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Pilzige M42-Objektive von P.s Arbeitskollegen

Ich bin ja mittlerweile in der ganzen Gegend verschrien als der Typ, der alle alten Kamerateile und Objektivreste einsammelt und einer bestimmungsgemäßen Verwendung zuführt. Wie ich immer sage: Ich Schieße alles, was nicht schnell genug weggerollt ist. Und so kam es, dass der P mir letztens die übrig gebliebenen Objektive eines Arbeitskollegen angeboten hat, den ich gar nicht mal kenne. Ein Satz aus drei M42-Linsen aus den - schätzungsweise - 60er/70er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Sozusagen noch gute (ost-)deutsche Wertarbeit! Mit dabei dieser schicke Koffer und drei Blitzgeräte. Leider keine Kamera, aber man kann ja nicht alles auf einmal verlangen! ;-)


Ach ja, ein Neopan, abgelaufen 2003, war auch noch dabei, der ist nicht auf dem Foto gelandet. Ich gehe also mal davon aus, dass diese Sammlung die letzten 20 bis 25 Jahre in irgendeinem Keller geschlummert hat. Die Objektive sehen aber gut benutzt aus, die haben also ihren Lebenszweck durchaus erfüllt. Einige kleinere Putzspuren auf den Linsen sind erkennbar und leider auch eine ganze Menge Pilz. Deshalb kommen das ganze Konvolut zuerst einmal in Quarantäne, bis ich Zeit hatte, da ein bisschen mit dem guten alten Wasserstoffperoxid und ein wenig Isopropanol dran herum zu doktorn. Die ostdeutschen Objektive sind relativ einfach zu demontieren und zu säubern, bei dem westdeutschen Teil sehe ich da mehr Probleme. Das hat leider auch einen ganz fetten Kratzer auf der rückseitigen Linse, da es hier leider keinen Deckel mehr gibt und das Teil scheinbar öfter hin und her gerumpelt ist.

Aber kommen wir mal zu Details: Das erste Objektiv, das ich aus der kleinen Sammlung vorstellen will, ist ein relativ lichtschwaches Ennalyt 1:3,5/28mm. Was es an Lichtschwäche besitzt, macht es aber durch eine unglaublichen Fokuswurf wieder wett: Man kann den Forkusring an dieser Linse von Anschlag zu Anschlag fast 360° drehen. Bis runter auf 22cm lässt sich so fokussieren. Eindeutig ist dieses Teil für Nahaufnahmen konzipiert. Oder auch nicht? Es hat jedenfalls eine sehr spannende Blendenkonstruktion, so eine Art Semi-Autokatik, wie ich sie zB vom Helios 44 kenne: An dem einen Ring lässt sich einstellen, wie weit man die Blende schließen möchte, am zweiten Ring schließt man sie tatsächlich. Das erleichtert Offenblendenmessungen (helleres Sucherbild), man kann aber trotzdem mit einem Handgriff auf den gewünschten Wert abblenden und muss dafür nicht mehr die Kamera vom Auge nehmen. Das Prinzip war recht verbreitet, bevor die M42-Automatik-Objektive eingeführt wurden, die mit dem Pin auf der Rückseite, der ein automatisches Abblenden ermöglicht.


Der Zustand ist befriedigend. Im Gegensatz zu den anderen beiden Objektiven scheint sich hier der Pilz noch nicht ausgebreitet zu haben. Dafür aber dieser fette Kratzer auf der hinteren Linse, der bestimmt einiges an Kontrast kosten wird. (Schärfe sollte nach meiner Erfahrung davon nur kaum beeinflusst werden.) Was mich erstaunt ist das Gewicht, das deutlich unter dem der beiden ostdeutschen Modelle liegt. Hier wurde scheinbar bereits in den frühen 1960ern mit Kunststoffen gearbeitet. (Ein genaues Datum für dieses Objektiv konnte ich leider trotz längerer Suche nicht finden. Enna München war aber besonders in den 1950er und 60er Jahren aktiv.) Die Blende ist übrigens ohne Klick, was ich erstaunlich finde. Aber durch den beschriebenen zweiten Ring ist das wahrscheinlich auch nicht nötig, man muss ja nicht unbedingt Klicks zählen, um zur richtigen Blende zu kommen.

Die Bewertungen, die ich zu diesem Objektiv im Internet gefunden habe, sind eher mäßig. Ich erwarte hier also keine Wunder, aber trotzdem nett für die Sammlung. Aber bei so einem alten Stück ist es glaube ich auch etwas zu viel erwartet, wenn man es mit modernen Objektiven vergleicht. Weitwinkel auf Kleinbildfilm war damals ja auch noch in den Kinderschuhen.

Apropos: Das zweite Weitwinkel in dem Set ist ein ostdeutsches Pentacon electric 2.8/29. 29mm sind eine eher ungewöhnliche Brennweite, aber hey, wenn die damals meinten, dass man sowas braucht. Wie gesagt, der Markt war damals noch mehr im Fluss und die einzelnen Brennweiten hatten sich noch nicht so deutlich ausdifferenziert. Dieses Glas ist schon ein ganzes Stück lichtstärker als das Enna, aber ist es dadurch auch besser? Es besitzt auf jeden Fall schon mal den besagten Pin an der Rückseite, sodass es sich automatisch abblenden lässt, wenn die Kamera auslöst. Dementsprechend ist auch der Blendenring geklickt. Wo sich das Enna nur bis f/16 schließen lässt, geht dieses hier eine Blende weiter bis f/22. Und das Gewicht deutet darauf hin, dass hier einiges mehr an Metall drin steckt. Oder sehr viel mehr Glas. Aber ich tippe auf ersteres, denn es liegt sehr schön in der Hand und macht einen recht wertigen Eindruck. Komplettiert wird dieser Eindruck durch einen zusätzlichen Abblendknopf an der Seite, um eine Vorschau im Sucher zu ermöglichen, wenn die eingesetzte Kamera dies nicht von sich aus unterstützt. (Ich kenne mich mit den frühen Pentacons nicht so aus: Hatten die keine Abblendtaste?)


Der Zustand ist OK, wenn man ma vom leichten Linsenpilz absieht. Dieser scheint sich bisher aber nur an den Linsenrändern ausgebreitet zu haben. Ich erwarte nach der Reinigung also keine größere Beeinträchtigung des Bildes. Auch hier schätze ich das Alter auf gut 50 Jahre, da es scheinbar viel benutzt wurde und entsprechend etwas abgeschrubbelt daher kommt, aber die Putz-Kratzer auf der Frontlinse halten sich in Grenzen, hinten sieht es gut aus. Ich kann mich aber auch täuschen, denn scheinbar wurde dieses Modell ab 1971 bis zur Wende gebaut, wenn man dem Internet glauben darf. Das wären erstaunliche 20 Jahre Produktionszeitraum. Ja, wenn die im Ostblock einmal ein funktionierendes Design hatten, wurde da selten noch nachträglich was dran geändert.

Die Reviews, die ich im Netz finde, gehen mit diesem Objektiv relativ harsch um, finde ich. Wenn es stimmt, dass das Teil bis '91 gebaut wurde, mag das stimmen, aber bei einem Desgin aus den späten 1960ern sollte man immer mit gewissen Abstrichen rechnen. Hier bin ich auf jeden Fall mal auf Testbilder gespannt.

Zu guter Letzt noch das Oreston 1.8/50. Dieses 50mm Normalobjektiv hat leider am stärksten gelitten: Lange Pilzfäden ziehen sich durch den ganzen Tubus und über alle Linsen. Hier, fürchte ich, wird eine einfache Reinigung nicht mehr viel ausrichten können, denn die Beschichtung sieht schon ein ganz klein wenig angefressen aus. Aber wir werden sehen. Das Teil ist ansonsten bis auf die auch hier vorhandene Abblendtaste funktionstüchtig. Ob ich die repariert bekomme - oder es überhaupt versuchen werde - hängt davon ab, wie sich die restliche Reinigung darstellt, ob sich das dann noch lohnt. Schade eigentlich, denn ich glaube, dass diese Linse eigentlich das am ehesten benutzbare Stück ist. An 50mm Festbrennweiten hat sich prinzipiell seit den '60ern nichts mehr geändert und auch, wenn das hier ein frühes Exemplar mit einer hohen Lichtstärke von f/1.8 ist (entwickelt in den späten 1950er), man also wieder mit den üblichen Abstrichen rechnen muss, rechne ich bei der Abbildungsleistung kaum mit größeren Überraschungen, sondern eher mit einem hübschen Vintage-Look.


Das schlägt sich auch in den Reviews nieder, die man im Netz so findet. Das Teil wird gerne gelobt und so bin ich auch einigermaßen gespannt darauf, was es so kann. Der Zustand im Inneren ist aber leider so, dass ich hier auf jeden Fall erst mal intervenieren muss. Zum Glück lassen sich, wie gesagt, diese Festbrennweiten recht leicht demontieren und nachher auch wieder passgenau zusammensetzen. Tubus und Linsen sind leicht verkratzt, aber nichts Wildes. 60 oder gar bald 70 Jahre gehen eben nicht spurlos an einem vorbei! ;-) Denn auch dieses Objektiv macht den Eindruck, als wäre es viel im Einsatz gewesen, aber trotz pfleglicher und vorsichtiger Behandlung gibt es immer Abnutzungsspuren.

In der Kiste sind, wie man sehen kann, auch noch drei Blitzgeräte. Meiner Erfahrung nach sind solche alten Geräte meist nur noch zum Ausstellen gut, wenn man nicht die alten Kondensatoren austauschen möchte. Und selbst dann: Wer braucht noch Blitzgeräte? ;-) Ich werde sie also einmal reinigen und dann zu den anderen stellen. Da könnte ich auch bald eine Vitrine mir füllen. Will nicht doch jemand ein Kamera-Museum sponsorn?! :-D

Fazit: Ein sehr spannendes Konvolut! Danke an den mir unbekannten Spender! Und danke an P, dass er an mich gedacht hat. Mit den Reinigungsarbeiten werde ich eine ganze Zeit zu tun haben und da kommen bestimmt noch ein paar zusätzliche Blogeinträge bei raus. ;-)

Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 Ultrasonic

Normalerweise stelle ich hier ja nicht das gleiche Objektiv zwei mal vor. Heute mache ich eine Ausnahme, denn zum Einen ist das jetzt bald 4 Jahre her, dass ich dieses Canon Zoom Lens EF 70-210mm 1:3.5-4.5 Ultrasonic schon einmal hier im Blog hatte, zum anderen habe ich mich nach eben dieser langen Zeit endlich dazu durch gerungen, dem Herrn B das Ding endlich abzukaufen. Irgendwie muss man das Weihnachtsgeld ja los werden! ;-) Ich hatte ja damals bereits ein Auge darauf geworfen, aber dann doch nur das kleine Normal-Zoom mit genommen, das mit bei der analogen EOS 10s dabei war. Von den anderen Objektiven, die er noch im Angebot hatte, gefiel mir damals allerdings schon dieses hier am Besten, auch wenn ich es nur mit einem Foma 400 getestet hattet, da ich damals ja noch keine digitale Canon hatte.

Seit ich aber die 700D von D in meinem Besitz habe - also jetzt so ungefähr auch schon wieder ein Jahr -, habe ich damit unheimlich viele Bilder gemacht. Hauptsächlich, weil ja meine Nikon D610... ACH KOMM! HÖR DOCH DAMIT AUF! :-D ;-) Mir fehlt jedenfalls die ganze Zeit ein Objektiv für das lange Ende. Ein günstiges Objektiv vor allem, das auch einigermaßen brauchbare Bilder macht und trotzdem schon ein bisschen Rertro ist. Das EOS-EF-System ist mir ja eigentlich zu neu, das ist ja aus den späten 1980ern. Gut, das sind jetzt auch bald 40 Jahre, aber bis vor Kurzem war das ja noch immer der aktuelle Anschluss, auch für neue Canons. (Bei Nikon bin ich da nicht so, das F-Bajonett ist schließlich von 1959! "Mit 66 Jahren...")


Dieses Teil tickt so ungefähr alle Boxen, die ich oben aufgezählt habe: Ein Objektiv der ersten (oder zweiten?) Generation, das nicht übermäßig schlechte Lichtwerte hat und dabei einigermaßen brauchbare Bilder auch weit offen produziert, die nicht zuuu retro aussehen, aber trotzdem ein gewisses Vintage-Feeling mit bringen. Der Autofokus hat bereits einen dieser hypermodernen Ultrasonic-Motoren, ist also einigermaßen leise und gerade so brauchbar schnell - mit aktuellen Motoren kann der nämlich bei dem recht langen Wurf nicht mithalten. Aber man kann jederzeit in den Fokus eingreifen, auch ohne den Schalter auf M zu stellen. Das ist schon mal nicht schlecht, wenn das Autofokussystem mal daneben liegt, was an der digitalen recht selten, an der alten analogen Kamera aber durchaus häufiger vorkommen kann. (Mit f/4,5 ist es am langen Ende zwar nicht allzu lichtschwach, aber die Sensoren waren Damals ja noch nicht sooo gut.)

Apropos Lichtwerte: f3,5 ist bei 70mm natürlich eher mäßig, aber doch auch über den gesamten Brennweitenbereich einigermaßen konstant: Die je eine drittel Blende Abweichung nach oben und unten ist ja kaum der Rede wert und man kann durchaus gut einfach mit f/4 rechnen - sowohl auf Film als auch digital -, wenn man mal manuell belichten will.


Die Bildqualität ist für ein Zoom aus dieser Zeit und dieser Preisklasse angemessen. Die Bilder sind brauchbar scharf, auch auf dem Crop-Format-Sensor, wobei ich aber für wirklich scharfe Bilder eher auf f/5,6 oder gar auf f/8 abblenden würde. Die Chroma-Fehler halten sich in Grenzen, sind aber durchaus vorhanden, werden aber beim Abblenden auch weniger. Die Farbwiedergabe gefällt mir ganz gut, wobei die ja doch scheinbar sehr von der Kamera-Sensor abhängt - meine Nikon-Objektive, die ich mit dem Adapter auf der 700D verwendet habe, sehen da ja auch einigermaßen anders aus als an einer echten Nikon. Was Flares und Ghosts angeht, kann ich nur auf meine Erfahrungen von vor vier Jahren zurück greifen, denn zZt ist es eher bedeckt bis grau-in-grau, weswegen ich nicht genug Licht zum Testen hatte. (In die Baustellenlampe hinein wollte ich jetzt nicht extra deswegen fotografieren.) ;-)

Der Zoom-Bereich ist für mich auf analogem 35mm Film ausreichen, auf der Crop-Digitalen ist er sogar recht lang: 210mm x 1,6 = 336mm Kleinbildäquivalent. Das kann schon was. Dafür startet es unten aber auch erst bei 70mm x 1,6 = 112mm. Das ist gerade so noch in dem, was ich Portrait-Bereich nenne, der für mich spätestens bei 135mm endet. Aber das 50er, das ich von D mit übernommen habe, ist da wahrscheinlich eh die bessere Wahl mit seinen äquivalenten 80mm. Das große, immer wiederkehrende Problem mit Crop-Kameras: Man braucht immer irgendwie ein dediziertes Weitwinkel, um in dem Bereich überhaupt was machen zu können. Dafür hat man praktisch null Probleme mit Vignettierung, denn die wird eh rundrum weg geschnitten. Wobei die sich auch auf den analogen Vollformatbilder schon schwer in Grenzen hielt. Einer der Gründe, weshalb ich damals schon diese etwas kürzere Brennweite dem ebenfalls zur Auswahl stehenden 75-300 vorgezogen habe. Die Verzeichnungen sind naturgemäß bei Tele-Zooms, besonders solchen mit recht geringem Brennweitenumfang wie diesem 3x - eh besser kontrolliert als zB bei den gruseligen Reise-Zooms dieser Ära, die alles abdecken wollten, aber nichts so richtig konnten. Ich habe jetzt jedenfalls nicht explizit nach welchen gesucht und aufgefallen sind mir in meinen Bildern auch keine, bei denen ich gesagt hätte: Das geht jetzt aber gar nicht. Scheinen sich also in Grenzen zu halten.


Ich habe dieses Teil jetzt seit dem Montag vor Silvester in meinem Besitz und zwei kleinere Touren extra nur mit diesem fotografiert - einmal rund um den Hausberg und einmal auf dem Heimweg vom Kunden in der Wahner Heide. Beide Sessions haben recht gute Ergebnisse geliefert, auch wenn ich bei diesem schrecklichen Winterwetter ohne jede Sonne am Himmel doch mit dem ISO recht weit hoch gehen musste - um die 400 war mein Standard, aber in den dunklen Ecken der Heide habe ich dann das Auto angestellt, weil ich keinen Bock mehr hatte, ständig am Knöpfchen zu drehen. Da ist er dann von sich aus auch durchaus mal auf 1600 hoch. (Die Bilder, bei denen die Kamera 3200 vorgeschlagen hat, habe ich dann mal einfach nicht gemacht. Meistens jedenfalls.) Mit modernen Kameras sollte das alles nicht so kritisch sein, aber die 700D fängt dann doch recht schnell an, heftig zu rauschen.

Fazit: Ich finde es OK. Nicht mehr. Nicht weniger. Natürlich gibt es besseres Glas, das mehr Licht rein lässt und schärfer ist. Natürlich gibt es hübschere Tuben, die nicht aussehen wie 1990. Aber ich suchte eben genau nach diesem Sweet Spot, bei dem das Aussehen der Bilder schon ein bisschen mehr Vintage ist, aber man im Zweifel auch noch eine brauchbar scharfe Bildqualität bekommt. Und den Preis, den sollte man auch nicht vernachlässigen! Bessere Teles in diesem Bereich kosten nämlich auch heute noch richtig Asche! Was auch daran liegt, dass Canon EF Objektive scheinbar grundsätzlich ein wenig teurer auf dem Gebrauchtmarkt sind als zB Nikon AF. Vielleicht wegen des Motors und der damit einhergehenden Kompatibilität mit modernen Spiegellosen? Das war jedenfalls für mich der Grund, dieses spezielle Exemplar zu erwerben, das ich schon kannte, und nicht das Gleiche (oder mit viel Glück auch etwas weniger) bei ehBlöd auszugeben, nur um dann Glasscherben im Paket zu finden. Das ist nämlich das einzige, was mir ein bisschen Sorgen bereitet: Die Build-Quality! Dieses Objektiv kommt für ein EF schon recht stabil und schwer daher, aber trotzdem habe ich bei Teilen ab den 1990ern immer Angst, irgendwas kaputt zu machen, nur weil ich es angucke! Zu viel Plastik, zu viel, was mit den Jahren austrocknet und spröde wird. Dieses Exemplar scheint sich gut gehalten zu haben, der J geht gut mit seinen Sachen um, aber bei dem Kram, den man auf ehBlöd findet, weiß man halt nie so genau.

Erstaunlicherweise finde ich nur Reviews der originalen (?) 1:4 Version, aber nicht für dieses spätere (?) 1:3.5-4.5. Da würde mich ja schon fast ein direkter Vergleich interessieren! Aber nein, ich werde - aus oben genannten Gründen - jetzt nicht los rennen und das Teil bei eBay suchen! ;-) Stattdessen werde ich jetzt mal zwei Einträge mit Fotos vorbereiten, die ich mit diesem Ding hier gemacht habe! :-D

Nikkormat FT mit Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm

Nikon baut gefühlt schon eine Ewigkeit SLR-Kameras, aber ich hatte bisher noch kein Exemplar aus dem goldenen Zeitalter der japanischen Kameraindustrie. Ich nenne das jetzt einfach mal so. Gemeint ist hier - für mich persönlich - die Zeit in den späten 1960ern, frühen 1970ern, als japanische Kameras plötzlich mit Features daher kamen, bei denen die alt eingesessenen Platzhirsche aus Deutschland nicht mehr mithalten konnten, weil sie sich zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht hatten. Features wie Bajonett-Anschlüsse, TTL-Messung und Zoom-Objektive, um nur ein paar zu nennen.

Um diese Lücke zu schließen, habe ich mir eine Nikkormat FT angelacht, sozusagen als Weihnachtsgeschenk an mich selber. ;-) Diese frühe Nikkormat stammt aus genau dieser Zeit und wurde ab 1965 gebaut. Sie verfügt über einen originalen Nikon F Anschluss, benötigt also die so genannten Hasenohren zur Kupplung der Blende an den Body. Eine ziemliche Fummelei, wie ich feststellen konnte. Das System war echt noch nicht ausgereift, aber in einer Zeit, als die Miniaturisierung noch nicht so weit war, wahrscheinlich am leichtesten zu implementieren. Mit im Lieferumfang war ein (etwas neueres, ca. 1972) Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm, das laut Nikon selber angeblich (in der originalen Version) erste massenproduzierte Normalzoom der Welt. Andere Leute halten es für das schlechteste Nikkor, das jemals hergestellt wurde. Ein bisschen harsch, finde ich.


Aber zum Objektiv komme ich später. Hier soll es vorerst um die Kamera gehen. Dieses Exemplar, das ich günstig erworben habe, sieht in der Tat schon ein bisschen mitgenommen und viel benutzt aus. Es hat Dellen und Abschürfungen, Kratzer auf den Verschlussvorhangslamellen, aber mechanisch scheint alles zu funktionieren. Die Zeiten (B, 1s-1/1000s) laufen nach Gehör wie erwartet und sogar die Lichtdichtungen scheinen noch OK zu sein, was ich aber demnächst mal genauer untersuchen werde. (Filmgetestet ist sie zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, noch nicht. EDIT: ...auch wenn der Film mittlerweile belichtet da rum liegt und auf die Entwicklung wartet.)

Leider scheint der interne TTL-Messer (Cadmium-Sulfid) nicht mehr so richtig zu reagieren, obwohl die quecksilberhaltige PX625, die im Batteriefach lag, tatsächlich noch fast die Nennspannung von 1,35 Volt anzeigt. Das ist die erste Batterie von diesem Typ, die ich in einer Kamera finde, die tatsächlich noch Spannung hat. Erstaunlich, die Teile werden schließlich seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt. Das Problem ist - nachdem ich raus gekriegt habe, dass man den Spannhebel etwas raus stehen lassen muss, weil das Messer überhaupt erst anschaltet; wahrscheinlich der Grund, weshalb die Batterie noch nicht ganz leer ist -, dass sie Nadel im Sucher sehr heftig zuckt und hin und her schwingt, wenn ich die Belichtungszeit oder die Blende wechsle. Ich nehme an, das liegt daran, dass die Schleifkontakte in der Kamera mal gereinigt werden müssten, Die haben bestimmt einiges an Korrosion und Dreck angesammelt, was auch erklären würde, dass sie mal eine oder zwei Blenden zu wenig und mal genau richtig anzeigt, obwohl ich Kombinationen wähle, die eigentlich äquivalent sein sollten, von der EV her betrachtet zumindest. Ich werde die Kamera also vorerst (haupsächlich) mit einem externen Messer betreiben (oder Sunny Sixteen raten). Der Vorteil an diesen alten Kameras ist ja, dass sie voll mechanisch ablaufen und die Batterie eigentlich gar nicht benötigt wird, wenn man auf den Belichtungsmesser verzichten kann. Schade ist aber schon, denn zusätzlich zum Messer im Sucher hat diese Kamera auf dem Top Deck auch noch eine Nadel.


Allerdings hat externe Messung einen weiteren "Vorteil": Ich kann auch einfach meine mittlerweile recht große Sammlung moderner Nikkore verwenden, die keine Hasenohren haben. Wenn ich eh nicht durch die Kamera messe, muss die auch nicht wissen, welche Blende gerade eingestellt ist. ;-) Ansonsten gibt es im Netz ja mittlerweile 3D-Druck-Vorlagen für die Teile und selbst meine modernsten AF-D-Objektive haben Pilotbohrungen für die Schrauben, ich könnte sie also im Prinzip alle nachrüsten.

Aber eigentlich möchte ich eine so alte Kamera wegen des Retro-Feelings auch mit den passenden Objektiven betreiben, also vorerst mit dem Zoom, das dabei war. Da das allerdings wirklich nicht der große Wurf war, was Schärfe und Verzerrungen angeht, bin ich jetzt auf der Jagd nach einem schönen 50mm 1:2, aber die Dinger sind tatsächlich noch immer recht teuer. Vor allem solche, die auch an AI mounten, damit ich sie an modernen Kameras verwenden kann. Nebenbei habe ich auch ein Auge auf die verschiedenen 55mm Micro-Nikkore geworfen, die es gibt, also entweder die originalen 1:3,5 oder die neueren 1:2,8. Aber die sind noch teurer, beide. Vorerst also erst mal so.


Die Kamera selber kann nur manuelle Belichtungen. Als der Messer noch funktioniert hat, musste man also eine Blenden/Zeit-Kombination finden, bei der der kleine Zeiger im Sucher möglichst in der Mitte zur Ruhe kam. Die Messung war eine einfache Durchschnittsmessung über das gesamte Bild. Die Filmempfindlichkeit wird unten am Bajonett eingestellt, ebenso wird die Zeit - ungewöhnlich für Nikon - durch einen zusätzlichen Ring an der Kamera eingestellt, der einen kleinen "Hebel" hat, damit man den schneller findet. Da die Zeiten und die Blenden-Werte, die im Sucher angezeigt werden, bei wenig Licht nur schwer zu erkennen sind, ist das nicht ganz einfach. Dann muss man die Kamera "blind" bedienen, aber so war das damals halt: Man muss öfter mal das Auge vom Sucher nehmen, wenn man wissen will, was man eigentlich gerade eingestellt hat, während man in den Schatten hinein fotografiert. Kameras waren damals wohl nur für schönes Wetter gedacht. ;-)

Für die ganz schlimmen Objektive, etwa Fischaugen, die in das Body hinein ragen, gibt es eine Spiegel-Verriegelung, die verhindert, dass eben dieser an das Objektiiv anschlägt und dabei evtl. beschädigt wird. Dann ist allerdings auch nichts mehr mit Sucherbild und man muss raten, was man fotografiert. ;-) Ebenso ist die Belichtungsmessung dann natürlich nicht mehr möglich.


Die Kamera hat übrigens auch keinen Cold/Hot Shoe, einen Blitz (der bei dieser Kamera tatsächlich dabei war, ich hab ihn nur nicht auf den Bildern mit drauf) kann über die Sync-Anschlüsse an der Seite verwendet werden. Eine Montage-Platte, die man unten an die Kamera anschrauben kann, war auch mit dabei. Aber schon erstaunlich, dass es diese standardisierte (und sehr viel praktischere) Form des Blitzanschlusses damals noch nicht gab! Ich glaube, die FT2 hatte bereits einen Cold Shoe auf dem Prisma. Gut, die kam auch 10 Jahre später raus. Erstaunlich, dass diese Kamera praktisch unverändert so lange verkauft wurde, wobei die FT2/3/n jeweils ja auch nur kleinere Updates waren. Im Prinzip wurde dieses Kameraknozept 15 Jahre lang mehr oder weniger unverändert verkauft. Eine Ewigkeit, auch damals schon! Und auch die später folgenden EL-Versionen hatten nur mäßig viel Elektronik verbaut.

Fazit: Eine sehr hübsche Kamera und ein Stück Geschichte. Dieses Exemplar hat einiges mit gemacht - laut Vorbesitzer "durch die ganze Welt gereist" -, was man ihr ansieht. Aber das scheint sie gut weggesteckt zu haben. Bin auf Fotos gespannt.

Schwarz-weiß und analog, Teil 275: Kassel im März - Karlsaue und Stadt

Kentmere 100 #11, März 2023
  • Nikon F90x, Nikkor AF 50mm 1:1.4, Nikkor AI 200mm 1:4, Sigma High-Speed Wide 28mm 1:1.8
  • Entwicklung: Fomadon P Stock #8, 9:00 Minuten, 20°C, Adofix Plus 1+5 (6.), Adoflo II 1+200
Dieses Jahr waren wir zwei Mal in Kassel bei U. Das erste Mal war bereits im März und ich habe dort diesen einen Kentmere bei bestem Wetter verschossen, den ich euch nicht länger vorenthalten will. Da es sich bei Kamera und Film aber um eine bereits bekannte Kombination handelt und ich auch irgendwann mal durch sein muss mit den ganzen s/w-Artikeln und -Fotos, die ich hier noch auf Halde liegen habe, mache ich das mal ein wenig anders, mehr so wie bei "normalen" Einträgen. Ich werde zwar weiterhin noch die Metadaten (Belichtung) dazu schreiben, aber, ich mein, das Haus vom Dracula kennen wir ja alle mittlerweile. (1/400s, f/8, 50mm.) Wobei, es war wirklich sehr hell im März. Der Rest des Jahres war so nass uns regnerisch, dass ich das schon wieder ganz vergessen hatte.

Immer, wenn wir unten durch die Unterführung gehen, mache ich ein Foto vom roten Kaugummiautomaten. (1/160s, f/4, 50mm.) Muss sein. Ist Gesetz! ;-) Auf dem Weg zur Aue und dem Schloss kommt man hier ja immer vorbei und ich finde das Ding einfach unheimlich fotogen. Genauso die Flaschen auf dem Glascontainer. (1/500s, f/2,8, 50mm.) Zu Hause mache ich ja auch immer mal wieder solche Flaschenfotos. (In diesem Fall steht auch ein Gewürzglas dazwischen, sieht nach Zimt aus.) Mit der unscharfen Häuserfront im Hintergrund finde ich dieses Bild in meiner kleinen Glascontainersammlung allerdings extra interessant. Jaja, ich bin seltsam, ich gebe das zu, ich bin auch "interessant". :-D


Aber ich stehe halt auf Details, die andere Leute links liegen lassen, etwa einen Baum mit Penis. (1/80s, f/4, 50mm.) Wer also schon immer mal wissen wollte, wie Baumbart sich vermehren würde, wenn die Ent-Frauen nicht verschwunden wären... Hier ist die Antwort! :-D Der Geier guckt schon ganz neidisch! (1/125s, f/4, 50mm.) Ach nee, Falke. Haben Falken so große Klauen? Ich glaube nicht, Tim. Da war wohl mal wieder der Wunsch der Vater des Gedanken.

Im Frühling blüht alles und so ein Bild von der Kirschblüte - auch wenn es nur s/w ist - ist sehr viel mehr mein Geschmack, als so ein gammeliger alter Vogel an einer Mauer, der drauf wartet, dass seine Buddies aus dem Feldzug gen Osten heim kehren. (Unbekannte Belichtung, 50mm.) Oben angekommen habe ich mal ein Tier in einer etwas anderen Position mitgenommen, als ich es sonst tue. (1/1000s, f/4, 50mm.) Hätte allerdings die Blende gut noch ein bisschen weiter öffnen können, das kulturell wertvolle Gebäude im Hintergrund ist noch immer ein bisschen zu scharf geraten, finde ich. Der Lenker hebt sich nicht genug ab.

Der Blick von oben auf das Schloss in der Karlsaue darf natürlich auch nicht fehlen. (Ebenfalls unbekannte Zeit/Blende, 50mm.) Die Fernsicht war an diesem Tag sehr hoch und der Kentmere ist hochauflösend genug, dass man die Windräder auf den Bergen gegenüber zumindest noch erahnen kann. Aber eigentlich waren wir ja auf dem Weg in die Stadt, wo so kurz vor Ostern offenbar die Hühner los waren. (1/1000s, f/2, 50mm.) Immerhin sieht das Geflügel recht fröhlich aus. Von hier hat man ebenfalls einen guten Blick auf den Turm um die Ecke. (1/160s, f/4, 50mm.) Viele Stellen gibt es in Kassel ja nicht, an denen man noch die mittelalterliche Geschichte der Stadt sehen kann. Hier hat ja wohl vor 80 Jahren auch kein Stein mehr auf dem anderen gestanden. Ähnlich wie in Köln.


Statt für die drei Fotos, die dann noch zwei Tage später in der Karlsaue entstanden sind, einen eigenen Eintrag aufzumachen, klemme ich die jetzt einfach hier ans Ende. Da haben wir nach Norden den kleinen Tempel auf der Insel (1/400, f/5,6, 200mm.) und in die andere die Orangerie (1/400s, f/5,6, 200mm.) im morgendlichen Fulda-Dunst. Kann mich gar nicht dran erinnern, dass im März die Bäume noch so kahl waren...

Und zu guter Letzt darf Mina auch nicht fehlen. (1/60s, f/5,6, 50mm.) Wenn die Katze schon mal in der Sonne liegt, muss ich auf jeden Fall ein Foto von ihr machen! Ist ja auch ein unheimlich hübsche Mieze!

Nächstes Mal: Ein Schloss im Grünen.

Tamron AF 70-210mm 1:4-5,6 (Nikon F Version)

Das andere Objektiv, das mit in der Tasche mit der F-801s war, die ich am letzten Donnerstag geliefert bekommen hatte, ist dieses passende Tamron AF 70-210mm 1:4-5,6, das das Normal-Zoom-Nikkor ganz gut ergänzt, zumindest von der Brennweite her. Ist spielt allerdings definitiv nicht in der gleiche Liga wie das Nikkor, auch wenn es sich alle Mühe gibt.

Das fängt schon mal bei Gewicht und Verarbeitung an: Es wiegt ungefähr ein Drittel und ist vom Volumen her ebenfalls ein ganzes Stück kleiner, was schon mal auf viel Plastik und auch kleinere Linsen schließen lässt. Immerhin ist das Bajonett an diesem Tamron noch aus Metall. Bei vielen späteren Teilen - z.B. meinem alten Reise-Zoom oder das Teil, das ich mal als Beifang auf der F50 hatte - wurde da ja ziemlich schnell auf Plastik umgestellt, was nicht immer von Vorteil war. Dieses hier ist OK und es macht eigentlich auch ganz gute Bilder. Mit einem Aber: Die Lichtstärke ist halt genau das, was man von einem günstigen Dritthersteller-Objektiv erwarten würde. Mit f4 am kurzen Ende (70mm) kann man ja vielleicht auch noch an bedeckten Tagen arbeiten, wie wir sie unten in den Beispielbilder sehen werden. Aber am Langen Ende (210mm) sind f/5,6 doch schon eher was für Sommer-Fotografie. Es hat allerdings an meiner, mit dem Hochkantgriff ausgestatteten, ungefähr eine metrische Tonne wiegenden D800 den Vorteil, dass es so leicht ist, dass ich es praktisch nicht verreißen kann und sogar noch weit unterhalb der 1-durch-Brennweite-Regel einigermaßen unverwackelte Bilder hin bekommen kann. (Und ich habe wirklich nur ein mittelmäßig ruhiges Fotografen-Händchen; meine Frau schafft regelmäßig Bilder mit dem Doppelten der eigentlich nötigen Belichtungszeit, und das auch schon ohne so modernen Schnickschnack wie VR im Objektiv.)


Ist das kleine Tamron-Zoom also brauchbar? Tja, das kommt drauf an, worauf man Wert legt: Es ist recht scharf, erstaunlich scharf sogar für das, was es ist. Die Lichtwerte sind natürlich grausam, ich habe am bedeckten Freitag im Kurpark auch mit ISO 800 schwer kämpfen müssen, unverwackelte Bilder zu generieren. Daher ist das so ein typisches Offenblenden-Zoom, das man praktisch immer bei der größtmöglichen Öffnung verwendet. Da ist es im nahen bis mittleren Bereich bis um die 135mm durchaus scharf und brauchbar. Danach fällt die Schärfe etwas ab, aber die D800 ist hier auch recht brutal, weil sie eben so eine hohe Auflösung hat, dass man das dann im 1:1 auch direkt sieht. Auf 4k runter gerechnet ist das Ergebnis OKish, wenn man dann noch weiter auf Full-HD verkleinert, kann man die Bilder durchaus gebrauchen. Aber dann braucht man auch keine D800 dafür. ;-) (Ich sollte das Objektiv bei Gelegenheit - aka sonniger Tag - mal an die D100 anschließen und gucken, was die dazu sagt.)

Es ist auf jeden Fall klein und kompakt, passt in meine Jackentasche. Die Verarbeitung ist allerdings auch so, dass ich davon eher abraten würde, sondern es doch lieber in der Fototasche aufbewahren würde. Dieses viele Plastik macht mich immer nervös - ich bin nun mal viel im Gelände unterwegs und habe dementsprechend lieber was Handfestes, was auch mal eine etwas rauere Behandlung schadlos übersteht.

Aber hier jetzt mal ein paar Testfotos aus dem Kurpark: Enten, wie gesagt. Die ließen sich nicht abschütteln! ;-) Wie lang ich hier belichten musste, weil es eben so ein bedeckter Herbsttag war, sieht man hier an dem sich putzenden Tier. Ich mein, der Effekt ist ja durchaus witzig und man sieht, dass die Ente ihren Kopf praktisch genau um einen Punkt knapp unter ihrem Auge herum dreht, während sie durch ihr Gefieder putzt, aber man möchte solche Wischeffekte auch nicht immer haben. Vor allem, wenn man aus der Hand schießen muss, da kein Stativ vorhanden - was den Sinn eines kleinen und kompakten Obhjektivs, dass man eben mal so mitnimmt, ja auch irgendwie zunichte machen würde. Das Bokeh im Hintergrund ist bei dieser Brennweite und Entfernung und weit offen praktisch gar nicht mehr vorhanden; alles nur noch eine bunte Fläche, ein paar braune Blobbs deuten Blätter auf der Wiese an. Die Schärfe lässt sich hier aufgrund der Bewegung nicht wirklich gut beurteilen, ist aber meiner Meinung nach OK. Was man aber auf jeden Fall sieht, dass ist die doch recht große Abschattung in den Ecken. (Die Sonnenblende ist mit in der Tasche dabei gewesen, aber ich habe sie nicht verwendet; ebenso ist kein Filter montiert.)


Auch im nächsten Bild sieht man die Vignettierung recht deutlich, besonders da ich den Bildern allen nachträglich ein bisschen mehr Kontrast mitgegeben habe, siehe Wetter. Die Schärfe ist aber OK; wie gesagt, zu den langen Brennweiten lässt sie etwas nach. Leichte grünliche Farbsäume sind erkennbar, aber noch stören sie nicht. Hier wäre ein Test bei sommerlichen Lichtverhältnissen angesagt.

Die Fontäne im Teich kommt ganz gut rüber, die nötige lange Belichtungszeit sorgt auch hier für einen Wischeffekt. Die dunkleren Ecken kann man hier auch auf das vergleichsweise sehr helle Motiv in der Bildmitte schieben. Optische Illusionen existieren. Insgesamt könnte das Bild schärfer sein, aber bei der langen Zeit war nicht mehr zu machen. Jedenfalls nicht von mir. Die herbstlichen Farben gefallen mir ganz gut. Tamrons scheinen an sich ein bisschen rot-betonter zu rendern, zumindest wenn ich da an mein altes Reisezoom zurück denke. Kann mich aber auch täuschen, wie gesagt: Da steckt ja noch der Weißabgleich der Digitalen drin.


Wie man aber sehen kann, durch das sehr niedrige Gewicht und auch der relativen Kürze des Objektivs auch bei vollem Zoom, verlagert sich der Schwerpunkt weit in meine Kamera, sodass ich auch bei langen Zeiten einigermaßen verwacklungsfreie Bilder hin bekommen habe. Erstaunt mich selber ein bisschen. Das heißt aber nicht unbedingt, dass ich den ganzen Tag so fotografieren wollen würde: Mit angehaltenem Atem an irgendwelche zufällig in der Gegend stehenden Pfosten gelehnt.

Das klappt schließlich nicht immer: Die Hütte ist schon deutlich verwackelt, das Rotwild im Hintergrund schon kaum noch erkennbar. Schade, die Herbststimmung fängt es nämlich eigentlich ganz gut ein. Aber ich wollte einfach nicht auf ISO 1600 oder gar 3200 hoch gehen. Die D800 rauscht von da an doch schon sehr. Ist halt doch keine moderne Kamera im engeren Sinne. ;-)


Spannend finde ich noch das letzte Vorschau-Bild für heute: Auf minimale Distanz bei minimaler Brennweite ist der Pfosten brauchbar scharf geworden, die Farbsäume entlang des Stacheldrahts sind etwas ausgeprägter, aber noch immer nicht störend und wahrscheinlich leicht zu korrigieren, wenn man solchen Maßnahmen zugeneigt ist. Die Schärfe fällt zu den Ecken hin nur mäßig ab, da kenne ich Tele-Zooms, die in ihrem weiten Bereich schlimmere Schlieren hinterlassen. Verzerrungen sehe ich keine, weder Kissen noch Tonnen, aber das mag auch daran liegen, dass die schlechten Augen eines jahrzehntelangen Brillenträgers die schon automatisch übersehen. ;-)

Fazit: Als Beifang durchaus OK. Ich hätte es jetzt nicht unbedingt gekauft, wenn es einzeln vorbei gekommen wäre. Das Gegenstück von Exakta, das ich ebenfalls mein Eigen nenne, macht meiner Meinung nach die besseren Bilder und hat eine höhere Build Quality. Ich denke mal, ich werde das Teil trotzdem vorerst behalten, es würde im Wiederverkauf kaum mehr bringen als 10 bis 20 Euro. Es ist halt nicht das beste Stück Glas, das ich je gesehen habe, aber OK für das, was es ist. (Nämlich einer der Gründe, weshalb ich irgendwann auf Festbrennweiten umgestiegen bin.) Es hat jetzt leider auch keinen besonders ausgeprägten Vintage-Look in den Bildern. Es spricht hauptsächlich die leichte Kompaktheit für dieses Teil, aber viel mehr leider nicht.