Siegfried
Instrumentalisierung alter Mythen und deren Übertragung auf aktuelle Gesellschaftsentwicklungen war schon immer etwas, bei dem gewisse gesellschaftliche Kreise mit einer Affinität zur Farbe Braun besonders gut waren. Treue, Ehre, Blut und so'n Quark. Ein gutes Beispiel habe ich heute im Wald irgendwo zwischen Pützchen und St. Augustin gefunden. Da steht da dieser monumentale Siegfried im Park und wacht mit seinem muskelgestählten (in-einem-gesunden-)Körper sowie seinem Messerchen im Anschlag über die Tafel mit Namen von Gefallenen des ersten WK. Was die heutige Jugend von dem Thema hält, erkennt man am Flatsch weißer Farbe zwischen seinen Beinen, der den armen alten Sack aussehen lässt, als hätte ihn nach 1000 Jahren doch irgendwann die Inkontinenz eingeholt.
Ist schon traurig, dass eine eigentlich recht spannende Geschichte über Drachen, Schätze, Ringe und Trankappen so mißbraucht wurde, dass sie heute kaum noch einer kennt, der nicht gerade Wagner-Opern hört. (Mit dem hat die Geschichte ja auch so ihre Probleme.) Und dass der arme Kerl auch noch in diesem gruseligen 1930er Stil dargestellt werden muss. *schauder* Was bin ich froh, dass ich das nicht mehr miterleben musste... Aber offenbar drückte gerade dieser Stil und deren Präsentation um öffentlichen Raum das Gefühl einer ganzen Generation aus, das ich zumindest nicht mehr nachvollziehen kann. Diese Suche nach dem starken Mann, dem Beschützer des Volkes, haben wir ja hoffentlich - bis auf ein paar ewig Gestrige - überwunden. Gerade deshalb aber sollte man sich vielleicht hin und wieder solcher Stätten erinnern, damit wir nicht vergessen, wie lang, steinig und grausam unser Weg zur Demokratie war.
Ist schon traurig, dass eine eigentlich recht spannende Geschichte über Drachen, Schätze, Ringe und Trankappen so mißbraucht wurde, dass sie heute kaum noch einer kennt, der nicht gerade Wagner-Opern hört. (Mit dem hat die Geschichte ja auch so ihre Probleme.) Und dass der arme Kerl auch noch in diesem gruseligen 1930er Stil dargestellt werden muss. *schauder* Was bin ich froh, dass ich das nicht mehr miterleben musste... Aber offenbar drückte gerade dieser Stil und deren Präsentation um öffentlichen Raum das Gefühl einer ganzen Generation aus, das ich zumindest nicht mehr nachvollziehen kann. Diese Suche nach dem starken Mann, dem Beschützer des Volkes, haben wir ja hoffentlich - bis auf ein paar ewig Gestrige - überwunden. Gerade deshalb aber sollte man sich vielleicht hin und wieder solcher Stätten erinnern, damit wir nicht vergessen, wie lang, steinig und grausam unser Weg zur Demokratie war.
Kommentare
Ansicht der Kommentare: Linear | Verschachtelt