Skip to content

Konica Autoreflex TC mit Hexanon AR 40mm F1.8

Heute also will ich die Kamera, die Ute mir mitgegeben hat, als wir letztes Wochenende in Kassel waren, vorstellen. Es handelt sich um eine Konica Autoreflex TC mit einem Hexanon AR 40mm f/1.8, ein Erbstück. Da sie ja weiß, dass ich ständig alte Kameras benutze und einfach nicht genug davon kriegen kann, hat sie mir die in die Hand gedrückt, wofür ich sehr dankbar bin. Eine Konica hatte ich nämlich noch nicht.

Die Autoreflex TC wurde seit 1976 gebaut und gehört zu den damals sehr weit verbreiteten Einsteiger-SLRs. Sie hat einige Features der größeren Konicas von damals leider nicht, zum Beispiel keine Abblendtaste und die schnellste Belichtungszeit und auch "nur" 1/1000s. Dafür wartet sie aber mit einem brauchbaren Belichtungsmesser auf, der nach ersten Tests relativ mittenlastig ist. Leider benötigt die Kamera die guten alten Quecksilber-Batterien; sie funktioniert allerdings auch mit zwei LR44 und entsprechenden Adaptern - die ich mit aus einem Stück Papier und etwas Alufolie selber gebaut habe -, wenn man den ISO-Wert manuell korrigiert. Ich habe für den ISO 100 Fomapan, den ich zum Testen direkt mal eingelegt habe, jetzt ISO 50 eingestellt, aber da die Batterien noch sehr frisch sind und eine dementsprechend hohe Spannung haben, glaube ich fast, dass das noch immer ein bisschen hoch ist. Aber immerhin stimmen die gemessenen Werte ungefähr mit dem überein, was meine Nikon zum gleichen Motiv sagt. Mal sehen, was raus kommt.


Was diese Kamera aus der Masse der damals verbreiteten Einsteiger hervorhebt ist die Zeitautomatik: Verriegelt man das Objektiv in der Stellung AE ("Auto Exposure"), wählt die Kamera automatisch die passende Blende. Die Bedienungsanleitung empfiehlt, die Zeit auf 1/125s stehen zu lassen und einfach drauf los zu fotografieren. Bei normalem Tageslicht könnte das sogar funktionieren, das Objektiv ist mit f/1,8 bis f/22 ja praktisch für alle Eventualitäten gerüstet. Das Ergebnis wäre mit einem ISO 100 Film dann ungefähr Sunny Sixteen.

Die wählbaren Zeiten starten übrigens bei 1/8s, umfassen also 8 Stufen (plus Bulb als neunte). Das ist für die damalige Zeit in diesem Segment OK. Heutzutage würde man sich aber über etwas mehr Flexibilität in beide Richtungen freuen. Bei entsprechender Helligkeit ist die weitest offene Blende so eben f/4 oder gar f/5,6. So bin ich jedenfalls am Samstag und Sonntag durch Kassel gezogen und habe Bilder gemacht. Übrigens im manuellen Modus, den AE habe ich noch nicht getestet. Wollte mich erstmal etwas in die Bedienung einarbeiten, bevor ich nachher testweise auf Automatik wechsle.


Der Belichtungsmesser geht übrigens an, wenn man den Spannhebel etwas auf sich zu zieht. Das passiert automatisch, wenn man den Film zum nächsten Bild transportiert. Dort bleibt er dann, aber damit er einem nicht ins Auge pikst, ist der Hebel selber mit einer Feder ausgestattet, sodass man ihn etwas abknicken kann. Um den Belichtungsmesser auszuschalten ist an der Rückseite der Kamera ein kleiner Drucktaster, der den Spannhebel wieder in die Aus-Position zurückspringen lässt. Etwas ungewohnt für mich, aber durchaus nicht ungewöhnlich für die Zeit.

Wie man sieht, zu der Kamera gehört ein sehr interessantes 40mm Objektiv. Es gab damals wohl die Auswahl zwischen zwei Kits, eines mit diesem und eines mit einem 50mm. Ich bin ganz froh, die etwas weitere Variante zu haben, denn: Ich mag sowohl die normale Brennweite von 50mm also auch die etwas weitwinkligere 35er sehr gerne und dieses Objektiv ist ein guter Kompromiss aus beidem. Außerdem wurde es damals schon als Pancake angepriesen, auch wenn es meiner Meinung nach dafür doch noch einen Ticken zu groß ist. Trotzdem ist es sehr kompakt und leicht, außerdem hervorragend zu bedienen.


Fotos von der Innenseite der Kamera kann ich leider gerade keine machen, denn ich habe wie gesagt einen Film drin liegen. Ist allerdings auch nicht allzu spannend, da ist ein ganz normaler Schlitzverschluss, vertikal ablaufend, drin. Die Lichtdichtungen müssten evtl. mal erneuert werden, aber ich denke, dass sie bei diesem Test-Film wohl noch reichen werden. Der Spiegelanschlagpuffer ist erstaunlicherweise noch OK.

Was den Sucher angeht: Sehr schön helles Sucherbild, was sicher auch an dem recht lichtstarken 40mm liegt. Fokussieren ist mit dem Schnittbildsucher und den Mikroprismas drumherum problemlos möglich. Ich hatte jedenfalls bisher keine Probleme. Ob die Bilder dann nachher auch tatsächlich scharf werden, das sehen wir dann nach der Entwicklung. Oben links in der Ecke wird übrigens ein kleiner roter Warnanzeiger eingeblendet, wenn die Kamera im manuellen Modus ist bzw. der Belichtungsmesser überfordert ist.


Fazit: Eine sehr leichte, kompakte SLR, die sowohl manuelle Belichtung zulässt als auch eine Halbautomatik besitzt. Das Ende der 1970er hat viele interessante Kameras hervorgebracht, es war eine Zeit der Innovationen. Da der Name Konica heute nicht mehr so den großen Klang hat, da sie sehr bald danach in den 1980ern in Minolta aufgegangen sind, die wiederum selber irgendwann ihre Consumer-Sparte an Sony verkauft haben, sind diese Kameras relativ günstig zu bekommen. Was nicht zuletzt an der Menge der produzierten Geräte liegt, denn diese Kamera und ihre kompetenteren Geschwister waren durchaus beliebt. Das Objektiv macht zudem bisher einen sehr soliden Eindruck; Nachforschungen im Netz ergeben überdurchschnittliche Bewertungen für diese kleine, kompakte Optik. Ich erwarte also voller Spannung das Ergebnis meines Testfilms! Vom Funktionsumfang ist sie etwas besser als die Olympus OM-10, die aus einer ähnlichen Zeit stammt, denn im Gegensatz zu jener hat sie einen eingebauten manuellen Modus. Andererseits gefällt mit die Zeitautomatik der Olympus vom Prinzip her besser - auch wenn die Blendenautomatik für Einsteiger vielleicht leichter zu handlen ist. Außerdem sieht die Olympus mehr sexy aus, aber das ist ein persönlicher Geschmack, den nicht jeder teilen muss. ;-)

Meopta Flexaret VI Automat

Wenn es um sexy Kameras geht, sind TLRs auf jeden Fall ganz oben mit dabei. Mit ihren zwei Augen und dem allgemeinen Aussehen haben sie einfach den besten Retro-Faktor. In der Beziehung ist die Yashica 44 LM ja definitiv ein echtes Schmuckstück, aber leider etwas unpraktisch teuer in der tatsächlichen Nutzung, da 127 Rollfilme auf die Dauer viel zu sehr ein Nischenprodukt sind.

Deshalb habe ich ja schon länger nach einer TLR für "normalen" 120 Mittelformat-Rollfilm gejagt, insbesondere nach einer Flexaret. Diese von der tschechoslowakischen Firma Meopta bis in die 1970er gebauten Kameras sind nicht nur extrem robust und over-engineered, sie sind auch relativ günstig zu bekommen - im Gegensatz zu einer der diversen Versionen der Yashica 66, die ebenfalls auf meiner Liste standen. Aber vor allem, wenn man - so wie ich - nicht unbedingt so viel Wert auf das perfekte Aussehen legt, sondern einfach nur ein funktionierendes Stück Fotografie-Geschichte haben möchte, um damit Fotos zu machen. Außerdem sind TLRs selbst noch in einem leicht verwahrlostem Zustand sexy! ;-)


Denn selbst dieses leicht angeranzte Exemplar, das ich hier erstanden habe, ist trotz all der Fehler noch extrem hübsch anzusehen. Das gesamte Design mit dem grauen Pseudo-Leder und den aufstrebenden Streifen zwischen Aufnahme- und Sucherobjektiv erinnert mich sehr an den Film Metropolis aus den 1920ern. Irgendwie Futuristisch und doch total veraltet. ;-)

Jedenfalls bin ich froh, diese Flexaret VI Automat ziemlich günstig bekommen zu haben. Sie hat so ihre kleinen Macken, wie alles, was so uralt ist: Der Zentralverschluss ist etwas langsam und läuft bei Zeiten langsamer als 1/15 Sekunde nicht verlässlich ab. Aber immerhin läuft er überhaupt. Langsamer als 1/30 werde ich wohl kaum brauchen, auch nicht mit ISO 100 Film. Außerdem lässt sich der Sucher nicht mehr schließen, er hält nur noch mit einem Gummiband. Das macht aber nicht viel, kann ich mit leben. Blöder ist es da schon, dass die Mattscheibe einigen Dreck auf der Innenseite hat, an den ich nicht ran komme, ohne das gesamte Objektiv abzuschrauben - denn offenbar wollte schon der Vorbesitzer den Sucher reinigen, hat dabei aber alle Schrauben rundrum so ausgefressen, dass praktisch keine Schraubenköpfe mehr vorhanden sind. Könnte man jetzt natürlich vorsichtig mit dem feinsten Bohrer, den ich finden kann, ausbohren, aber so dringend muss das dann auch nicht sein. Wie gesagt, im Zweifel könnte man auch von vorne an Spiegel und Mattscheibe kommen.


Seit ich diese Fotos gemacht habe, habe ich sie auch ein bisschen gereinigt und die Belederung wieder angeklebt, damit sie wieder ein bisschen hübscher aussieht, wenn ich sie im Frühling bei hellerem Licht mal mit ins Feld nehme, um ein paar Aufnahmen zu machen. Bin auf jeden Fall gespannt, wie ich mit der Belichtung zurechtkomme: Natürlich hat diese Kamera keinen Belichtungsmesser. Dafür aber eine sehr interessante Mechanik im Verschluss: Auf der rechten Seite (bei Draufsicht von Vorne) gibt es eine Skala, an der man die momentanen Lichtverhältnisse anhand von Belichtungswerten (EV 3 bis 18) einstellen kann (Bild 1 ganz oben). Auf der anderen Seite kann man dann die Belichtungszeit (1s bis 1/500s in ganzen Blendenstufen, plus B) einstellen (Bild 2 ganz oben), wodurch automatisch die passende Blende eingestellt wird, da die beiden Ringe miteinander gekoppelt sind. (Wie man auf Bild 1 auch sehen kann, gibt es eine zweite Skala mit Blendenwerten am Objektivrand, an der man dann ablesen kann, was man eingestellt hat.) "Ungültige" Kombinationen lassen sich so gar nicht wählen, die Kamera hat praktisch eine manuelle "Programmautomatik", in der man mit dem Belichtungszeit-Hebelchen immer korrekte Wertepaare eingestellt bekommt. Die Kamera ist also definitiv für den Einsatz eines Belichtungsmessers gedacht, der einem EVs angibt, was damals ja nicht unbedingt selten war.

Die Flexaret VI ist das vorletzte Modell dieser Kamera, danach kam nur noch die VII, bevor Mitte der 1970er Jahre die Produktion eingestellt wurde. Zum Einen ging der Amateur- und Semi-professionelle Markt immer mehr an Spiegelreflexkameras verloren - sowohl in Richtung des Kleinbildformats (Amateure) als auch beim Mittelformat (Profis und solche, die sich dafür hielten) -, zum anderen wollte auch keiner mehr extra einen Belichtungsmesser mit sich rum schleppen. Die Kameratechnik wurde auch im Ostblock kleiner und schneller, da passte dieser Klotz nicht mehr ins Bild. Außerdem wurde das Werk wohl zusätzlich in dieser Zeit auf Militärprodukte umgestellt, zB Zielfernrohre und sowas; das war es dann leider für diese sehr tollen Kameras!


Optisch müssen die Flexarets wohl erstaunlich gute und scharfe Bilder liefern, insofern bin ich wirklich mal gespannt, was mich da erwartet und ob der Verschluss gut genug ist für Aufnahmen. Ansonsten muss ich den wohl mal auf machen und reinigen, auch wenn ich mich darum eher drücken wollen würde: Viel zu viele Einzelzeile, die man kaputt machen oder verlieren kann. Meine Sicht auf diese nahen Entfernungen ist ja auch nicht mehr so toll und meine Hände waren schon immer beide links! ;-) Aber ich bin erstmal guter Dinge, nachdem ich mal kräftig mit Druckluft durchgeblasen habe, laufen die Zeiten glaube ich wieder viel besser als vorher, da war wohl hauptsächlich Staub und Dreck drin. Das ist ja leider oft der Fall bei diesen alten Zentralverschlüssen, die außen an den Kameras angebracht sind und bei denen durch die Schlitze für die Hebel einfach alles eindringen kann, was in der Luft herum schwirrt.


Wie man sehen kann, sind die Linsen jedenfalls schön klar und und die Blenden-/Verschlusslamellen nur mäßig ölig. Das ist nach 50 bis 60 Jahren ja nicht bei allen Kameras der Fall. Ich kann allerdings nicht erkennen, ob die Objektive auch vergütet sind. Die Reflexionen sehen jedenfalls eher einfarbig weiß aus. Für ein paar s/w-Aufnahmen wird es aber schon reichen!

So, und zum Schluss noch ein paar Slow Motion Aufnahmen des Verschlusses. Da der mit 1/500s so viel schneller ist als der von der Beltica, bei dem ich diese Methode das letzte Mal versucht habe, musste ich die Handy-Kamera dann doch mal auf 960 fps stellen. Bei 24 fps abgespielt konnte ich dann die Frames zählen und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich ungefähr eine halbe Blende drauf rechnen muss, die der Verschluss langsamer läuft, als er es eigentlich sollte. Viel genauer kann ich es leider nicht eingrenzen, denn es scheint mir doch so, als ob das Handy auch bei 960 fps tatsächlich nur 240 fps aufnimmt und dann drei Bilder dazwischen interpoliert. Oder die Belichtungszeiten sind einfach so langsam gewesen, dass die Bilder so ineinander fließen.



Egal, ich werde es sehen, wenn ich die Kamera teste. So schlimm wird es schon nicht werden! ;-) Was ich aber auf jeden Fall noch brauch, bevor ich Fotos damit mache, ist ein Trageriemen. Das Ding ist nämlich ganz schön schwer und ich möchte es nicht die ganze Zeit in der Hand tragen müssen. Ein passendes Lederetui und/oder -riemen war leider nicht mit dabei. Ich habe eh den Eindruck, dass das gute Stück die letzten Jahrzehnte als Austellungsstück in einer Vitrine verbracht hat. Zu viel Licht und Wärme würde jedenfalls den Zustand der Belederung und des Verschlusses erklären.

PS: Die war übrigens im Vergleich ziemlich billig, weil sie mal wieder aus einem dieser Konvolut-Käufe stammt, die ich immer mal wieder tätige. Das scheint die meisten Leute abzuschrecken. So habe ich die Practika und die Beltica praktisch umsonst dazu bekommen, nebst noch anderen Teilen, die ich demnächst vielleicht auch noch vorstellen werde, obwohl sie nicht unbedingt in mein Metier fallen!

Minolta Dynax 5

Ich glaube, es ist mal an der Zeit, die Kamera meiner Frau hier vorzustellen. Die fällt zwar nicht unbedingt unter das Thema "Vintage" oder "Retro", denn sie ist ja erst 20 Jahre alt - also, die Kamera, jetzt ;-) -, aber da sie zur letzten Generation von Film-SLR gehört, die Minolta noch auf den Markt bringen konnte, ist sie trotzdem sehr interessant. Denn sie beinhaltet praktisch alle Features, die man sich wünschen kann. Autofokus und diverse Programme waren damals schon ein alter Hut, deswegen muss ich da ja eher weniger drauf eingehen. Aber zum Beispiel die Tatsache, dass das Minolta A Bajonett später nach dem Aufkauf der Fotosparte von Sony übernommen und als Sony Alpha wiederauferstanden ist, gehört schon eher in diese Kategorie. Das bedeutet nämlich auch, dass man neben den älteren Minolta-Objektiven aus den 1990ern auch moderne Sony-Objektive aus den 2000ern verwenden kann - theoretisch, ich habe keine, deshalb konnte ich es bisher noch nicht testen.


Das hat allerdings auch den Nachteil, dass die älteren Objektive noch immer relativ teuer sind, da sind nicht nur von der Bildqualität her extrem hochwertig sind, sondern eben auch noch hervorragend an allen Sony-Alpha-Kameras funktionieren. Ich schränke das mal bewusst auf die Bildqualität ein, denn mir persönlich ist die Verarbeitungsqualität etwas sehr plastiklastig. Das macht sowohl die Kamera als auch die Objektive extrem leicht, was durchaus ein Vorteil sein kann. Die Idee einer kleinen, leichten und trotzdem leistungsfähigen SLR mit hervorragenden Optiken erinnert mich hier sehr an die Olympus-OM-Serie, die eine ähnliche Philosophie verfolgt hat.

Aber alle Objektive, die keinen Blendenring haben, sind mir erstmal suspekt, denn so kann die Blende nur über die Kamera gesteuert werden. Die Dynax 5 hat hierfür ein kleines Drehrad neben dem Auslöser, und wenn ich klein sage, meine ich KLEIN. Für meine riesigen Grabscher ist diese Kamera fast schon zu klein und fragil; sie ist definitiv für kleinere Damenhände gebaut, wenn ich mal so chauvinistisch sein darf. Sorry, Männer haben halt größere Pfoten. Jedenfalls hat die Kamera tatsächlich nur dieses eine Einstellrad; wenn man sich also im manuellen Modus befindet, muss man zusätzlich die AV-Taste links am Kameragehäuse drücken, um die Blende einzustellen, denn dann ist das Drehrad alleine nur für die Belichtungszeit zuständig.


Schön ist hingegen, dass die Kamera Zeiten bis 1/4000s unterstützt. Gut, das war damals schon Standard, zumindest in dieser Preisklasse, aber erwähnen wollte ich es trotzdem. Zudem lassen sich Blenden und Zeiten in Halbblendenschritten einstellen, sodass man eigentlich immer eine passende Belichtung findet. Drittelblendenschritte wären zwar noch schöner gewesen, waren aber tatsächlich den oberklassigen Kameras vorbehalten. Wobei die in der Filmfotografie auch eher überflüssig sind, moderne Filme waren damals schon gut genug, um solche leichte Fehlbelichtungen gut wegstecken zu können.

Ein Feature, was meine Frau ja von Anfang an begeistert hat, ist das Eye-Start: Die Kamera stellt automatisch sofort scharf, sobald man sie vors Auge hält. Dafür ist ein kleiner Infrarot-Sensor neben dem Sucher zuständig. Der Nachteil ist: Wenn man vergisst, den Schalter auf Off zu schieben, sind die Batterien innerhalb kürzester Zeit leer. Der Stromverbrauch ist sowieso eines der größten Mankos dieser Kamera: Zwei Lithium-Batterien Typ CR2 sind nötig, um das gute Stück zu betreiben. Wir haben dann mal Akkus dafür angeschafft, denn die Dinger sind schweineteuer!


Original kam die Kamera im Kit mit einem 28-80mm f/3.5-5,6 Zoom. Das macht zwar auch sehr schöne Bilder, ist aber für meinen Geschmack etwas lichtschwach. Deswegen habe ich ja für wenig Geld eine feste Normalbrennweite beschafft, die jetzt standardmäßig da drauf ist. Das macht wirklich sehr schöne Bilder und ist mit f/1.7 so ziemlich das lichtstärkste, was ich bisher angeschafft habe - alle anderen 50mm, die ich habe, sind zwar mit f/1.8 minimal schwächer, aber zum Angeben muss das schon sein! :-D

Daneben steht noch ein Tamron Tele-Zoom 100-300mm mit f/5-6.3. Da lohnt sich dann wirklich schon ein ISO 400 Film! Das macht auch ganz nette Bilder, es ist allerdings seit Jahren nicht benutzt worden. Wahrscheinlich müsste ich da mittlerweile auch mal die Blende entölen. ;-)

Insgesamt begeistert mich diese Kamera immer wieder: Klein, leicht und tolle Fotos! Leider ist der Sucher etwas verfärbt, da ist wohl auch mit der Zeit irgendwelches Fett drauf gekrochen. Stört aber nur minimal und hat keinen Einfluss auf die Fotos. Ich benutze diese Kamera jedenfalls extrem gerne, sie lädt geradezu dazu ein, gleich mal einen ganzen Film zu verballern. Der AF ist sehr präzise und liegt mit den verschiedenen Messpunkten auch meist genau richtig. Belichtungsmessung lässt sich relativ einfach auf Knopfdruck von Matrix auf Spot stellen. Von Manuell über Zeit- und Blendenautomatik bis hin zum Vollprogramm ist auch alles dabei, wobei ich ja meist im Modus A bleibe. Die schnellen 1/4000s sind hervorragend, wenn man mit kleinen Blendenwerten auch im vollen Sommersonnenlicht Fotos machen will, um viel Bokeh zu bekommen. Dafür eignet sich das Minolta 50mm f/1.7 übrigens ganz hervorragend. Mein größter Minuspunkt ist das viele Plastik, das mich an der fortdauernden Langlebigkeit zweifeln lässt. Dem exzessiven Stromverbrauch haben wir ja durch die Verwendung von Akkus etwas entgegengewirkt. Die Akkus waren übrigens teurer als der Restwert der Kamera, was ich etwas unfair finde! Diese Kamera ist definitiv mehr wert als die 10 bis 20 Euro, die man bei eBay sieht! Natürlich sind die Dynax 7 und 9 die besseren Kameras, die 5 ist halt Mittelklasse. Aber das Preis-Leistungsverhältnis tendiert hier eindeutig zur 5, meiner bescheidenen Meinung nach.

Canon Prima Super 105 Ai Af

Na, was haben wir denn hier? Noch eine Kompakt-Kamera mit Zoom! Dieses edle Stück (*hust*) wurde mir von einer Kundin aufs Auge gedrückt, nachdem ich erwähnt hatte, dass ich die Corona-Zeit damit verbracht habe, viel zu viele s/w-Filme zu belichten. Es handelt sich um eine Canon Prima Super 105 Ai Af, anderswo auch bekannt als Canon Sure Shot 105 Zoom. Dieses Wunderwerk der Technik stammt aus dem Jahre 1997, für meine Verhältnisse also noch ziemlich jung. Was sind schon 25 Jahre? ;-)

Ich habe sie jedenfalls mitgenommen, bevor sie weiter in irgendeiner Schublade rum liegt und vor sich hin schimmelt - was sie übrigens nicht tut, also schimmeln. Bei eBay geht diese Kamera für zwischen 25 und 50 Euro weg, was mich bei diesen Knipsomaten immer sehr erstaunt. Für das gleiche Geld bekommt man schließlich schon "richtige" (SLR-) Kameras.


Das Design ist, wie man sieht, sehr 1990er. Aber wie ich immer sage: Auf die inneren Werte kommt es an. Und da krieg ich erstmal wieder Kopfschmerzen: 38-105mm (daher der Name) klingen ja erstmal gar nicht so schlecht, aber f/3.8 bis f/9.9? Ui ui ui, Herr von Bödefeld! Also wieder an der Zeit, den gefakten DX-Code auf die Filmpatrone zu kleben, denn ISO 400 muss es dann wohl mindestens sein. Leider hat diese Kamera die volle Anzahl von DX-Kontakten, was einerseits ja sehr schön ist, aber wohl auch der Grund dafür, dass sie bei uncodierten Filmen auf ISO 25 defaultet. Ähm, ja, hallo, sowas kauft doch keiner, der nicht gerade ein totaler Freak ist... (Warum habe ich eigentlich keine ISO-25-Filme im Haus, hm?) :-D

Laut den üblichen Quellen im Internet besteht das Objektiv aus 6 Linsen in 6 Gruppen, zwei der Linsen sind aspherische Elemente. Die Bedienungsanleitung, die dabei war, schweigt sich über solche Details erstaunlicherweise aus, was ich verblüffend finde, denn das wäre doch das Marketing-Argument gewesen! Wie alle Kompakten dieser Ära beherrscht sie Autofokus, deshalb das AF im Namen, der zugleich auch noch intelligent sein soll, deshalb das AI. Jaja, künstliche Intelligenz war schon in den '90ern ein Buzzword, bevor es den Ausdruck "Buzzword" überhaupt gab! Das "intelligente" daran ist wohl die Tatsache, dass es sich um einen drei-Zonen-AF handelt, der es auch schafft, Personengruppen richtig zu erfassen, auch wenn man in die Lücke dazwischen zielt. Das sagt jedenfalls die Bedienungsanleitung als Beispiel zu dem Thema.


Die Belichtungstzeiten sind wie immer etwas träge: 2s bis 1/550s. Warum so ein krummer Wert? Wie auch immer, da muss man bei viel Licht und Weitwinkel schon aufpassen, wenn man seinen besten *hust* Film mit ISO 400 geladen hat. Direkt ins Licht wird da nix werden. Obwohl, die Quellen behaupten, dass sie bis f/32 abblenden kann. Alle Achtung! OK, langsamer ist nicht so schwer wie schneller! ;-)

Immerhin kann man den Blitz manuell an (oder aus) schalten (oder ihn auf Auto stehen lassen), auch wenn er bei ISO 100 nur 6 Meter weit reicht. Klar, bei f/9.9, da ist das schon viel! Rote Augen kann er auch unterdrücken, hat so einen kleinen Vorblitz. Zudem gibt es noch einen Modus mit verkürzter Auslöseverzögerung, für Schnappschüsse. Öhm, ich dachte, solche Kameras wären grundsätzlich für Schnappschüsse? Hm. Naja, werde ja sehen, was das bewirkt, wenn ich mal einen Film damit verballer.

Was also die Funktionen insgesamt angeht: Sparsam wie immer, aber nicht so spartanisch wie manch andere Kamera. Der Fakt, dass Canon auf dem Gehäuse steht, gibt mit zusätzlich Zuversicht, dass die Bilder nicht ganz so schrottig werden wie bei meinem letzten Kompaktkamera-Experiment. Da stand allerdings auch ein Markenname drauf. Das war Ende der 1990er schon kein Grund mehr, billigen Schrott zu verkaufen.



Immerhin ist die Zoom-Geschwindigkeit einigermaßen angemessen. Allerdings benötigt die Kamera auch eine 3V Lithium Batterie (CR123A) - die ich allerdings griffbereit habe -, von daher erwarte ich auch mehr Schmackes als bei einem Gerät, das von Alkali-Zellen angetrieben wird. Außerdem kann der Autofokus bis hinunter zu 60cm scharf stellen, auch das ist bei dem Zoom-Faktor ganz ordentlich.

Das waren die technischen Details, soweit sie mir bekannt sind. Das Äußere der Kamera ist insgesamt gut bis sehr gut erhalten, sie wurde wohl sehr pfleglich behandelt. Nur ein, zwei kleinere Kratzer im Plastik verraten das Alter. Immerhin scheint sie auch grundsätzlich in einer passenden Tasche gelegen zu haben, die ich ebenfalls abstauben konnte. Apropos, etwas Staub und Schmutz waren mit einem leicht angefeuchteten Tuch schnell entfernt - auch wenn die Betriebsanleitung wie immer vor jeglicher Art von flüssigen Reinigungsmitteln warnt. Ist Dihydrogenmonoxind ein Reinigungsmittel? Hm. Ich sage mal: Nein, solange man das gute Stück nicht untertaucht! ;-)

Jedenfalls bin ich wie immer gespannt, was raus kommt, wenn ich damit Bilder mache. Auf dem Papier klingt die Kamera jedenfalls sehr gut, für eine Automatik-Knipse der 1990er. Jetzt müsste nur mal das Wetter besser werden...

PS: Ganz stilecht sind die Beauty Shots heute übrigens mit dem Handy entstanden. Hatte keine Lust, die "echte" Kamera raus zu holen und mit der 2x-Linse (ca. 50mm Äquivalent) geht es auch so ganz gut, finde ich.

Belca Beltica

Ich hatte von der Praktica F.X2 berichtet, die ich letztens ganz zufällig für ganz billig bekommen hatte? Nun, die war nicht alleine im Paket. Ich habe wieder bei einem dieser bösen Konvolut-Angebote zugeschlagen. So langsam wird es Zeit, einen anderen Teil dieses Fischzugs vorzustellen: Diese sehr hübsche Beltica.


Es war irgendwann kurz nach 1950, als Ost und West noch nicht so genau die Namensrechte auseinanderdividiert hatten, als irgendwo in Dresden aus den ehemaligen, mittlerweile enteigneten Balda-Werken der VEB Belca wurde. Aber bereits 1956 gingen diese in dem VEB Kamera-Werke Niedersedlitz auf, sodass diese kleine Kamera irgendwann dazwischen erschienen sein muss. Diese originale Beltica stammt also wahrscheinlich ungefähr aus dem Jahr 1951 oder etwas später - das sind 70 Jahre. Eines der älteren Geräte in meiner Sammlung!

Als ich sie bekommen habe, war sie in keinem guten Zustand - zur Reparatur gibt es demnächst noch einen zweiten Artikel -, und auch jetzt ist sie noch nicht wieder topfit. Wie man sieht, hängt die Belederung ziemlich schlapp an ihr runter, aber ich möchte die nicht unbedingt tauschen, denn das würde das Aussehen doch radikal ändern; insbesondere würde der eingeprägte Schriftzug verloren gehen. Außerdem soll sie ruhig ihr Alter zeigen, das hat sie sich verdient, denn sie ist ganz sicher nicht gut behandelt worden. In den letzten Jahrzehnten musste sie ihr Dasein sicher auf irgendeinem zugigen Dachboden oder in einem feuchten Keller fristen - der Linsenpilz kann ein Lied davon singen.

Trotzdem, gerade im aufgeklappten Zustand macht sie doch einen sehr guten Eindruck. Ich finde sie recht attraktiv, da sie aufgrund ihrer Klappbarkeit recht kompakt ist: Wenn man mit dem Gewicht leben kann, passt sie sicher gut in eine Hemdtasche. (Auf dem Foto unten kann man übrigens ganz gut den Pilz erkennen; das ist entstanden, als mal für fünf Minuten die Sonne raus kam, und die hat genau ins Objektiv geleuchtet. Das war also offensichtlich, bevor ich es gereiniht und desinfiziert hatte. Die Kratzer sind übrigens auch ganz hervorragend zu erkennen.)


Technisch ist sie jedoch wirklich ein echtes Kind der 1950er, obwohl sie schon hochmodernen 135 Film nimmt und somit auch heute noch problemlos Bilder machen könnte. Ob und wann ich allerdings einen Film damit belichte, steht noch nicht fest, denn neben dem Pilz hat die Frontlinse ganz nebenbei heftige Putzspuren, die sich nicht ganz so leicht entfernen lassen und die Qualität der Aufnahmen sicher beeinträchtigen würden.

Immerhin bietet sie aber einen Zentralverschluss mit bis zu 1/200s und das Trioplan-Objektiv startet bei 1:2,9. Das ist kein Tippfehler, sondern ein tatsächlich so krummer Wert, aber warum nicht? Das Objektiv ist übrigens wirklich so simpel, wie es sich anhört. Ich musste es ja auseinandernehmen, um den Pilz umzubringen, und es besteht wirklich nur aus drei Linsen in drei Elementen. Viel simpler geht es nun wirklich nicht. Abblenden kann man das gute Stück auf f/16, das sollte selbst für sehr sonnige Tage und einen ISO 400 Film reichen, wenn man nicht gerade voll ins Licht schießt. Um aber auch mal die kleineren Blenden testen zu können, würde ich eher den normalen 100er zum Testen verwenden.


Das größte technische Feature ist der parallaxen-korrigierte Sucher. Der ist zwar so winzig, dass man praktisch genauso gut ohne Fotos machen könnte, aber immerhin kann man die Entfernung an einem kleinen Drehrädchen einstellen, das einfach die Okular-Seite anhebt oder absenkt. Simpel, aber effektiv.

Und das war's dann auch mit Hochtechnik. Es gibt keinen Belichtungsmesser, es gibt keinen Entfernungsmesser, nichts. Man ist also darauf angewiesen, sowohl die Zeit/Blende als auch die Entfernung irgendwie anders zu bestimmen. Sunny Sixteen reicht bei so einer Kamera meist völlig aus und für die Entfernung muss man entweder ebenfalls kreativ raten oder sich einen Rangefinder kaufen. Heutzutage gibt es zumindest für die Belichtung eine Handy-App, wenn man sich ein bisschen Mathematik im Kopf nicht zutraut und zum Entfernungsmessen kann man im Notfall auch noch immer Schritte zählen. Wobei meine, wenn ich mich anstrenge, ganz gut geeignet sind.


Wenn es im Frühling mal wieder etwas heller wird, werde ich sie vielleicht mit raus nehmen und ein paar Testfotos machen. Wie gesagt, ich weiß noch nicht, was ich mit der Frontlinse mache. Ob mir ein Optiker wohl etwas passendes schleifen könnte? Was das wohl kosten würde? Ich will auch nicht zu viel investieren, schließlich ist das auch mal wieder eine dieser kostenlosen Dreingaben gewesen, die ich bekommen habe, weil ich eigentlich etwas ganz anderes aus dem Paket haben wollte. Ich bin ja noch immer auf die Fotos von der Praktica gespannt, die von der Handhabung her eigentlich einen ganz guten Eindruck machte. Die war allerdings auch sehr viel besser erhalten, weil in ihrem ersten Leben besser behandelt worden. Das will was heißen, denn die sieht von außen ja schon sehr abgezanzt aus...