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Flügelschlag

Flügelschlag ist ein "Kennerspiel des Jahres" gewesen und zwar bereits 2019. Das ist ja so lange her, wenn man mal bedenkt, dass diese ganze Corona-Kacke dazwischen gelegen hat. Und hätte ich damals gewusst, dass es dieses Spiel gibt und wie liebevoll gestaltet es ist, wäre die Pest sicher leichter zu ertragen gewesen. So haben wir es aber erst vor ein paar Wochen beim Buchladen gefunden und mitgenommen, weil J die Verpackung so angesprochen hat. Und die hübschen Vögel sind nicht nur außen auf der Kiste, sondern auch innen drin auf so vielen Karten, dass man einen riesigen Turm davon als Nachziehstapel aufstellt.

Ehrlich gesagt, war ich zuerst ein wenig skeptisch. Das Spiel sieht auf den ersten Blick, wenn man sich den sehr reichhaltigen Inhalt der Box zum ersten Mal anschaut, etwas überwältigend aus. Die Regeln in Text-Form sind zwar eindeutig formuliert, aber eben auch kompliziert. Da ist es gut, dass es a) auf der Webseite einen Link zu einem Video gibt, das kurz die Regeln erklärt, und b) die ersten vier Züge eines Einführungsspiels vorbereitet in einer eigenen kleinen Tüte liegen, mitsamt der Anleitung, was welcher Spieler bei welchem Zug zu tun hat. (Die Karten in diesem Tutorial lassen sich natürlich auch später in den dicken Stoß Vogelkarten mischen; wenn man das Tutorial noch mal spielen will, kann man diese an den grauen Ecken oben rechts und unten links erkennen und so leicht wieder aussortieren.)

Bevor man allerdings anfangen kann zu spielen, muss man erstmal das Vogelhäuschen zusammensetzen! Ja, Bastelarbeit abends um halb 9, das ist schon nicht ganz so einfach, und so haben wir es erst mal falsch gemacht. Das Häuschen ist dafür gedacht, dass man hinten die fünf Würfel, die bestimmen, welche Vogelfutter-Ressourcen man ziehen darf, einwirft, die dann vorne wieder in die Schale heraus purzeln. So hat man nicht das übliche Problem, dass die Würfel unterm Tisch verschwinden, weil sie in der praktischen Schale landen. Da wir aber beim Aufbau zu blöd waren, mussten wir das Teil noch einmal demontieren, wofür es eigentlich nicht gedacht ist. Es hat diese Prozedur jedoch unbeschadet überstanden.


Vor dem Spiel ziehen alle Spieler fünf Vogelkarten und fünf Ressourcen (wenn man nicht gerade das Tutorial spielt), von denen man insgesamt aber nur fünf behalten darf, also zB zwei Vögel und drei Futterressourcen. Der Rest kommt zurück. Außerdem erhält jeder zwei Bonus-Karten, auf denen zusätzliche Spielziele formuliert sind, für die man am Ende Punkte bekommt, von denen man aber auch nur eine behält. Der persönliche Spielplan ist aufgeteilt in drei Habitate: Wald, offene Wiese und Wasser. Vögel leben in einer oder mehreren dieser Gegenden und können nur dort abgelegt werden, wo die Symbole oben in der linken Ecke es vorgeben.

Zu den Regeln: Man spielt vier Runden. In jeder Runde sind alle Spieler mehrfach am Zug, so lange, bis die kleinen Holzquader in Spielerfarbe aufgebraucht sind, die man zu Anfang erhalten hat. (Jede Runde verliert man einen dieser Quader, da sie auch als Marker für die erhaltenen Bonuspunkte für die Rundenziele dienen. Die Runden werden also zum Ende des Spiels hin kürzer.) Zu Beginn des Zugs entscheidet man sich, ob man eine Vogelkarte in einen freien Slot in einem Habitat auslegen möchte, ob man Futter sammeln möchte, ob man seine Vögel Eier legen lassen möchte, oder ob man neue Vogelkarten ziehen will. Je nachdem platziert man dann einen seiner Quader auf dem entsprechenden Feld auf dem Spielplan. Möchte man also zum Beispiel in den ersten Slot im Wald einen Vogel auslegen, so setzt man den Quader ganz oben auf den Plan, zahlt die Futterkosten, die auf der Karte angegeben sind und ist fertig. Die Slots werden von links nach rechts aufgefüllt, spätere Slots kosten mehr (insbesondere benötigt man hier ein oder zwei Eier, die man in einem vorherigen Zug hat legen lassen), bringen aber auch entsprechend besser Vorteile. Entsprechend: Möchte man Eier legen, legt man den Kubus in das erste, nicht von einem Vogel besetzte Feld, bekommt die entsprechende Menge Eier, die man auf seine Vögel verteilen kann (solange noch Platz in den Nestern ist) und lässt dann seinen Kubus von rechts nach links über die in dieser Spalte bereits ausgelegten Vögel wandern (falls dort in einem vorherigen Zug bereits welche ausgelegt wurden). Dabei wird jeweils die im braunen Feld auf der Vogelkarte angegebene Fähigkeit aktiviert.

Das klingt jetzt alles furchtbar kompliziert, aber wenn man einmal im Spiel drin ist, ist man so in die ganze Vogelwelt hinein gezogen, dass man am liebsten gar nicht mehr aufhören will. Das oben erwähnte Einführungsspiel ist hier wirklich sehr hilfreich, einen Einstieg zu finden. Wenn man die ersten paar Züge durch hat - die man am Besten sich selber und seinen Mitspielern jedes Mal genau erklärt, um im Zweifel auch eine Rückmeldung der anderen zu erhalten, ob man die Regeln richtig interpretiert hat -, läuft alles von ganz alleine und man fragt sich, wieso das am Anfang so schwer erschien. So ging es mir jedenfalls.


Wenn man keine farbigen Quader mehr hat, endet die Runde und die Rundenziele werden ausgewertet, die man am Anfang beim Aufbau des Spiels zufällig aus dem Vorrat gezogen hat. Die Symbole auf diesen sind nicht immer sofort ersichtlich, aber dafür gibt es eine gute Zusatzanleitung, die auch andere Karten erklärt, etwa die Bonuskarten, die man während des gesamten Spiels zu erledigen hat. Man darf also trotzdem, dass einem die Züge irgendwann scheinbar leicht von der Hand gehen, immer im Hinterkopf behalten, welches Ziel man hat und ob man es noch erreichen kann; ebenso ist es nicht falsch, immer mal wieder zu hinterfragen, wie das Ziel eigentlich noch mal genau formuliert war!

Wenn man dann vier Runden durch gespielt hat, folgt die Endabrechnung. Das passiert erstaunlich schnell, denn - wie gesagt - verliert man in jeder Runde einen seiner Spielsteine, die als Marker auf die Pappe mit den Rundenzielen gestellt werden. Jetzt wird einfach die Liste in der Anleitung von oben nach unten durch gegangen und schon weiß man, wer gewonnen hat. Ich habe es nicht geschafft, das während des Spiels nachzuhalten, wer gerade wie viele Punkte hat, sondern habe mich einfach voll und ganz auf mich konzentriert. Das scheint auch für den Anfang eine gute Strategie gewesen zu sein, denn ich hatte am Ende doch einen guten Vorsprung, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte.

Insgesamt gefällt mir dieses Spiel extrem gut und ich kann nachvollziehen, wieso es damals den ersten Preis in dieser Kategorie bekommen hat. Es ist im Einstig nicht ganz einfach, sodass ich mich frage, ob die Empfehlung "ab 10" gerechtfertigt ist, andererseits sind Kinder meist schneller in der Erfassung neuer Umstände als alte Säcke wie ich, daher nehme ich mal an, dass die wahrscheinlich nach dem Durchlesen der Regeln eher mir noch was erklären könnten als umgekehrt! ;-) Außerdem bekommt man hier ein wirklich sehr liebevoll gestaltetes Spiel, das einen tollen Bezug zur Natur hat: Ich mein, wer mag schon keine Vögel? Vor allem die detaillierten Zeichnungen der einzelnen Arten auf den Vogelkarten hat mich voll erwischt und ich bin sofort schockverliebt gewesen.

Leider bietet das Grundspiel nur amerikanische Arten, das Spiel stammt wohl aus den USA. Aber es gibt Zusatzpacks mit neuen Vogelkarten für Europa, Asien und Ozeanien. Als einziger Kontinent fehlt also bisher noch Afrika. (Ich mein, ja, in der Antarktis gibt es auch spannende Vögel - Pinguine -, aber ich fürchte, nicht genug, um damit ein ganzes Kartenset zu erstellen.) Neben den neuen Vögeln erweitern diese Sets auch zum Teil die Regeln und Asien dient zudem als Erweiterung für bis zu 7 Spieler (statt der 5 im Grundspiel) - und man kann Asien zudem auch als eigenständiges Zweispieler-Spiel spielen. Cool. Zumal sowohl das Grundspiel als auch die Erweiterungen nicht sooo schrecklich teuer sind, zumal wenn man die Menge der enthaltenen Materialien bedenkt.

Fazit: Eines der besten Spiele, die wir in letzter Zeit mitgenommen haben! Kann ich voll empfehlen! Einzig der Einstig ist ein bisschen verwirrend - was man sicher auch daran merkt, wie ich da oben versucht habe, die Regeln zusammenzufassen. Aber wenn man einmal drin ist, lässt es einen auch nicht mehr los. Ich hätte direkt noch eine Partie spielen können, aber dafür war es dann doch etwas spät, leider! ;-)

Zug um Zug Deutschland Sonderedition

Nachdem wir auf der Spielemesse letztens endlich mal eine eigene Version von Zug um Zug erworben hatten, haben wir das am Sonntag direkt mal ausprobiert (und ich habe verloren, schnüff). ;-) Aber es hat Spaß gemacht und deshalb jetzt ein kleines Review.

Über das Spiel ist glaube ich ja eigentlich schon genug schrieben worden, es scheint ja eines der beliebtesten zu sein, die in den letzten Jahren raus gekommen ist. Mich erinnert das sehr an das Dampfross, das ich noch mit meinen Eltern gespielt habe, als ich noch sooooo klein war. (Also, damals in den wilden 1980ern.) Aber da kann ich mich auch nur noch dunkel dran erinnern, weswegen das hier auch kein Vergleich wird. (Aber das liegt noch immer im Keller, das könnte ich eigentlich mal mit bringen und mit J spielen. Wenn die Stifte nicht total eingetrocknet sein sollten nach 40 Jahren! ;-) Da liegen überhaupt noch einige sehr interessante Spiele aus meiner Jugend, die man mal wieder auspacken könnte.)


Jedenfalls: Zug um Zug. Das Spielprinzip bei dieser Deutschland-Ausgabe ist das gleiche wie immer: Man verbindet Städte mit Zügen. Dazu zieht man vom Stapel oder von den offen ausliegenden Karten Waggons (und wenn man Glück hat Lokomotiven, die als Joker gelten), mit denen man dann die gleichfarbigen Strecken für sich gewinnen kann. Das gibt dann Punkte. Um das ganze interessanter zu gestalten, gibt es Streckenziele, die man am Anfang oder auch zwischendurch vom Streckenstapel zieht und dann erfüllen muss. Lange Strecken bringen dabei mehr Punkte als die kurzen. Wer die meisten seiner Karten erfüllt, bekommt am Ende auch noch die Bonus-Globetrotter-Karte, die noch mal 15 Punkte wert ist. Wenn ich das richtig verstehe, sind die Passagiere eine Besonderheit dieser Ausgabe: Wenn man Städte verbindet, darf man sich aus jeder verbundenen Stadt einen Passagier beliebiger Farbe nehmen und wer am Ende die meisten einer Farbe hat, bekommt noch mal Bonuspunkte.

Das Spielmaterial ist gut, die Waggons sind zwar nur aus Plastik, dafür sind aber einige Ersatzteile mit in der Kiste. Die Macher wussten schon, dass die Teile verloren gehen werden. Zusätzliches Material wie die Passagiere und die Punktezählsteine sind dafür aus Holz. Der Spielplan ist dicke Pappe, die nicht zum Verknicken neigt, sondern einen sehr wertigen Eindruck macht. Auch die Karten sind aus recht stabiler Pappe und sollten einige Spielesessions durchhalten. Was mich ein bisschen stört ist, dass die Geschichte zum Spiel in der Kaiserzeit angesiedelt ist, der Spielplan aber die modernen Grenzen Deutschlands zeigt. Da wäre doch sicher noch Platz gewesen für Danzig und Königsberg auf der einen Seite, Eupen und Straßburg auf der anderen. Aber vielleicht war das den Machern zu politisch. Oder der Plan wäre einfach zu groß geworden.


Was mich erstaunt hat: Man ist doch recht schnell durch, wenn man nur zu zweit spielt. Wir haben die Sonderregel für ein Zweispieler-Spiel, dass man auf den parallel verlaufenden Strecken trotzdem nur einmal bauen darf, ein wenig abgemildert, und die doppelte Bebauung zumindest auf den dreifachen Strecken zugelassen. Mal sehen, ob wir das beibehalten, ober ob wir uns demnächst strikt an die Anleitung halten. Bei mehreren Spielern wird es eh interessant, wo man denn all seine Züge aufbauen kann, also ob es überhaupt so viele Strecken gibt, dass man sich nicht direkt ins Gehege kommt. Durch die vielen, vielen Streckenkarten kommen sicher immer wieder neue Elemente ins Spiel kommen. Zwar bin ich allerdings nicht der aggressivste und kompetitivste Spieler, aber ich sehe hier durchaus Konfliktpotential, wenn man seine Strecken nicht zu Ende bauen kann, weil sie von einem anderen Mitspieler besetzt ist.

Insgesamt ein sehr kurzweiliges Spiel, das uns sehr gut gefällt. Kann man immer mal wieder spielen!

Bonn Spielt

Heute vor dem Trek Dinner auf der Spielemesse im bonner Brückenforum gewesen. Darauf hatte uns der J letzte Woche hingewiesen und wir fanden das Konzept ganz interessant, also haben wir uns - die mit 14 Euro zugegebener Maßen nicht ganz günstigen Karten - besorgt und sind heute morgen schon kurz nach der Öffnung des Eingangs um 10 Uhr dort gewesen. Also, wir waren erst um halb 11 da, weil Parkplatzsuche in Bonn Beuel ist ja immer faszinierend! Fast so spannend wie die Spiele, die wir uns angeschaut hatten. Ach ja, und weil wir nicht wussten, wann J kommt, haben wir noch ein bisschen draußen vor der Tür gestanden, bevor wir rein sind. Deswegen gibt es auch Fotos vom Motorroller am Eingang! ;-)


Drinnen war es erstaunlich voll, und das schon so kurz nach dem Einlass. Unheimlich viele Geeks und Nerds, sodass wir uns direkt heimisch gefühlt haben. An den Tischen waren Spiele aufgestellt (vom Sponsor), die man direkt spielen konnte. Und an einigen weiteren hatte man Platz für eigene oder geliehene Spiele. Problem war nur, es war so voll, dass die Plätze recht schnell belegt waren. Oben auf der Bühne waren der Flohmarkt und die Ausleihe aufgebaut. Hier stand eine ewig lange Schlange an, die aber während der Veranstaltung ihre Bedeutung gewechselt hat: Erst standen all die Leute an, die ihre alten Spiele abgeben wollte oder welche ausleihen wollte, dann nachher standen dort die, die Spiele kaufen wollten. Nein, ich war überhaupt nicht verwirrt. ;-)

Währenddessen wurde oben auf der Tribüne das Turnier aufgebaut. Carcassonne und was war das andere? Hab ich vergessen. Das haben wir nicht wirklich verfolgt, weil wir nämlich in der Zwischenzeit diverse Spiele angeschaut und vor allem auch ein paar gespielt haben. War zwar recht laut, weil so viele Leute da waren, sodass wir den Anweisungen der herum wuselnden Erklärer nur ungefähr folgen konnten, dafür gab es aber genügend gedruckte Anleitungen. Und Alhambra kannten wir ja eh. ;-) Danach haben wir eine oder zwei Runde Midnight Market gespielt, was wir nicht kannten, was ich aber einigermaßen interessant fand, weil man sich immer wieder selber in eine Sackgasse gewerkelt hat. Da habe ich bis zum Ende nicht richtig durchgeblickt,was wohl die beste Strategie ist.

Nachdem der J dann auch da war, haben wir uns noch mal alles genau angeschaut. Wie gesagt, es waren viele Besucher da, der Laden war gerammelt voll, sodass man an einigen der Verkaufsständen nur schlecht gucken konnte. Wir hatten uns mittlerweile darauf eingeschossen, endlich mal eine Version von Zug um Zug mitzunehmen, weil wir gefühlt die einzigen sind, die das Spiel nicht haben. ;-) Und der eine Stand hatte die Jubiläums-Edition Deutschland rum stehen, da haben wir das eingesackt. Außerdem die zweite Erweiterung zu Parks. Und außerdem haben wir ein paar kleine Bonus-Teile dazu bekommen: Ein Reise-Mensch-Ärger-Dich-Nicht, ein Mini-Codewords und das dritte hab ich gerade wieder nicht im Kopf.


Nachdem wir dann so FedCon-mäßig in der Schlange gestanden hatten, haben wir uns über den Flohmarkt her gemacht. Hier habe ich mich für Indus entschieden, wegen des Archäologie-Themas. Außerdem hat das gebraucht nur 5€ gekostet. Für C haben wir dann Fjords mit genommen. Einfach, weil wir es da gefunden haben und an sie denken mussten. Außerdem habe ich noch das Nicht-Lustig-Würfelspiel abgegriffen, das war auch sehr billig. Jetzt haben wir einen Riesenstapel Spiele rum stehen, die wir noch nicht gespielt haben. Es wird also in näherer Zukunft mal wieder ein paar Einträge zu diesem Thema geben! ;-)

Nachdem wir unsere Kaufwut dann abgehakt hatten - und nach einer Partie Vollpfosten -, mussten wir auch schon bald wieder gehen, denn J musste S noch von der Arbeit abholen und J und ich hatten langsam mal das Bedürfnis nach frischer Luft. Nicht, dass es da im Brückenforum besonders stickig gewesen wäre, eher im Gegenteil: Da lief scheinbar die Klimaanlage und die Luft war so trocken, dass ich mich ein bisschen ausgetrocknet gefühlt habe. Deswegen sind wir dann runter nach Oberkassel, wo das Trekdinner stattfinden sollte und sind noch ein bisschen am Rhein spazieren gegangen. Aber das ist ein anderer Eintrag in diesem meinem Blog! :-D