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Nikon F90X

So, dann will ich mal die Kamera vorstellen, die daran schuld ist, dass ich jetzt auch dieses fürchterliche Hanimex-Objektiv besitze: Eine Nikon F90X. Ich bin ja schon länger auf der Suche nach einer F100, aber die Dinger sind einfach viel zu teuer. Ist ja immer so, wenn man das letzte haben möchte, das es in einer Epoche zu bekommen gab, seien es jetzt Autos, CPUs oder eben Kameras.

Aber die F90x ist ein guter Kompromiss: Ich habe mitsamt des Objektives nur etwa ein Fünftel dessen bezahlt, was mich ein F100 Body alleine kosten würde. Und vom Funktionsumfang her ist die F90x nicht wirklich schlechter, handelt es sich doch schließlich um den direkten Vorgänger, der noch bis in die 2000er Jahre hinein gebaut wurde. In diesem Prosumer-Bereich unterscheiden sich die Kameras eh kaum voneinander. Meist handelte es sich ja nur um sowas wie Modellpflege, wenn wieder eine neue Nummer raus kam. Nicht so wie heutzutage, wo tatsächlich eine neue Nummer auch ein größerer oder empfindlicherer Sensor bedeutet. Der größte Unterschied ist wohl, dass die F100 besser mit neueren G-Objektiven umgehen kann, da sie zwei Einstellräder besitzt - man kann also auch den manuellen Modus und die Zeitautomatik verwenden, was bei der F90(x) nicht möglich ist. Zugegeben, das wäre tatsächlich ein Grund, eine F100 zu kaufen, aber ich tendiere ja eh eher zu alten AF- oder AI-Objektiven mit Blendenring. Dafür ist die F90x gut gerüstet.


Wenn man sich die von mir erstandene Kombination vom Kosten-Nutzen-Standpunkt aus anschaut, muss man schon zugeben: Das Objektiv ist jetzt wirklich nicht zu viel zu gebrauchen, aber alleine wegen seines Rufs als schlimmstes Verbrechen gegen die Götter der Optik, das es je gab, ist es schon wieder irgendwie was wert. Also, zumindest würde ich es bei ehBlöd auch wieder für etwa 30 Euro los werden, dann hätte ich die Kamera praktisch für 'n 10er bekommen, plus Versand. Da sag ich nicht nein.

Aber eigentlich wollte ich über die Kamera selbst reden. Deren innere Werte im Speziellen. Da wäre vorweg die unglaubliche Geschwindigkeit zu nennen, mit der dieses Gerät auslösen kann: Die kürzeste Zeit liegt bei 1/8000s. Das ist definitiv schon im Bereich dessen, was sonst nur Profi-Kameras schaffen und eine Blendenstufe schneller als meine D610! (Die ist ja auch nur im fortgeschrittenen Amateur-Bereich angesiedelt; das äquivalente Prosumer-Gerät wäre damals die D800/810 gewesen.) Ansonsten kommt sie mit allem möglichen Schnick-Schnack daher, beginnend mit solch unwichtigen Dingen wie diverse Automatik-Programme - die Nikon-typisch eher schwer zu erreichen sind - bis hin zu praktischen Features wie einer eingebauten Okular-Verdunklung für Stativ-Aufnahmen.


Ansonsten steht die Ausstattung einer modernen DSLR in nichts nach. Meine D100 hatte ungefähr den gleichen Umfang an Schnickschnack, vielleicht sogar eher etwas weniger. Der Autofokus ist extrem schnell und präzise (für die Zeit), sowohl bei den "normalen" AF-Objektiven als auch an meinem 50mm G, an dem es im Gegensatz zur F601 oder der F50 tadellos funktioniert. Probleme hatte ich bisher nur an einem mäßig hellen, winterbedeckten Tag, als ich eine weiße Kirchenwand mit dem 20mm fotografieren wollte. Da hat der Autofokus einfach eine Kontrastecke gefunden, um sich richtig einstellen zu können. Aber dafür gibt es ja noch immer den manuellen Fokus-Modus.

Wie bereits erwähnt, ist die größte Einschränkung, dass ich G-Objektive nicht in den Modi A und M verwenden kann, sondern auf S oder die verschiedenen Programme angewiesen bin. Ich habe bei meinem Testfilm daher - ganz uncharakteristisch für mich - mal einige der diversen Ps durchgetestet, aber meistens zusätzlich die gute, alte Programmverschiebung verwendet, um mich nicht vollends den Vorstellungen der Nikon-Programmierer der 1990er auszuliefern! ;-) Das funktioniert erstaunlich gut und die Bilder, die das 50mm G auf Film macht, geben mir recht: Super Klasse! An der F601 hat das ja auch mit Tricks nie so richtig zu meiner Zufriedenheit funktionieren wollen.

Der allergrößte Vorteil ist ja eh mal wieder, dass ich alle meine vorhandenen Nikon F Objektive verwenden kann: Praktisch alles, was seit 1977 gebaut wurde, geht einfach so - auch wenn man auf 3D-Matrixmessung verzichten mus, was aber meiner Meinung nach nur eine kleine Einschränkung darstellt. Was besagte AI-Objektive angeht, da habe ich ja mittlerweile so einiges angesammelt. Ältere, Non-AI-Objektive gehen hingegen leider nicht einfach so, die müssten erst umgebaut werden. Habe ich aber noch immer keins; das Nikkor 55mm f/1.2 ist ja leider unbezahlbar, so ab 200 Euro aufwärts! Wer will mich sponsorn? :-D


Aber zurück zur Kamera: Die ist zwar nicht mehr die neueste und hat auch einige Schrammen, aber ich suche ja grundsätzlich nicht unbedingt was schönes, sondern was benutzbares und vor allem billiges! ;-) Nach Inspektion der wenigen Dichtungen, die die Nikons dieser Zeit ja überhaupt haben, und einem kurzen Test mit meinem üblichen belichteten Film, um den Transport zu testen, habe ich direkt mal einen Film eingelegt und innerhalb eines Spaziergangs übers Dorf voll gemacht. Man kann also mit Fug und Recht behaubten: Fotografieren mit dem Gerät macht Spaß!

Und die Bilder sehen erwartungsgemäß genial aus, denn Nikon-Glas gehört noch immer zu dem Besten, was ich kenne. Das ist einfach so, fürchte ich. Selbst das alte 200mm AI-Nikkor lässt sich mit dieser Kamera im A-Modus problemlos verwenden und blitzschnell perfekt einstellen, da nicht nur die Mattscheibe ganz brauchbar ist, sondern auch die Fokushilfe unten im Display sehr hilft. Leider ist der Film sehr staubig und fusselig geworden, da muss ich noch ein bisschen dran rum retouchieren. War mein Fehler, er ist mir noch feucht den Dreck gefallen. Mist. Aber die Belichtungen sind mit allen von mir an diesem Tag verwendeten AI-Objektiven (das 35mm und das bereits erwähnte 200mm Nikkor) perfekt gewesen, obwohl die Kamera dann nur mittenbetonte oder Punktmessung unterstützt, also leider keine 2d- oder 3d-Matrixmessung. (Die beiden E-Objektive werde ich als nächstes mal mit dieser Kamera testen wollen, aber ich erwarte hier im Prinzip das gleiche hervorragende Ergebnis.)

Man muss allerdings beachten, dass die Kamera auch ein ziemliches Gewicht mitbringt. Da ist einiges an Metall im Gehäuse verbaut. Gechätzt ist meine D100 ein bisschen schwerer, die D610 ein bisschen leichter. Die F601 ist im Vergleich hingegen spürbar leichter, hat aber eben auch nicht diese Funktionsfülle. Mein 1-Euro-Exemplar hat ja schon einiges mitgemacht, aber ich habe den Eindruck, die F90 könnte man tatsächlich mit einem Auto überfahren und sie würde noch gehen.


Vom Aussehen her erkennt man direkt, dass sie aus den 1990ern stammt. Die Nikon Design Language war damals ja ziemlich unverkennbar. Das Hanimex aus dem AI-Zeitalter sieht da ja ein bisschen fehl am Platze aus, aber wenn ich das 85mm Nikkor drauf schraube, das zeitlich ja sehr nah dran ist, passt das doch ganz gut dazu, wie man auf den Bildern sehen kann.

Zu den Profi-Features dieser Kamera gehört ja auch, dass man relativ einfach die Einstellscheibe wechseln kann. Die hier sichtbare ist wahrscheinlich die Standard-Scheibe. Das Witzige ist: Wenn ich sie tauschen wollen würde, würde die mich wahrscheinlich mehr kosten, als ich für die Kamera bezahlt habe! ;-) Eine, mit der sich die AI-Objektive noch schneller und präziser einstellen ließen, wäre wahrscheinlich nicht falsch. Obwohl die Messung mit den Nikon-Üblichen > o < LCD-Anzeigen - wie oben erwähnt - auch so ganz gut möglich ist. Soweit ich das verstehe, gibt es aber nur eine andere Mattscheibe, nämlich den Typ E mit Hilfslinien. Keine Ahnung, ob auch welche für andere Kameras passen würden. Wahrscheinlich nicht. Aber ich glaube, es gab auch inoffizielle von Drittherstellern. Muss ich mal nachforschen.

So, und zum Schluss noch ein paar Bilder "aus dem Feld", als ich das 50mm G drauf hatte. Das passt eigentlich auch ganz gut dazu. Schade nur, dass ich das nicht auch im A-Modus verwenden kann, den ich ja fast immer nutze.


Bin jedenfalls schwer von den Bildern beeindruckt, die aus der Kamera raus gekommen sind. Wie gut die Nikkore mit analogem Film zurechtkommen, habe ich ja schon bei meiner F601, der F50 oder auch der FE-10 immer wieder bestaunt. (Kann es sein, dass ich mittlerweile doch sehr viele Nikons habe?! ;-)) Aber mit der F90x schafft man es dann doch noch auf ein höheres Level, weil diese mit ihren noch schnelleren Belichtungszeiten auch weit offene Belichtungen mit schnellem, körnigen Film erlaubt.

Fazit: Ich hoffe, dass die Kamera lange anständig funktioniert, denn dann könnte sie meine F601 nämlich als Go-To-Kamera ablösen, wenn es darum geht, mit einem modernen Gerät Bilder zu machen, die gut ausgemessen sein müssen. Wir werden sehen!

Voigtländer Vito BL

Was haben wir denn hier?! Eine Voigtländer Vito BL! Wo hab ich die her? Vom letzten Trekdinner! Denn der J wollte sie nicht mehr haben und sie lieber in gute Hände abgeben. Und da hat er an mich gedacht, was ich sehr zu schätzen weiß! Ganz besonders, weil er den passenden Entfernungsmesser gleich mitgeliefert hat! Cool, endlich habe ich sowas, die Dinger sind in funktionsfähigem Zustand ja nicht ganz einfach (oder günstig) zu bekommen. Ich habe ja genügend Sucherkameras, bei denen es sehr hilfreich ist, so ein Teil zu haben, dann muss ich nicht mehr immer die Entfernung raten und kann vielleicht auch mal weiter offene Blenden verwenden. ;-)


Aber erstmal die Kamera: Es handelt sich, wie gesagt, um eine Vito BL. Das ist von der Ausstattung her so ziemlich das normalste, was man Ende der 1950er als Kompaktkamera bekommen konnte. Und Kompakt ist sie wirklich, zumindest für die damalige Zeit. In ihrem Leder-Case ist sie auch ganz hübsch anzuschauen.

Die inneren Werte: Ein 50mm ist Standard an dieser Kameraklasse, damals stand man noch nicht so auf weitwinklige Kompakte, da hat man lieber noch eine echte Normalbrennweite verbaut. Mit f/3,5 ist es leider nur mäßig lichtstark, sollte aber laut dem, was ich darüber gelesen habe, einigermaßen scharfe Bilder produzieren. Zeiten lassen sich von 1s bis 125s in ganzen Blendenstufen einstellen, zusätzlich gibt es als schnellste Zeit noch 1/300s. Das sehe ich an vielen alten Zentralverschlüssen, dass die eigentlich die Reihe korrekt fortsetzende 1/250s fehlt und es stattdessen 1/300s gibt. Wahrscheinlich war das damals ein Marketing-Argument. "Schauen Sie hier, die Kamera ist schneller als die Konkurrenz!" Oder man wollte vielleicht passend zur krummen Offenblende eine entsprechend krumme Zeit anbieten? Wer weiß. Viel Unterschied macht das eh nicht und ich behandele beim Fotografieren diese Zeit eigentlich, als wäre es 1/250s.


Leider hat der Verschluss - trotzdem dass sie sehr gepflegt aussieht und offenbar die letzten ~65 Jahre gut behandelt worden ist - das übliche Problem mit den langen Zeiten: 1s bis 1/8s lösen zwar aus, bleiben dann aber offen stecken, weil die zusätzliche Hemmung einfach nicht will. B funktioniert hingegen problemlos. Ist aber egal: Wenn ich demnächst einen Testfilm da durch schicke, hatte ich eh nicht vor, mit dem Stativ durch die Gegend zu rennen; mir reicht das so, solange 1/30s geht und alles Schnellere ebenso, bin ich völlig zufrieden. Wahrscheinlich bräuchte das "Uhrwerk" einfach nur eine Reinigung und einen Flatsch neues Fett, dann ginge das auch wieder.

Spannend ist an dieser Kamera auch, wie man den Film wechselt: Erst unten am Boden den kleinen Hebel ausklappen, drehen und dann kann man diesen Teil der Bodenplatte aushaken. Daraufhin springt auch die Rückwand auf. Soweit ich das sehen kann, scheint der Schaum zur Dichtung auch noch brauchbar zu sein, was rund um die Rückwand verläuft, muss ich mir mal bei Tageslicht genau anschauen. (Wie man sieht, habe ich die Beauty Shots ausnahmsweise mal wieder innen und mit Blitz gemacht; im Winter ist es immer so dunkel und regnerisch da draußen! ;-)) Auslösen will die kleine Kamera übrigens nur mit Film: Die Perforation am Filmrand bewegt das Zahnrad oberhalb des Lichtschachtes, welches wiederum den Auslöser spannt. Habe ich so auch noch nicht gesehen. Mit meinem alten Entwicklerspulen-Einspul-Übungsfilm hat das problemlos funktioniert, ich hoffe, dass der etwas dünnere und fragilere Foma das auch mitmacht.

Ansonsten haben wir hier noch einen interessanten Belichtungsmesser eingebaut, der tatsächlich sogar noch funktioniert. Selenzellen sind ja eigentlich immer schon ausgebrannt, wenn ich sie in die Finger kriege, aber dieses Exemplar zeigt zumindest Werte an, die in der gleichen Größenordnung liegen wie das, was meine Digital misst. Für eine Messung muss man jedenfalls den kleinen Knopf hinten an der Kamera für ca. 1 Sekunde drücken und dann langsam loslassen. Daraufhin dreht sich oben an der Kamera in dem rechten Fenster die Anzeige und bleibt an der Stelle stehen, die die gemessene EV anzeigt. Darunter kann man dann Blenden-Zeit-Kombinationen ablesen. Faszinierend, so etwas habe ich noch nicht gesehen. Einziger Nachteil ist: Man muss die Kamera vom Auge nehmen, um die Werte abzulesen. Aber zum Einstellen muss man das wahrscheinlich sowieso, denn der Blendenring ist ganz vorne am Objektiv und etwas schwergängig aufgrund der Klicks, sodass man sich den Fokus damit verstellt. Aber wenn man an einem sonnigen Tag draußen einmal f/8 und 1/125s eingestellt hat, ändert man das wahrscheinlich eh nicht mehr. Sind ja nicht alle so verrückt wie ich und versuchen, grundsätzlich die weiteste Blende zu verwenden! ;-)


Schön ist auch, dass ein Gelbfilter mitsamt der passenden Tasche auch noch dabei war. Leider löst sich der Reißverschluss langsam auf, ebenso gehen die Nähte auseinander, weil der Kunstfaser-Faden nach den geschätzten ~65 Jahren einfach einer Benutzung nicht mehr standhält. muss ich mal schauen, ob ich da persönlich zu Nadel und Faden greife, um den zu ersetzen, oder ob ich das Lederzeug lieber im Originalzustand lasse. Es ist ja jetzt nicht so, dass da irgendwas raus fallen würde. Also, jedenfalls bis jetzt nicht.

Außerdem gibt es noch eine Sonnenblende. Beide, also Blende und Filter, sind zum Aufstecken statt zum Schrauben, wie man das vielleicht sonst gewohnt ist. Das Filter ist dabei etwas störrisch, während die Gegenlichtblende fast schon abfällt, wenn man nicht aufpasst. Es ist aber auf jeden Fall schön, dass beide Originalteile noch vorhanden sind! Das ist nach der langen Zeit ja durchaus nicht üblich. Ebenso gibt es noch die originale Betriebsanleitung, die schon allein wegen so mancher archaisch anmutender Formulierung ein Durchlesen wert ist! ;-) (Wenn heute einer von einem "netten Foto" redet, würde man sich wahrscheinlich veräppelt vorkommen, aber 1958 meinte man das wohl noch ganz ernst. Wann hat "nett" eigentlich diesen negativen Beigeschmack bekommen? Wo sind die Germanisten, wenn man sie braucht! :-D)


Aber das stille Highlight - zumindest aus meiner Sicht, weil ich da schon länger nach gejagt habe - ist der Entfernungsmesser, ebenfalls von Voigtländer. Wie alle Parallaxenmesser mit dieser winzigen Okularöffnung benötigt auch dieser recht viel Licht, um ihn sinnvoll betreiben zu können. Die Spiegel sind wahrscheinlich auch mit den Jahren etwas matt geworden und auf der rechten Seite kriege ich auch den Fingerabdruck auf dem Lichteinlass nicht weg gewischt. Also, jedenfalls traue ich mich nicht, da fester zu rubbeln, ich will schließlich keine Kratzer rein machen. Denn ansonsten ist auch dieses Teil in einem fast schon perfekten Zustand. Oben drauf ist ein bisschen der Lack angekratzt, aber das kommt davon, weil er wohl immer wieder in die kleine Tasche zurück gesteckt worden ist. Da hat er sich wohl etwas bewegen können und das Leder der Befestigungsschlaufen hat wohl etwas gescheuert.

Das ist aber alles nur ein kosmetisches Problem. Solange die Messung damit genau ist, bin ich froh, dass ich so ein Teil jetzt habe. Ich besitze schließlich noch diverse andere Sucher-Kameras, die ebenfalls keinen Entfernungsmesser haben (oder in einem Fall nur einen, der defekt ist), da kommt mir dieses Teil doch extrem gelegen!


Nicht völlig unerwähnt möchte ich lassen, dass J mir auch noch drei alte Fuji Superia 200 dazu gepackt hat, die 2003 angelaufen sind. Das passende Filmmaterial habe ich also auch direkt! ;-) Ja, ne, erstmal wird mit einem Foma getestet, bei dem ich weiß, dass der neu genug ist, dass der beim Entwickeln keinen Quatsch macht. Weil, Filme, die Werbung für die WM 2002 in Korea machen, denen kann man glaube ich nicht mehr so richtig trauen, auch wenn sie eine vierte Farbschicht anpreisen! :-D Ich weiß nur noch nicht, ob ich da jetzt einen 100er einlege, was im Winter bei f/3,5 schon eine Herausforderung sein könnte, oder einen 400er, der dann wahrscheinlich wieder viel zu schnell für 1/300s ist, oder den letzten 200er, den ich eigentlich noch ein bisschen aufbewahren wollte, bis ich neue besorgt habe. Jaja, ich bin auch so ein Hamsterer!

Fazit: Eine sehr spannende kleine Kamera, die ich definitiv benutzen werden. Ich hätte jetzt nicht direkt auf dem Flohmarkt oder bei ehBlöd nach sowas gesucht, aber das ist ja gerade das Interessante, wenn man von seinen Bekannten, Verwandten, Freunden oder anderen Leuten, die einen hassen :-D , eine Kamera übereignet bekommt: Man weiß nie, was einen erwartet!

So, und demnächst noch die Revueflex, die ich von F bekommen habe. Die muss ich aber erstmal auseinander nehmen und den Aufzug reparieren, der Vorhang ist beim Testen endgültig hängen geblieben... Aber diese diese osteuropäischen Modelle (Zenit) sind ja wie ein Trabbi, den man durchaus auch mal selber auseinander nehmen und wieder zusammensetzen konnte! ;-)

Yashica FR-I mit Yashica Lens DSB Zoom 70-180mm 1:4.5

Es ist Zeit, noch eine der Kameras vorzustellen, die in dem C/Y-Paket drin waren. Diese hier funktioniert vor allem tatsächlich. Bei der Contax, die ich letztens vorgestellt hatte, gibt es nämlich noch weitere technische Probleme neben den Lichtdichtungen, bei denen ich mir nicht sicher bin, dass ich die selber gelöst bekomme, oder ob ich da einen Profi dran lassen muss. Das habe ich leider erst gemerkt, nachdem ich den Film belichtet und entwickelt hatte.

Diese Yashica FR-I, die ich hier heute vorstellen möchte, funktioniert hingegen ganz hervorragend. Liegt wahrscheinlich daran, dass da viel weniger Technik drin steckt und dafür mehr Mechanik. Allerdings musste ich nach der Entwicklung feststellen, dass die ersten 10 Bilder trotzdem nichts geworden sind. Das war dann allerdings mein Fehler! Man sollte keine Filme zurück in den Kühlschrank stellen, von denen man nicht 100% sicher sein kann, dass sie nicht doch schon beinhaltet sind! :-( (Die Canon-Knipse, die ich vor Ewigkeiten hier vorgestellt hatte und die diese seltsame Ladehemmung entwickelt hat, hat das erste Viertel des Films nämlich offenbar doch noch korrekt gearbeitet, diesen dann aber nur so weit zurück gespult, dass die Lasche noch raus guckte und ich dachte, der Film wäre gar nicht eingezogen worden. Ja, danke auch dafür! Jetzt ist da am Anfang alles doppelt belichtet und die ganzen tollen Schneefotos sind für'n Arsch!)

So viel Vorrede und ich habe noch nicht mal wirklich über die Kamera gesprochen, die ich eigentlich vorstellen will. Dazu kommt, dass das Dezemberwetter wieder nur mäßige Beauty Shots zulässt. Egal, hier das gute Stück von vorne. Das riesige Zoom, das da drauf ist, macht es nicht einfacher, sinnvolle Bilder davon zu machen.


Wie man sieht, von den drei Kameras (und den beiden, die ich mit diesem Eintrag vorgestellt habe), sieht diese hier am besterhaltensten aus. Das heißt nicht viel denn verkratzt und verbeult ist sie trotzdem. Macht mir persönlich aber nichts, wenn sie trotzdem geht. In die Vitrine zum Angucken kommen nur die hübschen Stücke! ;-) Kameras sind nämlich zum Benutzen da, das ist jedenfalls meine Meinung! (Auch wenn ich meine Sammlung vielleicht ein bisschen ausdünnen müsste, denn ich komme ja kaum noch dazu, alle meine Schmuckstücke regelmäßig zu verwenden, da es doch ein paar mehr sind, mittlerweile.)

Was hat die Yashica technisch zu bieten? Nun, es handelt sich hier um die einfachste der drei C/Y-Kameras, die ich jetzt besitze. 1/1000s minimale, 1s längste Zeit, Belichtungsmesser, der mit zwei LR44 gut funktioniert, ISO 12-3200 einstellbar, +/-2 EV Korrektur in Drittelschritten, ein mechanischer Selbstauslöser und zu guter Letzt das, was für mich den Unterschied zwischen einer einigermaßen ambitionierten Amaterut-Kamera und einer Einsteiger-SLR ausmacht: Der Abblendknopf. Ansonsten hat sie einen Stoffvorhang als Verschluss, der aber perfekt Lichtdicht ist.


Die Bilder, die nicht doppelt belichtet waren, sehen auch alle sehr gut aus, kontrastreich und scharf, sodass ich nicht nur dem Belichtungsmesser, sondern auch den beiden Optiken ein gutes Zeugnis ausstellen kann. Das 50mm habe ich ja im Eintrag zur Contax schon genauer besprochen und deswegen nur noch mal die Highlights: 50mm f/1,7, das perfekte Nifty Fifty, zudem scharf und kontrastreich, wie gesagt, und hübsches Bokeh. Schönes Teil.

Das Yashica Lens DSB Zoom 70-180mm 1:4.5 ist hingegen recht lichtschwach und der Grund, weshalb ich einen ISO 400-Film zum Test verwendet habe. Für das 50er wäre das nämlich nicht so dringend nötig gewesen. Aber was die Lichtschwäche wieder wett macht, sind die durchgängig f/4,5. Bei 70mm ist das zwar nicht so beeindruckend, da gibt es schnelleres Glas, aber bei 180mm ist das schon ganz OK und nur eine halbe Blendenstufe langsamer als meine Nikkor 200mm Festbrennweite. Zudem hat es einen erweiterten Makro-Bereich: Wenn man den Schiebe-Zoom-Ring über die minimalen 70mm hinaus zieht, ist der Minimalanstand nicht mehr 150cm, sondern nur noch ein paar wenige Zentimeter. Genaue Angaben habe ich bisher nicht gefunden, aber der Makro-Beriech, den man sich hier erschließen kann, ist beachtlich. Ob man hier bis 1:1 runter kommt, bezweifle ich zwar, aber viel fehlt nicht.


Besonders erstaunlich finde ich, dass das Wort "Makro" an keiner Stelle erwähnt wird. So also ob man es nicht nötig gehabt hätte, das extra drauf zu schreiben, jeder weiß doch schließlich, wie gut C/Y-Objektive sind! ;-) Ist jetzt so eine Vermutung, keine Ahnung, warum tatsächlich nirgendwo erwähnt wird, was für einen erstaunlichen Makro-Bereich das Teil hat. Die von mir gemachten Bilder sind ansonsten völlig unproblematisch. Dass das gute Stück nur eine Einfachvergütung (zweiter Generation) hat (DSB), stört mich bei s/w-Fotografie eher weniger. Müsste ich halt mal in Farbe testen. Ansonsten ist es ein bisschen schwer an dieser eher kleinen Kamera, aber man kann es dafür recht gut mit der linken Hand stützen, die man eh für Zoom und Fokus braucht. Wie bei Schiebeobjektiven üblich, sind beide Funktionen im gleichen Ring integriert.

Aber zurück zur Yashica FR-I. Die macht insgesamt einen recht soliden Eindruck. Ich hatte mal wieder etwas Angst, dass der Filmtransport etwas hakelig sein könnte, da die Fomas doch sehr straff gespannt in ihrer Plastikpatrone stecken. Aber mit regelmäßigen Auflockerungen des Films, indem ich ihn ein bisschen vorsorglich abgewickelt habe - Rückspulkurbel einfach mal hin und wieder gegen die Uhr drehen und dann wieder ein bisschen zurück, dass man sehen kann, dass sie sich beim Aufziehen auch mit bewegt -, scheint geholfen zu haben. Wäre bei einer fabrikneuen Kamera wahrscheinlich nicht nötig, aber bei dieser hier sind die kleinen Zähnchen am Filmtransport halt doch schon etwas runter genudelt. Vorsichtig und langsam Spannen hilft ansonsten eh grundsätzlich bei solchen alten Kameras.


Von der Handhabung her muss ich sagen: Keine größeren Beschwerden. Die Kamera liegt ganz gut in der Hand, nur die Position des Auslösers in der Achse des Spannhebels irritiert mich etwas. Ich habe immer wieder versucht, die Mitte des Zeitwahlrads zu drücken und mich gewundert, wieso nichts passiert. ;-) Das ist aber auch schon das größte Manko dieser Kamera. Ansonsten ist sie vom Design her ein typisches Beispiel der späten 1970er. Ich hab sie gerne benutzt und werde im Sommer mal einen 100er durchschicken, wenn es genug Licht gibt, trotzdem ein paar Bilder mit dem Zoom machen zu können. Insbesondere würde ich dann die Makro-Funktion noch mal genauer unter die Lupe nehmen.

Die Bilder, die ich jetzt im Dezember gemacht habe, kommen dann wahrscheinlich irgendwann im Frühjahr hier an. Ich habe einfach einen unglaublichen Rückstau an Fotos in der Pipeline...

Contax 167MT mit Yashica Lens ML 50mm 1:1.7

Ihr wisst ja, ich habe ein Herz für alte, abgeranzte Kameras, die aussehen, als hätte sie jemand mit dem SUV überfahren. Kameras mit Charakter, die einiges hinter sich haben. In diese Katergorie fällt definitiv diese Contax 167MT. Kein Vitrinenstück, ganz sicher nicht.


Die Belederung (also, das Gummi-Zeugs, das in den 1980ern so modern wurde) habe übrigens nicht ich so verhunzt, das kam schon so. Da hat der Vorbesitzer ungefähr eine halbe Tube Uhu drunter gequetscht. Dieser war dann mittlerweile allerdings schon so spröde geworden, dass das auch nicht mehr gehalten hat. Ich habe dann mit dem Dremel erstmal die etwa 2 mm dicke Schicht alten Klebers entfernt, bevor ich es mit doppelseitigem Teppichklebeband versucht habe. Hat aber nicht gehalten, da das Gummi über die Jahre die üblichen Ausdehnungserscheinungen bekommen hat: Soll heißen, es ist jetzt ungefähr einen Millimeter zu lang und steht am Ende über. Ich habs dann wieder mit Sekundenkleber festgepappt, so gut es ging. Ich muss mir da was überlegen, zB ob ich die Gummierung ganz ab mache und durch was anderes ersetze.

Das Yashica ML 50mm 1:1.7, das dabei war, sieht zwar etwas besser aus, hat aber eine fette Delle bei ungefähr 6 Uhr im Filtergewinde. Zum Glück ragt die Delle aber nicht ins Bild hinein. Technisch sind sowohl das Objektiv als auch die Kamera in einwandfreiem Zustand. Naja, in einem akzeptablen Zustand, nach all den Jahren und Misshandlungen. Ich war mir nicht sicher, ob ich die Lichtdichtungen sofort tauschen sollte, aber nach einer genaueren Inspektion habe ich erst mal Abstand davon genommen. (Spoiler: Die beiden anderen in dem Paket hatten es nötiger.) Wie man sehen kann, habe ich einen Foma 400 drin liegen, den ich die Tage bereits voll gemacht habe. Gut, dass ich dran gedacht habe, den zurückzuspulen, bevor ich die Rückwand geöffnet habe, um Fotos zu machen! ;-)


Zur Technik: Es handelt sich hier im eine Kamera aus der Generation, als die Objektive noch völlig manuell waren - also nix mit Autofokus etc. -, die Kameras selber aber bereits sehr stark computerisiert waren. Zeitlich ist sie somit in die Mitte der 1980er Jahre einzusortieren, wo sie sich mit ihren inneren Werten ganz gut macht. Immerhin ist die schnellste Zeit 1/4000s! Das machen meine Digitalen ja gerade so! Zudem hat sie einen Abblendknopf, das ist für mich immer ein Zeichen, dass die Zielgruppe bei den fortgeschrittenen Amateuren lag.

Damals recht neu war die Möglichkeit, den ISO-Wert des eingelegten Films per DX-Codierung zu bestimmen. Manuell geht das aber ebenso, indem man den kleinen ISO-Knopf unterm Display drückt und am Schieber schiebt. Das ist überhaupt eine der interessanteren Eigenschaften dieser Kamera: Es gibt kein Einstellrad für die Belichtungszeit. Stattdessen gibt es rechts neben dem Belichtungskorrekturrad diesen kleinen Schiebeschalter, den man nach links schiebt, wenn man kleinere Werte haben will, und nach rechts für größere. Zusammen mit dem erwähnten ISO- und dem daneben befindlichen MODE-Button kann man so die gesamte Kamera steuern.

Modi gibt es übrigens auch zu Hauf: Neben dem von mir bevorzugten Av für Blendenpriorität und einem vollständig manuellen Modus gibt es noch unter Tv eine Zeitpriorität und zusätzlich drei Programm-Modi, die schnelle, mittlere oder langsame Zeiten bevorzugt. Tv und P lassen sich aber leider mit dem Yashica ML, das dabei war, nicht verwenden; dazu muss das Objektiv mindestens den MM-Standard unterstützen. Das ist ein bisschen schade, weil ich so die Kamera nicht komplett testen konnte, stört mich andererseits aber recht wenig, da ich meist eh mit vorgewählter Blende und automatischer Zeit fotografiere.


Wie man weiterhin auf dem Top Deck sehen kann, gibt es wie erwähnt ein Rad für Belichtungskorrektur für bis zu zwei Blendenstufen über- oder unterbelichtet, und das in Drittel-Schritten. Zusätzlich kann man wohl Belichtungsreihen machen? Nehme ich jedenfalls an, dass dafür die kleineren Drehschalter unterhalb des eigentlichen Korrekturrads sind. Ich sollte mal die Anleitung lesen! Da habe ich jedenfalls die Finger von gelassen, zeigt aber doch, wie fortschrittlich die Technik damals schon war. Cutting Edge, sozusagen!

Auf der anderen Seite kann man noch S für Single Shot, C für Continuous und S-T für Selbstauslöser einstellen. Auch da habe ich die Finger weg gelassen, daher weiß ich jetzt gar nicht, wie viele Bilder pro Sekunde die Kamera machen könnte! ;-) Daneben ist dann das LCD, auf dem alle Werte angezeigt werden, die man einstellen kann oder die gemessen werden. Die wichtigsten Informationen findet man zudem im Sucher, in welchem sich über der Mattscheibe ebenfalls ein LCD befindet. Daher das kleine, längliche Fenster oben im Prismengehäuse - das Display ist zur Batterie-Schonung nämlich mit Umgebungslicht hintergrundbeleuchtet. Wenn es viel zu dunkel ist, geht allerdings zusätzlich noch ein Lämpchen an.

Apropos Batterien: Das Ganze läuft mit einem Satz aus vier AAA Battereien, die sich unter der Bodenplatte verstecken. Das nimmt zwar Platz weg, ist aber praktisch, weil es die Teile überall gibt - im Gegensatz zu so mancher obskuren Lithium-Batterie, die andere Hersteller verwendet haben, und die man heutzutage nur noch bei zweifelhaften Internetversendern bekommt.

Von der Benutzung her muss ich sagen: Als die Kamera neu war, war es sicher eines der Top-Modelle und auch heute noch macht das Fotografieren damit einigen Spaß - mit Abstrichen, die dem allgemeinen Zustand und dem Alter geschuldet sind. Während das Objektiv sehr leichtgängig und präzise ist, also wenig gelitten hat - bis auf die Delle -, sind die Hebel und Räder der Kamera durch starke Nutzung und unsachgemäße Lagerung ein bisschen schwergängig. Ich wollte aber nicht mit dem Kontaktreiniger anrücken, solange es nicht wirklich nötig ist. Die abblätternde Gummi-Belederung hatte ich ja eingangs schon erwähnt - wobei diese ihre Griffigkeit erstaunlicherweise gut erhalten hat; da habe ich schon schlimmeres Gummi in den Händen gehalten, das neuer war. Dieses hier klebt nicht, das ist ein großer Vorteil! Das Aussehen ist recht typisch für die 1980er, weniger futuristisch-klobig als zB die Chinon CP-7m, die ungefähr aus einer ähnlichen Zeit stammt, und liegt mit ihrem vielen Metall im Inneren gut in der Hand, ist aber entsprechend schwer.

Fazit: Für das, was ich bezahlt habe (in einem Paket mit drei Kameras und zwei Objektiven), gar nicht so schlecht. Besser erhaltene Stücke wären wahrscheinlich auch schöner zu bedienen, aber je mehr das Metall unter dem schwarzen Lack zum Vorschein kommt, desto mehr sieht die Kamera nach einem Schläfer aus, der mehr kann, als er nach außen hin zugibt! ;-) Insgesamt eine Kamera, die ich sicherlich noch mal öfter verwenden werde - und sei es nur für einen weiteren Test-Film, wenn sich herausstellen sollte, dass ich die Lichtdichtungen doch noch tauschen muss! ;-)

Braun Candy M Motor

Nachdem der P und ich gestern Overath unsicher und jeder einen Film voll gemacht haben, ich diese entwickelt habe und mich dann auf den Heimweg machen wollte, hat er mir noch eben schnell seine alte Kamera in die Hand gedrückt. "Das war das erste, womit ich fotografiert habe." Oder so ähnlich, der O-Ton ist mir mittlerweile entfallen, aber das war so ungefähr die Bedeutung.

Es handelt sich um eine Braun Candy M Motor und ich habe in der ganzen Zeit, in der ich mich mit Kameras beschäftige, selten etwas getroffen, über das es weniger Informationen im Internet gibt! Das Spannendste, das ich auf den einschlägigen Seiten über die Kamera gefunden habe: Sie existiert! Und dass sei ungefähr aus dem Jahr 1986 stammen muss. Das ist alles. Mehr Informationen gibt es nicht, außer ein paar abgelaufene eBlöd-Auktionen oder -Marketplace-Angebote. Und irgendwo will jemand ein gescanntes PDF der Anleitung für $Geld verkaufen, ja danke auch für nichts. :-/

Trotzdem, hier erst mal ein paar Beauty Shots. Wie man sehen kann: Ja, die 1980er lassen grüßen. ;-) Ich mein, ich finde dieses Design ja schon irgendwie klassisch-retro. Mein erster nicht-Sony-Walkman war ähnlich plastik-lastig und klobig. Dieses Font im "Candy"-Schriftzug! Überhaupt, drei verschiedene Fonts für Name der Kamera, Name des Herstellers und den Zusatz "Motor", letzteres so richtig blockig, geht es mehr 1980?! ;-)


Alles, was ich ansonsten über diese Kamera weiß, habe ich mir selber aus den Fingern gesogen, ist also entsprechend mit Vorsicht zu genießen: Die Brennweite des Objektivs ist zwar unbekannt, aber ein Blick durch den Sucher lässt mich irgendwas leicht Weitwinkliges vermuten. Wahrscheinlich 35mm oder auch ein bisschen weiter, hätte ich geschätzt. Das würde sich auch mit einem Foto einer anderen Version dieser Kamera decken, die in rot daher kam (Yay, die 1980er!) und irgendwann auf eBay vertickert worden ist. Die hatte nämlich groß "33mm" neben der geöffneten Linse stehen. Da das Teil außer der Farbe praktisch gleich aussah, nehme ich an, dass diese hier die gleiche Optik verwendet.

Was ich ziemlich definitiv sagen kann: Das Objektiv ist Fix Focus, hat also keine Schärfe-Einstellung, sondern zielt wahrscheinlich auf einen Punkt, der vermutlich so 10 Meter vor der Kamera liegt. Daraus würde ich schließen, dass wir es hier auch nicht mit einem besonders lichtstarken Objektiv zu tun haben. Schneller als f/5,6 würde ich es nicht einschätzen. Aber wie gesagt, das ist alles geraten!

Was nur halb geraten ist: Irgendwo in den Untiefen des Internets gibt es eine (dänische) Seite, die alle möglichen Kameras mit Namen auflistet und da ist auch diese dabei. Dort wird unter der Spalte Verschluss "T/125" angegeben. Woraus sich schließen lässt, dass die Kamera (immer? maximal?) mit 1/125s auslöst? Würde Sinn machen: Das bisschen Elektronik da drin kann dann einfach Sunny 16 machen und wenn das Licht nicht reicht, fordert sie mit ihrer kleinen roten LED dazu auf, den Blitz anzuschalten.

Ich fasse also mal meine Vermutungen zusammen: Fester Fokus, eine (?) Belichtungszeit, lichtschwaches leichtes Weitwinkel. Klingt soweit nach einer typischen hau-drauf-Knipse aus den 1980ern!


Jedenfalls, sag ich zum P: "Ja sicher, gib her, ich teste die mal!" Weil, ich teste alles, was Fotos machen kann! Alles! Wirklich alles! ;-)

Aber die hier leider nicht. :-( Denn sie will nicht mehr. Zumindest bekomme ich sie nicht ans Laufen: Ich lege Batterien ein (2x AAA, die man praktischerweise schon damals überall bekommen hat), lege meinen Testfilm ein, den alten, gammeligen Farbfilm, der auf die wiederverwendbare Patrone gespult ist, aber nix rührt sich. Der Auslöser ist auch verdächtig störrisch, ich fürchte, da klemmt was. Kein Wunder, das Teil ist ja komplett aus Plastik. Außer die Linse, da bin ich mir nicht sicher, ob die nicht tatsächlich aus Glas ist. Das einzige Lebenszeichen ist die rote LED, die mich auffordert, den Blitz anzuschalten - es ist dunkel hier im Büro - und das Pfeifen des Kondensators, wenn ich dieser Aufforderung nachkomme. Insofern steckt also noch ein Funken Leben in ihr.

Was hingegen verdächtig ist - außer dem Auslöse-Knopf, der sich nicht komplett durchdrücken lässt -, ist die Zählwerk-Spule, die sich frei in beide Richtungen drehen lässt, was darauf hindeutet, dass der Rückspulknopf aktiviert ist. Der scheint aber eigentlich nur ein Taster zu sein; wenn ich ihn drücke, klickt er jedenfalls. Also ist entweder der Kontakt kaputt oder was weiß ich, das gehört vielleicht auch einfach so. Eine Anleitung wäre nicht falsch, aber ich gehe jetzt nicht hin und werfe irgendwem 10 Euro in den Rachen für ein gescanntes PDF.


Was mich jetzt noch ansonsten interessieren würde, ist die Antwort auf die Frage: Welcher Zusammenhang besteht zwischen der auf dem Gehäuse aufgedruckten Firmennamen "Braun - Nürnberg" und der tatsächlich existierenden alten Firma Braun aus Nürnberg, die meines Wissens nur bis in die 1970er kameras gebaut hat, nämlich nach dem Krieg in den '50ern mal mit Box-Kameras angefangen und dann mit Schnappschuss-Sucherkameras geendet hat? Ich mein, ja, es gibt noch immer eine Firma Braun in Nürnberg, die auf ihrer Webseite auch behauptet, dass sie noch immer existiert und auch durchgängig seit 1905 existiert hat, aber das Teil, das ich oben gerade beschrieben habe, stammt mit ziemlicher Sicherheit aus irgendeiner Fabrik in Taiwan, mit viel Glück noch aus Japan. OK, die scheinen jetzt Dash- und Action-Cams zu bauen - also aus China zu importieren, möglich, dass die damit schon in den '80ern angefangen haben. Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich denen mal eine Support-Email schreiben! :-D

Fazit: Ich werde mal versuchen, die Kiste noch irgendwie ans Laufen zu kriegen, aber vorher muss ich den Eigentümer fragen, ob ich sie dafür auseinander nehmen darf. Weil, ich kenn mich ja, danach wieder zusammensetzen ist jetzt nicht unbedingt immer mein Ding! ;-) Wäre jedenfalls sehr spannend, da einen Film durch zu schicken, einfach nur wegen des Retro-Feelings.