Nikkormat FT mit Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm
Nikon baut gefühlt schon eine Ewigkeit SLR-Kameras, aber ich hatte bisher noch kein Exemplar aus dem goldenen Zeitalter der japanischen Kameraindustrie. Ich nenne das jetzt einfach mal so. Gemeint ist hier - für mich persönlich - die Zeit in den späten 1960ern, frühen 1970ern, als japanische Kameras plötzlich mit Features daher kamen, bei denen die alt eingesessenen Platzhirsche aus Deutschland nicht mehr mithalten konnten, weil sie sich zu lange auf ihren Lorbeeren ausgeruht hatten. Features wie Bajonett-Anschlüsse, TTL-Messung und Zoom-Objektive, um nur ein paar zu nennen.
Um diese Lücke zu schließen, habe ich mir eine Nikkormat FT angelacht, sozusagen als Weihnachtsgeschenk an mich selber. Diese frühe Nikkormat stammt aus genau dieser Zeit und wurde ab 1965 gebaut. Sie verfügt über einen originalen Nikon F Anschluss, benötigt also die so genannten Hasenohren zur Kupplung der Blende an den Body. Eine ziemliche Fummelei, wie ich feststellen konnte. Das System war echt noch nicht ausgereift, aber in einer Zeit, als die Miniaturisierung noch nicht so weit war, wahrscheinlich am leichtesten zu implementieren. Mit im Lieferumfang war ein (etwas neueres, ca. 1972) Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm, das laut Nikon selber angeblich (in der originalen Version) erste massenproduzierte Normalzoom der Welt. Andere Leute halten es für das schlechteste Nikkor, das jemals hergestellt wurde. Ein bisschen harsch, finde ich.
Aber zum Objektiv komme ich später. Hier soll es vorerst um die Kamera gehen. Dieses Exemplar, das ich günstig erworben habe, sieht in der Tat schon ein bisschen mitgenommen und viel benutzt aus. Es hat Dellen und Abschürfungen, Kratzer auf den Verschlussvorhangslamellen, aber mechanisch scheint alles zu funktionieren. Die Zeiten (B, 1s-1/1000s) laufen nach Gehör wie erwartet und sogar die Lichtdichtungen scheinen noch OK zu sein, was ich aber demnächst mal genauer untersuchen werde. (Filmgetestet ist sie zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, noch nicht. EDIT: ...auch wenn der Film mittlerweile belichtet da rum liegt und auf die Entwicklung wartet.)
Leider scheint der interne TTL-Messer (Cadmium-Sulfid) nicht mehr so richtig zu reagieren, obwohl die quecksilberhaltige PX625, die im Batteriefach lag, tatsächlich noch fast die Nennspannung von 1,35 Volt anzeigt. Das ist die erste Batterie von diesem Typ, die ich in einer Kamera finde, die tatsächlich noch Spannung hat. Erstaunlich, die Teile werden schließlich seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt. Das Problem ist - nachdem ich raus gekriegt habe, dass man den Spannhebel etwas raus stehen lassen muss, weil das Messer überhaupt erst anschaltet; wahrscheinlich der Grund, weshalb die Batterie noch nicht ganz leer ist -, dass sie Nadel im Sucher sehr heftig zuckt und hin und her schwingt, wenn ich die Belichtungszeit oder die Blende wechsle. Ich nehme an, das liegt daran, dass die Schleifkontakte in der Kamera mal gereinigt werden müssten, Die haben bestimmt einiges an Korrosion und Dreck angesammelt, was auch erklären würde, dass sie mal eine oder zwei Blenden zu wenig und mal genau richtig anzeigt, obwohl ich Kombinationen wähle, die eigentlich äquivalent sein sollten, von der EV her betrachtet zumindest. Ich werde die Kamera also vorerst (haupsächlich) mit einem externen Messer betreiben (oder Sunny Sixteen raten). Der Vorteil an diesen alten Kameras ist ja, dass sie voll mechanisch ablaufen und die Batterie eigentlich gar nicht benötigt wird, wenn man auf den Belichtungsmesser verzichten kann. Schade ist aber schon, denn zusätzlich zum Messer im Sucher hat diese Kamera auf dem Top Deck auch noch eine Nadel.
Allerdings hat externe Messung einen weiteren "Vorteil": Ich kann auch einfach meine mittlerweile recht große Sammlung moderner Nikkore verwenden, die keine Hasenohren haben. Wenn ich eh nicht durch die Kamera messe, muss die auch nicht wissen, welche Blende gerade eingestellt ist. Ansonsten gibt es im Netz ja mittlerweile 3D-Druck-Vorlagen für die Teile und selbst meine modernsten AF-D-Objektive haben Pilotbohrungen für die Schrauben, ich könnte sie also im Prinzip alle nachrüsten.
Aber eigentlich möchte ich eine so alte Kamera wegen des Retro-Feelings auch mit den passenden Objektiven betreiben, also vorerst mit dem Zoom, das dabei war. Da das allerdings wirklich nicht der große Wurf war, was Schärfe und Verzerrungen angeht, bin ich jetzt auf der Jagd nach einem schönen 50mm 1:2, aber die Dinger sind tatsächlich noch immer recht teuer. Vor allem solche, die auch an AI mounten, damit ich sie an modernen Kameras verwenden kann. Nebenbei habe ich auch ein Auge auf die verschiedenen 55mm Micro-Nikkore geworfen, die es gibt, also entweder die originalen 1:3,5 oder die neueren 1:2,8. Aber die sind noch teurer, beide. Vorerst also erst mal so.
Die Kamera selber kann nur manuelle Belichtungen. Als der Messer noch funktioniert hat, musste man also eine Blenden/Zeit-Kombination finden, bei der der kleine Zeiger im Sucher möglichst in der Mitte zur Ruhe kam. Die Messung war eine einfache Durchschnittsmessung über das gesamte Bild. Die Filmempfindlichkeit wird unten am Bajonett eingestellt, ebenso wird die Zeit - ungewöhnlich für Nikon - durch einen zusätzlichen Ring an der Kamera eingestellt, der einen kleinen "Hebel" hat, damit man den schneller findet. Da die Zeiten und die Blenden-Werte, die im Sucher angezeigt werden, bei wenig Licht nur schwer zu erkennen sind, ist das nicht ganz einfach. Dann muss man die Kamera "blind" bedienen, aber so war das damals halt: Man muss öfter mal das Auge vom Sucher nehmen, wenn man wissen will, was man eigentlich gerade eingestellt hat, während man in den Schatten hinein fotografiert. Kameras waren damals wohl nur für schönes Wetter gedacht.
Für die ganz schlimmen Objektive, etwa Fischaugen, die in das Body hinein ragen, gibt es eine Spiegel-Verriegelung, die verhindert, dass eben dieser an das Objektiiv anschlägt und dabei evtl. beschädigt wird. Dann ist allerdings auch nichts mehr mit Sucherbild und man muss raten, was man fotografiert. Ebenso ist die Belichtungsmessung dann natürlich nicht mehr möglich.
Die Kamera hat übrigens auch keinen Cold/Hot Shoe, einen Blitz (der bei dieser Kamera tatsächlich dabei war, ich hab ihn nur nicht auf den Bildern mit drauf) kann über die Sync-Anschlüsse an der Seite verwendet werden. Eine Montage-Platte, die man unten an die Kamera anschrauben kann, war auch mit dabei. Aber schon erstaunlich, dass es diese standardisierte (und sehr viel praktischere) Form des Blitzanschlusses damals noch nicht gab! Ich glaube, die FT2 hatte bereits einen Cold Shoe auf dem Prisma. Gut, die kam auch 10 Jahre später raus. Erstaunlich, dass diese Kamera praktisch unverändert so lange verkauft wurde, wobei die FT2/3/n jeweils ja auch nur kleinere Updates waren. Im Prinzip wurde dieses Kameraknozept 15 Jahre lang mehr oder weniger unverändert verkauft. Eine Ewigkeit, auch damals schon! Und auch die später folgenden EL-Versionen hatten nur mäßig viel Elektronik verbaut.
Fazit: Eine sehr hübsche Kamera und ein Stück Geschichte. Dieses Exemplar hat einiges mit gemacht - laut Vorbesitzer "durch die ganze Welt gereist" -, was man ihr ansieht. Aber das scheint sie gut weggesteckt zu haben. Bin auf Fotos gespannt.
Um diese Lücke zu schließen, habe ich mir eine Nikkormat FT angelacht, sozusagen als Weihnachtsgeschenk an mich selber. Diese frühe Nikkormat stammt aus genau dieser Zeit und wurde ab 1965 gebaut. Sie verfügt über einen originalen Nikon F Anschluss, benötigt also die so genannten Hasenohren zur Kupplung der Blende an den Body. Eine ziemliche Fummelei, wie ich feststellen konnte. Das System war echt noch nicht ausgereift, aber in einer Zeit, als die Miniaturisierung noch nicht so weit war, wahrscheinlich am leichtesten zu implementieren. Mit im Lieferumfang war ein (etwas neueres, ca. 1972) Zoom-Nikkor Auto 1:3.5 43-86mm, das laut Nikon selber angeblich (in der originalen Version) erste massenproduzierte Normalzoom der Welt. Andere Leute halten es für das schlechteste Nikkor, das jemals hergestellt wurde. Ein bisschen harsch, finde ich.
Aber zum Objektiv komme ich später. Hier soll es vorerst um die Kamera gehen. Dieses Exemplar, das ich günstig erworben habe, sieht in der Tat schon ein bisschen mitgenommen und viel benutzt aus. Es hat Dellen und Abschürfungen, Kratzer auf den Verschlussvorhangslamellen, aber mechanisch scheint alles zu funktionieren. Die Zeiten (B, 1s-1/1000s) laufen nach Gehör wie erwartet und sogar die Lichtdichtungen scheinen noch OK zu sein, was ich aber demnächst mal genauer untersuchen werde. (Filmgetestet ist sie zum Zeitpunkt, da ich dies schreibe, noch nicht. EDIT: ...auch wenn der Film mittlerweile belichtet da rum liegt und auf die Entwicklung wartet.)
Leider scheint der interne TTL-Messer (Cadmium-Sulfid) nicht mehr so richtig zu reagieren, obwohl die quecksilberhaltige PX625, die im Batteriefach lag, tatsächlich noch fast die Nennspannung von 1,35 Volt anzeigt. Das ist die erste Batterie von diesem Typ, die ich in einer Kamera finde, die tatsächlich noch Spannung hat. Erstaunlich, die Teile werden schließlich seit Jahrzehnten nicht mehr hergestellt. Das Problem ist - nachdem ich raus gekriegt habe, dass man den Spannhebel etwas raus stehen lassen muss, weil das Messer überhaupt erst anschaltet; wahrscheinlich der Grund, weshalb die Batterie noch nicht ganz leer ist -, dass sie Nadel im Sucher sehr heftig zuckt und hin und her schwingt, wenn ich die Belichtungszeit oder die Blende wechsle. Ich nehme an, das liegt daran, dass die Schleifkontakte in der Kamera mal gereinigt werden müssten, Die haben bestimmt einiges an Korrosion und Dreck angesammelt, was auch erklären würde, dass sie mal eine oder zwei Blenden zu wenig und mal genau richtig anzeigt, obwohl ich Kombinationen wähle, die eigentlich äquivalent sein sollten, von der EV her betrachtet zumindest. Ich werde die Kamera also vorerst (haupsächlich) mit einem externen Messer betreiben (oder Sunny Sixteen raten). Der Vorteil an diesen alten Kameras ist ja, dass sie voll mechanisch ablaufen und die Batterie eigentlich gar nicht benötigt wird, wenn man auf den Belichtungsmesser verzichten kann. Schade ist aber schon, denn zusätzlich zum Messer im Sucher hat diese Kamera auf dem Top Deck auch noch eine Nadel.
Allerdings hat externe Messung einen weiteren "Vorteil": Ich kann auch einfach meine mittlerweile recht große Sammlung moderner Nikkore verwenden, die keine Hasenohren haben. Wenn ich eh nicht durch die Kamera messe, muss die auch nicht wissen, welche Blende gerade eingestellt ist. Ansonsten gibt es im Netz ja mittlerweile 3D-Druck-Vorlagen für die Teile und selbst meine modernsten AF-D-Objektive haben Pilotbohrungen für die Schrauben, ich könnte sie also im Prinzip alle nachrüsten.
Aber eigentlich möchte ich eine so alte Kamera wegen des Retro-Feelings auch mit den passenden Objektiven betreiben, also vorerst mit dem Zoom, das dabei war. Da das allerdings wirklich nicht der große Wurf war, was Schärfe und Verzerrungen angeht, bin ich jetzt auf der Jagd nach einem schönen 50mm 1:2, aber die Dinger sind tatsächlich noch immer recht teuer. Vor allem solche, die auch an AI mounten, damit ich sie an modernen Kameras verwenden kann. Nebenbei habe ich auch ein Auge auf die verschiedenen 55mm Micro-Nikkore geworfen, die es gibt, also entweder die originalen 1:3,5 oder die neueren 1:2,8. Aber die sind noch teurer, beide. Vorerst also erst mal so.
Die Kamera selber kann nur manuelle Belichtungen. Als der Messer noch funktioniert hat, musste man also eine Blenden/Zeit-Kombination finden, bei der der kleine Zeiger im Sucher möglichst in der Mitte zur Ruhe kam. Die Messung war eine einfache Durchschnittsmessung über das gesamte Bild. Die Filmempfindlichkeit wird unten am Bajonett eingestellt, ebenso wird die Zeit - ungewöhnlich für Nikon - durch einen zusätzlichen Ring an der Kamera eingestellt, der einen kleinen "Hebel" hat, damit man den schneller findet. Da die Zeiten und die Blenden-Werte, die im Sucher angezeigt werden, bei wenig Licht nur schwer zu erkennen sind, ist das nicht ganz einfach. Dann muss man die Kamera "blind" bedienen, aber so war das damals halt: Man muss öfter mal das Auge vom Sucher nehmen, wenn man wissen will, was man eigentlich gerade eingestellt hat, während man in den Schatten hinein fotografiert. Kameras waren damals wohl nur für schönes Wetter gedacht.
Für die ganz schlimmen Objektive, etwa Fischaugen, die in das Body hinein ragen, gibt es eine Spiegel-Verriegelung, die verhindert, dass eben dieser an das Objektiiv anschlägt und dabei evtl. beschädigt wird. Dann ist allerdings auch nichts mehr mit Sucherbild und man muss raten, was man fotografiert. Ebenso ist die Belichtungsmessung dann natürlich nicht mehr möglich.
Die Kamera hat übrigens auch keinen Cold/Hot Shoe, einen Blitz (der bei dieser Kamera tatsächlich dabei war, ich hab ihn nur nicht auf den Bildern mit drauf) kann über die Sync-Anschlüsse an der Seite verwendet werden. Eine Montage-Platte, die man unten an die Kamera anschrauben kann, war auch mit dabei. Aber schon erstaunlich, dass es diese standardisierte (und sehr viel praktischere) Form des Blitzanschlusses damals noch nicht gab! Ich glaube, die FT2 hatte bereits einen Cold Shoe auf dem Prisma. Gut, die kam auch 10 Jahre später raus. Erstaunlich, dass diese Kamera praktisch unverändert so lange verkauft wurde, wobei die FT2/3/n jeweils ja auch nur kleinere Updates waren. Im Prinzip wurde dieses Kameraknozept 15 Jahre lang mehr oder weniger unverändert verkauft. Eine Ewigkeit, auch damals schon! Und auch die später folgenden EL-Versionen hatten nur mäßig viel Elektronik verbaut.
Fazit: Eine sehr hübsche Kamera und ein Stück Geschichte. Dieses Exemplar hat einiges mit gemacht - laut Vorbesitzer "durch die ganze Welt gereist" -, was man ihr ansieht. Aber das scheint sie gut weggesteckt zu haben. Bin auf Fotos gespannt.