Skip to content

Schwarz-weiß und analog, Teil 111: Rund um die Hennefer Industrie

Film: Fompan 100 #24, Kamera: Nikon FE10, Juli 2021

Navigation: 107, 108, 109

Der Vorteil an der FE10 ist, dass sie so klein, leicht und handlich ist, dass ich sie eben schnell zusätzlich zur Digitalen einstecken kann, selbst wenn ich eine kleinere Fahrradrunde mache, bei der jedes Gramm ins Gewicht fällt, das mir dann auf den Schultern rum hängt. Ich bräuchte glaube ich mal einen Gepäckträger an meinem Mountainbike. ;-) So kommt es auch, dass ich - nachdem ich im letzten Eintrag ja relativ viele Fotos mit dem Kit-Zooom gemacht hatte - heute nur Festbrennweiten verwendet habe, da ich diese ja eh dabei hatte. Statt des Zooms hatte ich das E-Serien 50mm als Standard drauf geschraubt, während ich (wenn ich mich recht erinnere) das G für die Digitale stattdessen zu Hause gelassen hatte.

Auf dem Weg zu meinem Ziel - das Industriegebiet und die dahinter liegenden Siegauen - bin ich am Siegfried vorbei gekommen, dem alten Halunken, wie er am Kurpark den Drachen piesackt. (Nikkor AF 85mm, 1/125s, f/8.) Die AF-Objektive funktionieren durchweg wunderbar auf der nicht-AF-Kamera, nur haben die meisten das Problem, dass die Skala am Fokus-Ring so schrecklich kurz ist, dass ich beim Scharfstellen schon so meine Probleme habe. So auch hier: Trotz Abblenden auf f/8 ist der Siegfried irgendwie nicht ganz scharf geworden. Stattdessen sind die Kiefernnadeln im Hintergund scharf. Meh, mein Fehler. Ist aber auch echt nicht einfach. Von der Belichtung her kann ich mich nicht beschweren, das hat die Kamera ganz gut hin bekommen und auch der Bildausschnitt ist ganz gut. Von den beiden Gesichtspunkten aus ist es eines der besseren Siegfried-Standard-Vergleichsfotos, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Nur ist es leider nicht 100% scharf. Egal, passiert.


Das 50mm-E ist da schon besser geeignet, da es ein völlig manuelles Objektiv ist und einen entsprechend langen Focus Throw hat. Das sieht man hier an den Sand- und Kies-Silos im Industriegebiet direkt. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/1000s, f/4.) Etwas viel Blattwerk am unteren Rand stört mich leicht, ich hätte weiter nach oben zielen sollen. Ansonsten ein annehmbares Bild. Gegen den relativ hellen Himmel hat die Kamera auch hier gut gemessen und die Silos gehen nicht zu sehr unter. Es war allerdings auch bewölkt, wie man sieht, von daher war der Kontrast auch nicht so groß.

Den Schienenersatzverkehr, der wohl gerade nicht gebraucht wurde, habe ich dann ein paar Meter weiter den Fahrradweg runter an der Straßenkreuzung erwischt. (Nikkor AI 35mm, 1/1000s, f/2.) Auch mit diesem Objektiv fällt das Fokussieren sehr viel leichter als mit denen, die eigentlich für AF gedacht sind. Trotz der Offenblende ist hier praktisch alles scharf, obwohl ich gehofft hatte, die Hintergrundbäume noch etwas mehr verschwimmen lassen zu können. Aber dafür ist das leichte Weitwinkel ja auch nicht unbedingt geeignet. Interessant fand ich hier die Reflexionen in der Busscheibe, die auch ganz gut heraus gekommen sind.

Dreht man sich an diese Stelle um so steht man vor einem Telekom-Schaltkasten, auf dem dieses Unterhosen (Bikini-Bottom?) Graffiti angebracht ist. (Nikkor AI 35mm, 1/125s, f/5,6.) Ein hübscher Popo kann auch ganz nett sein. :-D Jedenfalls fand ich es witzig genug, es mal im Bild festzuhalten. Leider mal wieder etwas schief, da ich mich so weit runter bücken musste. Meine Knochen sind ja auch nicht mehr ganz neu. ;-)


Dann mal etwas extremeres gemacht und das Tele drauf geschraubt, bei dem ich ja grundsätzlich immer wieder erstaunt bin, was das für geile Bilder macht; auch hier wurde ich nicht enttäuscht, obwohl das Motiv eher simpel ist, nämlich der obere Teil des Beleuchtungsmasten einer der Industrien hier. (Nikkor AI 200mm, 1/1000s, f/5,6.) Bei dieser Art von Foto weiß man beim Drücken des Auslösers meist nicht, was am Ende tatsächlich dabei raus kommt. Hier zum Beispiel hatte ich Angst, dass der wenige Kontrast zwischen Mast und Himmel am Ende ein Bild ergibt, auf dem das Auge keinen Punkt zum Festhalten findet. Aber im Gegenteil: Die fast schon schwarzen Lampen ganz oben am Mast und die Highlights auf den Lampenschirmen darunter decken fast den gesamten Umfang des Filmes ab. Erstaunlich, dass das so gut geklappt hat, schließlich hat der Belichtungsmesser hier nur den Himmel gesehen und dementsprechend für diesen Werte ausgeworfen. Weit besser als gedacht, wiedermal ein Bild, das mich überrascht hat, als es aus der Entwicklung kam.

Viel weiter bin ich an jenem Tag gar nicht gekommen. Stattdessen habe ich dann den weg durch die Siegauen zurück genommen, wobei ich auch an der Sieglinden-Brücke vorbei gekommen bin. (Nikkor AI 200mm, 1/500s, f/4.) Aus dem richtigen Winkel ist die ja auch ziemlich fotogen, zum Beispiel so direkt frontal auf die Masten. Es stören mich nicht mal die Häuser im Hintergrund allzu sehr, die sind halt da und man kann nichts dagegen tun. Durch das Tele bekommt die Brücke aber - trotzdem, dass sie so groß im Bild ist - das weit entrückte Feeling, nach dem ich hier gesucht habe. Insgesamt könnte das Bild noch einen Ticken schärfer sein; hätte ich mehr Licht gehabt, hätte ich eine Blendenstufe abgeblendet. Aber insgesamt bin ich mehr als zufrieden.


An der gleichen Ecke habe ich dann noch mal ein Bild mit dem Portrait-Tele versucht und den Herrn Jesus am Kreuz aufgenommen, wie er im Schatten unter den Bäumen hängt. (Nikkor AF 85mm, 1/60s, f/1,8.) Hier war so wenig Licht, dass ich das 85er ganz auf drehen musste. Das resultiert wieder in einem leicht unscharfen Bild, in dem ich den Fokus nicht genau getroffen habe: Auf die Entfernung reicht schließlich schon ein Wackler von ein paar Zentimetern und die Augen liegen nicht mehr in der scharfen Zone. Trotzdem hat das Bild was: Bokeh! Viel davon. Und vor allem leicht deformierte Blenden-Bällchen. (Ecken haben die bei Offenblende ja nicht.) Aber besonders erstaunlich finde ich, was aus dem Baumstamm hinter dem Kreuz geworden ist, nämlich diese wellenartige Struktur, die wohl von der Rinde herrührt. Witzig.

Da es mal wieder Zeit für eine Pause war, habe ich mich nach den Fotos erstmal auf die Bank gesetzt und dort die Apfelshorlenflasche fotografiert, die jemand liegengelassen hatte. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/1000s, f/2.) Man sieht an den Werten: Viel Licht war an diesem Tag nicht, die Wolken zogen sich auch immer mehr zu. Die andere Frage ist: Warum lassen die Leute ihren Müll rumliegen? Vor allem, wenn keine zwei Meter weiter ein Mülleimer steht? Ich versteh' es nicht! Hätte ich das Foto mal nicht gemacht, ich müsste mich nicht schon wieder aufregen. Aber das zeigt mir mal wieder: Auf Plastik-Flaschen ist bei Weitem nicht genügend Pfand drauf!

Bei der Gelegenheit habe ich dann noch ein Foto von der Kläranlage und dem Graffiti darauf gemacht. (Nikkor AI 200mm, 1/500s, f/4.) Das habe ich ja schon ganz lange nicht mehr gemacht und durch das eher schlechte Wetter ist es mit so gelungen, die Dame mal ohne Schatten abgelichtet zu bekommen - schließlich war irgendwie alles sowieso schattig! ;-) Hätte trotzdem noch etwas heller sein können, das Ganze; 1/250s wäre sicher auch noch gegangen. Ansonsten ist das Bild ganz gut geworden und ich habe nicht viel zu meckern.


Zurück in der Stadt habe ich dann mal den in der durch die Wolken brechenden Sonne glänzenden VW Käfer mitgenommen, der dort mit seinem ihn als historisches Fahrzeug ausweisenden Nummernschild herum stand. (Nikon Lens Series E 50mm, 1/250s, f/4.) Ganz tolle Highlights im Lack. Schön erhaltenes Exemplar, sowieso, und das merkt man auch im Foto. Interessant finde ich auch den Kontrast zwischen den geschwungenen Linien der Karosserie und dem eher brutalen Rechteck der Lochplatte im Hintergrund. Jetzt müsste das Bild noch ungefähr drei Grad gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden, dann wäre es auch gerade. ;-) Trotzdem eines der besseren an diesem Tag.

Und das war es auch schon wieder. Die FE10 hat mich bis hier hin auf jeden Fall überzeugt. Nächstes Mal geht es rauf zum Eulenberg.

Schwarz-weiß und analog, Teil 110: Rund um Lanzenbach

Film: Fompan 100 #24, Kamera: Nikon FE10, Juli 2021

Navigation: 107, 108, 109

Man kommt ja zu nix. Deshalb bin ich mal wieder ganz froh, dass ich eine laaaange Pipeline mit s/w-Fotos habe. ;-) Da kommt noch was. Nur, ich habe noch nichts zu den vielen Fotos geschrieben. Mal sehen, ob ich das mit meinem leicht belämmerten Kopf heute noch hin bekomme...

Heute gibt es jedefanlls Fotos, die ich im Juli mit der damals ganz frisch in meinen Besitz gelangte Nikon FE10 gemacht habe. Diese und das dazugehörige Objektiv hatte ich ja bereits vor längerer Zeit hier vorgestellt und für ein ganz besonders interessantes Stück Technik befunden. An diesem ersten Tag habe ich auch mal wild sämtliche Objektive durcheinander gemischt, die auf diese Kamera drauf passen, einfach um zu sehen, was die Kamera so mit denen macht.

Das Foto, von dem ich normalerweise annehme, dass es eh nichts wird, weil es am Anfang des Films liegt, handelt heute von einer unscharfen Bierflasche im Grünzeug am Wegesrand. (Zoom Nikkor 35-70mm @ ca. 60mm, 1/500s, ca. f/4,2.) Wie man sieht, ich habe mir nicht allzuviel Mühe gegeben, als ich dieses Bild gemacht habe. Trotzdem kann man schon mal ein paar Dinge feststellen: Kaum Abschattungen in den Ecken, auch keine erkennbaren Verzeichnungen, und die Schärfe wäre auch ganz gut, wenn ich halt nicht falsch fokussiert hätte.

Das zweite Bild sieht dann direkt viel besser aus: Heu, Himmel und Flugzeug! (Nikkor AF 20mm, 1/500s, f/5,6.) Natürlich kann die FE10 mit dem Autofokus und dem Chip in diesem Objektiv nichts anfangen, aber das ist ja gerade das Erstaunliche am Nikon-F-System: Alles ist irgendwie miteinander kompatibel. Und da ich hier einfach nur auf unendlich fokussieren musste, konnte ich auch nicht groß was falsch machen! ;-) Insgesamt ein hübsches Bild, in dem mir das Schattenspiel der Wolken auf den frisch gemähten Feldern besonders gefällt. Das im Weitwinkel winzige Flugzeug sieht man nur auf den zweiten Blick.


Im Juli stand das Korn gerade ganz besonders schön auf den Feldern und ich habe es mir nicht nehmen lassen, auch direkt mal ein paar Ähren am Feldrand zu fotografieren. (Zoom Nikkor 35-70mm @ 35mm, 1/1000s, ca. f/3,5.) Hier kann man schon ein bisschen Abschattung in den Ecken erkennen, die beim Flaschenfoto oben durch das Hineinzoomen abgeschnitten wurde. Aber Schärfe und Bokeh sind auf diese Entfernung relativ gut, finde ich. Wie gesagt, es handelt sich hier ganz sicher nicht um das beste Objektiv, das je unter dem Namen "Nikkor" verkauft wurde - vor allem, weil es höchstwahrscheinlich nicht mal von Nikon gebaut wurde -, aber wirklich schlecht ist es auch nicht. Für ein normal-Zoom auf einer günstigen Analog-Kamera eigentlich ganz passend. Das Motiv selber ist auch ganz gut getroffen, finde ich.

Nebenan stand direkt das Wiesenschaumkraut oder Bärenklau (oder sowas) am Wegesrand. (Zoom Nikkor 35-70mm @ 70mm, 1/250s, ca. f/8.) Etwas überbelichtet und auch nicht hundertprozentig scharf, aber ich habe halt genau auf die Fliege gezielt. Die ist auch extrem scharf. Bei f/8 haben wir hier im Hintergrund tatsächlich noch immer erstaunlich brauchbares Bokeh. Schönes Bild.


Und noch ein bisschen weiter stand dann noch eine Distel. (Zoom Nikkor 35-70mm @ ca 50mm, 1/500s, ca. f/7 - wie man an den Angaben sieht, ist es nicht ganz einfach zu raten, welche Blendenöffnung man effektiv bekommt, wenn man am Zoom dreht.) Sehr tolles Bild, finde ich jedenfalls. Sehr schön scharfe Blüten und Fusseln. Tolle Unschärfe im Hintergrund. Schöne Wolken. Und die leicht schattigen Ecken geben dem Ganzen noch den zusätzlichen Retro-Look! Irgendwie perfekt in seiner Inperfektion. ;-)

Jetzt zwei mal Trecker! Das erste Bild zeigt sogar gleich zwei! (Nikon Series E 135mm, 1/2000s, f/4.) Das E-Serien-Objektiv kann hier sein Alter so richtig ausspielen, ist es doch eigentlich ein echtes AI-Objektiv mit langem Focus-Throw und somit perfekt für manuelle Kameras geeignet. Die Schärfe, der Kontrast und die Belichtung sind nahezu perfekt gelungen und auch der Bildausschnitt gefällt mit sehr gut. Leider laufen da oben in der Ecke Leute rum, blöde Spaziergänger! ;-) Trotzdem, ein sehr schöne Bild.


Der einzelne Trecker, der gerade noch so über den Hügel schaut, ist allerdings auch verdammt gut! (Nikon Series E 135mm, ca 1/2000s, f/4.) Ich glaube, mehr muss ich gar nicht sagen; das Gleiche, wie beim ersten Bild, gilt hier auch: Sehr schöner Kontrast, toller Bildausschnitt, hübsche Wolken. Schön. Gut gelungen. Sehr zufrieden damit.

Noch eine Distel, dieses Mal mit einem Falter drauf, dahinter den der Ölberg. (Zoom Nikkor 35-70mm @ ca 55mm, 1/1000s, ca. f/7.) Es war hier oben etwas windig, deswegen ist der Falter leider nicht so scharf, wie er es sein könnte, denn der Distelstrauch bewegte sind schon etwas hin und her. Also, eigentlich eher vor und zurück. Ansonsten finde ich das Bild ganz gut. Schade, dass es nicht ganz scharf geworden ist.

Die Straßenmarkierungen für die Verlegung der Versorgungsleitungen fand ich dann so spannend, dass ich da auch mal ein Bild von gemacht habe. (Zoom Nikkor 35-70mm @ 35mm, 1/250s, ca. f/8.) Witzig oder albern? Oder einfach nur doof? Ich weiß es nicht! Der Smiley gibt dem ganze jedenfalls das gewisse Etwas! ;-) Aber man kann hier gut bewerten, wie viele Verzerrungen und sonstige Fehler das Objektiv so macht, wenn man es so weit abblendet. Nicht allzu viele, für ein seltsames Kit-Objektiv zweifelhafter Herkunft.


Der Schilderwald steht (oder stand) jedenfalls direkt um die Ecke. (Zoom Nikkor 35-70mm @ 35mm, 1/60s, ca. f/11.) Der Grund für das weite Abblenden war hier, dass ich tatsächlich alles scharf haben wollte, was auch ganz gut geklappt hat: Sowohl im Vordergrund als auch im Hintergrund sind (fast) komplett scharf. Die vielen Schilder sind jedenfalls witzig, finde ich.

Um die Ecke hab ich dann mal wieder die Telefonkabel fotografiert. (Zoom Nikkor 35-70mm @ ca 50mm, 1/1000s, ca. f/4.) Klasse Bild, auch dieses gefällt mir sehr gut. Der Himmel mit federleichten Wölkchen, die Kabel, der Mast. Mehr muss ich glaube ich nicht sagen. Eins meiner Besseren. ;-)


Auch den Basketball-Korb habe ich ja schon mehrfach dazwischen gehabt. (Zoom Nikkor 35-70mm @ ca 50mm, 1/2000s, ca. f/4.) Die Strommasten im Hintergrund stehen genau an der richtigen Stelle, wie ich meine. Auch eine der besseren Versionen dieses Motives. ;-) Ich glaube, auf dieser kleinen Wanderung ums Dorf hatte ich wirklich Glück, nur gute Bilder heute! ;-) Ich mein, klar, bei den "guten" Nikkoren erwarte ich das eigentlich auch, aber auch das Zoom macht eigentlich einen ganz brauchbaren Eindruck, oder?

Kurz vor der Heimkehr dann noch das - damals - neue Warnmänneken am Ortseingang fotografiert. (Zoom Nikkor 35-70mm @ 35mm, 1/125s, ca. f/3,5.) Das leuchtet recht kräftig, obwohl es hier einigermaßen im Schatten steht. Interessant. Genauso interessant wie die Frage, weshalb ich dieses Bild vorgezogen habe... Wahrscheinlich wegen des Formats.

Vorher habe ich noch die Bank in Edgoven fotografiert, die steht so schön im Gebüsch. (Nikkor AF 20mm, 1/500s, f/5,6.) Auch dieses Bild gefällt mir sehr gut. Gute Belichtung und viel Kontrast. Und überhaupt, diese Bank ist eine meiner liebsten, weil man in die andere Richtung so schön ins Tal gucken kann. Außerdem bin ich an der Stelle meist reif für eine Pause. ;-)


Und zuletzt noch eine Bierflasche, diese hier ist aber schön scharf und steht rum, statt faul im Gras zu liegen. (Zoom Nikkor 35-70mm @ 35mm, 1/500s, ca. f/3,5.) Hier kann man auch ganz gut sehen, wie das Objektiv hier Drehungen ins Bild bringt, wenn man in den unscharfen Hintergrund guckt. Witziges Bild, das mir - schon wieder der gleiche Text - gut gefällt.

So, und jetzt ist Zeit für ein erstes Fazit: Die FE10 macht sehr schöne Bilder, vor allem mit den besseren Nikon-Objektiven. Aber auch das Kit-Zoom ist ganz offenbar auch nicht so schlecht, wie das Internet an mehreren Stellen behauptet. Wie auch immer, die Belichtungsmessung der Kamera macht einen guten Eindruck und die Bilder sehen echt gut aus. Gefällt mir.

Nikon FE10

Wiedermal habe ich zugeschlagen, als ein interessantes Päckchen Nikon-Technik vorbei kam. In diesem hier war eine einigermaßen gut erhaltene FE10 drin. Ich bin mir nicht sicher, aber ich gehe davon aus, dass das Zoom-Nikkor, das da vorne drauf klemmt, das passende Kit-Objektiv ist, da es bis auf die erste Stelle die gleiche Seriennummer hat.


Die Rückwand war sehr matschig, wie das bei diesen alten Gummierungen nun mal leider öfter so ist. Mit etwas Alkohol habe ich die oberste Schicht abgerubbelt, jetzt kann man sie wieder anfassen, ohne dass man fest klebt. Dafür ist der Glanz dann leider auch weg und das Ganze sieht etwas matt aus. Egal, Hauptsache, man kann das gute Stück benutzen.

Es handelt sich im Nikons letzte semi-manuelle Kamera: Fokussiert wird völlig manuell, nur mit Hilfe eines Schnittbild-Suchers, aber es ist ein Belichtungsmesser eingebaut und man kann einen Automatik-Modus benutzen, der die passende Zeit zur gewählten Blende vorgibt. (Zeitautomatik.) Nur die FM10, die gar keine Automatik hatte, wurde länger verkauft, wenn es um diese Art von Back-To-Basics-Kameras geht.

Der Witz ist: Das Teil wurde von Cosina im Auftrag von Nikon gebaut. Zumindest behauptet das das Internet. Verkauft wurde sie bis seit Mitte der 1990er und bis in die frühen 2000er. Ich habe keine Ahnung, von wann dieses Modell stammt. Angeblich waren diese günstigen und mehr oder weniger manuellen Kameras eigentlich für den Dritte-Welt- und Schwellenländer-Markt gedacht, aber gerade die FE10 und die FM10 haben eine gewisse Anhängerschaft in den Industrieländern gefunden, eben weil sie so back-to-basics sind.

Nachdem ich sie etwas länger benutzt habe - habe bereits zwei Filme damit verschossen - kann ich das auch durchaus nachvollziehen: Mit der schnellsten Belichtungszeit von 1/2000s ist sie sehr flott unterwegs, im Automatik-Modus kann sie bis zu 8s lang belichten, auch wenn man manuell am Rad nur bis zu 1s einstellen kann. Außerdem gibt es eine Abblendtaste, die ich bei so manch anderer günstigen Kamera schwer vermisse. Und oben drauf gibt es - für die eher künstlerisch veranlagten Fotografen - sogar die Möglichkeit, vor dem Betätigen des Spann-Hebels die Transportrolle auszukuppel, was Doppel- und Mehrfach-Belichtungen möglich macht. Der Sucher ist auch schön hell und vor allem ist die Mattscheibe riesig: Wenn ich die Brille auf habe und nicht mit dem Auge bis direkt ans Okular ran kann, sehe ich gar nicht alles. Der Schnittbildsucher ist auch einigermaßen präzise, aber auch da ist das größte Problem meine immer schlimmer werdende Blindheit.


Natürlich ist nicht alles nur eitel Sonnenschein: Z.B. braucht man leider immer geladene Batterien (2x LR44 tun es hervorragend), denn ohne löst sie nicht aus. Der Verschluss ist nämlich elektronisch gesteuert. Andererseits halten die Batterien wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit, wenn man sie vor der Lagerung der Kamera immer brav wieder aus der Halterung nimmt. Andere Negativ-Punkte sind die insgesamt etwas plastik-lastige Verarbeitung: Hier wurde tatsächlich an allem gespart, außer Bajonett und Verschluss ist hier glaube ich alles aus Plastik. Ach ja, und wenn es Abends langsam etwas dunkler wird, kann man zwar hervorragend die Belichtungszeit-Anzeige-LEDs sehen, die leuchten schließlich, aber die Skala daneben liegt im Dunklen. Das kommt sogar schon teilweise in dunkleren Ecken tagsüber vor. Ist jetzt kein Beinbruch, andere Kameras, die diese Technik verwenden, haben ähnliche Probleme. Aber ich wollte es erwähnt haben.

Was das (Kit?) Objektiv angeht, frage ich mich, ob das überhaupt von Nikon gebaut wurde, oder ob das auch eine Aufragsfertigung ist. Würde ja Sinn machen, wenn das auch von Cosina stammen würde. Es steht allerdings tatsächlich "Zoom-NIKKOR" drauf. Jedenfalls wiegt es gefühlt weniger als mein 135mm E Objektiv und besteht wahrscheinlich auch zu 90% aus Plastik, wenn man das Glas mal raus rechnet. Aber es funktioniert. Mehr zum Objektiv später in einem separaten Artikel.

Apropos, was Objektive angeht: Sämtliche meiner AI, AI-S, AF (-D, -S, -whatever) Objektive funktionieren; letztere natürlich nur manuell, aber das ist ja logisch. (Das G ohne Blendenring scheidet natürlich aus.) Wobei ich glaube, dass der Schnittbildsucher mit den AF-Objektiven ein gaaaanz kleines Bisschen daneben liegt, also wirklich nur minimal. Zumindest sah das auf dem ersten Film so aus, der zweite ist noch auf dem Weg in die Entwicklung. (Wer aufmerksam mit liest, weiß jetzt, dass es sich dabei um den Kodak Gold 200 handelt, den ich zum Trekdinner in den Rheinauen verschossen habe.)

Mit im Paket war auch neben dem Zoom noch eine schwarze Ledertasche, aber die muss ich erst mal gründlich lüften, die müffelt etwas; die hat wohl jemand mit Glasreiniger-Spray abgewischt. (Zusätzlich war da noch mehr drin, aber das gehört auch in einen eigenen Artikel.)


Fazit: Sehr spannende Kamera. Einerseits modern, kaum 20 Jahre alt, das ist bei meiner Sammlung ja wirklich noch jung. Erstaunlich, dass man meine D100 ungefähr zeitgleich kaufen konnte! Andererseits komplett manuell benutzbar, wenn man mal vom Zwang zu Batterien absieht. Mit dem Kit-Objektiv ist diese Kamera zudem so leicht, dass man glatt vergessen könnte, dass man sie überhaupt dabei hat. Allerdings habe ich mich mittlerweile so an Festbrennweiten gewöhnt, dass ich eher das 50mm E drauf mache und vielleicht noch zusätzlich das 135er und irgendeines der Weitwinkel mitnehmen würde. Insgesamt hat es mir jedenfalls sehr viel Spaß gemacht, mit dieser Kamera Bilder zu schießen!