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Schwarz-weiß und analog, Teil 261: Mit der Kodak Jr. übers Land nach Eitorf

Fomapan 200 120 #5 @100, Februar 2023
  • Kodak Jr.
  • Entwicklung: Adonal
Am gleichen Tag wie die Rolleiflex habe ich auch eine Kodak Jr. Six-20 mitgenommen. Ebenfalls eine Kamera für 620-Film, sodass ich auch hier einen Foma 200 auf die vorhandene Spule umgespult habe. Beim zweiten Versuch ist das schon ein bisschen besser vonstatten gegangen, sodass dieser Film nur halb so verkratzt ist wie der aus der Rollei. Aber Toll ist er trotzdem nicht. Zum Test aber durchaus ausreichend. Also: Schauen wir mal!

Da die Kamera ja 3:2-Bilder fabriziert, habe ich hier auf mein übliches Monitor-freundliches 4k-Format runter gerechnet. Wenn man die Bilder in voller 3.000dpi-Auflösung anschaut, hat man 7.000x10.000 Pixel. Wenn ich also mit den (gelogenen) 6.000dpi scannen würde, die der Scanner (angeblich) ausgeben kann, hätte man 14.000x20.000 Pixel! Das wären 280 Megapixel! Das soll mir mal erstmal irgendeine Digitalkamera nachmachen! Aber kann diese kleine Kodak mit ihrem eher primitiven Dreilinser sowas auch tatsächlich auflösen? Lets see!

Die Kühe sind schon mal extrem verwackelt! (1/100s, f/11.) Also ist die erste Lektion: Kamera ganz still halten. Diese Verwackelung wird nicht die letzte sein, was bei nur 8 Bildern auf dem Film ja auch nicht ganz so schön ist. Was wir aber sehen können: Der Verschluss macht zumindest diese Zeit schon mal anstandslos mit. Sieht sogar ziemlich spot-on aus!


Die Pferde sind sehr viel weniger verwackelt, dafür aber auch weit weg. (1/100, f/11.) Das Scharfstellen ist an dieser Kamera vor allem auch noch sehr viel komplizierter als an der Rolleiflex: Es gibt keinen richtigen Sucher, in dem man das Ergebnis sehen könnte. Man ist mehr oder weniger darauf angewiesen, die korrekte Entfernung zu schätzen bzw. mit einem externen Rangefinder zu messen. Letztere Option habe ich hier benutzt. Aber die eingestellten 15 Meter waren wohl doch nicht ganz so korrekt, schließlich sind die Pferde leicht unscharf. Oder liegt es an der Kamera? Stimmt der Abstand nicht mehr, weil der Balgen vielleicht gelitten hat?

Zur Beantwortung der Frage werfen wir einen Blick auf das nächste Bild mit der Hütte am Absprungpunkt der Gleitschirmflieger. (1/50s, f/6,3.) Langsame Belichtung, weit offen: Scharf! Zumindest in diesem Bild scheint also alles gut gegangen zu sein. Gut, das Ergebnis ist nicht so scharf wie die Bilder aus der Rolleiflex, aber ich glaube, die beiden Kameras haben auch damals schon in einer unterschiedlichen Liga gespielt. Auch, wenn die Kodak ein paar Jahre neuer ist.


Der Blick ins Siebengebirge ist leider wieder etwas verwackelt. (1/100s, f/16.) Und man sieht, unten und oben an den Rändern müssen wohl die Dichtungen ein bisschen dichter gemacht werden. Aber trotzdem erstaunlich, dass die nach über 80 Jahren noch so dicht ist, wie sie es ist.

Nach dem windigen Absprungpunkt sind wir noch nach Merten runter und dort habe ich die alte Klosterkirche ins Visier genommen. (1/100s, f/11.) Das Bild überzeugt dann endgültig, dass die Kamera eigentlich ziemlich funktionstüchtig ist und ich nur lernen müsste, sie richtig still zu halten beim Auslösen. Der Wegweiser ist jedenfalls extrem scharf, auf den hatte ich auch gezielt. Die Kirche ist bei f/11 aber auch noch immer so scharf, dass es auf meinem normalen Full-HD-Monitor nur bedingt auffällt. Erst in der Vollbild-Vergrößerung sieht man den leichten Unterschied zwischen dem Wegweiser und der Kirche dahinter.


Im darauf folgenden Bild habe ich den Springbrunnen anvisiert und durch die eine Blendenstufe weniger bei der Kirche wird die Kuppel im Hintergrund auch gleich etwas unschärfer. Die Bäume hinter der Fontäne sind hingegen schon im scharfen Bereich. Insgesamt ein ziemlich dummes Foto, denn das, was ich scharf gestellt hatte - das Wasser - ist durch die schnelle Bewegung verwischt. Das üben wir noch mal. ;-)

Dann sind wir noch weiter nach Eitorf und dort habe ich ebenfalls die Kirche mitgenommen. (1/100s, f/8.) Die Entfernung hatte ich auf 30m eingestellt, weshalb die Schärfe eigentlich auch bei f/8 ins Unendliche reichen sollte. Aber ich habe den Eindruck, dass die Kirche durchaus noch ein bisschen schärfer sein könnte. Ein ganz kleines Bisschen. Ansonsten aber ein schönes Bild, mit den Wolken im Hintergrund. Und es ist ja auch scharf genug, die Uhrzeit ablesen zu können. Wenn man bedenkt, dass die Leute früher von solche Kameras/Filmen eigentlich nur Kontaktabzüge mit nach Hause genommen haben, die dann also ca. 9x6 cm groß waren, ist das absolut ausreichend.


Als letztes noch die Frage: Wie viel sind eigentlich 50cm? Denn das ist der Minimalfokus dieser Kamera und ganz offensichtlich waren die Eisbecher näher! ;-) (1/25s, f/6,3.) Aber, und das war der eigentliche Grund für dieses Foto: Auch die langsame Zeit funktioniert ausreichend genau, die Belichtung stimmt. Und zufällig ist der Stuhl hinterm Eis genau im scharfen Bereich und ich habe da nichts auszusetzen an der Leistung dieses recht einfachen Objektivs.

Fazit: Funktioniert. Ich bin immer wieder erstaunt, dass diese Jahrzehnte alten Balgenkameras mit ihren eher primitiven Linsen und dem gealterten mechanischen Verschluss noch immer so hervorragende Bilder machen können. Also, könnten. Wenn der Fotograf sich damit auskennen würde. Die Bilder hier sind nur so zu 50% wirklich brauchbar, und davon die Hälfte ist so, dass ich sie ohne mich zu schämen jemandem zeigen würde. Aber es ging bei diesem Film ja auch mehr ums Testen denn ums Künstlerische... ;-)