Film: Fomapan 100 #15, Kamera: Revue 4, Dezember 2020
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Heute mal den ersten Eintrag (von drei), die ich aus dem verkratzten s/w-Film heraus bekommen habe. Die Kratzer stammen davon, dass sich der Film in der Revue 4 verhakt hatte und ich ihn manuell heraus piddeln musste; dabei ist er wahrscheinlich etwas fest an einer der Kanten vorbei geschrammt. Aber dafür habe ich offensichtlich erfolgreich die Lichtlecks im Vorhang abgedichtet, denn die sind weg und der Film ist ziemlich genau richtig belichtet. Alle Bilder sind mit dem Industar-61-Objektiv gemacht, ich habe ja kein anderes für die Rangefinder-Kamera.
Wie immer, wenn ich das Haus verlasse und an der Weide vorbei komme, wird das erste Bild, von dem ich nicht genau weiß, ob es überhaupt schon komplett auf dem brauchbaren Bereich des Films liegt, an das schmuddelige weiße Pferd verschwendet, das da immer steht. (1/250s, f/4) Es stand wohl relativ weit weg, wie man sieht, aber vor dem Baum ist es trotzdem ein ganz nettes Foto geworden.
Auf dem zweiten Bild haben wir das Fachwerk unten am Ende der Höhenstraße. (1/500s, f/4.) Wenn man etwas unterbelichtet und starke Kontraste im Bild hat, macht das Industar tatsächlich ganz schön scharfe Fotos. Muss mir vielleicht doch mal eine unverkratzte Version davon zulegen, so teuer sind die ja nicht. Der große, böse Kratzer zieht sich jetzt leider über einige Bilder, allerdings sind immer wieder welche dazwischen, auf denen er zum Glück nicht drauf ist.
So auch bei den Knospen am Magnolienbaum, die ich im Gegenlicht fotografiert habe - die sind dafür etwas unscharf; mit dem Entfernungsmesser solche Kleinigkeiten genau auszumessen, ist gar nicht so leicht. (1/500s, f/4.) Bei f/4 ist das Bokeh auch etwas unruhig und ansich ist das Bild glaube ich etwas zu dunkel belichtet. OK, so gibt es etwas mehr Herbststimmung her, aber es ist auch schwer, überhaupt was zu erkennen, weil praktisch keine Strukturen in den Knospen übrig geblieben sind.
Das Ziegenbild ist besser belichtet, allerdings war da der Zaunpfahl halb im Bild. (125s, f/2.8.) Kommt davon, wenn man nur durch den Sucher guckt und vergisst, dass das keine Spiegelreflex ist und das, was die Linse sieht, nicht unbedingtdas Gleiche sein muss!
Die Ziegen sind dafür schön scharf geworden. Ansonsten hatten wir Fotos dieser Art schon genug, also nichts besonderes.
Deshalb hab ich gleich noch eins gemacht, dieses Mal aber ohne Zaunpfahl!
(1/250s, f/4.) Der blöde Zaun stört etwas. Und ich hätte weiter runter in die Knie gehen müssen. Aber ansonsten ganz nett, mit der gleichen Einschränkung - hatten wir schon oft genug - wie oben. Aber bei ähnlichen Motiven kann ich auch immer ziemlich gut nachvollziehen, was die Quirks und Features (:D) der einzelnen Kameras und Objektive sind.
Das Geschenk am Weihnachtsbaum zum Beispiel sieht selber gar nicht so spannend aus, aber das Bokeh ist das eigentlich Interessante. (1/250s, f/2,8.) Bei Offenblende wird das im Hintergrund schon extrem weich, was bei dem kleinen, kompakten Objektiv schon einigermaßen erstaunlich ist. Das Paket selber habe ich allerdings leider auch nicht ganz scharf; wie man an den Tannennadeln ganz links oben sehen kann, lag mein Fokus ein paar Zentimeter hinter dem Paket. Die sind auch schön scharf geworden; hier unten im Tal war wenig Licht, das sich in den Kratzern hätte brechen können und so den Kontrast hätte kaputt machen können.
Die Hagebutten sehen auch einigermaßen scharf aus und der Halo-Effekt der Kratzer macht sich nur ganz leicht zu bemerken. (1/250s, f/2,8.) Die etwas hellere Belichtung ist auch ganz gut und die einzelnen Fachwerkstreben werden relativ weich wiedergegeben. Die Dachziegel sind vielleicht etwas unruhig, aber ansonsten technisch ganz gut geworden. OK, das Motiv selber ist halt etwas langweilig. Aber ich mag ja Gemüse-Fotos!
Die Belichtung ist auch bei den drei Schafen unten auf der Weide ganz gut geworden und über das Motiv kann man jetzt auch weniger streiten als zuvor. (1/125s, f/4.) Perspektivisch ist es allerdings etwas weniger gut gelungen, was aber daran liegt, dass der Weg halt so weit oben liegt und ich nicht näher oder anders an die Tiere ran gekommen wäre. Bei f/4 ist praktisch alles im Fokus, bis auf das bisschen Zaun unten links. Der weiße Popo des einen Viechs überstrahlt zudem leider etwas. Aber ich glaube, ich bin mal wieder zu selbstkritisch.
Das nächste Bild ist ein gutes Beispiel dafür, warum eine solch alte Kamera eher nicht für schnelle Schnappschüsse geeignet ist: Entweder hat man das Motiv unscharf im Bild, oder man stellt alles genau richtig ein, aber dann ist es weg.
So auch bei diesem Schaf, das ganz nah an den Zaun ran kam. (1/60s, f/4.) Positiv: Zaun und Brennnessel sind total scharf. Und das war ja auch ganz genau das, worauf ich gezielt hatte! Wen interessiert schon das blöde Schaf?!
Haken wir mal unter "dumm gelaufen" ab, oder?
Der Baum im Gegenlicht ist hingegen sehr schön gelungen und die Weichheit, die die Kratzer auf der Frontlinse ins Bild bringen, arbeiten hier tatsächlich mal für mich: Eine sehr schöne, melancholische Herbststimmung. (1/500s, f/5,6.) Gefällt mir sehr gut. Fast, als wäre es etwas nebelig gewesen, was es aber nicht war. Erinnert mich ein bisschen an alte s/w-Horrorfilme, so "Hund von Baskerville" oder sowas...
Und dann gibt es noch mal ein Trecker-Foto. (1/60s, f/5,6.) Schade, dass der da tatsächlich mal weg gefahren worden ist, der war echt eines meiner beliebtesten Motive, das ich tatsächlich mit jeder Kamera-Objektiv-Kombo als Referenzbild benutzen konnte. Hier habe ich mal eine mittlere Blendenstufe testen wollen und das Ergebnis ist wirklich ganz gut geworden. Alles sehr schön scharf, praktisch alles ist im Fokus, und das Überstrahlen hält sich einigermaßen in Grenzen; nur kompositionstechnisch hätte ich etwas weiter nach oben zielen müssen. Alles in allem aber ein gelungenes Bild.
Irgendwo unterwegs habe ich dann dieses Bild vom Ölberg unter einer dicken Wolkendecke gemacht. (1/500s, f/5,6.) Ich weiß bloß nicht mehr, wo das war. Offenbar bin ich an dem Tag ja das Rosental hoch, dann am Trecker rechts abgebogen und von dort nach Söven gegangen, aber wo hat man denn da unterwegs einen solchen Blick auf den Ölberg? Muss ich beim nächsten Mal, wenn ich die Strecke gehe, mal drauf achten. Sehr dramatisch, jedenfalls, das Bild, wie das Licht durch die Wolken strahlt und der hell erleuchtete Himmel über dem Berg in der Ferne. Schickes Bild.
Wie man sieht, habe ich dann versucht, durch den Zaun hindurch die Herdenschutzhunde zu fotografieren. (1/500s, f/2,8.) Leider ist selbst bei Offenblende der Zaun im Vordergrund zu deutlich zu sehen. Da ist die eine-ein-Drittel-Blende, die ich an meinem Nikkor habe, sehr hilfreich, da zerfließt der Zaun so, dass er nicht mehr stört. Für einen schnellen Schnappschuss mit dieser doch einigermaßen schwer zu bedienenden Entfernungsmesserkamera trotzdem ganz gut gelungen. Etwas länger belichtet hätte es aber schon sein können.
Genauso das Pferd. (1/60s, f/4.) Das ist schon relativ lang belichtet, aber. Gut, auf der Digitalkamera hätte ich wieder gar keine Strukturen im Hellen oder im Dunklen, da ist Film noch immer besser. Also, zumindest bei meiner doch einigermaßen günstigen D610 und weil ich ja nie RAW fotografiere. Aber bevor ich mich zu sehr von der Technik ablenken lasse: Schönes Pferde-Foto.
Bei dem Weg muss ich wohl vergessen haben, den Fokus auf unendlich zu drehen, oder überhaupt was an der Kamera einzustellen. (1/125s, Blende irgendwo mittig zwischen f/2,8 und f/4.) Wobei: Da die Belichtung praktisch 100%ig korrekt ist, war das mit der Blende vielleicht sogar so gemeint. Kann mich nicht erinnern. Darüber habe ich dann aber wohl vergessen, auf Unendlich zu stellen, denn alles ist sehr weich und leicht unscharf. Bedienungsfehler. Aber trotzdem ein ganz hübsches Bild, finde ich; die Unschärfe hilft hier sogar, die Herbststimmung rüber zu bringen. Und der Kratzer sorgt zusätzlich für einen Vintage-Look!
Die Bank im Wald ist hingegen glaube ich einer der besten Shots auf diesem Film: Knackig scharf, guter Winkel, perfekt belichtet. (1/250s, f/2,8.) Der Kratzer nervt allerdings, aber da kann das Foto selber ja nichts dafür. Sehr, sehr schönes Foto.
Die Schatten im nächsten Bild waren mein eigentliches Ziel. (1/250s, f/8.) Da ich hier praktisch direkt in die Sonne gezielt habe, habe ich mehr oder weniger Sunny 16 angewendet, und dafür ist es recht gut gelungen. Nicht so schön wie das vorhergehende, aber gut genug!
Kommen wir zum Bullen auf der Weide, der schön in der Sonne gestanden hat. (1/500s, f/4.) Hier merkt man mal wieder, dass der Fomapan 100 in den dunklen Stellen durchaus gerne ein bisschen überbelichtet werden will, damit man Struktur - in diesem Fall - ins Gras bekommt. Auch ein sehr gutes Bild, außer, dass ich mir wünschen würde, der blöde Bulle würde andersherum stehen, sodass er ins Bild hinein blickt, statt heraus. Aber ich hatte nicht den ausreichenden Mut, auf die Weide zu gehen und ihn umzudrehen!
Überhaupt sind die Bilder hier oben im Licht sehr gut geworden; die tiefstehende Sonne und das Pferd, das direkt in deren Richtung blickt... sieht gut aus. (1/500s, f/4.) Auch hier etwas überbelichtet, und die Strukturen am Boden kommen direkt viel besser raus. Dass da sehr viel Flare im Bild abgeht, liegt sicherlich auch wieder an den Kratzern, war in diesem Fall aber tatsächlich sogar gewollt: Wenn man es nicht verhindern kann, benutze es halt einfach zu deinem Vorteil!
Das nächste Bild ist schließlich auch tatsächlich so dramatisch geworden, wie ich es mir gewünscht hatte. (1/500s, f/4.) Auch hier wieder etwas überbelichtet. Leider so viele Kratzer im Bild, dass man kaum was vom dramatischen Himmel hat. Aber trotzdem gefällt es mir sehr gut. Besonders diese krasse Schärfe des Gatters vor dem unscharfen Pferd. Immer mit dem Licht, bei diesem Objektiv!
Zu guter Letzt noch ein Bild, direkt in die Sonne. (1/500s, f/11.) Einfach nur als Experiment. Sieht ganz witzig aus, wie die Äste so langsam aus dem grellen Feuerball namens Sonne auftauchen. Auf jeden Fall interessant, wenn vielleicht auch nicht unbedingt "schön".
Nächstes Mal: Verkratzets Bonn. Auch wenn ich kaum glauben kann, dass noch zwei andere Themen auf diesem Film drauf waren, nachdem ich bei diesem Spaziergang schon 20 Bilder verballert hatte...