doch sehr hell für einen Film, den ich bei ISO 1600 belichtet habe, denn der Schnee ballerte schon recht kräftig. Hier haben wir praktisch eine schwarze Pferde-Silhouette vor einem komplett weißen Hintergrund. Der Schnee war also hell genug, um hier selbst bei f/16 und der schnellsten Zeit, die die F601 kann, den Film mit Nenngeschwindigkeit 400 beinahe durch zu belichten - bis auf ein paar Grasbüschel. Ja, da ist noch ein gewisses Grundrauschen der Körnung zu erkennen. Aber wenn man mal nach oben links schaut: Der Himmel ist dunkler als der Schnee! Faszinierend!


Beim weißen Pferd musste ich weniger extrem abblenden, trotzdem ist das schon sehr schnell für so einen trüben Tag. (A, 1/2000s, f/8, 200mm.) Faszinierend, wie der nasse Pelz noch immer Strukturen wirft, die der Film einfangen konnte. Kentmere 400 ist jetzt auch nicht unbedingt das feinkörnigste Material. Trotzdem kann man jede Stelle, an der das Tier dringend mal gestriegelt werden müsste, erkennen. Bei diesen moderateren Lichtverhältnissen sieht man auch wieder, dass der Film auch bei Push um zwei Stufen noch sehr viel Mitteltöne behält: Die Bretter rechts am Verschlag haben eine recht naturnahe Helligkeit beibehalten, auch daneben hinter dem Gitter ist das Gewusel aus Stroh ganz gut erkennbar. Die Matschspuren vor dem Verschlag gehen leider ein bisschen in der Unschärfe unter, aber auch hier lassen sich Strukturen noch gut erahnen. Bis hier her kann ich also nur sagen: Wer gerne kontrastreiche und trotzdem recht feinkörnige Bilder haben will und/oder gerne weit geschlossene Blenden verwendet, sollte mal versuchen, Kentmere 400 zu pushen. Ich müsste das mal mit anderem Entwickler versuchen, denn Microphen ist ja gerade für Push gemacht. Aber ich nehme an, auch ID11/D76 sollte brauchbare Ergebnisse liefern. Adonal hat mir bei Kentmere-Filmen ja nicht so gut gefallen, weil die Bilder dann doch sehr körnig wurden. Wer das gerne hat, sollte vielleicht mal Foma 400 um ein oder zwei Stufen pushen, was ja auch noch auf meiner To Do Liste steht. Hm, ich habe da auch noch ein paar Rollen abgelaufenen Ilford HP rumliegen... ;-) (So viele Möglichkeiten, so wenig Zeit! Jetzt im Sommer ist das eh illusorisch, da ist es viel zu hell!)

Aber weiter im Text: Der Holzstapel mit Weg begegnet mir ja des öfteren auf unserer Rundtour ums Dorf. (A, 1/2000s, f/8, 50mm.) Hier bestimmen die Schatten das Geschehen, die noch immer ganz wenig Struktur abbilden können. Also, ungefähr so viel, wie der billige Foma bei normaler Belichtung/Entwicklung hin bekommt. Also gar nicht mal so schlecht. Die einzelnen Äste sind gut zu erkennen, selbst da, wo kein Schnee drauf liegt. Die chaotischen Äste im Himmel verlieren sich allerdings ein bisschen in Überbelichtung. Hier hatte ich auch bei den dünneren Exemplaren mit mehr Kontrast gehofft.


Die Scheune sollte ja mittlerweile auch bekannt sein. (A, 1/2000s, f/8, 50mm.) Im Schnee springt sie einen förmlich an, ist sie doch das einzige, was nicht praktisch komplett weiß geworden ist. Auch hier hätte der Kontrast durchaus noch heftiger werden können, etwa oben in den Leitungen. Vielleicht hätte ich auch hier mal komplett auf f/16 schließen sollen, vielleicht liegt es auf diese Entfernung dann doch wieder an der einsetzenden Unschärfe. Man sieht, ich lerne auch hier noch aus meinen Experimenten. Wenn man schon pusht, auch ruhig mal in die Vollen gehen!

Die andere Richtung am Scheunendach vorbei bringt kaum neue Erkenntnisse, aber ein gefälligeres Bild. (A, 1/2000s, f/5,6, 50mm.) Ich bin ja immer auf der Jagd nach offeneren Blenden, was ich - wie ich beim letzten schon festgestellt habe - in diesem Fall vielleicht mal hätte überdenken sollen. Wobei der Grund hier tatsächlich mehr so der Kram war, der von rechts ins Bild hinein ragt. Ein bisschen Vordergrundunschärfe wollte ich haben, ich habe sie bekommen. Dass die nicht so Klasse wirkt, wie ich mir das vorgestellt habe, werde ich mir jetzt mal für die Zukunft merken.

Was eine voll geschlossene Blende bewirkt und dass das manchmal tatsächlich die bessere Wahl ist, sehen wir an den verschneiten Reifen auf dem nächsten Foto. (A, 1/2000s, f/16, 50mm.) Nun hatte ich hier auch kaum eine andere Wahl, denn schneller ging mit dieser Kamera ja auch nicht. Aber ich glaube, dass dies das beste Bild von gestapelten Reifen ist, dass ich bisher produziert habe. Gerade diese ganz leichte Unschärfe, die im Hintergrund passiert, gefällt mir extrem gut. Und dass der Himmel im Vergleich zum leuchtenden Schnee geradezu dunkel ist, gibt dem ganzen Arrangement zusätzlichen Umpf! Cooles Bild.


Auch der verlassene und verschneite Anhänger vor den Feldrainbäumen hat was, auch wenn da der Film wohl leichte Probleme hatte: Unten rum sieht er aus, als würde der helle Schnee die dunkleren Bereiche überstrahlen - aber vielleicht liegt das auch daran, dass das UV-Filter auf der Linse nicht unbedingt besonders sauber war. (A, 1/2000s, f/8, 50mm.) Schließlich tropfte es die ganze Zeit von den Bäumen und ich musste hin und wieder mal wischen, ohne ein passendes Mikrofasertuch dabei zu haben. Ansonsten: Ebenfalls ein sehr schön kontrastreiches Bild, wenn das denn das Ziel der Übung war.

Wenn mal nicht unbedingt der Schnee im Vordergrund der Motivsuche stand, konnte ich tatsächlich auch mal von der schnellsten Geschwindigkeit, die die Kamera unterstützt, weg gehen und auch die Blende nur mäßig weit schließen, was ich hier bei diesem Bild von der Leine direkt mal ausgenutzt habe. (A, 1/1000s, f/5,6, 50mm.) Besonders schön finde ich hier die kleinen Wassertropfen, die sich praktisch an jedem Astende gebildet haben, als der Schnee anfing zu tauen. Wie gesagt, ich habe an dem Tag auch genug davon auf den Kopf und auf das Objektiv bekommen. Auch die rostige Wäscheklammer hat einen gewissen Reiz, auch wenn ich noch immer nicht sehen kann, was die da eigentlich festhalten soll, oder ob das nur eine "Parkposition" ist. ;-) Die unscharfe Behelfsbrücke im Hintergrund rundet das Bild ab.


Als ich dann am Ende doch noch immer ein Bild übrig hatte, habe ich dann noch den Nachbarskater auf dem Kissen unterm Esstisch abgelichtet. (A, unbekannte Zeit, f/2,8, 50mm.) So habe ich immerhin noch ein Bild mit Lichtverhältnissen, die ungefähr dem entsprechen, weshalb ich diesen Film überhaupt pushen wollte: Indoors im Winter. Und was soll ich sagen: Da brauche ich eigentlich keinen Delta 3200 zu kaufen, der ist mir mit seinem kräftigen Korn eh ein bisschen zu unruhig. Da würde ich demnächst einfach mal versuchen, diesen Ilford noch eine Stufe höher zu pushen. Ich glaube nämlich, dass der das durchaus noch hergeben würde. Ansonsten habe ich mittlerweile ja auch noch das 50/1.4 Nikkor gekauft, damit ist das vielleicht gar nicht mal nötig!

Fazit: Kentmere 400 lässt sich meiner Meinung nach hervorragend pushen, ohne direkt zu kontrastreich zu werden. Die Körnung ist trotzdem noch relativ sanft und die Auflösung entspricht ungefähr dessen, was ich von einer "normalen" Entwicklung gewohnt bin.

Nächstes Mal: Ein Testfilm, den ich durch die F55 gejagt habe, die ich in Hennef beim Lutz auf dem Flohmarkt erstanden habe. Und zwar alle Bilder mit dem dazugehörigen Sigma Zoom. Auch mal was anderes. Jetzt vielleicht nicht so spektakulär wie diese Push-Entwicklung, aber immerhin. ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 230: Kölner Winter

Fomapan 100 #44, 31. Januar 2023
  • Nikon F601
  • Entwicklung: Microphen Stock, 16:45 Minuten (12:00+40%), 20°C, Adofix Plus 1+5 (9.), 7:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Das besondere an diesem Film ist, dass ich ihn nicht nur mal wieder um zwei Blendenstufen gepusht habe, sondern auch, dass ich keine Daten zu den verwendeten Zeiten, Blenden und Objektiven habe. Einfach, weil ich keine Zeit hatte, das alles aufzuschreiben, als wir mit Finchen bei diesem Schiet-Wetter durch die Stadt gegangen sind. Deshalb können wir - ganz uncharakteristisch - diesen Teil des Films einfach mal so genießen, ohne ihn zu sehr analysieren zu müssen. ;-) Davon abgesehen scheinen mir so ziemlich alle Bilder mit dem 50mm E-Serien-Objektiv gemacht zu sein. Und zumindest als der Abend später wurde dann auch ziemlich weit offen.

Fangen wir also einfach mal mit einem der diversen Portale des Kölner Doms an, bzw. dem Fenster darüber. Wie man am Himmel sehen kann, es war wirklich nicht das beste Wetter. Trotzdem haben wir hier einigermaßen starke kontraste, was wohl auch am Pushprozess liegt. Wenn man zwischen die Verstrebungen hinein zoomt, sieht man dementsprechend auch schon recht kribbeliges Korn. Aber ich bin immer wieder fasziniert, dass der Kentmere 400 sich recht gut pushen lässt, dafür dass es sich ja doch immerhin um einen der günstigeren Filme handelt, die man so bekommen kann.


Ähnlich sieht das Bild aus, wenn man von der Hohenzollern-Brücke in Richtung des Doms zurück schaut. Hier hat F noch eben schnell den berühmten Liebes-Schlösser-Cache mitgenommen, der gehört für jeden Cacher ja zum Pflichtprogramm. Schon recht kribbelig, was man da im Himmel alles an Korn hat. Aber das macht ja auch den Charme eines solchen s/w-Experiments aus. Insgesamt gefällt mir das Bild sogar sehr gut, ich sollte häufiger mal solchen touristischen Blödsinn fotografieren. Und ein bisschen Street Photography wäre auch mal schön, aber ach, das Persönlichkeitsrecht der abgebildeten Menschenmassen kommt mir dann immer ins Gehege. Hier und bei diesem Rauschen kann man die Leute zum Glück alle nicht erkennen, deshalb macht das auch nichts, denke ich.

Da Köln ja bekannt für seinen Karneval ist, hier noch ein Beispiel für das, was einen im Februar so erwartet: Ein bisschen dickliche Leute mit seltsamer Kappe auf dem Kopf! ;-) Ich denke, vorne in diese Tülle, die der in der Hand hält, gehören eigentlich noch ein paar Strüssche rein. Aber da der eigentliche Karneval noch ein paar Tage entfernt war, als wir hier waren, gab es die wohl noch nicht.

Am Römisch-Germanischen Museum habe ich dann noch den halben beleuchteten Schriftzug mitgenommen. Weil der so glühte, also von hinten. Und diese Metallverkleidung des Gebäudes fasziniert mich ja auch immer wieder, wenn ich hier vorbei kommen. Beides kommt auf dem Film richtig gut raus. Die Laterne links gibt zugleich noch ein bisschen Chaos im Bild. Gefällt mir. (Ja, klar, was soll ich auch andres sagen? ;-))


Auf der Hohestraße hab ich dann versucht, nur die Beleuchtung mitzunehmen, statt alle Leute, die dann nachher meckern, dass sie im Internet sind. Siehe Persönlichkeitsrecht oben. (Warum ist das in Deutschland eigentlich so seltsam? Die Leute haben Fratzenbuch und Schmoogl, holen sich die Aal-Ex-Ah ins Haus und regen sich dann auf, wenn sie mal aus Versehen im Bild stehen... Naja... Muss so eine Sache sein.) Jedenfalls, man sieht, es wurde langsam Abend und somit dunkler, da kommen die Lampen und die Leuchtreklamen richtig gut raus. Auch ein witziges Bild.

Wir waren dann mit ihr in einem der leckeren Restaurants (Pizza) am Heumarkt, wo wir nachher dann noch dieses Lastenrad gefunden haben. Mit dem regennassen Kopfsteinpflaster darunter und den Leuchtreklamen dahinter ergab das ein sehr spannendes Motiv. Eines der besten Bilder auf der Rolle, glaube ich. Also, ich finde es jedenfalls sehr spannend.

Nebenan habe ich dann noch das Gilden Brauhaus erwischt, wie es nachts mit dieser aufwärts strahlenden Beleuchtung aussieht. Ziemlich cool eigentlich. Überhaupt finde ich, dass sich s/w-Filmfotografie, und insbesondere mit einem gewissen Push, für solche Nachtaufnahmen gut eignet. Da kommen immer wieder spannende Ergebnisse bei rum.


So auch bei der Pommensbude. Also, Pommes und Currywürste. Und wahrscheinlich noch einige andere Schweinereien. Hier finde ich besonders faszinierend, dass man die Preistafel sogar noch fast lesen kann. Die Überschriften gehen ganz gut, der Rest versinkt leider in der Körnung des Films. Die Auflösung hinkt hier leider hinter der Schärfe des Objektives etwas hinterher. Trotz des recht heftigen Pushs sind aber die Mittentöne noch immer durchweg gut zu erkennen. Selbst in den dunkelsten Stellen kann man noch was erkennen, zB den "Currywurst"-Schriftzug auf der Theke neben dem Getränkeschrank.

Was ich erst kapiert hatte, als wir auf dem Rückweg waren: Die Karnevals-Heinis lassen sich tatsächlich von innen beleuchten. So wird gleich noch ein viel spannenderes Motiv daraus. Leider habe ich es nicht ganz geschafft, den CDU-Schriftzug hinter einem der Typen zu verstecken. (OK, den hatte ich damals auch glaube ich gar nicht wirklich wahrgenommen. ;-)) Ansonsten eine nette Nachtszene aus Köln, wie man sie eben nur um die Karnevalszeit herum antrifft.


Das Bahnhofsgebäude ist ja am Tag nicht unbedingt das schönste, was Köln zu bieten hat, aber nachts, wenn es von innen beleuchtet ist, wird es zu einem strahlenden Palast. Also, zumindest auf diesem Foto von mir. Dann sieht es schon fast wieder cool aus in seiner verspielten Strenge der 1950/60er Jahre. Schon witzig, was die damals für Architektur gehalten haben! ;-)

Im Bahnhof selber habe ich dann noch diesen Snack-Shop mitgenommen. Bei ISO 1600 kann man schon bei sehr sehr wenig Licht Bilder machen, das merke ich immer erst, wenn ich es versuche. Im digitalen Zeitalter ist man es ja so gewöhnt, dass man einfach ein bisschen an dem ISO-Regler dreht und dann kann man praktisch bei stockfinsterer Nacht noch Fotos machen. Aber bei Film ist das eben nicht so einfach möglich und deshalb ist es gerade so spannend. Frage mich, wie der Film wohl aussähe, wenn ich ihm noch eine Stufe abverlangen würde. Weiß nur nicht, ob ich ihn dann noch in unter 20 Minuten aus dem Microphen wieder raus kriegen würde! ;-)


Von oben vom Bahnsteig aus habe ich dann noch den Blick zum Musical Dome versucht, aber dafür war es dann doch ein bisschen sehr dunkel. Wobei die Taxis, die draußen warten, schon ganz interessant geworden sind. Wie gesagt, Nachtfotos auf Film sind echt spannend!

Und ganz zum Schluss dann noch was ganz seltenes: Ein Bild des Fotografen selber. Wie man sieht, es war kalt und nass und ich habe meine rote Winterjacke über dem schwarzen Sweater an. Und natürlich zwei Kamerataschen um den Hals! ;-) Gutes Bild, das meine Frau da gemacht hat. Besonders die Reflexe hinter mir im Glas der Fahrplankästen faszinieren mich.

Nächstes Mal: Mit der Canon in der Waldau. Die wollte ich auch noch mal probieren, vor allem, nachdem ich das Sigma-Zoom mal wieder festgeschraubt hatte und es nicht mehr so viel hin und her wackelt.

Schwarz-weiß und analog, Teil 204: Delta im Fast-Hellen

Ilford Delta 3200 #1, Oktober 2022
  • Nikon F601, Nikkor 35mm 1:2. AF Nikkor 85mm 1:1.8
  • Entwicklung: Microphen Stock, 9:00 Minuten 20°C, Adofix Plus 1+5 (4. Benutzung), Adoflo II 1+200
Heute möchte ich in fünf Bildern vorstellen, wofür ich eigentlich eine ganze Rolle bräuchte. Vor allem, ich kann die Bilder, die die meiste Aussagekraft haben, leider überhaupt nicht hier rein stellen - nämlich die 32 restlichen Fotos dieses Films -, weil da Personen drauf sind. Ah, nagut, ich nehm noch vier weitere dazu, ganz unten am Ende: Die Hunde und die längst gegessene Pizza werden wohl nichts dagegen haben. ;-)

Und zwar geht es um die Entwicklung des Films, für den ich bisher das meiste Geld ausgegeben habe. Mal was anderes als die üblichen Fomapans. Auch besser als die etwas besseren Kentmeres. Nämlich ein Ilford Delta 3200. Warum dieser Film? Weil ich erst auf einer Familienfeier und dann bei einem unserer kleinen Zusammentreffen verrückter Tomb Raider war und beides hat im Haus stattgefunden, wo wenig bis kaum Licht vorhanden ist. Wenn ich also nicht den Blitz auspacken wollte, musste ich etwas empfindlicheres verwenden. Da hat man heutzutage ja kaum noch eine Auswahlmöglichkeit: Zwischen den noch einigermaßen normalen ISO/ASA 400 Filmen wie den bereits erwähnten Kentmere/Foma und dem recht teuren Ilford Delta 3200 klafft eine ziemliche Lücke, was den Preis und die Empfindlichkeit angeht. Und auch der Delta hat zwar 3200 auf der Packung stehen und die DX-Kodierung behauptet das auch, aber eigentlich handelt es sich um einen Film, der eigentlich nur so um die ISO 1000 hat und nur aufgrund seiner guten Pushbarkeit als 3200er verkauft wird. (Ganz verrückte Menschen pushen den ja sogar bis 6400 oder gar noch weiter, aber ich weiß nicht, was das dem Kontrast antut!)

Die Alternative zum Delta wäre Kodak Tmax P3200. Der ist noch mal 2 Euro teurer. Von dem, was ich aus dem Internet heraus gelesen habe, scheint das so eine Art Glaubensfrage zu sein, welchen der beiden Filme man am Ende bevorzugt. Ich habe mich fürs erste für den günstigeren der beiden entschieden, schließlich wollte ich erst mal schauen, ob ich überhaupt damit zurecht komme und wie mir das Endergebnis an sich zusagt. Dazu hatte ich mir in weiser Voraussicht gleich eine Packung von Ilfords Microphen-Entwickler besorgt, weil dieser extra zum Pushen dieser Art von Filmen ausgelegt ist.

Aber jetzt genug Vorrede, hier die Ergebnisse. Anfangen möchte ich mit den Bildern, die am Ende der beiden oben erwähnten "Veranstaltungen" noch auf der Rolle waren. Die habe ich an einem frühen und leicht diesigen Morgen verschossen, bevor die Sonne so richtig aufgegangen war. Trotzdem war es schon so hell, dass die meisten Bilder bei sehr schnellen Zeiten entstanden sind - die Filmgeschwindigkeit ist schon extrem! Und dabei hatte ich extra nur das 35mm mitgenommen, weil ich dachte: "So früh morgens wirst Du f/2 sicher brauchen können, selbst bei einem Weitwinkel!"

Das erste, was mir über den Weg lief, war dieses Pferd. (35mm, 1/1000s, f/4.) Wie man sieht, es war doch schon erstaunlich hell! Aber was noch viel erstaunlicher ist: Auch so ein hoch empfindlicher Film mach erstaunlich scharfe und nicht zu grobkörnige Bilder! Das Rauschen ist von der Menge her durchaus vergleichbar mit dem, was meine D601 bei diesem ISO-Wert produziert. Gut, die Körner im Film sind definitiv größer als die Pixel im CCD, aber erstaunlicherweise nicht so störend, wie ich es erwartet hatte. Bei normaler Größe betrachtet - also maximal bildschirmfüllend auf meinem Full-HD 24-Zöller - sieht es kaum anders aus als der Kentmere 100, den ich letztens vorgestellt habe, den ich in Adonal entwickelt hatte. Wenn man natürlich in die 4k-Version hinein zoomt, finden sich schnell Stellen, an denen das Rauschen und Kribbeln des Korns extrem sind. Aber nie unangenehm, meiner Meinung nach. Der Kontrast zwischen den einzelnen Körner ist durchaus zu verkraften. Und so bekomme ich hier ein wirklich schönes Pferdeportrait mit guter Auflösung und nicht allzu übertriebenen Kontrast, den ich aufgrund des Push eigentlich erwartet hatte. Einzig der helle Streifen am unteren Rand stört mich ein bisschen, der daher kommt, dass der Film sich hier im Negativ-Halter hoch gebogen und das Scannerlicht ungünstig gebrochen hat. Das Material erinnert sich also definitiv daran, dass es lange auf eine Spule gewickelt war. Vielleicht hätte ich den Film vor dem Scannen ein paar Tage in meinem Negativ-Buch platt pressen sollen? ;-)


Im folgenden Bild - noch ein Pferd - ist der Kontrast schon ein ganzes Stück kräftiger ausgeprägt. (35mm, 1/250s, f/4.) Trotzdem ergibt sich ein recht gefälliger Gesamteindruck. Es rauscht zwar gerade in den Mittentönen im Wiesen-Bokeh sehr stark, aber ich kann doch einigermaßen damit leben, wenn ich mir gleichzeitig vor Augen halte, wie dunkel es an jenem Tag tatsächlich war und welche Belichtungswerte ich trotzdem verwenden konnte. Denn eigentlich war es hier tatsächlich noch zu hell!

Deswegen habe ich dann auch mal in den Schatten hinein fotografiert und dieses sehr schöne Vogelhaus ist dabei heraus gekommen. (35mm, 1/125s, f/2.) Davon mal abgesehen, dass mir das Motiv und die Blendenbälle in den Blattlücken im Hintergrund extrem gefallen, zeigt der Film hier seine wirklichen Stärken: Satte Töne, deren kräftige Körnung dem ganzen Bild schon fast eine siebdruckartige Qualität verleiht. Trotzdem bleibt der Schärfeeindruck gut erhalten: Die Moosflecken auf dem Dach und die Kratzer an der Seite, die aufgerissene Borke, alles ist innerhalb des Fokus-Bereichs präzise und messerscharf abgebildet.


Unweigerlich kam ich wieder beim Steinmetz vorbei, wo ich die Robbe auch mal auf diesen Film gebannt habe. (35mm, 1/1000s, f/4.) Oder ist ein Seehund? Oder gar ein Walross ohne Stoßzähne? Man weiß es nicht. Klasse Foto jedenfalls, bei dem der Film durchaus glänzen kann - auch wenn ich hier ein paar Emulsionsdefekte (die weißen Stippser) zu bemängeln habe. Krasser Kontrast, schöne Schärfe, hübsche Sechsecke im Hintergrund. Gefällt mir.


Auf dem Weg zurück durchs Dorf habe ich dann in Ermangelung von echter Architektur die Betonklötze fotografiert, die als Gegengewicht am Kran dienen. (35mm, 1/60s, f/2,8.) Normalerweise würde ich solche Bilder ja eher bei f/8 machen, aber das 35mm ist selbst recht weit offen scharf genug. Durch das raue Material fällt das Filmkorn hier praktisch gar nicht auf. Wer also gerne Architektur, besonders moderne mit freilegendem Beton, fotografiert, dabei aber kaum Licht zur Verfügung hat oder einfach grundsätzlich auf der Suche nach dieser Art von Look ist, kann auf jeden Fall zu diesem Film greifen! Ich frage mich, wie der wohl aussehen würde, wenn man ihn bei nur 1600 oder gar 800 belichten und entsprechend entwickeln würde. Wäre sicher mal ein Experiment wert.

Die nun folgenden Bilder haben alle keine Belichtungsinformationen, denn ich habe sie wie gesagt mehr so nebenbei gemacht, ohne jedes Mal genau aufzuschreiben, was ich eingestellt hatte. Sie sind (glaube ich) alle mit dem 85mm AF-Nikkor entstanden und sollten alle so um die f/4 und 1/60s schwanken - indoors war es dann doch noch ein ganzes Stück dunkler.

Der kleine weiße Wuschelhund kommt hier jedenfalls schon mal sehr gut zur Geltung. Schönes Highlight in den Augen, gut scharf und schön unscharf im Hintergrund. Dort gibt es aber auch eine ganzen Menge Rauschen zu sehen, das teilweise schon extrem kontrastreich wird. Wahrscheinlich eine Folge des wenigen Lichtes und des Push. Trotzdem ist es recht gefällig und gibt einen guten Eindruck dessen, was mit dem Film möglich ist.


Die Pizza hingegen stand auf dem dunklen Abendtisch und wurde nur von (recht langwelligem) Lampenlicht beleuchtet, dementsprechend ist hier die Körnung noch extremer. Selbst in der Maserung des Tisches ist sie noch hervorragend zu erkennen. Hier komme ich definitiv ans Ende dessen, was gerade noch so möglich ist.

Und ganz zum Schluss noch ein Bingo. Der lag in der durchs Fenster herein flutenden Mittagssonne. Hm, naja, so viel Sonne, wie man Mitte/Ende Oktober halt kriegt, wenn draußen eher mistiges Wetter ist.


Fazit: Toller Film!

Nächstes Mal: Ein Kentmere in drei Teilen, aus der Nikon F50. Ich wollte mal sehen, wie ein ganzer Film nur mit dem damals mit der Kamera gekommenen Tamron aussieht! ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 156: Der Rest vom Film

Film: Fomapan 100 #34, Kamera: Nikon F-601, Februar 2022

Navigation: 153, 154, 155, 156

Wie angekündigt, hier noch ein winzig kleiner Eintrag mit nur vier Bildern. Das kommt davon, wenn am Ende des Tages noch so ein kurzes Stückchen Film übrig ist. ;-) Wieder kam die F601 zum Einsatz.

Immerhin: Am nächsten Tag hat das mit dem Kontrast bei den Schafen sehr viel besser geklappt. (Nikon Lens Series E 135mm, 1/2000s, f/4.) Mit dem Portrait-Tele kommen die bei f/4 so richtig gut raus, während die Kollegen im Hintergrund schon ein bisschen unscharf werden und schließlich der Hintergrund ganz verschwimmt. Die Mischung aus weißem, gefleckten und schwarzem Schaf gefällt mir besonders gut! Und überhaupt: Schafe! Immer ein Foto wert!



Der frisch aufgebrochene Acker ist dann mal wieder ein bisschen überbelichtet. (Nikkor 35mm, 1/500s, f/8.) Hatte hier mit mehr Schattenspiel gerechnet. So wirkt das ganze etwas langweilig, der Widerspruch zwischen der unruhigen Erde und dem stalhblauen Himmel kommt einfach nicht richtig rüber. Schade. Aber wie gesagt, kann nicht alles Gold sein.

Das Abluftrohr vor der Schulsporthalle hingegen ist perfekt geworden. (35mm, 1/1000s, f/4.) Genau so wollte ich es haben. Vielleicht mit etwas weniger schiefem Dach, aber ich wollte nicht in die Blumen latschen. ;-) Die Hallenfenster sind übrigens die Augen, die Ribbeln am Rohr die Nase und so ist das Gesicht fast fertig. ;-)


Und zum Schluss das alte Haus oben in Söven, das ich glaube ich schon mal hatte. (35mm, 1/2000s, f/8.) An diesem Tag stand es aber mitten in der Sonne und ich hatte eh nur noch dieses eine Bild auf dem Film und nichts zu verlieren. Das Ergebnis wird sie erstaunen. Nee, Moment, weniger clickbaity... Das Ergebnis gefällt mir sehr gut! Ja, klingt lame, das 20 Mal hintereinander zu schreiben, aber ist halt so. Mir gefällts!

Und jetzt weiß ich gerade gar nicht, was der nächste Film ist. Muss ich später mal nachschauen... ;-)