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Das Ende einer Ära, die keinen interessiert hat

"Ausblick" oder "Perspektive", so die Übersetzung des Wortes "Vista", das eigentlich gar kein englisches Wort ist, sondern wahrscheinlich aus dem Spanischen kommt. Vor über 10 Jahren entschied sich ein findiger Microsoft-Markeiting-Angestellter, die nächste Windows-Version so zu benennen. Früher gab es Versionsnummern, dann gab es Jahre, in denen dar Schrott erschienen ist, aber seit XP - Really? What kind of eXPerience did you want me to have? - wollte man wohl etwas haben, was geil klingt aber trotzdem keine Aussage über die Qualität macht. ...also zumindest keine, auf die man nachher festgenagelt werden könnte!

Heute, so zehn Jahre, nachdem Windows Vista erschienen ist, wird es still und leise zu Grabe getragen. Hätten nicht diverse Medien darüber berichtet, hätte es wohl kaum einer gemerkt. Das erste Workstation[1]-Windows, in dem überhaupt mal jemand über die Worte "Sicherheit" und "Benutzerabschottung" gedacht hat.... naja, gut, das Ergebnis sah aus, als hätte jemand mit einer Rohrzange und einer spitzen Stock etwas zusammen macgyvert...

Aber egal: Im Gegensatz zu so manchem Computerexperten und Marktkenner fand ich, Vista war ein großer Schritt in die richtige Richtung. Im Gegensatz zu XP habe ich es selten mal ge-blue-screen-t bekommen, und ich versuche das regelmäßig. Vista war - nach 2000 - wahrscheinlich die Windoof-Installation, die ich am längste benutzt habe. Erst vor schätzungsweise einem Jahr bin ich den langen Weg Vista -> 7 -> 10 gegangen, weil es mittlerweile einfach veraltet war.

Was mich auf die Frage bringt, wieso Gott und alle Welt der Nummer 7 so hinterher heult. Und 8 so verflucht hat. Kann ich nicht verstehen. So unterschiedlich waren die drei nicht. Außer, dass man das Sicherheitskonzept halt wieder aufgeweicht hat und Windoof eben nicht mehr bei jeder Mausbewegung nach Admin-Rechten verlangt hat. Aber das ist nun mal eine konzeptionelle Schwäche dieses Systems, die schleppt man ja nun nicht erst seit gestern mit sich rum, die war schon immer da. Ist halt auch heute noch schwierig, ohne Admin-Rechte sinnvoll mit Windows zu arbeiten, weil sämtliche Programme das eben einfach so erwarten.

Also, ich mochte Vista. Ja, es war viel zu spiecherintensiv für seine Zeit und umständlich zu bedienen, aber es hatte gute Ideen. Besonders nach dem XP-Fiasko. (Ja, alle Leute lieben XP und weinen heute noch hinter dem Scheiß her, ich habe das nie leiden können. Hat bei mir nie anständig funktioniert, war, als es erschien, ebenfalls viel zu speicherintensiv, und je länger es alterte, desto weniger bedienbar wurde es, weil MS uns statt einem weiteren Service Pack lieber eine gefühlte Million Patches an den Kopf geworfen hat, die alle der Reihe nach installiert werden mussten und auf Rechnern der ersten Generation mit, sagen wir, 256 bis 512 MB Speicher den Updater hoffnungslos verstopft hat... und last but not least war es einfach unglaublich hässlich.)

Heute also die letzten Vista-Patches. Endlich kann MS das ungeliebte Kind zu Grabe tragen. Zugegeben, der Pflegeaufwand stand am Ende wohl wirklich in keinem Verhältnis zur User-Base. Trotzdem, ich find es irgendwie schade. Es war immerhin das erste 64-bit-Windows, das ich benutzt habe. Also, hin und wieder benutzt habe. So, einmal im Monat. Hey, ich will arbeiten, wenn ich den PC anmache, nicht zwei Stunden Müll updaten... ;-) Somit ist es doch irgendwie bezeichnend, dass ich diesen Artikel über Windows auf einem Linux tickere. Übrigens noch immer der gleiche PC, auf dem ich damals die ersten 64-bit-Windows-Gehversuche unternommen habe. Ist das Ding tatsächlich schon 10 Jahre alt?! Verdammt... aber warum sollte ich neue Hardware kaufen, wenn die hier noch immer funktioniert. OK, energieeffizenzt ist der alte Phenom wahrscheinlich nicht... Aber selbst das Schnick-Schnack-KDE läuft schön schnell, im Gegensatz zum Windows 10 auf der anderen Platte... Aber das ist was für einen anderen Blogeintrag! ;-)

[1] Erinnert sich überhaupt noch wer an solch altmodische Wörter?