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Schwarz-weiß und analog, Teil 10: Auf dem Dorf

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Als es auf die Mitte des März zu ging, da war Corona ja schon in aller Munde. (Klingt jetzt fast wie ein Wortspiel, ist aber gar nicht so albern gemeint.) Die Zeit der Selbstisolation war da und so bin ich öfter zu Fuß durch die Wälder und Felder in der Umgebung gewandert, die Kamera immer dabei. Der 15. März war besonders ergiebig, scheint es, denn hier möchte ich euch direkt fünf Bilder vorstellen. Allerdings sei gesagt: Da sind zwei dabei, die eher sch...lecht geworden sind, eines davon ein kompletter Fehlschuss. Aber den wollte ich euch nicht vorenthalten, denn auch Fehlschüsse geben interessante Auskünfte über die Eigenschaften des Filmmaterials. Mit einer Digitalkamera ist man viel zu sehr versucht, einfach die "Löschen"-Taste zu bedienen, und zack ist der peinliche Unfall, wenn man wieder aus Versehen an den Auslöser gekommen ist, als man die Kamera eigentlich gerade nur aus der Tasche ziehen wollte, wieder ungeschehen gemacht. Aber beim guten alten Film ist das nicht so leicht. Da kriegt man nachher sogar noch einen Abzug, den man auch noch bezahlen muss! ;-)

Aber von vorne: Ich bin an diesem Tag offensichtlich den Berg hoch nach Söven, allerdings auf einem anderen Weg als sonst. Unterwegs hatten es mir mehrere Dinge angetan. Zuerst einmal haben wir da ein Bild von der Kirche in Rott. Mit dem 200mm Nikkor habe ich diese recht weit ran holen können, aber trotzdem nicht den Kontext aus den Augen verloren; in diesem Fall handelt es sich um ein altes, blattloses Gestrüpp, das ins Bild ragt und dem Ganzen etwas Tiefe verpasst. (Bei solchen Bilden bin ich immer im Zweifel, ob ich diese Art von Kontext nicht eher einschränken sollte: Ich habe es ganz gerne, wenn das Bild durch sowas aufgelockert wird, etwas, was den Blick vom eigentlichen Motiv weg zieht; J hingegen sagt immer, ich sollte das weg lassen, das würde sie nur stören...) Bei f/8 und 1/2000s kann man übrigens mal wieder gut erahnen, wie hell es an diesem Tag war.


Schon wieder auf dem Rückweg vom Berg runter habe ich mir dann dieses Pferd vor die Linse geholt und mit dem 85mm Nikkor porträtiert. Auf diese Entfernung ist dieses leichte Tele ja doch noch ziemlich weit, aber gerade auch hier finde ich den Kontext sehr interessant: Die verknöcherten alten Bäume, der Unterstand am linken Rand, die Zaunpfähle, die in alle Richtungen zeigen... Eines meiner besseren Bilder auf dieser Filmrolle. Bei f/2,8 und 1/500s ist es etwa eine bis zwei Blenden überbelichtet, was aber kaum auffällt, dem Hintergrund aber eine ganz leichte (auf dem auf 1920 Breite herunter gerechneten Bild kaum auffallende) Unschärfe verleiht. Da hätte ich sicher noch auf f/2 runter gehen können, das hätte der Film wahrscheinlich auch noch verkraftet. Erstaunlich, was der ab kann. Wenn die in ihren Prospekt rein schreiben, dass man ihn mit ISO 50 bis 800 belichten kann, ohne an der Entwicklung was ändern zu müssen, scheint das tatsächlich zu stimmen.

Das nächste Bild ist praktisch aus der Hüfte geschossen und trotzdem bin ich sehr stolz darauf, denn ein paar Sekunden später wäre die Ziege weg gewesen. Die Blende war noch auf f/2,8 eingestellt und die Kamera hat sich das Schnellste, was sie kann, dazu ausgesucht: 1/2000s. Das Resultat: Die Hörner sind scharf, während der Körper nach hinten immer mehr ins Unscharfe tendiert. Der Kontrast ist ziemlich perfekt, der Hintergrund könnte etwas heller sein, aber für die Farbe des Rasens bin ich jetzt nun wirklich nicht zuständig. ;-) Ein schönes Bild, finde ich. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre ich noch in die Knie gegangen, um mehr Unschärfe in den Hintergrund zu bekommen; aber wie gesagt, kurz darauf meinte sie, über den Graben hüpfen zu müssen und zu ihren Kollegen weiter hinten auf der Weide zu verschwinden.


So, und zu guter Letzt kommen wir zu den beiden Bildern, die eher nicht so toll geworden sind. Nachdem ich das Objektiv gewechselt und das 50mm G Nikkor aufgeschraubt hatte, war ich gerade dabei, die Klammer, die den Blendensensorhebel halten soll, wenn ich mit diesem Objektiv ohne Blendenring fotografiere, als sich ein Schuss löste. Ich mein, ja, irgendwie hat es den Himmel schon versucht, korrekt zu belichten, hat es dann aber doch nicht so richtig geschafft. Die Kamera stand noch auf manuell, die Blende war demnach auf f/16 (dem Minimum, was dieses Objektiv kann), die Zeit stand vom letzten Schuss noch auf 1/2000s. Das ist selbst für den Himmel an einem solch hellen Tag wie damals etwas wenig Licht, ich schätze mal so 5 Blendenstufen zu wenig. Trotzdem kann man noch erstaunlich viel erkennen. Gut, ich habe auch viel nachbearbeitet. Das Histogramm von diesem Bild war nach dem Scan schon ziemlich weit im dunklen Bereich. Trotzdem erstaunlich, dass man so viel Struktur in den Wolken erkennen kann.


Das zweite ist dann schließlich das Bild, das ich eigentlich machen wollte: Die Magnolienblüten am Baum. Aber auch hier ist irgendwas schief gelaufen, es ist beinahe genau so unterbelichtet wie der Fehlschuss zuvor. Ich mein, ja, OK, der Himmel sieht gut aus, aber eigentlich wollte ich die Blüten sichtbar haben. Eingestellt hatte ich die Kamera auf 1/2000s Sekunde im Zeitautomatik-Modus, aber scheinbar war die Belichtungsmessung völlig überfordert. Ich kann es nicht mehr richtig nachvollziehen, aber es scheint, als habe die Automatik f/1,8 dazu gewählt. Was ein bisschen sehr weit offen ist.

Naja, aber wie gesagt, auch Fehlschläge sind lehrreich. Hier lerne ich zum Beispiel, sehr vorsichtig zu sein, wenn ich das 50mm G benutzte und alles noch zwei oder besser drei Mal zu checken, bevor ich auslöse. ;-)

Schwarz-weiß und analog, Teil 9: St. Augustin, Eitorf und noch mal Rheinauen

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Den heutigen Artikel mit analogen schwarz-weiß Fotos möchte ich in St. Augustin beginnen. Wir waren da, das weiß ich noch, aber ich weiß gar nicht mehr warum: Waren wir in der Shopping Mall nebenan vom Markt? Der 9. März war ein Montag, das kann also sein. Aber mit Sicherheit kann ich es nicht mehr sagen. (Interessanter Weise ist der Eintrag für den 9. tatsächlich vom 10. Sowas. Ts. ;-))

Wo ich mir aber ganz sicher bin, ist, dass wir auf dem Marktplatz Fotos gemacht haben. Da liefen noch einige Leute draußen rum, das war noch vor Corona. Kann man sich mittlerweile schon nicht mehr vorstellen. So ganz ohne Maske und Berührungsängste. Ich weiß auch noch, dass ich längere Zeit warten musste, bis das spielende Kleinkind mitsamt seiner Mutter aus diesem ersten Shot verschwunden war. Es handelt sich um eine Installation, würde ich das mal nennen, ein Wasserrad, das von einer "Quelle" angetrieben wird, die weiter oben in die Pflastersteine eingelassen ist. Ein Wasserspiel, sozusagen. Mit dem 20mm Nikkor musste ich mich fast auf den Rücken legen, um diese Perspektive zu bekommen. Aber sieht ganz ordentlich aus, finde ich.


Danach sind wir weiter ins grüne C gefahren, wo wir am Freibad geparkt hatten. Ob das da noch zu hatte wegen der Temperaturen, oder ob es schon zu hatte wegen Corona, das weiß ich nicht mehr. Die Temperaturen waren damals jedenfalls schon so, dass man sich durchaus auf der Liegewiese hätte aufhalten können. Man sieht es auch im Bild vom Styler Jesus, der seine Arme vor dem nur leicht bewölkten Himmel ausbreitet. Auch dieses Bild ist mit dem 20mm entstanden und ich habe halb im Busch gehangen, damit es so scheint, als würde er aus den Blättern empor wachsen.

(Wie Hell es war, kann man auch daran erkennen, dass ich beide Bilder auf f/4 abblenden musste, weil die F601 ja nur mit schnellstens 1/2000s belichten kann. Das sind Lichtverhältnisse, wie ich sie sonst nur von Strand und Dünen an einem lauen Sommertag gewöhnt bin. Ich bin ja ein Fan von offenen Blenden, kaum mal ein Foto, dass ich normalerweise jenseits von als f/2,8 mache; und da stößt dann auch meine D610 an ihre Grenzen, die schafft schnellstens 1/4000s. Wird wohl doch mal Zeit, aufzurüsten. Was können die Spiegellosen eigentlich heutzutage so?)

Danach habe ich die Kamera wohl ein paar Tage zu Hause liegen lassen, denn die nächsten Bilder sind erst wieder von unserem Ausflug nach Eitorf. Hier habe ich ein Bild von unter der Hauptstraße gemacht, die hier kurzzeitig auf Stelzen durch die Stadt führt. Passender Weise heißt dieser Teil auch "Hochstraße". Um das Gebäude - es handelt sich laut Google Maps um die Villa Gauhe - komplett drauf zu bekommen, habe ich das Sigma 28mm benutzt, das damals ja noch relativ neu in meiner Sammlung war. Wie man sieht, die blöde Straßenbrücke ragt natürlich oben links ins Bild, weil ich nicht näher ran gehen konnte, da ist ein Zaun im Weg.


Nachdem wir dann eine Runde durch den Hindenburg-Park gedreht hatten, haben wir die Siegseite gewechselt und uns auf der anderen Seite das Hochwasser genauer angeschaut. Hier bin ich wieder bodennah auf das 20mm gewechselt, um das Hochwasser in seiner ganzen Breite abzubilden sowie die tief stehende Sonne über der Brücke in den Hintergrund zu rücken. Trotzdem, dass ich hier auf f/11 abgeblendet hatte, mag das Objektiv hier keine Sternstrahlen um die Sonne zeichnen; stattdessen bekomme ich hier einen diagonalen Flare, der mir schon öfter aufgefallen ist. Ich frage mich, ob das an der leichten Beschädigung der hinteren Linse liegen mag? Und ich hab beim Bearbeiten eine Fussel übersehen, merke ich gerade. Ach, auch egal. Ist halt Film, da gehört das dazu! ;-) Ansich gefällt mir das Bild ganz gut, aber irgendwie fehlt der Komposition noch etwas. Der Pöller, der da in der Bildmitte direkt unter der Sonne mitten aus den Siegfluten auftaucht, gibt dem Ganzen doch nicht so viel Tiefe, wie ich gehofft hatte. Ansonsten trotzdem ein ganz nettes Foto, denke ich.

Zum Abschluss noch ein Bild, das wieder am Rhein entstanden ist. Eine Woche nach unserem letzten Besuch sind wir wieder auf der Beuler Seite durch den Park geschlichen und durch die Brombeeren hinweg fand ich den Posttower ganz witzig. Vor allem, wenn man ihn komplett in die Unschärfe abtauchen und stattdessen die Ranken richtig scharf heraus stechen lässt. Deswegen habe ich hier auch mal f/8 abgeblendet; dadurch ist der Tower um Hintergrund zwar weniger unscharf, als ich es mir wünschen würde, aber sämtliche Brombeerranken im Vordergrund, die schon einiges an Tiefe hatten, sind komplett scharf geworden.


Prinzipiell auch ein brauchbares Foto, doch hier stört mich die Belichtung etwas. Der Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrund ist mir tatsächlich etwas zu krass ausgefallen. Die Blätter könnten ruhig etwas heller und strukturierter sein, man kann ja kaum noch Details erkennen. Dafür ist das Gebäude im Zentrum etwas sehr milchig. Kein Wunder, habe ich bei 1/500s ja gut zwei Blendenstufen überbrlichtet; was aber, wie gesagt, die Blätter nicht merklich heller hat werden lassen. Hier stößt dann selbst dieser in seiner Empfindlichkeit doch sehr breit aufgestellte Ilford-Film an seine technischen Grenzen.

Schwarz-weiß und analog, Teil 8: Vom Vorgarten nach Bonn

Zu den vorherigen analogen Schwarzweiß-Artikeln geht es hier lang.

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Heute beginne ich eine neue Serie von Artikeln, die ich mit analogen Schwarzweiß-Fotos füllen werden. Vor einiger Zeit, so kurz vor dem neuen Jahr, hatte ich ja eine alte Nikon F601 gekauft, um das Sucherdisplay aus- und in meine einzubauen. Stattdessen habe ich während des März und Anfang April genau diese 1€-Kamera benutzt, um einen weiteren Ilford XP2 400 zu belichten. Das Ergebnis kommt jetzt.

Anfangen möchte ich vor der eignen Haustür. Ich habe die Kamera ja "auf dem Trockenen" auf Herz und Nieren getestet, bevor ich den Film geladen habe. Und natürlich habe ich mich nicht dran erinnert, dass die Kamera nur dann den Film richtig einzieht, wenn sie vorher zurück gespult wurde. Das gilt auch für eine leere Kamera, die man einfach nur ein paar Mal ausgelöst habe, um die Belichtungszeiten und Blendeneinstellungen zu testen. Deswegen fangen meine Bilder mit "Nummer 6" an! ;-) Also eigentlich, weil ich doof bin!

Daraus resultierend habe ich das erste Bild einfach mal so verschossen, ohne groß nach einem Motiv zu suchen. Dafür standen die Osterglocken auf dem Katzengrab parat. Und erstaunlicherweise habe ich so sogar ein halbes Foto bekommen, das ich eigentlich gar nicht erwartet hatte.


Und weil ich eigentlich auch nicht damit gerechnet hatte, dass das zweite Bild was wird, habe ich gleich nebenan noch den Rhododendron abgelichtet. Jetzt nicht spannend, aber beides gute Beispiele dafür, wir scharf das Nikkor 85mm mit der alten Analog-Kamera arbeitet: Wenn ich doch nur einen besseren Scanner hätte, könnte ich noch viel, viel mehr aus dem Film raus holen. Ich habe dieses Mal das volle Maximum dessen, was der Scanner ausgeben kann, benutzt: 3200x6400 dpi kann er, deshalb habe ich 6400 dpi eingestellt; ein Filmstreifen ist also fast 37.000 x 6.500 Pixel groß. Das geht meinem alten Desktop schon sehr ans Eingemachte! Vor allem, weil ich nachher auf 1920x1280 herunter gerechnet habe. Also totaler Overkill. Aber in der Einstellung bekomme tatsächlich fast die angegebenen 3200 dpi raus, die auf der Scanner-Verpackung drauf stehen.

Wie auch immer, an diesem Tag, damals am 7. März, sind wir nachher noch nach Bonn gefahren und haben und ein wenig am Rhein rum getrieben. Da ging das mit dem ganzen Corona-Gedöns ja schon los, also haben wir da viel Abstand halten können. Und so ist hier auch noch ein Fotos entstanden, bevor es in die Stadt weiter ging.


Hier konnte ich mal mit dem 200mm AI experimentieren: Der Posttower und der Lange Eugen auf der anderen Rheinseite boten sich an. (Wer sich übrigens wundert, dass die Bilder alle etwas schief sind: Ich bin nur bedingt Schuld, der Plastikrahmen, in den man die Negative einspannt, lag am Scan-Tag irgendwie immer schief. Und ich war zu faul, alle Bilder zu drehen, vor allem, weil dabei etwas Qualität verloren geht. OK, sooo viel Qualität findet man in meinen Bildern ja meist eh nicht, aber...) ;-)

Danach waren wir noch in Bonn, weil es ja auch der Trekdinner-Tag war. Oh, das war das letzte Trekdinner vor der Krise. Verdammt, jetzt vermisse ich die anderen Nerds. (Das Foto vom Jörg habe ich übrigens aussortiert, der hätte zwar wahrscheinlich nichts dagegen, hier zu erscheinen, aber das Bild ist im Tacos doch sehr unterbelichtet raus gekommen.) Am Rhein habe ich jedenfalls noch das Fahrrad abgelichtet, das dort am Hochwasser angekettet war:


Das Rad ist mit dem Sigma 28mm entstanden. Auch dieses Objektiv funktioniert hervorragend, was aber auch nicht zu verwunderlich ist: Alle Objektive außer meinen 50mm G sind schließlich aus ungefähr der gleichen Zeit wie die F601, nämlich Anfang der 1990er.

Und auch den Bär in der Bonner Innenstadt ließ sich hervorragend mit dem 1970er Jahre 200mm AI fotografieren. Hier habe ich zum ersten Mal die Dynamik des Ilford-Films testen wollen, denn dieses Foto ist eigentlich um eine Blende unterbelichtet. In der Seitengasse ist es schon sehr dunkel gewesen und da ich nicht zu sehr verwackeln wollte, habe ich einfach manuell eine Blende drauf gelegt. Sieht sehr gut aus, finde ich. Das Filmmaterial kann also wie versprochen auch gut damit umgehen, wenn man ihm etwas weniger Licht zukommen lässt, als er eigentlich möchte.

Fazit vom ersten Tag: Als ich den Film zurück bekommen und mir die Abzüge angeschaut habe (auf Grund von Corona musste er leider in ein Großlabor und die machen scheinbar immer Abzüge, heutzutage, und dann auch noch auf Farbpapier, sodass sie alle etwas gelb-stichig sind), war ich schon sehr erstaunt, wie gut die Bilder geworden sind.

Provisorische Batteriefachsicherung

In Vorbereitung auf noch ein paar weitere Schwarzweißfotografien, die ich ja mit der als defekt gekauften F601 machen will, habe ich noch ein wenig gebastelt. Da es wahrscheinlich eher doof ist, wenn mitten im Foto die Batterie aus der Kamera fällt, sollte ich diese zumindestens ein wenig sichern. Da ich nicht noch ein Haushaltsgummi um den Body spannen möchte und auch Tesafilm nicht zur Debatte steht - weil der so unschönen Schmier hinterlässt und auch nicht besonders toll hält, wenn man ihn wiederholt andaddelt -, habe ich mal wieder was aus einer alten Büroklammer gebogen.


Eine solche passt von der Dicke her genau in die beiden Löcher, die sich unterhalb des ehemaligen Scharniers der fehlenden Batteriefachklappe befinden. (Das Löchlein kann man am oberen Rand in einem der Bilder in dem oben verlinkten Artikel gerade so erkennen.) Da die Klammer an sich etwas zu lang ist, habe ich sie ein paar mal hin und er gebogen, das ergibt eine schöne Feder, sodass auch das Ein- und Aushaken etwas leichter geht und außerdem etwas Andruck auf die Batterie selber ergibt. Das Ganze sieht dann ungefähr so aus:


Den gebogenen Draht klemme ich mit den beiden Enden also in die beiden Batteriefachklappenlöcher - was gar nicht so einfach ist, beide richtig einzufädeln, daher hoffe ich, dass die auch nicht einfach so raus springen, wenn sie belastet werden, zB wenn man die Kamera etwas unsanft ablegt - und die gebogene Nase verhake ich dann unter der Lasche, die dafür gedacht ist, den Klappenschließmechanismus zu halten. Klingt alles furchtbar kompliziert, aber die Bilder oben verdeutlichen das glaube ich ganz gut.

Ob das Ganze hält, kann ich noch nicht sagen, das werde ich dann berichten, wenn ich das gute Stück mal länger (also für ca. 36 Fotos, ich habe gestern auch direkt einen passenden Film besorgt) in Benutzung gehabt habe. Bin jedenfalls gespannt. Ich meine, die Batterie selber hält ja eigentlich schon von sich aus, wenn man sie entsprechend in das Fach verkantet hat, wie das ja auch eigentlich gedacht ist. Trotzdem überlege ich, ob ich die Lasche, unter die ich die Drahtnase geschoben habe, noch irgendwie verstärken kann. Die ist ja eigentlich für was Eckiges mit entsprechender Breite gedacht, könnte sein, dass das auf die Dauer abrutscht. Mal sehen...

Bei all diesen provisorischen Reparaturen wird vor allem eins deutlich: Der Hauptgrund, weshalb diese Kamera damals im Amateur-Segment vermarktet wurde, ist das viele Plastik, was kaputt gehen kann. Ich mein, insgesamt hat das Body sich relativ gut gehalten, dafür wie mit dem Teil wohl in der Vergangenheit umgegangen wurde. (Tut mir ehrlich gesagt etwas weh, das Teil so zu sehen; vor Allem, wenn ich es mit meiner vergleiche, die nun wirklich so einige Dänemarkurlaube und Teenagertage mit gemacht hat, in denen ich nicht gerade zimperlich damit umgegangen bin; immerhin habe ich auch ein Objektiv kaputt gekriegt, indem ich es mit der Kamera zusammen vom Tisch geworfen habe...) Aber teilweise sieht diese Kamera aus, als wäre jemand mit einem Auto drüber gefahren.

1 Euro

Ich habe kurz vor Neujahr bei ehBlöd eine als defekt angepriesene Nikon F601 als Ersatzteilspender für meine mit dem defekten Sucherdisplay ersteigert. Und zwar für einen wahnsinnigen Euro. OK, plus 4,99 Versandt, aber ich habe mir gedacht, das investiere ich jetzt mal einfach in das kleine Bastelprojekt. Die ist letzte Woche angekommen und sie ist ziemlich genau wie beschrieben: Ziemlich beaten-up und mit defekter Rückwand und ohne Batteriefachdeckel. Das Bajonett hat auch schon bessere Tage gesehen, das Silberne geht langsam vom Messing darunter ab. Ach ja, und die Feder, die den Blitz ausfährt, tut es auch nicht mehr, aber wer will mit dem Ding schon blitzen?

Der Haken an der Rückwand ist bei meiner ja auch ziemlich früh abgebrochen, das scheint ein typischer Defekt zu sein. Der Batteriefachdeckel verschwindet allerdings im Allgemeinen nicht von alleine, also hat da wohl der Vorbesitzer einen Batteriegriff gehabt oder das Teil tatsächlich so misshandelt, dass der abgebrochen ist. Ist aber nicht sooo schlimm, die Batterie kann man ja im Fach entsprechend verkanten, damit sie nicht raus fällt. So konnte ich jedenfalls das Sucherdisplay mal testen und das funktioniert einwandfrei.


Also habe ich mich am nächsten Tag mal dran gesetzt und die Schrauben oben raus gedreht, auf der Suche nach einer Möglichkeit, den Sucher (entweder in Teilen oder komplett) zu wechseln. Aber ich musste dann schnell einsehen, dass ich dafür zu blöde bin. Da ist mindestens eine Schraube, die ich nicht gefunden habe und ich wollte jetzt keine destruktive Demontage machen, schließlich müsste ich die eigene ja auch auseinander nehmen und nachher auch wieder zusammen gesetzt bekommen. Außerdem habe ich beim Durchtesten des Displays festgestellt, dass ansonsten eigentlich alles funktioniert an der Kamera: Filmtransport OK, Tasten alle OK, Autofokus-Hebel OK, Autofokus selber auch OK... Ist halt nur kosmetisch sehr mitgenommen. Und recht dreckig.

Warum also nicht einfach so weit wieder fit machen, dass ich diese benutzten kann? Sicherlich einfacher, als das Sucherdisplay zu tauschen. Gegen das fehlende Batterifachdeckelchen kann ich so erst mal nichts machen - ob man sowas mit 'nem 3D-Drucker nachbauen kann? -, aber den abgebrochenen Haken an der Rückwand kann man relativ leicht ersetzen, wenn man sich ein entsprechendes Stück Plastik so zufeilt, dass man es an der richtigen Stelle ankleben kann. Das habe ich dann vorgestern mal gemacht und mit einer Wäscheklammer fixiert, während der Kleber aushärtet.


Das hat sogar erstaunlich gut geklappt. Ich hatte Angst, dass der Kleber, den ich da benutzt habe, nicht stabil genug wäre oder das Stück von einem alten Kabelbinder, das ich als neuen Haken benutzen wollte, zu weich, aber beides funktioniert relativ gut. Falls ich allerdings mal einen Film damit belichten sollte, werde ich die Rückwand trotzdem zusätzlich mit einem Gummiband sichern. Man will ja keine Unfälle erleben; wer weiß, wie das aussieht, wenn da erstmal ein Film drin liegt und auf die Rückwand Druck ausübt.

Das nächste, was ich dann heute getestet habe, ist, wie das 50mm G Objektiv sich mit dem Programm- bzw. Zeit-Modus verträgt, wenn man den äußeren Blendensensorhebel manuell auf Maximum aufdreht. Das hatte ich ja schon an meiner ausprobiert, aber ohne Sucherdisplay weiß man nie so genau, was der Belichtungssensor denn jetzt gerade wirklich misst. Man kann halt nicht zielen und messen gleichzeitig, wenn man immer auf das obere, externe Display schauen muss. Also habe ich jetzt mal eine kleine Belichtungsreihe gemacht:


Wie man sieht, sagen meine D610 und diese F601 ziemlich genau das gleiche. Nur dass die Blendenautomatik der Digitalen f/1,8 lieber mit 1/40s arbeiten möchte. Aber das liegt, denke ich, im Bereich des üblichen Messfehlers. Die Sensoren sind schließlich völlig unterschiedlich und messen wahrscheinlich auch andere Stellen im Bild mit unterschiedlicher Gewichtung. Hatte eigentlich eh nicht erwartet, dass die sich so einig sind. Außerdem würde ich für Offenblende sowieso die Blendenautomatik ohne die seltsame Konstruktion mit dem Drahthaken verwenden.

Damit steht jetzt aber immerhin fest, dass diese Konstruktion evtl. tatsächlich vielleicht möglicherweise Fotos produzieren würde, die richtig belichtet sind. Fehlt jetzt eigentlich nur noch ein Film und ein paar Motive. Aber ich glaube, da warte ich noch ein paar Wochen, bis das Wetter mal besser wird. Außerdem bräuchte ich noch einen Gurt, der war bei dem 1-Euro-Teil nämlich auch nicht dabei. So misshandelt, wie das gute Stück von außen aussieht, hat den wahrscheinlich irgendeine Ziege gefressen und den Rest dann vom Berg geworfen. ;-)


So, und mit diesen Fotos vom fertig gereinigten Endprodukt beende ich dann mal diesen eh schon viel zu langen Artikel. Mal sehen, wann ich das jetzt mal tatsächlich belade und austeste. Bräuchte vor allem noch eine neue von diesen sauteuren Lithium-Batterien, die drei, die ich habe, sind sowas von leer (und vor ca 15 Jahren abgelaufen), die kriegen wahrscheinlich den Filmmotor nicht mehr bewegt, wenn es wirklich drauf ankommt.