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Praktica F.X2 mit Carl Zeiss Jena Tessar 2.8/50

Ich hatte ja echt gehofft, dass das Wetter noch mal besser würde und ich ein paar hübschere Beauty Shots machen könnte als im Büro auf dem Stuhl bei viel zu wenig Licht. Bei der Menge, die ich fotografiere, sollte ich mir vielleicht mal ein Fotostudio einrichten oder zumindest eine Rolle von diesem praktischen Stoff kaufen, um die alten Photographica mal besser präsentieren zu können.

Aber das ist ein anderes Thema. Heute wollte ich lieber über diese sehr alte und sehr mitgenommene Praktica F.X2 reden, die ich mal wieder in einem der üblichen Überraschungspakete bekommen habe, das ich über die große, böse Internet-Auktionsplattform für vergleichsweise sehr wenig Geld erstanden habe. War einfach viel zu billig, was da insgesamt alles in dem Paket drin war. Denn diese Kamera ist eigentlich gar nicht das Objekt meiner Begierde gewesen, sie ist eigentlich nur Beifang. Da sie sich aber als mehr oder minder sofort bereit zum Einsatz erwies, habe ich sie mal vorgezogen. Die anderen Teile in dem Paket bedürfen etwas mehr Liebe, bevor sie wieder gehen.


Es spricht auf jeden Fall für die Qualität, die Anfang/Mitte der 1950er Jahre produziert wurde, dass ich nicht groß was machen musste außer den Stoffvorhang etwas lichtdichter zu bekommen. Dafür habe ich die von anderen Kameras bereits bewährte Flüssiglatex-Methode angewandt; ich bin da ja mittlerweile schon geübt darin, das Zeug so dünn und tropfenfrei wie möglich zu verteilen.

Bei der Kamera war - wie man auf dem Foto sehen kann - ein Tessar 50mm f/2,8 dabei. Lichtstark genug und die Tessars haben ja eh einen guten Ruf, der bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts zurück reicht. Ich nehme nicht an, dass diese spezielle Version irgendeine Art von Beschichtung aufweist - auch wenn es in der Anleitung, die man sich wie immer aus den üblichen Quellen herunterladen kann, so steht -, bei Gegenlicht-Fotos muss ich also etwas vorsichtiger sein. (Als ob! ;-)) Was hingegen fehlt ist der Prisma-Aufsatz für den Lichtschacht. Ich weiß nicht, ob das damals als Zubehör verkauft wurde, oder ob der fester Bestandteil des Lieferumfangs war. Die Betriebsanleitung, ließt sich eigentlich so, als wäre er immer mit dabei gewesen. Aber der Lichtschacht-Sucher tut es ja auch, vor allem mit der Vergrößerungslinse. Muss ich halt ein bisschen mehr fummeln und Geduld beweisen.


Die Schmierung im Schneckengang des Fokusrings ist leider etwas eingetrocknet, deshalb muss man schon etwas mehr Kraft auf aufwenden, als mir im Allgemeinen lieb wäre. Aber dafür ist die Blende nicht verölt, sodass ich da schon mal nicht eingreifen brauchte. Selbst der Automatik-Pin und die dazugehörige Feder scheinen einigermaßen zu funktionieren, Genaueres werde ich herausfinden, wenn der Film, den ich eingelegt habe, entwickelt ist.

Die Kamera bietet relativ schnelle Belichtungszeiten bis 1/500s, was zur damaligen Zeit nicht selbstverständlich war. Der seitlich laufende Stoffvorhang scheint damals solche Zeiten im Amateur-Bereich möglich gemacht zu haben. Die Zeiten einzustellen, ist ein wenig komplizierter als normalerweise: Mit dem kleinen Pfeil oben auf dem Wählrad kann man kurze oder lange Zeiten vorwählen; steht er auf der schwarzen Markierung (links), so gelten die kurzen Zeiten auf dem Wählrad, steht er auf der roten, sind es die langen. Kurz heißt dabei: 1/25-1/500s (oder B/Bulb oder Blitzbetrieb, der - wenn ich das richtig im Kopf habe - mit 1/40s synchronisiert ist), lang sind 1/2, 1/5 oder 1/10s wählbar. Wahrscheinlich wird hier dem "Uhrwerk" durch das Umstellen einfach noch eine weitere Hemmung hinzugefügt. Keine Ahnung, wie das genau geht, aber der Vorteil ist ganz klar, dass man viel mehr Zeiten zur Auswahl hat als zum Beispiel an meiner Zenit, die gut 30 Jahre neuer ist, so viel technische Spielerei aber nicht aufweist und deshalb langsamstenfalls 1/30s beherrscht.

Um die Zeiten einzustellen, muss man das Wählrad übrigens anheben. Da das etwas verkrustet war, habe ich das erst gemerkt, als ich schon länger gefummelt hatte und mich wunderte, dass nix geht. Dann aber laufen die Zeiten nach Gehör passend ab, was ich schon erstaunlich finde. Die Kamera wurde wahrscheinlich ewig irgendwo gelagert und überhaupt sieht sie sehr gut benutzt aus. Definitiv kein Vitrinenstück, so wie die Belederung abfleddert und ich den Dachboden-Staub erstmal aus allen Ritzen pulen musste, besonders aber aus dem Lichtschacht.

Die Linsen im Objektiv sehen ebenfalls klar aus und ohne Pilz, auch wenn das Metallgehäuse ziemlich verschrabbt ist. Interessant ist hier, dass man mit einem einfachen Dreh nach rechts die Blende auf offen drehen kann, wenn man dann aber loslässt, schnackt es wieder zurück auf die zuvor verwendete Blende. Die Automatik ist also eher eine Semiautomatik, die die Blende zwar auf den eingestellten wert herunter regeln kann, wenn der Auslöser betätigt wird, man aber selber wieder für ein helles Sucherbild sorgen muss. Umgekehrt hat man so aber auch direkt eine Tiefenschärfe-Vorschau. Um die Blende tatsächlich umzustellen, muss man den Ring etwas zur Kamera hin schieben und dann drehen. Faszinierende Technik, die ich so auch noch nicht kannte. (Sorry, wenn ich das jetzt wieder mit der sowjetischen Zenit vergleiche, aber es erinnert mich halt ein bisschen daran: Da kann man ja die gewünschte Blende einstellen und dann an einem zusätzlichen Ring auf offen drehen. Da ich regelmäßig vergesse, nach dem Scharfstellen und Wählen des Bildausschnitts diesen wieder zurück zu drehen, finde ich das Carl Zeiss Design irgendwie eleganter. Da hat man wenigstens keine total überbelichteten Bilder nachher.)


Beim Einlegen des Films war sie übrigens etwas störrisch: Der Schlitz in der Spule ist relativ breit und so flutscht der Foma gerne beim Aufziehen wieder raus. Der ist nämlich auf Grund des modernen Polymer-Trägers sehr rutschig und merkt sich außerdem gerne die Aufwickelrichtung, in die er unbedingt wieder zurück will. Da es sich hier um eine "umgekehrte" Wicklung mit der empfindlichen Schicht nach außen handelt, wollte er erst beim dritten oder vierten Versuch überhaupt halten. Dadurch habe ich sicher ein ganzes Bild, wahrscheinlich noch mehr, auf dem Film verloren, weil ich bei offener Rückwand schauen musste, dass da kein Blödsinn passiert und alles richtig gewickelt ist. Auch hier werde ich erst nach der Entwicklung sehen, was wirklich abgeht.

Von Vorteil ist, dass es sich um eine M42-Kamera handelt, ich also meine vorhandenen M42-Objektive verwenden kann. Da bin ich auch mal auf das Ergebnis gespannt. Bisher habe ich nur drei Bilder mit dem Tessar gemacht, danach wurde das Wetter so unglaublich schlecht, dass sich weitere Experimente nicht gelohnt haben. Bei den dreien bin ich auch sehr gespannt, wie die denn wohl von der Belichtung her geworden sind, denn ich habe nur mein Handy als Belichtungsmesser missbraucht. (Es handelt sich um eine vollkommen manuelle Kamera, falls das noch nicht klar gewesen sein sollte. An in das Gehäuse integrierte Belichtungsmesser dachte in den '50ern noch keiner! Oder wenn, dann waren sie doch noch ein paar Jahre in der Zukunft.)

Ach ja, und eine Besonderheit noch: Der Spiegel schwingt nach der Auslösung nicht automatisch zurück, sondern wird mit dem Verschluss wieder aufgezogen. Hat den Vorteil, dass man sofort merkt, dass man sich gar nicht mit Fokussieren oder Motivwahl beschäftigen muss, wenn man eh nicht auslösen kann. Was aber auch ein Nachteil sein kann. Gespannt wird übrigens über einen Drehknopf, nicht über einen Hebel. Das war damals auch noch relativ weit verbreitet, also nicht so besonders.

Fazit: Insgesamt kann man schon behaupten, dass das damals sowas wie Cutting Edge Technology war: Spiegelreflex, M42 mit Auto-Objektiv-Unterstützung, schnelle Verschlusszeiten. War damals nicht üblich. In welches Marktsegment die Kamera damals tatsächlich fiel, kann ich schlecht einschätzen; sie war aber sicher für den gehobenen Anspruch des geneigten Hobbyfotografen geeignet. Wenn sie so funktioniert, wie es zZt scheint, ist sie das sogar heute noch. Bin gespannt auf die Bilder und wieviel Licht die Rückwand wohl rein lässt! ;-) Bei alten Kameras muss man ja immer auf Überraschungen gefasst sein!

Chinon CP-7m Multi-Program

Steter Tropfen höhlt den Stein, wie man so schön sagt: Nachdem ich bei den letzten drei Besuchen des Rheinauen-Flohmarktes bereits an dieser Kamera vorbei gegangen bin, habe ich dann beim letzten Mal endlich nach dem Preis gefragt. Und der war mit 30 € relativ fair, denn die Kamera ist sauber, gepflegt und hatte sogar einen relativ frischen Satz Batterien im Blitz. Ja, es gab sogar einen Blitz dazu, mit den dazugehörigen Blitzfltern, einen Adapter für M42-Objektive (leider ohne den passenden Schlüssel, deswegen habe ich mich noch nicht getraut, den aufzusetzen, weil ich nicht weiß, ob ich ihn ohne wieder ab bekomme, das muss ich erst nachforschen) und sogar die Anleitung ist noch dabei.

Wer oder was ist Chinon? Die Firma gibt es schon seit über 70 Jahren. Für Kameras sind die heute nicht mehr unbedingt allzu bekannt, nachdem die Ende der 1990er von Kodak gekauft wurden und mittlerweile wohl eher im Bereich digitale Displays arbeiten. Aber damals, in der Mitte der 1980er, als die CP-7m erschien, waren die noch ganz gut dabei. All das änderte sich, als die ersten Consumer-Autofokus-SLRs auf den Markt kamen, das haben ja nur die großen Marken überlebt. Und wie lange die die digitale Revolution noch überleben, ist eine ganz andere Frage.

Aber hier erst mal ein paar "Beauty Shots". Die Kamera hat einen unverkennbaren 1980er-Stil, klobig, eckig, Plastik. Aber so gehört das! Voll retro!


Außerdem sind es ja die inneren Werte, auf die es ankommt: Angeblich ist dies die einzige Kamera, die mit allen der damals sehr beliebten Pentax K-Mount Objektiven eine Programm-Automatik hin bekommt. Einfach die Blende auf f/22 (bzw den größtmöglichen Wert) drehen und schon kann man sich vollständig auf die Fokussierung konzentrieren. Revolutionär! ;-)

Und nicht nur das, sie kann vor allem auch gleich drei verschiedene Programme - Normal, Action und Creative -, die auch gleich auf der Plakette auf der Rückseite näher erklärt werden: Während das Normalprogramm ab etwa 1/60s beginnt, größere Blendenwerte einzusteuern, macht dies das Action-Programm erst viel später und bevorzugt schnelle Belichtungszeiten. Der Creative-Modus hingegen geht genau umgekehrt vor und bevorzugt weiter geschlossene Blenden, um mehr Schärfentiefe in die Bilder zu kriegen. Leider zeigt das Sucherdisplay nicht an, welche Blende denn jetzt tatsächlich verwendet wird, sondern nur die Zeiten. Der Aufwand wäre für 1986 wohl zu groß gewesen, denn ich weiß nicht, ob die PK-Objektive tatsächlich absolute Blendenwerte an die Kamera kommuniziert oder nur relative. Ich habe nur dieses eine, das mit der Kamera kam und habe mich noch nicht weiter mit der Materie beschäftigt.

Des Weiteren gibt es noch einen Automatik-Modus, der zur gewählten Blende die passende Zeit einspielt, einen voll-manuellen Modus und einen Bulb-Modus. Alle diese Modi erreicht man über die eine viereckige Taste an der Oberseite, auf deren Ecken man drücken kann. Interessantes Design-Konzept, aber so war das damals: Man probierte noch Dinge aus, es hat nicht einfach jeder das gleiche gebaut, es gab noch keine allgemeingültige Design Language für elektronisch gesteuerte SLR Kameras und jeder Hersteller versuchte, innovativ zu sein und sich von den anderen abzusetzen. Was ein bisschen blöd ist, sind die beiden Tasten, mit denen man die Belichtungszeit im manuellen Modus verstellt. Diesen aufwärts-abwärts-Quatsch habe ich ja an der F50 schon für albern gehalten, und das war ein Jahrzehnt später.

Was Objektive angeht: PK gibt es wie Sand am Meer, von teuer bis unglaublich günstig. Muss ich mal sehen, ob ich da noch die ein oder andere Festbrennweite dazu kaufe, wenn ich sie günstig auf dem Flohmarkt finde. Bis dahin muss ich mich mit dem üblichen billigen Japan-Exakta-Standard-Zoom begnügen, das dabei war. Das sieht man ja auch unglaublich oft, für alle möglichen Anschlüsse! Das muss in den 1980er das absolute Standard-Ding gewesen sein, an jedem dritten Flohmarkt-Stand sieht man das. Im Gegensatz zu dem, das damals auf der Olympus war, funktioniert dieses hier aber völlig problemlos.


Wie man sieht, die Kamera ist in einem wirklich sehr guten Zustand und hat kaum Gebrauchsspuren oder Abnutzungen. Von innen könnte sie beinahe sogar fabrikneu sein. Alle Funktionen laufen einwandfrei, die Zeiten klingen gut. 8s bis 1/2000s, übrigens, falls es interessiert, also schnell genug, dass ich die auch mal mit einem 400er Film laden kann, solange ich nur das Zoom habe, und dann trotzdem mal in die Sonne fotografieren kann. ;-) Die Kamera kann auch DX-Kodierungen lesen, aber über den ISO-Button auf der Oberseite kann man bei unkodierten Filmen auch den richtigen Wert manuell einstellen. Wenn ich die Anleitung richtig verstehe, dann kann man diese Taste bei kodierten Filmen benutzen, um mehrere EV-Werte Korrektur einzustellen. Was ja im Prinzip das Gleiche ist. Der einstellbare ISO-Bereich reicht wohl von 25 bis 5000.

Der Blitz - ein Eurolux TCB-320 - ist ziemlich rudimentär, mit nur einem Mittenkontakt. Also keine TTL-Messung, wie ich das verstehe, und er feuert auf der Kamera auch nur im manuellen Modus. OK, das reicht theoretisch ja auch aus; alles, was man wissen muss, ist hinten auf der kleinen Plakette aufgedruckt. Vorne kann man noch den Automatik-Sensor von blau auf rot umstellen, um verschiedene EV-Werte zu erreichen. Ansonsten konnte ich leider keine weiteren Informationen oder gar eine Anleitung finden. Das ist das Problem bei Geräten, die vor dem Internet gebaut wurden. Immerhin kann man ihn um 90° drehen, sodass man - statt den Leuten direkt ins Gesicht zu blitzen - auch eine helle Decke als Reflektor nutzen kann.

Wie auch immer: Ich bin jedenfalls sehr auf die Bilder gespannt, die ich nebenbei mit der Kamera machen, wann immer sich die Möglichkeit bietet! Wenn ich nicht so viel zu tun hätte und vor allem das Wetter besser wäre, wäre ich ja schon längst wieder draußen unterwegs damit. ;-) Der erste Eindruck ist jedenfalls, dass die Bedienungsfreundlichkeit eigentlich ganz OK ist. Größtes Manko - neben dem etwas umständlichen Objektiv, bei dem sich Fokusring und Zoom ständig ins Gehege kommen - ist der An-Schalter, der genau umgekehrt funktioniert wie an meinen Nikons, sodass ich immer das Bedürfnis habe zu schauen, ob ich sie jetzt wirklich auf L (wie Lock) gedreht habe oder sie wieder auf C (wie Continuous steht, 2½ Bilder pro Sekunde übrigens); S wie Single Shot ist in der Mitte, falls das jemand nicht aus meinen bisherigen Ausführung entnehmen konnte. ;-)

Ansonsten ist die Kamera eigentlich ganz gut zu bedienen. Kann mich nicht groß beschweren, obwohl sie auf den ersten Blick ja nicht allzu ergonomisch aussieht.

Iso-Rapid IF

Regen, Regen, Regen, den ganzen Tag nichts anderes als Regen! Ist schon ein ziemlich trister Tag heute gewesen. Da traf es sich ganz gut, dass ich erst mal das Kleintier bei meinem Bruder füttern durfte, dann einen spontanen Kundentermin hatte, bevor ich schließlich im zweiten Anlauf meine Krone hinten links eingesetzt bekommen habe. Muss noch was runter geschliffen werden, ist noch etwas zu hoch. Aber das habe ich erst gemerkt, nachdem die Betäubung durch war.

Auf jeden Fall trifft es sich ganz gut, dass ich noch ein paar vorbereitete Artikel im Blog habe. Außerdem ist es ja auch langsam mal an der Zeit, meine Neuerwerbungen vom Flohmarkt vorzuzeigen. Deswegen ist heute als erstes mal die kleine Agfa Iso-Rapid IF dran. Die habe ich eigentlich nur mit genommen, weil sie a) gute erhalten aussah und b) eine G-kodierte Rapid-Patrone drin war. Letzteres ist sehr wichtig, damit ich mal die Rapid-Kamera von den Großeltern testen kann. Mit nur einer Patrone geht das schlecht.


Diese kleinen Rapids machen ja optisch nicht viel her. Sehen irgendwie alle ähnlich aus. Sind halt die Knipsomaten der 1960er-Jahre. Insofern sind sie aber technisch ganz interessant, vor allem wegen dieses seltsamen Rapid-Systems mit den zwei Patronen. Grundsätzlich ist das ja eine interessante Idee, den Film aus der gekauften Patrone in eine leere umzuspulen, während er belichtet wird. Aber ich nehme an, dass das einfach irgendwann unwirtschaftlich wurde, denn die Patronen mussten ja tatsächlich recyclet werden, während man die 135er ja einfach nach Benutzung wegwerfen kann. Blieb als einziger Vorteil, dass man den Film nicht zurück spulen musste.

Wie auch immer, das große Problem ist halt heutzutage, dass man diese Kameras meistens (also eigentlich immer) nur mit einer Patrone findet, denn die zweite ist schließlich in der Entwicklung geblieben. Jetzt habe ich jedenfalls zwei und kann ein bisschen 35mm-Film in die eine einspulen. Dazu gibt es demnächst aber noch einen weiteren Eintrag. (Wenn das Wetter so bleibt, muss ich die Einträge ja noch was strecken! ;-))


Jedenfalls. Technisch ist diese Kamera schon sehr faszinierend. Das Objektiv ist mit 40mm Brennweite ziemlich normal - die Rapid-Fotos sind ja nur 24x24mm. Die hat immerhin zwei Belichtungszeiten von 1/40s (hauptsächlich für Blitzsynchro) und 1/80s (anderen Quellen zufolge 1/100s). Dazu gibt es drei mögliche Blenden-Einstellungen: f/8, f/11 und f/16. Interessant: Wenn man den Blendenhebel bewegt, sieht man, wie sich hinter der Linse tatsächlich ein kleines Rädchen mit Löchern dreht. So richtig low tech! ;-) Ja, und das wars eigentlich auch schon im Großen und Ganzen.

Mit dem ISO-100-Film, den ich eingespult hatte, habe ich mit beiden Kameras bei sehr gutem Wetter am Sonntag ein paar Bilder rund ums Dorf gemacht. Bin ich gespannt drauf, ob was draus geworden ist. Ich würde das mal unter "highly experimental" ablegen... ;-)

Agfa Isomat Rapid

Heute exklusiv in meinem Blog: Eine Agfa Isomat Rapid! Keine Angst, ich habe nicht schon wieder bei eBay was gekauft, was ich mir gar nicht leisten kann und was auch Fototechnisch sehr wenig Sinn macht; diese Kamera habe ich ebenfalls bei meinen Eltern im Schrank gefunden. Ich nehme an, die hat den Großeltern gehört. Schließlich stammt das Rapid-System aus den tiefen 1960ern.


Laut den üblichen Internet-Quellen wurde diese Kamera seit dem Jahre 1965 gebaut, sie ist also 10 Jahre älter als ich! Dafür hatte sie einige sehr interessante Features. Also, "einige" in Anführungszeichen. Man muss das schon im Verhältnis zum Alter sehen! ;-)

Das Wichtigste war wohl die Verwendung von Rapid-Filmen. Wer sich nicht mit antiker Fototechnik auskennt: Es handelt sich um ganz normalen 35mm Film, der aber nicht in 135er Patronen aufgespult ist, sondern in kleinen Merall-Kanistern kommt. Einer dieser Kanister wird mit der Kamera mit geliefert und nimmt den belichteten Film auf, während man ihn durch die Kamera schiebt. Am Ende hat man dann wieder einen leeren und kann diesen einfach auf die andere Seite wechseln lassen, wo er dann den nächsten Filmstreifen aufnehmen kann. Ein seltsames System, bei dem man sich zwar das Zurückspulen spart, aber ob das den Aufwand wert war? Die Kanister haben zusätzlich noch Metalllaschen, die der Kamera die Filmempfindlichkeit mitteilen können, sodass man da auch nichts mehr einstellen muss.


Das andere Feature ist die Vollautomatik: Lässt man den kleinen Hebel neben der Linse auf A stehen, wählt die Kamera die passende Blende zum vorhandenen Licht, das mit einer Selen-Zelle neben dem Sucher gemessen wird. Womit wir auch zum größten Problem kommen, das diese Kamera beim kreativen Arbeiten gehabt haben dürfte: Laut der Anleitung gibt es nur eine einzige, feste Belichtungszeit von "ungefähr" 1/70s. Das "ungefähr" verbreitet ja echt schon mal richtig Vertrauen! ;-) Und 1/70s ist auch eher ungewöhnlich; 1/60s oder 1/90s kenne ich ja, aber 1/70s? Das wäre ungefähr eine halbe EV zwischen 1/50s und 1/100s, vielleicht deshalb. Aber wer weiß.

Rechnet man also mit Sunny Sixteen und einem ISO 100 Film, käme man ziemlich genau bei einer Blende von ca. f/18 raus; das Objektiv lässt sich nach manchen Quellen bis f/22 abblenden, das ginge also ganz OK. In der Anleitung und auf der Kamera selber stehen aber maximal f/16, direkt in die Sonne fotografieren sollte man dann also schon mal nicht.

Je mehr Schatten man hat, desto weiter lässt sich die Blende zwar öffnen, aber wenn man bei f/4,5 ankommt, ist schon Ende; das entspricht 3⅔ bis 4 Blendenstufen (wenn ich mich nicht verrechnet habe bei den krummen Werten - now I habe a 100 problems and a spreasheet ;-)). Viel Spielraum ist da also wirklich nicht. Tageslicht OK, aber sobald man vielleicht mal in eine etwas bewaldete Gegend kommt oder zwischen hohen Gebäuden an einem bedeckten Tag steht, hat man eigentlich schon verloren. Bei einer Brennweite von 38mm hätte man schon eine etwas langsamere Belichtungszeit wählen können, besonders weil Filme damals zum Teil ja auch noch nicht so empfindlich waren.


Aber so war das damals, wenn man einen Knipsomaten gekauft hat: Viel kreativen Spielraum konnte man da nicht erwarten. Witzig finde ich diese Kamera trotzdem und ich würde auch glatt mal ein bisschen Film in eine dieser Patronen umspulen, wenn ich einen zweiten dieser kleinen Kanister hätte. Und wenn ich vor allem wüsste, dass die Kamera auch tatsächlich Bilder macht, denn der Auslöser blockiert, solange nicht auf beiden Seiten eine Patrone drin liegt und ein Film zwischen diesen beiden transportiert wird und die Rückwand geschlossen ist. Keine guten Voraussetzungen, um das Teil auf dem Trockenen durchzutesten! ;-)

Fazit: Ohje! Und ich habe mich letztens über die hochmoderne Olympus Superzoom beschwert! :-D Mal sehen, ob ich auf irgendeinem Flohmarkt vielleicht noch eine zweite Patrone/Kanister finde, möglichst eine, die auch korrekt auf ISO 100 kodiert ist. Wenn ich mich richtig eingelesen habe, suche ich den Buchstaben G, der für einen 3mm lange Metall-Nüppel steht...

Olympus Superzoom 700 BF

Da gucke ich letztens mal bei der Mutter in den Kamera-Schrank und finde da dieses Schmuckstück später 1990er-Technik: Eine Olympus Superzoom 700 BF. Weil ich ja alles mal ausprobieren muss, werde ich auch da einen Film rein stecken und sie auf Herz und Nieren durch testen.

Ob die Bilder allerdings "super" werden, wie die Aufschrift angibt, wird sich dann noch raus stellen. Ein Blick auf die Spezifikationen lässt mich irgendwie daran zweifeln. Nun habe ich keine Betriebsanleitung für dieses Gerät, aber die Quellen im Internet stimmen zumindest in den interessanten Details alle überein. Gut, kann natürlich sein, dass die alle voneinander abgeschrieben haben! ;-) Stimmt nicht, mittlerweile habe ich zumindest einen Scan der Betriebsanleitung im Netz gefunden und das Ergebnis ist ernüchternd. Ich hatte ja gehofft, dass sich jemand verschrieben hätte oder das OCR einfach Blödsinn gemacht hat, aber. Da gucken wir uns doch lieber erst mal das gute Stück von außen an:


Sieht ein bisschen aus wie ein klobiger Volvo. Nur nicht so stabil. ;-) Kommen wir nun zu den "technischen Daten", die ich mich eigentlich gar nicht hier hin zu schreiben traue. Okay, here it comes: 38-70mm Zoom Objektiv mit 5 Elementen in 4 Gruppen. Klingt jetzt erstmal gar nicht so schlimm. Aber: f/5,6 bis f/9,6? Was zum Ficus?! Kein Wunder, dass die Anleitung schon mal direkt die Verwendung von ISO 400 Filmen vorschlägt!

Außerdem geht der Autofokus erst ab einer Entfernung von 1m. In Worten: Ein Meter! Das heißt, bei minimaler Brennweite bekäme ich aller Voraussicht nach nicht mal ein Portrait hin. Die Filmempfindlichkeit wird, wie damals üblich, natürlich ausschließlich über die DX-Kodierung festgelegt. Wenn keine solche vorhanden ist, wird standardmäßig ISO 100 angenommen. Hm, was mache ich denn dann mit meinen Fomapan 400, die keine Codierung haben?


Faszinierend ist die Kamera trotz all dieser - sagen wir mal - interessanten Eigenschaften trotzdem: Ganz am Ende, kurz bevor Kameras Digital wurden und die Hersteller bereits die Zeichen der Zeit an die Wand geschrieben sahen, haben sie schnell noch möglichst günstig und möglichst ohne Rücksicht auf den Endanwender etwas zusammen geklöppelt, was eben so noch Fotos macht und auf den Amateur-Knipsomaten-Markt los gelassen. Ich sag ja immer, es kommt auf die inneren Werte an, aber die sind hier leider genau so gewöhnungsbedürftig wie das Aussehen. Ich mein, wenn man das Ding anschaltet, braucht es schon mal so gut 5 Sekunden, bis es das Objektiv in die Ausgangsposition geschoben hat. Wenn man dann volle Kanne rein zoomen will, kann man gut noch mal 10 Sekunden dazu zählen. Währenddessen macht es knirschende Motorgeräusche, die einen hoffen lassen, dass die ganze Kamera einem nicht gleich in der Hand zerbröselt. Ist dann aber auch egal, weil bis dahin ist das Motiv eh weg.

Mittlerweile habe ich auch einen 36er Film darin verschossen und ich muss sagen: Die Bedienung ist schon sehr, sagen wir mal, bedächtig. Das rein und raus Zoomen hatte ich ja schon erwähnt, aber auch der Filmtransport ist eher auf der langsamen Seite. Es dauert weit über eine Minute, bis der Film wieder in der Patrone ist. Ich dachte schon, der wäre irgendwo gerissen, aber das Zählwerk hat brav bis ans Ende runter gezählt. Ansonsten sind 38mm nun wirklich nicht weitwinkelig, 70mm auch nicht wirklich Tele. Zu der Zeit waren 28-80mm durchaus nicht selten an Kompaktkameras, manche gingen sogar sehr weit in den Tele-Bereich rein. Aber das würde kosten, und hier haben wir es offenbar mit dem Günstigsten zu tun, was möglich ist. Ansonsten hatte ich noch Probleme mit dem verkratzten Sucher, aber das kommt halt von langer, unsachgemäßer Lagerung und Benutzung, und der Blitz wollte ständig mit feuern. Naja, mal sehen, was dabei rum gekommen ist, wenn der Film zurück kommt.

Bleibt die Frage: Wo kommts her? Den Eltern gehört die Kamera nicht und meine ist es auch nicht. Bleibt mein Bruder und auf Anfrage bestätigt er: Ja, das ist wohl seine. Hat er wohl auf einem Ausflug nach Berlin gekauft. Hatte wohl keine Kamera dabei. Ich nehme an, das war also das günstigste, was er schnell kriegen konnte. Und so sieht sie auch aus. Eine Schande, da Olympus drauf zu schreiben... ;-)