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Am Impfzentrum morgens um 9, Teil 2

Gestern habe ich die Gelegenheit genutzt, dass ich mit der Schwiegermutter nach Bonn zum Impfzentrum musste, und habe das "neue" 35mm mal einem Real World Test unterzogen. Ich habe es über die ganze Flut-Katastrophe nicht geschafft, die Bilder gestern noch mit einem sinnvollen Text zu versehen, deswegen hole ich das jetzt mal nach.

Das Setting ist ja bekannt, ich war ja schließlich vor 6 Wochen schon hier und habe ganz ähnliche Bilder gemacht. Heute aber - im Gegensatz zu damals - ist alles nur mit diesem einen Objektiv entstanden. Dabei fiel mir auf, dass der Fokusring etwas unrund läuft. Also, eigentlich nicht der Ring selber, sondern dass er an dem verbogenen Metall vom Filtergewinde schrabbt. Müsste ich etwas gerader biegen. Die Fotos selber, die am Ende raus kommen, sind jedoch erste Sahne, finde ich:



35mm ist auf jeden Fall ein guter Ersatz für eine Normalbrennweite. Ist ja auch ziemlich nah an dem Bereich, den ich als Übergang vom Weitwinkel zum Normalen ansehen würde. Kann man jetzt drüber streiten, ob man lieber mit 35 oder mit 50 mm fotografiert, ist wahrscheinlich Geschmackssache. Mit dem 35er muss man seinen Subjekten aber auf jeden Fall schon mal ein ganzes Stück näher auf die Pelle rücken und das Field of View ist auch ein ganzes Stück breiter.

Die Schärfe, wenn es gegen Unendlich geht, ist - gerade bei den höheren Blendenzahlen - schon erstaunlich. Die Fahnenmasten zB sind schon extrem plastisch. Verzerrungen halten sich in Grenzen, zumindest erkenne ich mit dem meinen Augen eh innewohnenden Knick in der Optik kaum welche in den Fenster der Gebäude. Vielleicht ein kleines Bisschen Barrel Diestortion, wenn man sich zB das Bild vom Wegweiser anschaut. Hier, mit f/2-Offenblende, gibt es auch reichlich Bokeh, obwohl die Schrift auf den Schildern trotzdem messerscharf bleibt. Das Kinderfahrrad bietet ebenso reichlich davon, ebenfalls bei f/2, und trotzdem ist die Tiefenschärfe auch auf diese kurze Distanz perfekt. Beim Stofftier-Detail habe ich dann auf f/4 abgeblendet, was völlig ausreichend ist, um es bei Minimaldistanz von 30cm fast komplett scharf zu kriegen.

Auch für Hochkantbilder ist das Objektiv gut geeignet. Der Kreisverkehr ist wieder bei f/2 entstanden, während ich das WCCB-Bürogebäude mal auf f/5,6 abgeblendet habe - Licht war ja genug. Für die Ketten gegen die Sonne habe ich dann die Blende nicht mehr angefasst, erst bei den Fahrrad-Vorderrädern habe ich wieder auf Offenblende gewechselt, was in einem schön weichen Hintergrund resultiert.


Bei der Schutzblech-Kunst habe cih dann versucht, etwas Unruhe zu provozieren, indem ich nur auf f/2,8 zurück gegangen bin, aber trotzdem ist die Unschärfe erstaunlich unaufgeregt. Hier, wie auch bei den BIldern oben mit Offenblende, sieht man so gut wie keine Vignettierung in den Ecken. Erstaunlich für so ein lichtstarkes Weitwinkel. Der Impfzentrumsbanner ist dann wieder bei "normaleren" Blendenwerten von f/4 entsanden, trotzdem ist die Hintergrundunschärfe noch sehr ausgeprägt auf diese mittlere Distanz - gefällt mir sehr.

Aber ihr kennt mich ja: Wenn es eine noch offenere Blende gibt, benutze ich die auch, solange das Bild dadurch nicht überbelichtet wird. Bei f/2 sieht man in dem Halteverbotsschild-Hintergrund tatsächlich etaas Abschattung zu den Ecken hin - links scheinbar etwas mehr als rechts, was aber auch an den Wolken liegen kann. Die Farbwiedergabe war mir ja schon bei den Testbildern im Garten aufgefallen, hier - beim starken Blau-Rot-Kontrast - tritt das noch mal extra hervor. Als Verzerrungstest habe ich dann mal einfach die Steine unter mir fotografiert: Man sieht, ich habe die Kamera nicht ganz gerade gehalten, aber man bekommt einen guten Eindruck davon, wie stark die Verzerrungen auf ungefähr 1,60 Meter Entfernung sind.


Wie gesagt: Hochkant mancht auch hier richtig Spaß. Zum Beispiel die Fahnen vor der eigentliche WCCB-Halle mit dem blauen Himmel im Hintergrund. Oder die Ösen am Fahnenmast auf Minimaldistanz bei f/2,8 mit dem richtig krass unscharfen Hochhaus im Hintergrund. Oder einfach nur ein Pylon auf kurze Distanz bei f/4. Oder oder oder...! ;-) Die hochspannende Lebensgefahr eignet sich mit den geraden Streifen dann wieder gut als Verzeichungs-Test, auch wenn ich natürlich aus der freien Hand geschossen nicht ganz genau senkrecht davor stand.

Zum Schluss noch ein paar Blumen auf kurze Distanz bei f/5,6. Auch hierfür ist dieses Objektiv mit seiner kurzen 30cm Minimaldistanz sehr gut geeignet. Leider war es im Hintergrund nicht hell genug, um so richtig die eckigen Blendenabbilder heraus zu bekommen. Das muss ich bei Gelegenheit an einem sonnigeren Tag testen.


Fazit: Ein zimlich gutes All Round Objektiv mit wenigen Mängeln. Angeblich soll es bei nächtlichen Punktlichtquellen gerne Ghosts produzieren, das muss ich dann auch noch testen, wenn ich dazu komme. Das modernere AF soll das ja nicht so sehr tun. Ansonsten, wer auf den Autofokus verzichten kann, kann hier glaube ich ohne Bedenken zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit zu einem Schnäppchen bietet. Vielleicht bekommt man ja auch eine weniger schrottig aussehende Variante, wenn man danach sucht, ohne dass man ein Vermögen dafür hinlegen muss. Die günstigsten eBay-Versteigerungen, die tatsächlich ein einem Verkauf geendet habe, lagen bei ca. 160€, während ich jetzt für diese Version, die wirklich keine Preise bezügliche des Erhaltungszustands mehr gewinnen kann, im Bundle mit diversen anderem Nikon-Kram (zwei Kameras - eine davon scheinbar sogar funktionstüchtig -, ein Tamon-Zoom, ein Zwischenring und noch diverser anderer Kleinkram) gerade mal die Hälfte hingelegt habe. Man muss halt Kompromisse machen! Wirklich neuwertige Stücke gehen auch gerne für über 240€ raus, was ich aber für etwas übertrieben halte.