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Minolta XD7 mit Minolta MD W. Rokkor 28mm 1:2.8

Heute möchte ich eine Kamera vorstellen, die fast so alt ist wie ich. Und vorweg: Nein, ich habe nicht schon wieder sinnlos Geld ausgegeben. Also, zumindest noch nicht. zZt betrachte ich dieses Schmuckstück als Leihgabe. Sie stammt von C's Nachbarin, von der ich auch schon die Zeiss Ikon Nettar II bekommen hatte.

Aber bevor ich mich weiter im Vorgeplänkel verrenne, es geht um eine sehr schön erhaltene Minolta XD7. Die wurde seit ca. 1977 gebaut und ich habe den Eindruck, eine relativ alte Version davon vor mir zu haben. (Da gab es wohl ständige Weiterentwicklungen, ich habe noch nicht genau durchgeblickt, welche Hebel und Farben auf welches Baujahr hindeuten. Falls ich die tatsächlich behalte, werde ich das aber sicher nachholen, denn schließlich bin ich ja neugierig auf die Geschichte, die hinter meinen gesammelten Kameras steckt. ;-))


Zusammen mit der Kamera kam bei mir eigentlich das ganze Paket an: Alles was man braucht, in zwei kompakten Foto-Taschen. Da ist zum einen die Kamera selber, die scheinbar standardmäßig mit einem sehr schönen Wide Rokkor 28mm 1:2.8 als Standard-Objektiv ausgestattet ist. (Das einzige, was mir persönlich fehlt, ist nämlich die übliche 50er-Brennweite. Aber ich habe ja auch noch ein 55/1.7, das auch total geile Fotos macht. Das würde gut zu dieser Kamera passen, auch wenn es "nur" ein MC ist, kein MD. Wenn ich mich recht erinnere, brauchte man MD nur für den echten Programm-Modus, der erst später in Minoltas Einzug hielt. Oder doch auch für S?) Dazu gab es noch ein Tele und ein Zoom, die ich aber beide ein anderes Mal vorstellen möchte. Sonst wird mir der Artikel hier zu lang.

Die Kombination aus XD7 und 28mm gestaltet sich eigentlich ganz gut. Ist vielleicht für manche Anwendungen ein bisschen sehr weit, aber ich kommen ganz gut damit zurecht. Man muss halt nah an seine Motive ran gehen. Zudem ist es - wie die Kamera selber - in bestem Erhaltungszustand: Blenden- und Fokus-Ring laufen butterweich, vielleicht sogar fast ein bisschen zu schnell, da muss man beim Einstellen schon echt aufpassen. Soweit ich das im Sucher sehen konnte, als ich heute einen ganzen Film auf einmal verschossen habe *pfeif*, ist das Bokeh aber zumindest im Nahbereich sehr schön. Mal sehen, wie die Fotos geworden sind, die trocknen gerade unter der Dusche.


Die Kamera schnurrt auch wie ein junges Kätzchen. Naja, eigentlich nicht: Die ist erschreckend leise. Spiegel und Verschluss manchen nur den leisesten Schnapp, den ich seit der Olympus gehört habe. Darüber hinaus scheinen alle Funktionen, derer da einige wären, einwandfrei zu laufen. Besonders erwähnenswert finde ich persönlich ja immer das Vorhandensein eines Abbelndknopfes, damit man die Tiefe vor dem Auslösen überprüfen kann. Daneben bietet die Kamera aber auch ein echtes Novum: Sie war damals wohl die aller-aller-erste, die beide Modi konnte, als sowohl Zeit- als auch Blenden-Automatik. Damit sollte eigentlich jeder zufrieden sein. (Ich gucke hier gerade in die Canon-Ecke! :-D)

OK, mit voreingestellter Zeit - stelle ich gerade fest - habe ich heute kein einziges der 38 Bilder gemacht, die da gerade in der Dusche baumeln... Aber ich könnte einsehen, dass das irgendwie Sinn macht: Stellt man fest auf 1/125s und hat Sunny Sixteen, oder was eben gerade passt, und man muss sich um nichts kümmern. Ist sowas ähnliches wie ein Programm-Modus. Aprops, den gibt es nicht, aber ein Programm-Modus ist ja eh sowas, was ich eher selten verwende, deshalb auch nicht vermisse, und grundsätzlich auch eher der Meinung bin, dass man den auch gar nicht braucht. ;-)

Was kann sie noch? Im Sucher wird über einen kleinen Spiegel die eingestellte Blende am Objektiv sichtbar, dazu gibt es eine LED-Anzeige am rechten Rand. Diese gibt im M- und A-Modus die verwendete Zeit an, im S-Modus die verwendete Blende. Dafür wird extra die Skala getauscht. Cool. (Bei S wird die vorgewählte Zeit zusätzlich auch unten im Sucher eingeblendet, sodass man das Auge nicht vom Motiv nehmen muss.) Außerdem gibt es die übliche Bulb-"Zeit" sowie eine mechanisch auslösende Notfall-Zeit, die mit einem kleinen Kreis (oder O?) markiert ist (1/100s). Den Modus kann man wohl auch für Blitzbetrieb benutzen, wenn ich die Betriebsanleitung, die man an der üblichen Stelle im Netz findet, richtig verstehe. Man muss allerdings nach der Amerikanischen Bezeichnung XD11 suchen; die Namensgebung bei Minolta habe ich nie verstanden. Eigentlich ist dafür das X auf dem Zeitenrad gedacht. Aber das ist wohl elektronisch gesteuert.


Daneben gibt es auf der anderen Seite - am Kurbelknopf - auch noch einen Hebel für +2 bis -2 EV Belichtungskorrektur. Am selben Knopf kann man auch drehen - wenn man zugleich die kleine Entriegelung daneben drückt - und damit die ISO-Werte des eingelegten Films bestimmen. Die Belichtungsmessung scheint einigermaßen mittenbetont zu sein, ich nehme an, die üblichen 60/40. Die Bilder sehen jedenfalls alle gut aus, die Negative sind sehr kräftig raus gekommen. Ansonsten muss ich mal schauen, es scheint ein winziges Lichtleck zu geben, das sich aber beim ersten Anschauen der Negative nur an einer einzigen Stelle ausgewirkt hat. Ob ich da mal wieder in der gleißenden Helligkeit - der 10. Oktober 2023 geht als offizieller Sommertag mit verbreitet über 25°C in die Geschichtsbücher ein - das Objektiv gewechselt und die Kamera zu sehr in die Sonne gehalten habe, oder ob ich vielleicht doch eine leicht undichte Rückwand habe, muss ich mal sehen, wenn die Bilder alle gescannt sind.

Hab ich noch was vergessen? Ach ja, wenn man die Filmtransport-Rolle aushakt, kann man auch Doppel- und Mehrfachbelichtungen machen. Und in einem kleinen Fenster oberhalb der Rückwand wandert beim Filmtransport ein kleiner oranger Streifen nach links (beim Fotografieren) bzw. rechts (beim Zurückspulen). Letzteres ist ganz praktisch, wenn man den Film nicht ganz in die Dose zurück spulen will. Wobei der Test-Foma heute mit einem satten Klonk ausgehakt hat und ich auch so wusste, dass ich das Ende erreicht habe. ;-) Und in die andere Richtung macht das auch Sinn, so sieht man auf einen Blick, wie weit der Film schon durch ist, bzw. dass er sich überhaupt bewegt und richtig eingefädelt ist. Es kommt ja gerne mal vor, dass der Film sich in der Patrone so weit gelockert hat, dass die ersten paar Fotos lang die Kurbel nicht mit rotiert. Und als letztes kleines Detail gibt es eine eingebaute Okularabdeckung, die man mit dem kleinen Hebelchen daneben hoch fahren kann. Dann fällt bei Aufnahmen mit Selbstauslöser auch kein Licht von hinten auf den Sensor und die Messung wird nicht verfälscht.


Betrieben wird der elektronische Verschluss und die Lichtmessung übrigens mit den üblichen beiden LR44. Wenn man zu viel Geld hat, gehen natürlich auch die SR44. ;-) Großer Vorteil: Die bekommt man auch heute noch überall. Auf der Rückseite kann man auch noch, wie früher gerne gemacht, den abgerissenen Papp-Flügel von der Filmpackung einstecken, damit man a) weiß, dass die Kamera geladen ist, und b) welchen Film man drin hat. In dem kleinen Einschub ist auch eine ISO-zu-ASA-Tabelle aufgedruckt, was früher durchaus praktisch gewesen sein kann.

Der Split-Image-Sucher ist horizontal, was mir persönlich nicht ganz so gut gefällt. Ich habe den gerne in einem 45°-Winkel. Ist aber wahrscheinlich eine persönliche Vorliebe. Der Mikroprismen-Ring drumherum ist ganz OK, könnte aber kontrastreicher sein - aber vielleicht bin ich auch nur aus der Übung, ich habe in letzter Zeit viel mit AF-Kameras gemacht. Gut gefällt mir der Sucher ansonsten, denn er ist sehr hell und scharf. Und der kleine Kratzer auf der Spiegel fällt auch gar nicht auf. Tja, ist halt nicht neu.

In den Bildern da oben sehen wir die Kamera übrigens auch noch mit dem Blitz X200. Dazu schreibe ich evtl. auch noch was - wenn ich ihn wieder ans Laufen bekommen sollte. Der war nämlich so verklebt mit ausgelaufenen Batterien, dass ich trotz der vorsorglichen Essigbehandlung, die die schlimmsten Verkrustungen entfernt hat, eine Ecke aus dem Plastik raus gebrochen habe, als ich die Tür öffnen wollte. Die Batterien sahen aber auch echt schlimm aus. Dass da überhaupt noch was drin war...

Fazit: Eine ziemlich geile Kamera. Mit allen Bells & Whistles, die man am Ende der 1970er für Geld kaufen konnte. Mit den drei Objektiven dabei auch ein ziemlich komplettes Paket, mit dem ich heute sehr gerne Fotos gemacht habe. Am Ende habe ich kaum mit bekommen, dass der Film schon fast voll war, als wir uns wieder ins Auto gesetzt haben.

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