Sony M-455 Diktiergerät
Während draußen die Welt still und feucht vor sich hin untergeht, so mit Hochwasser und alledem, habe ich mich entschlossen, diesen Artikel vor-zu-verfassen, also sozusagen auf die Halde zu schreiben, damit ich es morgen terminiert veröffentlichen kann, wenn ich unterwegs und nicht zu Hause bin. Die Halde ist nämlich der Ort, wo ich dieses Gerät, das ich heute vorstellen möchte, eigentlich nicht schicken wollte, als ich dem Kunden/Chef geholfen habe, das Büro zu entrümpeln. Es mag zwar anachronistisch wirken, dieses Teil vor dem Untergang zu bewahren, denn schließlich, wer braucht noch ein Diktiergerät mit Microkassetten, wenn es diese praktischen kleinen Dinger in Digital gibt, die hundert Mal mehr Aufnahmezeit bieten und dabei auch noch so klingen, als könnte man am Ende tatsächlich sogar verstehen, was man drauf gesprochen hat. Aber trotzdem kein Grund, finde ich. Ich habe ja ein Herz für den Retro-Schrott! (Außerdem steht bei meiner Mutter im Keller noch ein ganze Kiste voller Bänder, die mein Vater mal aufgenommen hat, dann kann ich mir dessen Stimme auch noch mal anhören; bisher gab es in ihrem Haushalt nämlich kein Gerät, das dieses Format abspielen kann.)
Aber genug der Vorrede, was haben wir hier? Ein Diktiergerät der Marke Sony, genauer gesagt ein Sony M-455. Wenn es um Diktiergeräte aus dieser Ära geht, scheint es sich bei diesem schon um ein relativ spätes Modell zu handeln. Wahrscheinlich wohl das letzte, was noch gebaut wurde, bevor die Digitalisierung zugeschlagen hat. Ich schätze es nach Menge des verbauten Plastiks, vom allgemeinen Design her und der Anzahl der Features auf Mitte der 1990er, vielleicht auch Anfang der 2000er. Sozusagen das letzte, was nach hinten raus noch kam, um die Kompatibilität mit vorhandenen Bändern sicherzustellen. Die bekannte geizige Preissuchmaschine listet das Gerät noch, hat aber seit 2012 keine Preise mehr dafür, und angelegt wurde der Eintrag 2003, was aber wahrscheinlich nicht viel Aussagekraft hat, denn ich glaube, viel länger gibt es die noch gar nicht. (Bei Amazon und eBay werden da übrigens irgendwelche Phantasiepreise für eingeschweißte Neugeräte aufgerufen, was einfach nur lächerlich ist. Da bieten sich zwei Bots wieder gegenseitig hoch. Gebraucht kriegt man das Teil offenbar so ab 20€ in schlechtem kosmetischen Zustand, bis rauf zu 50€ für eins, das einigermaßen neu aussieht. Ich denke, das ist realistisch, denn ungefähr in dem letzteren Bereich wird es auch neu gelegen haben.)
Was noch dafür spricht, dass das Teil noch gar nicht so alt ist, ist die Kassette, die drin steckte: Darauf sind der Chef und sein Sohn zu hören. Ich nehme also an, dass der ihm erklärt hat, wie das Ding zu bedienen ist, was er dann aber nie getan hat, weshalb es praktisch neu ist! (Ich habe das Band nicht weiter angehört, sondern werde die Aufnahme demnächst gemäß den Datenschutzvorschriften entsorgen, so er die denn aus nostalgischen Gründen nicht wieder haben möchte.) Da ich somit aber eine Kassette zur Verfügung hatte, habe ich die Funktion testen können. Zum Glück waren die noch immer eingelegten Sony-Batterien nur leer und nicht ausgelaufen, sodass ich einfach nur einen Satz frische AAs einsetzen musste.
Und es geht. Einfach so. Das ist für einen Eintrag wie diesen jetzt einigermaßen langweilig, aber was willste machen?! Aufnahme, abspielen, vor, zurück, geht alles. Die Qualität ist einer Microkassette entsprechend. Menschen meines Alters werden sich vielleicht noch an diese Geräte erinnern oder hatten einen dieser neumodischen Anrufbeantworter, die das gleiche Format verwendeten.) Das größte "Feature" ist, dass es einen Selektor für die Bandgeschwindigkeit gibt. Damit kann man die eh schon langsamen 2,4cm/s noch mal halbieren und erhält bei 1,2cm/s die doppelte Aufnahmelänge, aber auch nur noch die halbe Qualität. (Letzteres ist wahrscheinlich sogar noch geschönt; ich fürchte, Bandgeschwindigleit hat einen quadratischen Einfluss auf das subjektive Hörerlebnis.) Es hilft auch nicht, dass - soweit ich das beurteilen kann - der Löschkopf nur einen Permanentmagneten enthält und somit das Grundrauschen des Bandes noch mal verstärkt. Kann allerdings auch sein, dass der Verstärker, der die Information aufs Band bringt, von sich aus etwas rauschig ist. Jedenfalls merkt man ganz deutlich, an welcher Stelle man die Aufnahmetaste gedrückt hat und die Grundmagnetisierung beginnt.
Dass das Teil praktisch wohl nie im Produktiven Einsatz war, ist für mich in zweierlei Hinsicht ein Glücksfall: Zum Einen sieht es aus wie neu und klingt auch so. Der Kopf ist nicht verschmutzt oder verkratzt und die Mechanik noch nicht ausgeleiert. Falls es Gummis in diesem Gerät gibt, die zum Antrieb gehören, sind diese in einem tadellosen Zustand, denn es ist kein Leiern oder Eiern zu hören. Zum Anderen ist auch die passende Kiste dabei, mitsamt eines Preisstickers von Saturn auf der Oberseite, dessen Auszeichnung nur leider in den letzten 20 Jahren so ausgeblichen ist, dass er komplett leer erscheint. Außerdem sind sowohl die Garantiebedingungen als auch die komplette mehrsprachige Anleitung vorhanden. Sogar einen sehr unbequemen In-Ear-Kopfhörer gab es dazu, von dem ich aber annehme, dass er nicht original dazu gehört: Der ist Stereo, das Gerät aber (natürlich) nur Mono. (Es ist ein Diktiergerät, keine HiFi-Komponente!)
Fazit: Wieder ein Stück Geschichte vor der Verschrottung gerettet! Ich muss bald anbauen! Zum Glück ist das Teil klein und kompakt, lässt sich also gut lagern, ohne dass es zu viel Platz verschwendet. Und es funktioniert. Die Tonqualität ist einer Microcassette angemessen, die Verarbeitungsqualität scheint in Ordnung zu sein - schließlich läuft es, ohne dass ich was dran machen musste. Einzig der exzessive Einsatz von chinesischem Plastik verrät, dass es sich um ein sehr spätes Modell handelt. Ich weiß, dass das Teil, das mein Vater hatte und mit dem er gefühlt kilometerweise Bänder am Stück für seine Sekretärin aufgenommen hat (mir fällt ihr Name nicht mehr ein, ich werd alt) qualitativ ein bisschen hochwertiger daher kam. Nun kann ich mich aber nicht mehr wirklich dran erinnern, das war gefühlt noch in den 1980ern. Wie gesagt, alleine um diese Bänder noch mal zu testen, hat sich dieser Fund schon gelohnt.
Aber genug der Vorrede, was haben wir hier? Ein Diktiergerät der Marke Sony, genauer gesagt ein Sony M-455. Wenn es um Diktiergeräte aus dieser Ära geht, scheint es sich bei diesem schon um ein relativ spätes Modell zu handeln. Wahrscheinlich wohl das letzte, was noch gebaut wurde, bevor die Digitalisierung zugeschlagen hat. Ich schätze es nach Menge des verbauten Plastiks, vom allgemeinen Design her und der Anzahl der Features auf Mitte der 1990er, vielleicht auch Anfang der 2000er. Sozusagen das letzte, was nach hinten raus noch kam, um die Kompatibilität mit vorhandenen Bändern sicherzustellen. Die bekannte geizige Preissuchmaschine listet das Gerät noch, hat aber seit 2012 keine Preise mehr dafür, und angelegt wurde der Eintrag 2003, was aber wahrscheinlich nicht viel Aussagekraft hat, denn ich glaube, viel länger gibt es die noch gar nicht. (Bei Amazon und eBay werden da übrigens irgendwelche Phantasiepreise für eingeschweißte Neugeräte aufgerufen, was einfach nur lächerlich ist. Da bieten sich zwei Bots wieder gegenseitig hoch. Gebraucht kriegt man das Teil offenbar so ab 20€ in schlechtem kosmetischen Zustand, bis rauf zu 50€ für eins, das einigermaßen neu aussieht. Ich denke, das ist realistisch, denn ungefähr in dem letzteren Bereich wird es auch neu gelegen haben.)
Was noch dafür spricht, dass das Teil noch gar nicht so alt ist, ist die Kassette, die drin steckte: Darauf sind der Chef und sein Sohn zu hören. Ich nehme also an, dass der ihm erklärt hat, wie das Ding zu bedienen ist, was er dann aber nie getan hat, weshalb es praktisch neu ist! (Ich habe das Band nicht weiter angehört, sondern werde die Aufnahme demnächst gemäß den Datenschutzvorschriften entsorgen, so er die denn aus nostalgischen Gründen nicht wieder haben möchte.) Da ich somit aber eine Kassette zur Verfügung hatte, habe ich die Funktion testen können. Zum Glück waren die noch immer eingelegten Sony-Batterien nur leer und nicht ausgelaufen, sodass ich einfach nur einen Satz frische AAs einsetzen musste.
Und es geht. Einfach so. Das ist für einen Eintrag wie diesen jetzt einigermaßen langweilig, aber was willste machen?! Aufnahme, abspielen, vor, zurück, geht alles. Die Qualität ist einer Microkassette entsprechend. Menschen meines Alters werden sich vielleicht noch an diese Geräte erinnern oder hatten einen dieser neumodischen Anrufbeantworter, die das gleiche Format verwendeten.) Das größte "Feature" ist, dass es einen Selektor für die Bandgeschwindigkeit gibt. Damit kann man die eh schon langsamen 2,4cm/s noch mal halbieren und erhält bei 1,2cm/s die doppelte Aufnahmelänge, aber auch nur noch die halbe Qualität. (Letzteres ist wahrscheinlich sogar noch geschönt; ich fürchte, Bandgeschwindigleit hat einen quadratischen Einfluss auf das subjektive Hörerlebnis.) Es hilft auch nicht, dass - soweit ich das beurteilen kann - der Löschkopf nur einen Permanentmagneten enthält und somit das Grundrauschen des Bandes noch mal verstärkt. Kann allerdings auch sein, dass der Verstärker, der die Information aufs Band bringt, von sich aus etwas rauschig ist. Jedenfalls merkt man ganz deutlich, an welcher Stelle man die Aufnahmetaste gedrückt hat und die Grundmagnetisierung beginnt.
Dass das Teil praktisch wohl nie im Produktiven Einsatz war, ist für mich in zweierlei Hinsicht ein Glücksfall: Zum Einen sieht es aus wie neu und klingt auch so. Der Kopf ist nicht verschmutzt oder verkratzt und die Mechanik noch nicht ausgeleiert. Falls es Gummis in diesem Gerät gibt, die zum Antrieb gehören, sind diese in einem tadellosen Zustand, denn es ist kein Leiern oder Eiern zu hören. Zum Anderen ist auch die passende Kiste dabei, mitsamt eines Preisstickers von Saturn auf der Oberseite, dessen Auszeichnung nur leider in den letzten 20 Jahren so ausgeblichen ist, dass er komplett leer erscheint. Außerdem sind sowohl die Garantiebedingungen als auch die komplette mehrsprachige Anleitung vorhanden. Sogar einen sehr unbequemen In-Ear-Kopfhörer gab es dazu, von dem ich aber annehme, dass er nicht original dazu gehört: Der ist Stereo, das Gerät aber (natürlich) nur Mono. (Es ist ein Diktiergerät, keine HiFi-Komponente!)
Fazit: Wieder ein Stück Geschichte vor der Verschrottung gerettet! Ich muss bald anbauen! Zum Glück ist das Teil klein und kompakt, lässt sich also gut lagern, ohne dass es zu viel Platz verschwendet. Und es funktioniert. Die Tonqualität ist einer Microcassette angemessen, die Verarbeitungsqualität scheint in Ordnung zu sein - schließlich läuft es, ohne dass ich was dran machen musste. Einzig der exzessive Einsatz von chinesischem Plastik verrät, dass es sich um ein sehr spätes Modell handelt. Ich weiß, dass das Teil, das mein Vater hatte und mit dem er gefühlt kilometerweise Bänder am Stück für seine Sekretärin aufgenommen hat (mir fällt ihr Name nicht mehr ein, ich werd alt) qualitativ ein bisschen hochwertiger daher kam. Nun kann ich mich aber nicht mehr wirklich dran erinnern, das war gefühlt noch in den 1980ern. Wie gesagt, alleine um diese Bänder noch mal zu testen, hat sich dieser Fund schon gelohnt.
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