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Agfa Isolette

Zwischen den Objektiven, die F mir beim September-Trekdinner in die Hand gedrückt hatte, war auch diese Agfa Isolette. Die ist so alt, dass das eine mit diesem altmodischen I auf der Klappe ist, hinter der sich Balgen, Verschluss und Objektiv verstecken, eines, das eher wie ein J aussieht. Huch, davon habe ich ja gar kein Foto gemacht. Nee, heute ist schlechtes Wetter, ich schlepp die Kamera jetzt nicht in den Regen für ein einziges Foto! Vertraut mir einfach, dass der Schriftzug eher aussieht wie "Agfa Jsolette".

Alleine diese Tatsache ist ein Hinweis für mich, dass es sich um ein etwas älteres Modell handeln muss, also wahrscheinlich noch aus den 1950ern. Sie könnte theoretisch sogar noch aus den '40ern sein, die Kamera wurde in verschiedenen Versionen ab 1937 gebaut. Aber sie sieht mir doch zu gut erhalten aus dafür; ich fürchte, die Kriegswirren hätte sie nicht so gut überstanden. Obwohl die Bilder, die ich beim camera-wiki.org finde, dazu passen würden. Hmm... Jetzt bin ich verwirrt, ist die denn wirklich so alt? Das als J gestylte I würde schon in die Zeit passen...


Mindestens genau so wichtig ist aber das, was diese Kamera kann. Es handelt sich um eine mehr oder weniger weit verbreitete Abwandlung der typischen Mittelformat-120-Film-Kamera dieser Zeit (egal ob jetzt 1940er oder '50er). Ein drei-linisiges 85mm-Objektiv passt da gut zu, gibt es doch auf 6x6 Negativen ungefähr den normalen Blickwinkel, den man im Kleinbildbereich mit 50mm bekäme. Allerdings hat diese Kamera einen kleinen Trick auf Lager: Wenn man sie öffnet, kann mal eine Maske in Form von zwei Metallplatten ausklappen, die dann über dem Filmausschnitt zu liegen kommen. Dann muss man noch einen kleinen Hebel an der Rückseite umlegen und schon kann man 4.5x6 Negative auf 120 Film brennen. Faszinierend, und somit ist dies auch die erste Kamera in meinem Besitz, die dieses interessante Format beherrscht. Immerhin bekommt man so wahnsinnige 16 Bilder auf einen Film statt der üblichen 12. Yay!

Das Objektiv ist mit f/4.5 relativ Lichtstark für seine Zeit - es ist nicht unüblich, dass man an diesen Balgen-Klappkameras welche mit f/6.3, f/8 oder gar f/11 findet. Gut, letzteres ist dann nicht mehr ganz so häufig, kommt aber vor. Für Bilder im Sonnenschein auf normal empfindlichem Filmmaterial (ISO 100) sollte es allemal reichen. Da kann man auch schon mal in den Schatten fotografieren und bekommt noch immer ein Bild raus.


Der Verschluss ist auch recht flott unterwegs, kann er doch mit 1/300s Sekunde in der maximalen Geschwindigkeitsstufe auslösen. Darunter gibt es dann die üblichen 1/100s, 1/50s, 1/50s... usw bis hinunter zu 1s. B und T stehen ebenfalls zur Verfügung. Erstaunlich ist, dass alle Zeiten zumindest einigermaßen korrekt klingen. Die ganz langsamen scheinen mir etwa doppelt so lang den Verschluss zu öffnen, also im Extremstfall macht sie ca 2s bei 1s. Aber diese Zeiten braucht man im Allgemeinen ja eh nicht. Früher, als Filme noch weniger empfindlich waren, da hatte man vielleicht ein Stativ dabei und hat entsprechend lange Zeiten verwenden können, aber heutzutage sollte man aus der Hand geschossen eh nicht unter 1/50s gehen. Und da muss es dann doch schon recht dunkel draußen sein.

Leider hat dieser hier hin und wieder - so alle 10 bis 20 Auslösungen eine leichte Ladehemmung, die Lamellen schließen dann nicht mehr ganz. Dem Alter entsprechend halt. Ich nehme an, da müsste mal ein Tropden passendes Feinmechanik-Öl in das Uhrwerk des Verschluss' getropft werden, oder wahrscheinlich eher sogar mal die entsprechende Feder erneuert werden. Alles in allem kann ich aber nicht meckern, was den Zustand dieses mindestens 70 Jahre alten Gerätes angeht. Da sieht man, dass Dinge früher noch auf Dauerhaftigkeit ausgelegt waren. (Sollte wahrscheinlich auch 1000 Jahre halten, was bei der Kamera offenbar - und glücklicherweise - besser funktioniert hat als beim politischen System der 1930/40er, als dieses Teil entworfen wurde.)


Ansonsten ist da ein fetter Fingerabdruck innen und außen auf der Frontlinse und auf der inneren im Gehäuse ist Schmier. Keine Pilze allerdings, soweit ich das sehen kann. Und irgendwer hat die Fokuslinse zu weit rein geschraubt, die ist richtig fest gefressen. Da muss ich mal schauen, was ich da machen kann. Ansonsten scheint das Teil mehr oder weniger einsatzbereit zu sein und ich bin gespannt, ob ich damit tatsächlich 4,5x6-Bilder machen kann. Das werde ich demnächst dann mal testen.

Fazit: Ein interessantes Stück Zeit- und Fotografiegeschichte. Das ist so die Kamera, die meine Großeltern hatten, als sie Kinderfotos gemacht haben, um sie an die Front zu schicken. Sollte man auch nicht genauer drüber nachdenken... Insgesamt erstaunlich, wie gut die die Jahrzehnte überstanden hat!

Minolta Dynax 300xi mit AF Zoom 35-70mm 1:3.5(22)-4.5

Was ich schon lange machen wollte, jetzt tue ich es endlich: Ich möchte heute ein altes Erbstück vorstellen, nämlich diese Minolta Dynax 300xi mit dem dazugehörigen Kit-Objektiv, einem Minolta AF Zoom 35-70mm 1:3.5(22)-4.5. Keine Angst, die gehört nicht mir, die gehört eigentlich... ja, wem eigentlich? Der Erbengemeinschaft. Dies war nämlich die letzte Kamera, die mein Schwiegervater regelmäßig verwendet hat, wenn er damit seine Retro-Züge und Dampfloks fotografiert hat. Und auch auf dem ein oder anderen Urlaub war sie wohl dabei. Dementsprechend sieht sie auch gut benutzt aus und müsste mal ein bissche sauber gemacht werden. Aber ich habe mir gedacht, ich lasse in diesen Beauty Shots die Patina mal dran, denn sie beweist, dass auch solche relativ simpel gehaltenen Amateur-Kameras durchaus viel benutzt worden sind.

Ich hoffe, dass sie auch noch funktioniert; ich wollte sie demnächst mal mit Film testen und die Aufnahmespule macht schon recht laute Geräusche beim Vorspulen. (Spoiler: Ich habe, sie geht, siehe Video am Ende des Eintrags.) Aber vielleicht gehört das ja so, schließlich ist das Teil praktisch komplett aus Plastik. Von daher bin ich schon erstaunt, dass sie noch so gut erhalten ist. Wie gesagt, sie ist wirklich viel benutzt worden. Der ganze Keller liegt voller Dias! ;-)


Dann wollen wir mal schauen, was kann sie denn so? Tja, eigentlich alles, aber auch irgendwie nur eine einzige Sache: In absoluter Vollautomatik Fotos auf Film brennen. Diese Kamera gehört zu einer Klasse, ich ich im allgemeinen komplett links liegen lasse, bietet sie doch praktisch keinerlei Eingriffsmöglichkeiten in fir Funktion. Ja, OK, sie beherrscht diverse Motiv-Programme (P, Portrait, Landschaft, Makro, Sport und Nachtaufnahme), aber eben nichts anderes. Keine Blendenaumatik, keine Zeitautomatik, von einem manuellen Modus mal ganz abgesehen. Das geht so weit, dass Minolta sich sogar das LCD-Display im Sucher gespart hat, sodass man nicht mal weiß, welche Zeit/Blende denn gerade verwendet werden. Einzig eine LED für die Anzeige des Autofokus ist vorhanden, eine Anzeige für den Blitz (den man zum Glück manuell abschalten kann) und ein paar andere Sachen wie Selbsauslöser und sowas. Nichts, was ich je brauchen würde. Umgekehrt sind aber eben auch die Anzeigen, die ich dringend bräuchte, nicht vorhanden.

Womit dann auch die Zielgruppe ziemlich genau feststehen würde: Der absolute Einsteiger oder Amateur, der sich um nichts anderes kümmern will als die Bildkomposition, sich aber keinen Knipsomaten kaufen will, weil die Hoffung besteht, dass die großen Wechselobjektive nicht nur eine bessere Qualität aufweisen, sondern auch eine gewisse Flexibilität mit bringen: Man kann sie eben tauschen! Dieser Eindruck wird dadurch verstärkt, dass die Kamera auch den neusten heißen Scheiß unterstützt, und zwar nur diesen: DX kodierte Filme. Und nichts anderes. Legt man einen Film ohne Kodierung ein, bekommt man als Default ISO 100. Na, OK. Werde ich wohl mal einen Foma 100 da durch jagen und hoffen, dass es ein wirklich sonniger Tag ist!


Denn: Das Kit-Objektiv ist ebenso spartanisch wie die Kamera. Mit einem Bereich von 35-70mm deckt es zwar gerade so den Normal-Bereich zwischen dem Ansatz zum Weitwinkel und dem Ansatz zum Portrait-Tele ab, aber so richtig Spaß macht ein 2x Zoom mit einer Lichtstärke um die f/4 nun auch nicht. Ich bin gespannt, ob es dieses Manko mit schönen scharfen Bildern kompensieren kann. Die alten Dias, die der Schwiegervater damit gemacht hat, sehen jedenfalls durchweg OK aus. Es kann also zumindest das, was es kann, ganz gut. Aber probieren geht über studieren, sodass ich da auf meine eigenen Erfahrungen gespannt bin. Das viele Plastik, insbesondere am Bajonettanschluss, macht mich allerdings stutzig. Hier wurde offenbar sehr auf Sparmodus gefahren.

Ich gebe zu, das alles ist wieder Meckern auf hohem Niveau. Alles ist besser als gar keine Kamera und - wie gesagt - daran, wie viel dieses Exemplar verwendet wurde, kann man ablesen, dass es seine Dienste gut verrichtet haben muss. Es ist nun aber eben leider nicht unbedingt die Technik aus den frühen 1990ern, die ich suchen würde, wenn ich eine Retro-Kamera verwenden möchte. Aber Leute, die den Unterschied zwischen f/4 und f/11 eh nicht kennen, wird das nicht stören, sondern mit den Motiv-Programmen durchaus glücklich werden können.


Mein einziges Beef, was ich damit habe, ist die Tatsache, dass man eben auch dann nicht manuell eingreifen kann, wenn man irgendwann mal die Basics der Komposition gemeistert hat und Lust auf mehr hat. Dann muss nämlich leider ein neues Body her, das mehr kann. Die Lernkurve wird also künstlich nach oben beschnitten. Da finde ich die Nikons dieser Art aus dieser Zeit besser, etwa die F50. Die hat auch diverse Motoiv-Programme, bietet aber auch Zeit-, Blenden- und manuellen Modus.

Ansonsten habe ich nur kleinere Probleme mit dem Teil: Der An/Aus-Schalter ist links, das verwirrt mich total. Außerdem setzt sie sich immer in den P-Modus mit Auto-Blitz zurück, wenn man sie aus und dann wieder an schaltet - nervig, weil man nur im Display oben an der Kamera sehen kann, welchen Modus man gewählt hat, nicht aber im Sucher. Immerhin warnt sie, wenn sie den Blitz verwenden will, sodass man dann noch eingreifen kann. Aber: Immer erst Programm wählen, dann durch gucken und auslösen. Das Plastikbajonett knarzt schon recht heftig, wenn ich das dicke Telezoom da dran schraube. Der Zahn der Zeit war da nicht gnädig. Noch geht es, aber ich sehe da Probleme.


Fazit: Ein Teil aus einer interessanten Zeit, als es eben noch keine Handys gab, die dieses Marktsegment im Prinzip komplett aufgefressen haben. Einfach hau drauf und wird schon werden. Aber mit dem Kniff, dass man auch gute Objektive verwenden kann und nicht auf fragwürdige Kompaktkamera-Komponenten angewiesen ist. Mir persönlich zu rudimentär und zu viel Plastik, aber haltbar scheint sie ja gewesen zu sein!

Minolta 7xi

Es wird langsam mal wieder Zeit, ein paar der Artikel abzuarbeiten, die ich auf die lange Bank geschoben hatte, weil ich gehofft hatte, die zu beschreibenden Kameras doch noch ans Laufen zu bekommen. Doch bei dieser Minolta 7xi, die ich vor fast zwei Monaten vom Flohmarkt in den Rheinauen mit nach Hause genommen hatte, habe ich leider bisher keinen Erfolg gehabt. Nach wie vor zeigt sie beim Anschalten nur ein HELP im Display an, nachdem der Motor einmal die Aufnahmespule durchgedreht hat, und dann geht gar nichts. Ich nehme also an, dass hier tatsächlich ein mechanischer Defekt vorliegt. Oder die Elektronik spinnt, das kann natürlich auch immer sein.

Das heißt also leider, das alles, was ich über diese Kamera zu sagen habe, mehr oder weniger aus zweiter Hand kommt. Das ist schade, denn das Teil ist durchaus interessant. Es stammt aus der Zeit, als Minolta spaßige Sachen gemacht hat, zB diesen Slot für zusätzliche Programme auf Karte. Ich habe keine Ahnung wofür man das brauchen würde, aber es klingt spannend! :-D


Und an sich sieht die Kamera für ihr Alter auch gar nicht so schlecht aus. Der Griff ist kaum angegammelt, da habe ich schon weit schlimmere Minoltas aus dieser Zeit gesehen. Das klassische Design der frühen 1990er passt hervorragend zu den Objektiven dieser Zeit und spricht mich irgendwie auch an - ich bin halt mit Fotografie zum ersten Mal ernsthaft in Berührung gekommen, da war ich so um die 15. (In den Bildern habe ich jetzt gar keine Linse drauf geschraubt gehabt, was vielleicht ein Fehler war. Die Kamera sieht so alleine ein bisschen nackt aus.)

Neben dem Schnick-Schnack mit dem Karten-Slot handelt es sich ansonsten um eine semi-professionelle Spiegelreflex, die aus diesem Grund auch so ziemlich alles kann, was das Herz auch heute noch begehren könnte: Schnelle Verschlusszeiten bis 1/8000s sind normalerweise dem Profibereich vorbehalten, auch eine Blitz-Synchro-Zeit von 1/200s ist sehr schnell. Der Belichtungsmesser kann Punktmessung oder Durschschittsmessung über 14 Segmente. Das klingt in der heutigen Zeit, in der praktisch live über das gesamte Bild gemessen werden kann, schon fast lachhaft wenig, ist aber damals schon eigentlich Overkill gewesen. Neben DX-fodierten Filmen kann man die Empfindlichkeit natürlich auch manuell einstellen - wie gesagt, es handelt sich um mindestens eine Semi-Profi-Kamera.


Leider kann ich halt nur nichts dazu sagen, wie sie zB mit dem Autofokus umgeht. Das verbaute System klingt zumindest auf dem Papier gut: Vier-Zeilen-Sensor und Hilfslicht. Ich gehe davon aus, dass der Autofokus genau so problemlos funktioniert, wie er es bei allen anderen Minoltas dieser Zeit, die ich kenne, auch tut, evtl. sogar besser. Wie gesagt: Semi-Profi. Da erwarte ich schon was mehr.

Was ich nicht so schön finde: Man muss sie mit teuren 2CR5-Batterien füttern. Die Dinger sind im Laden teurer als die Kamera bei eBay. Gut, die halten auch einige Filme durch, aber. Zudem kriegt man die heute nicht mehr überall, da ja eigentlich alle elektronischen Geräte der letzten 20 Jahre einen Lithium-Akku verbaut haben. (Ich bin ja schon froh, wenn ich noch normale AAs im Laden finde.)


Und sie ist nicht ganz leicht. Mit einem dieser hübschen Zooms drauf wiegt die Kamera durchaus jenseits von einem Kilo. Ansonsten scheint mir die Handhabung ganz OK zu sein, solange man nicht an die hinter der Klappe, die hinten im Griff versteckt ist, verborgenen Funktionen wie Serienbild, Selbstauslöser, Blitzmodus etc will. Das Top-Deck ist entsprechend aufgeräumt und außer dem Auslöser findet sich hier nur ein elektronisches Drehrad (ich nehme an für Blende/Zeit in den Modi Zeit- oder Blendenpriorität; hinten ist ein zweites Drehrad, das wahrscheinlich für den manuellen Modus da ist?) und der An-Aus-Schalter nebst einer Taste zum wählen des Programms. Rechts ist noch eine "Card"-Taste, die wohl das auf der eingelegten Karte gespeicherte Programm aufruft.

Insgesamt liegt sie ganz gut in der Hand - ist aber definitiv nichts für kleine Finger! Ich kann mir aber vorstellen, dass die Ergonomie trotz des hohen Gewichts gar nicht so schlecht ist. Vor allem mit einem der etwas schwereren Vollmetalltubus-Objektive der damaligen Zeit. Ich sehe jetzt keine Abblendtaste, aber ich gehe schwer davon aus, dass diese Kamera das irgendwo versteckt auch kann. (Die Taste neben dem Rad kommt mir da wieder in den Sinn? Ich les gleich noch mal ein wenig in der Anleitung! ;-))

Mein leider unvollständiges Fazit: Für den Preis, den man heutzutage auf dem Gebrauchtmarkt zahlen muss, bekommt man eine sehr gut ausgestattete Kamera in Minolta-Qualität. Ich würde echt gerne ein paar Fotos damit schießen, kann es aber leider nicht! :-/

PS: Die Taste neben dem Drehrad ist mit "Motiv-Übersichtsfunktion" beschriftet. Was bitte ist das? Und eine Suche über die gesamte Anleitung findet nichts zum Thema Abblenden oder Schärfevorschau? Enttäuschend. Der Zusammenhang zwischen Blende und Schärfentiefe wird zwar ausführlich erklärt, aber es scheint keine Taste für eine Vorschau zu geben...

PPS: Ich scheine mich in letzter Zeit viel mit Minoltas rum zu schlagen! ;-)

Minolta 5000 AF

Puh, ich komm nicht mehr hinterher, in meinem Blog-Backend stauen sich die Artikel, die ich bereits vorbereitet, aber noch nicht abgeschickt habe! Und es kommen täglich neue dazu! Deswegen wird es langsam mal Zeit, endlich die Minolta 5000 AF vorzustellen, eine der drei Kameras, die ich vor einer Woche, oder waren es jetzt schon zwei, vom Flohmarkt in den Rheinauen in Bonn mitgenommen habe. Auf den Fotos, die ich hier im Netz verwende, habe ich bereits das gute Minolta AF 50mm 1:1.7 darauf montiert, mit dem ich die Kamera auch bereits ausgiebig getestet und den Film gestern morgen entwickelt habe. Die Vorschau darauf kommt also auch schon direkt morgen, so ich denn nicht schon wieder was Aktuelleres dazwischen schieben muss. Wie gesagt, ich bin gerade ein bisschen im Stress mit den über diesen Sommer auf Halde produzierten Artikeln, die sich da unveröffentlicht im Blog und in meinem Hinterkopf herum lümmeln!

Aber zur Kamera: Auch diese ist ein bisschen verkratzt und dem Alter entsprechend ist auch das Gummi der Daumenablage auf der Rückseite aufgequollen und der Klebstoff darunter hat sich in ...irgendwas verwandelt, was nach Schmodder aussieht. Zudem ist der Griff auch ein bisschen abgenutzt und hat diesen leicht weißlichen Schimmer von misshandeltem Gummi. Aber nach einer Grundreinigung mit Fensterklar sieht das gute Stück wieder ganz brauchbar aus, finde ich. Vor allem, nachdem ich die Fliegen-Kaka da runter gewischt habe, das konnte man ja nicht anfassen. Gut gelagert war die Kamera die letzte Zeit, bevor ich sie jetzt aus ihrem Schicksal erlöst habe, scheinbar nicht.


Wieso habe ich von den vielen verschiedenen Stücken, die ich hier zur Auswahl hatte, nun ausgerechnet diese mitgenommen? Zum einen einfach aus einem Bauchgefühl heraus. Ich habe vorher extra nicht ins Internet geschaut, um mir die Spezifikationen anzuschauen, sondern bin einfach rein nach dem Aussehen vorgegangen. Da fällt zum einen diese kleine Klappe oben auf dem Top Deck auf, unter der sich unter Anderem der Knopf für den manuellen Modus befindet. Das finde ich schon mal interessant, dass Minolta der Meinung war, den vor dem Endanwender verstecken zu müssen. Aber immerhin hat die Kamera also einen manuellen Modus, den ich - Spoiler - auch des Öfteren verwendet habe, während ich sie getestet habe.

Zum Anderen schreit das ganze Design der Kamera ja nach den späten 1980ern - tatsächlich ist sie wohl im Jahr 1986 erschienen. Das ist für die Fotografie eine interessante Zeit, denn damals kamen die ersten SLRs mit Autofokus-Systemen auf den Markt und jeder Hersteller hat da ja bekanntlich sein eigenes Süppchen gekocht. Bei Minolta war es der A-Mount, der sich später bis zu den Sony Alpha Kameras weiter vererbt hat. Also irgendwie schon geschichtsträchtig, dass ich hier sozusagen den Urgroßvater einer Alpha in der Hand halte. (Hätte übrigens gerne eine Alpha 7, muss auch keine moderne sein; wer mich also sponsorn will, gerne! ;-))

Als ich sie mir dann zu Hause mal etwas genauer angeschaut habe, konnte ich dann feststellen, dass sie trotz der nicht ganz fachgerechten Lagerung durchaus noch funktionstüchtig ist. Auch die Schaumstoff-Streifen, die als Lichtdichtung in den Ritzen der Rückwandeinpassung liegen, schienen mir ausreichend erhalten zu sein, sodass ich einfach mal direkt einen Film eingelegt und damit losgeschossen habe.

Was mich zur Bedienung bringt. Fangen wir bei den guten Sachen an, also zB mit dem Autofokus. Der funktioniert Minolta-typisch sehr gut und mag vielleicht ein wenig langsamer sein als an späteren Kameras, aber ich hatte praktisch keine Probleme damit. Die Kamera kann übrigens in zwei Modi betrieben werden: Schiebt man den Schalter einfach nur auf die erste "an"-Position, verhält sie sich ganz normal, schiebt man eine Raste weiter, ertönt ein "PIEP", wenn man den Auslöser halb durch drückt und die Kamera meint, dass sie scharf gestellt hat. Viele Leute stört das, nennen das sogar das Idioten-Piepsen, aber ich finde das, je älter und blinder ich werde, manchmal tatsächlich ganz hilfreich. Nun ist das kleine Geräusch aber so leise, dass man es meist eh nicht wahrnimmt, selbst wenn ich aus Versehen den Schalter eine Raste zu weit geschoben habe. Ansonsten, wie gesagt, kann ich mich nicht beschweren: Die Bilder sind alle scharf geworden.


Wer auf Autofokus verzichten möchte, kann unten links neben dem Objektivanschluss den kleinen Schalter nach unten schieben. Dann bekommt man im Sucher unten links zwei rote Pfeile und einen grünen Punkt, die einem beim Scharfstellen helfen. Auch dieses System, das ich bei meinen Nikons ja gut kenne und häufig benutze, wenn ich wieder analoge Objektive verwende, funktioniert erstaunlich gut. Apropos, alte MD/MC/SR-Objektive funktionieren hier natürlich nicht und wegen des unterschiedlichen Auflagemaßes benötigt man einen Adapter mit Korrekturlinse. Was eigentlich recht schade ist, ich wünschte mir, Minolta wäre damals einen ähnlichen Weg gegangen wie Nikon und hätte die alten Objektive aus den 1960ern und 1970ern irgendwie kompatibel gemacht. Aber sie haben sich für ein komplettes Redesign entschieden. Schade. Die alten Minolta-Optiken sind nämlich superb!

Die Belichtungsmessung ist insgesamt jetzt nicht das modernste, aber für die Zeit damals durchaus Standard: Mittenbetont. Ich hatte jetzt keine größeren Probleme damit. Der betonte Bereich scheint ein bisschen klein zu sein, die Kamera reagiert recht abrupt auf Änderungen des Bildausschnitts. Hier kommt dann auch der für mich so wichtige manuelle Modus ins Spiel. Schließlich peile ich gerne Objekte an, die ich erst scharf stelle und dann aus der Bildmitte heraus verschiebe. Wenn die Kamera einen Messwertspeicher hat, habe ich ihn nicht gefunden. Sie hat zwar einen Knopf, der mit "BLC" beschriftet ist und eine "Back Light Compensation" durchführt, aber die war mir nicht genau genug, sodass ich lieber auf den manuellen Modus gewechselt bin.

Und da kommen wir dann zu dem, was mir nicht ganz so gut gefallen hat, während ich die Kamera verwendet habe, was einem zugegebener Maßen aber wahrscheinlich irgendwann in Fleisch und Blut übergehen würde, wenn man sie regelmäßig benutzen täte: Erstmal schaltet sich der manuelle Modus aus, sobald man die kleine, oben bereits erwähnte Schutzklappe wieder zu schiebt. Immerhin, wenn man die Klappe offen lässt, während man die Kamera ausschaltet, bleibt der manuelle Modus erhalten und er merkt sich auch die zuletzt verwendeten Werte (nicht so wie die Canon 10s, die mir ja mächtig auf den Zeiger geht, wenn sie immer wieder auf f/5,6 zurück springt).


Aber auch die Bedienung der Blende ist nicht so gut gelöst, finde ich. Minolta AF Objektive haben ja keinen Blendenring, sodass die Steuerung über die Kamera erfolgen muss: In diesem Fall befinden sich links am Bajonett-Anschluss zwei Button mit Pfeilen (rauf und runter). Die Platzierung finde ich etwas willkürlich, aber scheinbar gab es keinen anderen Platz. Diese Buttons fühlen sich zudem etwas gummiartig-matchig an. Mag sein, dass das am Alter liegt, aber ich kann mir bei dem verwendeten Material nicht wirklich vorstellen, dass das neu viel besser war. Hält man die Tasten gedrückt, verändern sich die Werte kontinuierlich. Dass man Halbblendenschritte wählen kann, ist OK. Drittelblenden sind auf Film eigentlich nicht wirklich nötig, finde ich. Mit ähnlich matschigen Buttons vor dem Auslöser - ein Drehrad wäre echt besser gewesen, aber das hätte zu der Zeit damals nicht in den Stil gepasst - lassen sich die Zeiten wählen: bulb, 4s-1/2000s, in ganzen Blendenschritten. Hier hätte ich auch halbe Blenden bevorzugt, aber was nicht ist, ist halt nicht. Interessant finde ich, dass zwischen 1/60s und 1/125s noch ausnahmsweise die 1/100s eingefügt wurde. Warum? Ist das zufälligerweise die Blitzsynchronzeit? Ich weiß es nicht, es ist mir nur aufgefallen.

Insgesamt lässt sich die Kamera aber ganz gut im Programm-Modus verwenden, die vorgeschlagenen Zeiten und Blenden sind OK. Das Programm passt sich wohl je nach aufgesetzter Brennweite auch entsprechend an, was immerhin schon mal etwas Intelligenz im Microcontroller voraussetzt. Aber ganz schmerzlich vermisse ich eine Zeit- oder Blenden-Priorität. Oder zumindest die Möglichkeit einer Programmverschiebung! Ich weiß nicht, letzteres hätte jetzt sicher nicht so viel Probleme gemacht, das zu implementieren, oder? (Nikons machen das doch auch schon seit Urzeiten, oder? Meine F601 (1990) kann das jedenfalls. Was ist mit der 401 und der 301? Können die das? Brauche ich doch mal eine solche! ;-))

Was bleibt noch zu erwähnen? Die Verarbeitungsqualität ist über alles Gesehen gut, immerhin läuft das Teil nach fast 40 Jahren Missbrauch noch immer. Sie nimmt normale AAA Batterien, von denen sich 4 im Handgriff verstecken. Da ich gerade nur NiMH-Akkus hatte, habe ich die verwendet: Läuft einwandfrei. Der Motor ist vielleicht ein wenig langsamer, der kommt mir jedenfalls so vor, als hätte er beim Rückspulen ein bisschen gekämpft. Die Handhabung ist im Programmmodus einfach "point, shoot and forget", wie oben erwähnt.

Fazit: Für unter 10 Euro eine gute Kamera, die einen gewissen historischen Wert hat. Allerdings spiegelt sich dieser bisher nicht in den eBay-Preisen wieder. Die liegen bei 20, vielleicht 30 Euro. Was die damals gekostet hat, kann ich im Netz leider nicht so einfach herausfinden. Da es sich um eine Kamera handelt, die sich scheinbar eher an den Einsteiger gerichtet hat, denke ich mal, der Preis wird nicht allzu hoch gewesen sein. Sie macht aber echt gute Bilder, vor allem mit dem 50/1.7, das zugegebenermaßen aber auch Overkill für diese Kamera ist. Wahrscheinlich gehört das eher so ein billiges Standardzoom drauf. (Die waren von Minolta allerdings auch gar nicht so schlecht.) Ich habe mich jedenfalls nicht vergriffen, sagen wir mal so.

Minolta Riva Zoom 105i

Der letzte Rheinauenflohmarkt war insofern schon mal ein voller Erfolg, als dass ich - wie berichtet - drei Minoltas für 10 Euro erwerben konnte. Jetzt musste ich nur noch testen, welche davon sowohl mechanisch als auch elektronisch funktionieren und ob sie in der Lage sind, tatsächlich brauchbare Bildern ausspucken.

Als wir den Stand mit den vielen Kameras fanden, hatte ich mich schon relativ früh dafür entschieden, auf jeden Fall dieses Schmuckstück aus den sehr frühen 1990ern mitzunehmen. Schließlich wollten die für eine einzelne Kamera nur 5,- haben. Dass ich die anderen beiden auch noch mitgenommen habe, war also eigentlich die Schuld dieses Teils. Deshalb ist es glaube ich ganz passend, wenn ich mit den Vorstellungen auch mit dieser Knipse anfange: Einer gut verkratzten aber intern scheinbar problemlos funktionierenden Minolta Riva Zoom 105i.


An diesen Beauty Shots kann man sicher erkennen, wieso ich das Ding direkt mitnehmen wollte. Diese Kamera stammt aus einer Zeit, als Knipsomaten so langsam zu Bridge-Kameras mutierten und stellt vielleicht sowas wie einen Zwischenschritt zwischen den beiden Formen von Kamera dar. Einerseits wurde hier auf das kompakte Design einer Knipse verzichtet und dem Gewicht nach zu urteilen, steckt da auch einiges an Technik drin - oder ein Bleigewicht! ;-) Andererseits wurde aber auf ein großes, lichtstärkeres Zoom verzichtet und dieses 3x 35-105mm verbaut, das mit f/4-6,7 nun wirklich nicht zu dem Schnellsten zählt, was man so findet. Ich mein, es ist ausreichend und entspricht etwa dem, was man in einem durchschnittlichen Kompakt-Apparat damals so gefunden hat, aber es gab durchaus auch kompaktere Geräte mit Optiken, die mit f/2,8 anfingen. Ob das Objektiv diese geringe Geschwindigkeit durch Qualität der Abbildungsleistung rechtfertigen kann, werde ich erst beurteilen können, wenn ich den Film entwickelt und gescannt habe. (Da ich 35 Jahre alter Technik nicht unbedingt traue, habe ich einen 25 Jahre alten HP5+ eingelegt - das macht das '90er Retrofeeling dann komplett! ;-)) Die Beispielbilder, die man im Internet so finden kann, sehen ganz OK aus, aber sind meist zu klein oder zu stark bearbeitet, als dass man das richtig beurteilen könnte. Insofern bin ich auf jeden Fall schon mal sehr gespannt, was die Kamera so auswirft.

Neben dem eher lichtschwachen Objektiv hat dieser Klotz (Klotz! Klotz!) oder auch Backstein ähnliche Probleme, wie sie Kompaktkameras dieser Zeit alle hatten: Die Einschaltzeit ist schon ganz OK, aber man merkt schon, dass die Elektronik ein paar Augenblicke braucht, bis sie sich sicher ist, dass alles funktioniert und die Linsen in der richtigen Position sind. Da es sich um eine Sucherkamera handelt, habe ich zuerst vermutet, dass man wieder mit den üblichen Parallaxen-Problemen zu kämpfen hat, besonders im Telebereich und/oder in der Nähe, aber scheinbar ist der Sucher wohl parallaxen-korrigiert. Das ist schon mal ein echter Pluspunkt und könnte einen Teil des Gewichts erklären, da hier in der Sucheroptik sicher einiges an beweglichen Teilen und mindestens noch ein weiterer Motor steckt.


Die Belichtungszeiten sind mit 1/2s bis 1/500s mäßig, aber für eine kompakte Kamera durchaus normal. Bei dem eher lichtschwachen Objektiv benötigt man auch kaum schnellere Zeiten, nehme ich an. Der Autofokus fühlt sich OK an, man hört in der Kamera Surren und Klicken, bevor man auslösen kann. Auf die Präzision des selben bin ich auch mal gespannt. Die Belichtungsmessung misst mittenbetont, halbes Durchdrücken des Auslösers speichert sowohl Entfernung als auch Belichtung, sodass man gut den Bildausschnitt nachträglich verändern kann. Nur nachträgliches Zoomen ist nicht möglich, die beiden mit T und W beschrifteten Buttons haben keine Funktion, solange der Auslöser halb gedrückt ist. Wäre wahrscheinlich auch ein bisschen viel verlangt, dass die Elektronik die nötigen Fokuskorrekturen ausrechnen könnte.

Apropos Zoom: Das Marketing-Killer-Feature dieser Kamera sind die drei großen rote Buchstaben APZ, was für "Advanced Power Zoom" steht. Das ist für die Leute, die ganz faul sind und die Elektronik alles machen lassen wollen - also ungefähr so wie die AI-Gurus heutzutage! :-D Jedenfalls: Minolta hatte damals schon diese praktischen Sensoren an ihren Geräten, die merken, wenn man das Auge an den Sucher hält - noch lange nicht so ausgereift wie das in späteren Modellen mit Eye-Tracking und Hastenichgesehen ist (Hallo, Sony!), aber immerhin. Sobald dieser Sensor auslöst, fährt das Zoom voll automatisch auf die Entfernung aus, von der der Entfernungsmesser meint, dass man ungefähr diesen Bildausschnitt haben möchte. Das funktioniert manchmal erschreckend gut: Scheinbar merkt der Zeilen-CCD ungefähr, welche Dimensionen das Subjekt vor der Kamera hat und kann so dem Zoom ganz brauchbare Vorschläge machen. Hin und wieder liegt das Teil aber auch völlig daneben, dann hat es die unangenehme Tendenz, auf die vollen 105mm raus zu fahren, was eine oder zwei Sekunden dauert. Man kann zwar jederzeit manuell mit den bereits erwähnten Tasten eingreifen, aber im tatsächlichen Betrieb fand ich diese Funktion eher hinderlich. Kein Wunder, dass sich das nicht so wirklich durchgesetzt hat. Auch wenn ich die dafür nötige Ingenieurs-Leistung durchaus anerkennen muss!


Überhaupt macht das Teil alles voll automatisch und ist dabei auch wenig gesprächig: Ich habe schon lange keinen Film mehr verschossen, ohne mir nebenbei die Belichtungsdaten zu notieren. Aber weder Blende noch Zeit kann man auslesen geschweige denn manipulieren. Man muss hoffen, dass das Programm richtig abläuft und keinen Scheiß macht. Nun hat Minolta aber schon in den 1980ern sehr brauchbare Vollautomatiken gebaut, da habe ich also Hoffnung. Trotzdem bin ich es von meinen SLRs so sehr gewohnt, das ich im Zweifel manuell oder halbautomatisch eingreifen kann, dass mir das sofort fehlt. OK, ich bin nicht die Zielgruppe für diese Kamera, ich merk das. Manchen Dingen muss man einfach ins Auge blicken! ;-)

Ansonsten, was kann ich über das Gerät noch sagen? Als ich auf dem Flohmarkt die Rückwand auf gemacht habe, dachte ich zuerst, dass es sich um ein APS-Gerät handelt, da die Filmpatrone von unten angetrieben wird. Da guckt so ein kleiner weißer Schnupsi raus, der in die Achse greift. Die DX-Sensoren verraten dann aber, dass es sich um eine normale Kleinbildfilmkamera handelt. Für APS war es am Anfang der 1990er auch noch etwas zu früh. Apropos DX: Manuelle Einstellung der Filmempfindlichkeit ist nicht. Einer der Gründe, weshalb ich den abgelaufenen HP5 Plus geladen habe. Die einzigen anderen Filme mit DX-Code, die ich habe, sind entweder Farbfilme, die ich dann nicht selber entwickeln kann, oder die Kentmeres, die mir bei einem neuen, unbekannten Gerät zu schade waren! (Wenn ich gewusst hätte, dass mit der Kamera wohl alles in Ordnung zu sein scheint, hätte ich natürlich auch einen Kentmere 400 eingelegt.)


Die Kamera hat übrigens einen recht großen Bereich links vom Verschlussvorhang. (Übrigens ein Lamellen- statt Zentral-Verschluss, was bei Knipsen ja eher selten der Fall ist. Aber Minolta konnte so wahrscheinlich Teile aus der SLR-Produktion wiederverwenden. Das heißt aber auch, dass da drin eine echte Blende mit entsprechender Steuerung stecken muss. Ein weiterer Grund für's Gewicht?) Das führt dazu, dass man den Film sehr weit raus ziehen muss, um ihn an der Einfädelposition zu platzieren. Das kommt mir leicht verschwenderisch vor, bzw. als Konstruktionsfehler. Hätte man den Filmtransport umgedreht oder die Kamera umgekehrt gebaut, wäre das letzte Bild auf dem Film nicht verschwendet.

Dass die Kamera eine dieser klotzigen Lithium-Batterien benötigt, ist einerseits ein Vorteil - keine Alkalis, die da drin auslaufen könnten -, andererseits ein Nachteil - die Dinger sind teuer! Beinahe teurer als der Restwert der Kamera! Eine 2CR5 kann heutzutage durchaus 15 Euro im freien Handel kosten, wenn man überhaupt eine findet, während diese Kamera bei eBay für ungefähr 30,- weg geht. Das sind dann aber Exemplare, die weit weniger verkratzt sind als meine hier. Deshalb: Nach Gebrauch auf jeden Fall die Batterie raus nehmen. Die Kamera verfügt zwar über einen "echten" (soll heißen: mechanischen) Ausschalter, aber das heißt nicht, dass man den nicht auch mal vergessen kann.

Was den Preis angeht: Das Internet sagt, im Jahre 1990 hat das Teil ~700 DM gekostet. Das ist ganz praktisch, denn das bedeutet, dass es durch die Inflation der letzten 34 Jahre heute ungefähr das gleiche in Euro kosten würde, also ungefähr 700 Euro. Das ist eine Menge Geld, das spielt schon in der oberen Liga eines Smartphones mit und man bekommt dafür schon ziemlich anständige Digitalknipsen: Da ist man durchaus im Bereich einer Canon PowerShot G7 X oder Panasonic Lumix DC-FZ1000.

Fazit: Das Handling dieses Backsteins ist gewöhnungsbedürftig. Ich habe große Hände und komme kaum an die Tasten. Was machen das kleinere Frauenhände erst? Das APZ-Gedöns ist eine nette Idee, aber mehr auch nicht, sondern im Gegenteil manchmal nervig. Die Verarbeitung ist gut, auch nach drei Jahrzehnten scheint alles zu funktionieren, wie es sollte. Der An/Aus-Schalter hakt manchmal etwa, aber das ist halt der Zahn der Zeit. Wer eine ungewöhnlich aussehende Retro-Kamera sucht, sich aber keinen Kopf um Zeiten und Blenden und Zoomfaktoren machen will: Joah, geht. Mir ist sie zu groß und zu umständlich zu bedienen. Wenn schon kompakt, dann etwas, was ich in der Hosentasche transportieren kann. Einen Platz in der Vitrine hat sie aber glaube ich trotzdem verdient, alleine wegen des geschwungenen '90er-Designs! ;-)