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Schwarz-weiß und analog, Teil 62: Hennef im Herbst

Film: Fomapan 100 #12, Kamera: Revue 4 (Undichter Verschlussvorhang), Objektiv: Industar 61, November 2020

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Und tatsächlich: Ich bin so ausgelaugt, dass ich heute einfach direkt wieder einen s/w-Artikel raus haue! Wie praktisch, dass ich davon noch so viele vorbereitet hier liegen habe! ;-) Außerdem hat es eh den ganzen Tag geregnet, also wäre ich eh nicht dazu gekommen, neue Bilder zu produzieren! Und zu allem Überfluss gibt es heute endlich noch mal Fotos, die mit einer anderen Kamera gemacht wurden, zu bestaunen! Dabei handelt es sich um die Revue 4, somit sind das tatsächlich die ersten Bilder, die ich damit gemacht habe, die ich hier ausstellen kann. Ja, ich weiß, die ist nun wirklich nicht mehr stand der Technik, aber Messsucher faszinieren mich nun mal, und dieser hier ist ganz gut erhalten und misst sehr genau.

Was ich vorher allerdings nicht wusste, als ich einen Film in diese Kamera eingelegt habe, war die Tatsache, dass der Verschluss-Vorhang leicht undicht war. Das habe ich zwar mittlerweile "repariert", wenn man meinen Pfusch am Bau so nennen kann, aber das hilft natürlich nicht bei den Bildern, die ich bereits gemacht habe. Und von denen bekommen wir hier heute den ersten Schwung zu sehen. Vorweg möchte ich aber schon mal die Erwartungen etwas dämpfen: Besonders gut sind die Bilder alle nicht geworden. Zwar stechen zwei, drei Stück tatsächlich hervor, aber insgesamt macht das Industar 61, das ich mit dieser Kamera zusammen bekommen habe, extrem weiche Bilder. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es unglaublich verkratzt ist.

Genug der Vorrede: Das allererste Bild, das ich im Wohnzimmer von der komischen Pflanze der Schwiegermutter gemacht hatte, ist eigentlich noch relativ unauffällig, was das Lichtlecken angeht. (1/500s, f/2,8.) Nur unten rechts ist ein etwas hellerer Fleck zu sehen. Dafür ist das Bild an sich einfach Scheiße, excuse my Klatchian. Viel zu erkennen ist da nicht, außer Dickicht und Flecken, bei denen die Sonne durch die Blätter geschienen hat. Das in der Mitte ist übrigens eine Blüte. Nur, dass wir mal drüber gesprochen haben. Unscharf ist sie außerdem. Und hier sieht man schon direkt das Hauptproblem dieser Kamera, das ich oben schon angesprochen hatte, und das ich auch nicht wirklich weg bekomme: Das Industar-Objektiv ist einfach total verkratzt und macht dementsprechend ziemlich viele Halos und lässt ein wenig Kontrast vermissen.


Mit der Kamera bin ich dann in die Stadt gegangen, um ein bisschen Gebäude und Gedöns zu fotografieren, aber als erstes kamen wir an einer Baustelle vorbei, bei der ich den gelben Kran gegen den blauen Himmel mit genommen habe. (1/500s, f/4.) Wenn nicht so viel direktes Licht auf die verkrazte Frontlinse fällt, sind die Bilder tatsächlich einigermaßen scharf. Die Stahlverstrebungen und der Baum am rechten Rand jedenfalls sehen ganz gut aus.

Gegenüber stand ein Bagger, bei dem ich dann noch ein Detail der Hydraulik versucht habe, aber so richtig scharf geworden ist dieses Bild nicht. (1/250s, f/4.) Ich nehme an, dass ich nach der Entfernungsmessung mal wieder etwas zu viel vor und zurück gewackelt habe. Da hier belichtungszeitmäßig noch einiges drin gewesen wäre, hätte ich durchaus noch runter auf f/8 gehen können, das hätte auf die Entfernung sicherlich auch noch geholfen, denn ich habe hier definitiv am Rande des mit diesem Objektiv Möglichen gearbeitet. (Minimale Fokus-Distanz ist 1m.) Ergebnis: Unscharf. Mist.


Der Jesus am Kreuz beim Sportgeschäft sieht wiederrum ganz OK aus. (1/500s, f/2,8.) Bei Offenblende ist aber wieder alles sehr matschig. Und überhaupt, etwas unterbelichtet, da hätte ich gut ein oder zwei Blendenstufen langsamer einstellen können.

Die Baumnasen im Gegenlicht haben ähnliche Probleme: Der Himmel im Hintergrund hat mit seiner Helligkeit davon abgehalten, die Belichtungszeit mal etwas weiter runter zu drehen. (1/500, f/4) Wäre aber nötig gewesen, denn so sind die Nasen selber nur als Silhouetten zu erkennen.

Das Bild von den Fahrrädern am Bahnhof finde ich trotz der streifigen Flares von der Seite ziemlich cool. (1/500s, f/4.) Man merkt, wie sehr das Abblenden um eine Stufe das Motiv schärfer macht. Muss ich mir merken, wenn ich noch mal Bilder mit dieser Kamera mache: Blende möglichst weit zu! Oder mal ein weniger verkratztes Objektiv organisieren, so teuer sind die ja nicht. Wenn doch mal die Flohmärkte wieder auf machen würden!


Das Türmchen auf dem Rathaus ist auch ganz gut geworden. (1/500s, f/5,6.) Bei f/5,6 kann man das Objektiv tatsächlich als scharf bezeichnen, auch wenn eine gewisse Weichheit nie ganz verschwindet. Ich nehme an, das liegt an den Kratzern, wie gesagt. Gibt den Bildern allerdings auch einen gewissen antiken Glow. In diesem Fall gefällt mir das ganz gut. Nettes Bild.

Das Graffiti neben dem Parkschild ist auch ganz gut geworden. (1/500s, f/2,8). Dieses Bild sollte auch hauptsächlich ein Test der Schärfe sein, denn diese Rauputzwand eignet sich dafür ganz gut. Bei Offenblende ist die Schärfe insgesamt schon ziemlich naja, zu den Ecken hin wird es aber nochmal schlimmer. Und wie gesagt, Kontrast ist irgendwie eher gar nicht vorhanden. Außerdem scheint es auch ein bisschen pincushiono -Verzerrung zu haben, denn ich denke eigentlich, dass der dunkle Streifen am linken Rand eigentlich etwas gerader sein sollte. Ist schließlich das Ende einer dieser Rauputzplatten. OK, ich habe auch bestimmt nicht 100%-ig genau gerade vor der Wand gestanden, aber es kommt mir doch schon sehr schräg vor...


Gut geeignet ist das Objektiv allerdings noch immer, wenn man in einen Schatten hinein fotografiert: Das Oktopus-Graffiti ist erstaunlich scharf und sogar einigermaßen Kontrastreich. (1/500s, f/2,8.) Ich nehme an, das liegt daran, dass kein direktes Licht in die Kratzer auf der Linse gefallen ist.

Beim nächsten Mal geht es einmal rund um Lanzenbach durch den Wald und über die Felder. Ein paar Pferde sind dann auch dabei. Vor allem konnte ich bei dem helleren Vormittagslicht auch mal die höheren Blendenzahlen bis f/8 hinauf austesten, was der allgemeinen Schärfe sichtlich gut getan hat.

Schwarz-weiß und analog, Teil 61: Seelscheid

Film: Fomapan 100 #11, Kamera: Nikon F601, November 2020

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Heute war noch mal richtig gutes Wetter, dass ich mit Radfahren und dem Befüllen des s/w-Films in der Olympus verbracht habe. Was liegt also näher, endlich mal wieder einen Artikel über schwarz-weiße Analogfotos zu veröffentlichen?

Dieser Film, den ich hier heute vorstellen möchte, neigt sich auch langsam dem Ende entgegen. Wie so oft, wenn ich die restlichen freien Bilder noch eben schnell los werden möchte, bevor ich das Ganze dann in die Entwicklungstüte werfe und beim Drogeriemarkt abgebe, laufe ich eh dafür einmal quer durch Seelscheid. Was liegt da näher, kleine Alltäglichkeiten zu fotografieren? Da werden sich viele jetzt Frage: "Aber auf Film? Das kostet doch?" Ja, schon, aber eigentlich im Endeffekt auch nicht mehr als ein Foto mit der DSLR oder dem Handy, wenn ich den Preis mal au ein Bild umlegen würde. Und analoge Fotografie ist auf jeden Fall spannender, weil man nie weiß, was am Ende dabei raus kommt.

Aber genug der Vorrede. Beginnen wir heute mit einem Besuch auf dem Friedhof anfang November 2020, bei dem das erste Motiv natürlich mal wieder die Bronzevögelchen auf dem Garbstein waren. (Nikon Series E 50mm, 1/250s, f/2.8.) Wie man sieht, es war nicht besonders hell an diesem Tag; eine mitteldichte Schicht Wolken hat einiges an Licht weg genommen und für relativ kontrast- und schattenarme Bilder gesorgt. Die Belichtungsautomatik hat zudem versucht, den Hintergrund heller zu kriegen, was in diesem Fall Blödsinn war; für die Vögel hätte auf die Spotmessung wechseln sollen!


Besser ist da schon der kleine Beton-Engel geraten, der auf der anderen Seite des Friedhofs auf einem Stein sitzt und verträumt guckt. (Nikon Series E 50mm, 1/2000s, f/2,8.) Damit der Hintergrund richtig weich wird, habe ich hier die kleinsmögliche Blende gewählt, die ohne Überbelichtung möglich war. Hätte aber auch gut auf f/4 abblenden können, der Engel war doch näher als gedacht. Trotzdem ist er zum größten Teil scharf genug und das Bokeh ist in der Tat sehr schön weich geworden. Ein ganz gutes Bild, alles in allem.

Mit der Fliege auf den Efeu-Blüten verhält es sich ähnlich. (Nikon Series E 50mm, 1/2000s, f/2,8.) Da gibt es nicht viel zu zu sagen: Ist ganz OK geworden, mehr hatte ich nicht erwartet. Auch hier wäre f/4 vielleicht sinnvoller gewesen. (Die F601 hat ja leider keine Abblendtaste, da muss ich immer raten, wie viel Tiefenschärfe am Ende dabei raus kommt. Mein Traum wäre ja noch immer, mal günstig eine F100 zu finden, oder gar eine F5, aber die sind alle noch ziemlich teuer.)

Vom Freidhof aus bin ich dann mal runter zur Kirche und habe den springbrunnenartigen Monolithen fotografiert, an dem übrigens auch mein eigener Kurzmulti startet, nur mal für den Fall, dass ich länger nicht mein anderes Hobby erwähnt haben sollte! ;-) (Nikon Series E 50mm, 1/2000s, f/4.) Da ich hier das Wasser in seiner Bewegung einfrieren wollte, habe ich die schnellste Belichtungszeit gewählt, die die F601 zulässt. Gegens Licht läuft das tatsächlich auf "sunny sixteen" hinaus, ich bin immer wieder erstaunt, dass das ungefähr stimmt. Woraus man schließen kann, dass mittlerweile die Sonne raus gekommen war.


Das sieht man auch am Foto vom Kirchturm. (Nikkor 20mm, 1/500s, f/4.) Jenseits der Äste und des Daches kann man gerade noch so ein paar Wolken erahnen, die sich gegen den ansonsten blauen Himmel abheben. Mit dem Weitwinkel und der um eine Stufe abgebelndeten Blende ist praktisch das ganze Bild scharf, außer vielleicht gerade so dem Torbogen am unteren Bildrand. Auf jeden Fall ein interessantes Bild, das ich insgesamt ganz gut komponiert finde. Außerdem hat man weitwinkeltypisch den Eindruck, als könnte man um den Turm herum gucken.

Einkaufen war ich offensichtlich auch, denn als nächstes auf dem Film ist die gelb-orange Rose, die beim Discounter bei den Einkaufswagen steht. (Nikon Series E, 1/500s, f/4.) Gegen den hellen Himmel macht sich die Blüte erstaunlich gut. Ist jetzt nicht das beste Rosen-Foto, das ich je geschossen habe, aber insgesamt würde ich ihm ein "befriedigend" verpassen. ;-)

Wie man sieht, ich wollte den Film wirklich noch an diesem Tag in die Entwicklung geben, deshalb folgt als nächstes auch noch eine kleine Albernheit: Wer schon immer mal ein Bild vom Fotografen sehen wollte, hat hier die Chance! (Nikon Series E 50mm, 1/500s, f/4.) Man, was hatte ich da noch für kurze Haare! Jetzt ist März und der Lockdown, in dem die Friseurläden alle dicht waren, lässt mich aussehen wie der letzte Wurzelsepp, vor allem weil ich mich zusätzlich auch seit einem Monat nicht mehr rasiert habe! ;-) OK, das war jetzt eigentlich nicht der Sinn dieses Bildes, aber doch eine Beobachtung, die mal gemacht werden musste! Zum Bild selber: Hier sehen wir, wie ich mit der Nikon in den Verkehrsspiegel auf dem Parkplatz hinter der Sparkasse in Seelscheid ein Blatt fotografiere. Albern, ja, aber ich finde es echt gut gelungen, dafür, dass das jetzt wirklich nur dafür gemacht wurde, den Film voll zu kriegen.



Auf dem Weg zum Drogeriemarkt kam ich dann noch an dem kleinen Sportgeschäft vorbei, das jetzt auch die Post macht, und in der Auslage lagen lauter heruntergesetzte Sportschuhe, die ich direkt auch mal fotografiert habe. (Nikon Series E 50mm, 1/250s, f/2,8.) Auch hier: Witziges Foto! Hatte nicht damit gerechnet, dass das so interessant aussehen würde. Gefällt mir.

Und zu guter Letzt: Das Corporate Design des Drogeriemarktes. (Nikon Series E 50mm, 1/250s, f/2,8.) Das ist nun auch wieder nur ein sinnloses Foto, und dieses Mal merkt man es auch. Die Architektur rund rum um das große Logo ist noch ganz interessant anzuschauen, aber jetzt auch nicht so wild.

Aber immerhin habe ich es auf diese Art geschafft, kein einziges Foto auf dem Film unbelichtet abzugeben. Und tatsächlich sind dabei mindestens zwei rum gekommen, die tatsächlich zu den Besseren zu zählen sind. OK, es waren auch ein paar Stinker dabei, aber so ist das halt, wenn man experimentiert: Es kann nicht immer alles Gold sein! Und das muss es ja auch gar nicht. Schließlich ist der Sinn der Übung eben die Übung, die man bekommt, wenn man Experimente macht. Das ist wie bei allem, was man zu lernen oder perfektionieren versucht. Und ich finde es auch sinnvoll, einen solchen Lernprozess zu zeigen!

Mit diesen weisen Worten (hust) verabschiede ich mich für heute. Beim nächsten Mal (vielleicht schon morgen, ich bin wohl den ganzen Tag unterwegs und werde kaum dazu kommen, frische Bilder heran zu schaffen) geht es um "Hennef im Herbst". Das ist der Test-Film, den ich mit der Revue 4 gemacht habe, bevor ich den Verschluss mit Flüssiglatex bearbeitet hatte. Man kann also ein paar Lichtlecks erwarten! ;-)