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Schwarz-weiß und analog, Teil 157: Mit Utes Kamera durch Kassel

Film: Fomapan 100 #35, Kamera: Konica Autoreflex TC, Objektiv: Konica Hexanon 40mm f/1.8, April 2022

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Also, bevor ich irgendwas anderes erzähle, muss ich erst mal das Wichtigste aus dem Weg räumen: Es gibt einfach viel zu wenige Katzenfotos im Internet! ;-) Deswegen hier ein Bild von Mina! (1/15s, f/1,8.)


Und dabei war Mina nur ein Test-Bild! Die arme Katze! Aber von Anfang an: Wir waren im April in Kassel. Das machen wir in letzter Zeit ja immer mal wieder, denn in Kassel haben wir erstaunlich viele Freunde und Bekannte. (Wer jetzt was ist, dass müssen die untereinander ausdiskutieren! ;-) Jedenfalls alles Leute, die wir vom Tombraidern kennen. Warum erzähle ich das eigentlich, das sollte ja mittlerweile bekannt sein, das habe ich sicher schon mal geschrieben!)

Jedenfalls: Wie das immer so ist in letzter Zeit, bekomme ich auch dieses Mal wieder eine Kamera in die Hand gedrückt, ein Erbstück. "Da, ich kann damit nichts anfangen!" OK. Ich biete allen ein gutes zu Hause. Ich bin sowas wie das Tierheim der Kamerawelt. "Gebt mir eure Gebrauchten, man kann sie wenden lassen!" ;-) Und so bin ich in den Besitz dieser Konica Autoreflex TC gelangt, die mit dem berühmten Konica Hexanon 40mm f/1.8 ausgestattet ist. Eine eher ungewöhnliche Normalbrennweite, auf deren Ergebnisse ich sehr gespannt war, nachdem ich das Teil zum ersten Mal in der Hand hatte. Die Kamera selber ist ja eher ein Einsteiger-Gerät, aber solange der Belichtungsmesser einen plausiblen Wert ausspuckt, kann ich mit allem fotografieren, was man mir in die Hand drückt.

Die Kamera nimmt ja eigentlich zwei Quecksilber-Batterien, aber ich habe sie mit zwei LR44 gefüttert und den Belichtungsmesser auf ISO/ASA 50 statt 100 gestellt und alles sah gut aus. Also, verglichen mit meiner Nikon. Der durch die zu hohe Spannung eingeführte Fehler scheint mehr oder weniger linear zu sein. Wenn die Batterien mit dem Alter schwächer werden und die Spannung fällt, muss man das natürlich noch mal nachjustieren. (Beim letzten Film, den ich damit gemacht habe, habe ich auf halbem Weg von 50 auf 80 gewechselt, weil die Abweichung zu meiner Nikon inzwischen deutlich geschrumpft war.)

Aber jetzt zu den Bildern, die ich im April gemacht habe. Durchweg sind die alle sehr schön geworden, und das, obwohl wir so schlechtes Wetter hatten. Man mag es nach diesem Sommer kaum glauben, aber am 1. April 2022 hat es geschneit! Ich sag nur: Klimawandel.

Die Katze war nur das Bild, von dem ich eigentlich nicht erwartet hatte, dass es überhaupt etwas wird, denn so früh am Anfang des Films kann man sich ja nie sicher sein, dass es nicht noch halb auf dem Vorspann landet. Das erste "richtige" Foto, das ich gemacht habe, ist die alte Villa, die oberhalb von Utes Wohnung steht. (1/1000s, f/4.) Ich erwarte ja immer, dass da irgendwelche Vampire drin hausen, ein Eindruck, der durch das eher trübe, transsilvanische Wetter dieses Tages noch verstärkt wird. (Wobei es relativ hell war, trotz des hochnebeligen Trübsinns. Ich mein, die Belichtungszeit spricht für sich selbst.) Bereits auf dem ersten Bild zeigt das Objektiv jedenfalls, was es kann: Knackige Schärfe bei eine Blende, die ich besonders gerne benutze, krasse Kontraste trotz Streulicht, an den Rändern rund um das Dach, wo das Hell des Himmels in Dunkel übergeht, kaum bis gar keine Aberrationen. Spannend. Hätte ich bei dem kleinen Plastik-Ding kaum erwartet!


Auch das zweite Bild hat einen kräftigen Punch: Die Treppen zeichnen sich hervorragend gegen das helle Gebäude im Hintergrund ab. (1/500s, f/4.) Architektur mache ich im Allgemeine ja eigentlich bei f/8, aber die weiter geöffnete Blende macht es möglich, eher Fehler zu finden. Aber ich finde einfach keine. Zudem sind alle Linien gerade, es gibt also auch keine Verzerrungen. Nichtmal die Ecken haben auch nur einen Hauch von Vignettierung. Erstaunlich! Das Objektiv könnte mein neuer Liebling werden und das 50mm Zuiko vom Thron schubsen! ;-)

Auch in schwierigen Belichtungssituationen (auch wenn ich eine solche hier selber provoziert habe) liefert es erstaunlich gute Ergebnisse ab: Man muss dem Spruch, der da an den Brunnen gepinselt ist, nicht unbedingt zustimmen, aber ich komme nicht umhin festzustellen, dass er trotz Offenblende ziemlich perfekt in Silber abgebildet wurde! Die Übergänge zwischen scharf und unscharf sind fließend und ganz auf der linken Seite deutet sich ein interessantes Bokeh an. Die Ränder des Sockels sind zwar nicht mehr in Focus, aber trotzdem haben sich keine allzu auffälligen Ränder gebildet. Hier wäre ein Farbfoto interessant, in welche Richtung (grün/lila) der Saum tendiert - in s/w jedoch ist er nahezu perfekt.

Jedes Dorf in Deutschland hat eine Gedenkstätte und Kassel ist kein Dorf, deshalb fällt sie entsprechend bombastischer aus. (1/125s, f8.) Auf die Entfernung ist bei f/8 natürlich alles mehr oder weniger in Focus, so sehr, dass wir hier nur durch das mittelmäßige Auflösungsvermögen des Fomapan begrenzt sind. Wäre diese ein bisschen besser, könnte man tatsächlich noch lesen, was auf dem Schild hinter dem verschlossenen Tor steht. Der Kontrast und Dynamikumfang ist sehr gut. Ich habe zwar noch nicht mal eine Hand voll Fotos vorgestellt, möchte mich aber hier schon festlegen: Die Kamera mag zwar nur mittelmäßig sein, aber das Objektiv macht mit die besten Bilder, die ich in dem Alter (Mitte 1970er) bisher gesehen habe. Ein perfektes Beispiel dafür, dass es mehr auf das Glas ankommt, das man vor die Kamera schraubt als auf die Kamera selber!


Am Mahnmal steht auch noch andere Kunst herum, so auch dieses Person mit hinterm Rücken gefesselten Händen. (1/500s, f/4.) Drastische Darstellung. Aber dem Thema wahrscheinlich angemessen. Da müssen sich Leute mit beschäftigen, die mehr von Kunst verstehen als ich. Ich kann nur beurteilen, wie das Foto geworden ist, das ich gemacht habe. Mal abgesehen von meinen üblichen Unzulänglichkeiten - ich hätte etwas weiter in die Knie gehen sollen und weiter hoch zielen sollen -, scheint die kleine Konica mit ihrem niedlichen, fast schon Pancake-Objektiv mehr oder weniger perfekt gearbeitet zu haben. Man beachte übrigens die weißen Schneereste auf den Ästen im Hintergrund. Brrr...

Schlechtes Wetter ist kein Grund, keine Fotos zu machen, finde ich ja. Und so ein Pavillon läuft einem ja auch nicht alle Tage vor die Linse! (1/1000s, f/4.) Hübsches Foto. Und das Objektiv habe ich glaube ich jetzt auch langsam mal genug gelobt. Mit den Kiefernzweigen am Rand und den drohenden Wolken oben drüber jedenfalls eine meiner besseren Kompositionen. :-)

Ach, wenn ich doch mal die Kamera gerade halten könnte, dann würde der Hydrant jetzt auch nicht so da stehen, als müsste man ihm über die Straße helfen! (1/250s, f/2,8.) Hier kann man wieder gut sehen, dass das "Pan" in "Fomapan" zwar schon irgendwie stimmt, aber eben nur "irgendwie": Der tiefrote Hydrant ist sehr, sehr dunkel geworden. Ich mein, das mag ich ja andererseits auch ganz gerne, das bringt entsprechenden Kontrast ins Bild. Und man kann die Graffiti darauf besser erkennen. Auf jeden Fall haben wir hier die Möglichkeit, das Bokeh im Hintergrund etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, was auch der Sinn dieses Fotos war. Um eine Blende abgeblendet gibt es bei dieser nahen Einstellung noch reichlich davon. Zu den Ecken hin werden die Blendenabbilder ein bisschen in die Länge gezogen, aber nur minimal. Zwischen den Ästen wirken sie auch nicht zu unruhig, obwohl es doch ziemlich viele sind, die sich teilweise überlappen.


Ein klein bisschen Sightseeing muss ja auch sein, deswegen darf ein Bild der Orangerie nicht fehlen. (1/500s, f/8.) Die Berge im Hintergrund verschwinden sanft im Nebel und sind teilweise von Schnee bedeckt; eine Vorstellung, die nach diesem Sommer irgendwie unwirklich erscheint. Zum Bild selber gibt es eher wenig zu sagen, ist halt so ein typischer Touristen-Schnappschuss. Die ins Bild hinein ragende Kirschblüte gefällt mir ganz gut.

Baufahrzeuge sind immer ein Grund, stehen zu bleiben. Diese Raupe musste ich durch einen Zaun hindurch fotografieren, daher habe ich versucht, blendenseitig einen Kompromiss zwischen scharfem Motiv und keine-Striche-im-Blid-haben zu finden. (1/500s, f/2,8.) Ist mir ganz gut gelungen, finde ich. Schön ist vor allem, wie das Fahrzeug selber immer weiter in der Unschärfe verschwindet. Der Kontrast zwischen der harten Schaufel und dem immer weicher werdenden Gefährt symbolisiert... was eigentlich? ;-) Irgendwas! Was ist eigentlich gar nicht so wichtig! :-D Will sagen: Es gefällt mir sehr gut. Und auch hier zeigt das Objektiv seine Stärken.

Aber kommen wir endlich in die Kasseler Innenstadt, nachdem ich so lange getrödelt und schon ein Viertel des Films verschossen habe: Das Staatstheater ist ja architektonisch ein ziemlich neumodischer Bau. (1/125s, f/8.) Genau das Richtige für f/8, vor allem wenn man den Rest der Gebäude auch noch scharf haben möchte. Hätte etwas weniger Rasen und mehr Himmel sein können. Und gerader geht ja auch immer. Ich glaube, das ist das größte Problem, das ich mit diesem Objektiv habe: Je weitwinkliger, desto mehr Probleme habe ich, die Kamera gerade zu halten. Nun sind 40mm ja nicht so weit, aber offensichtlich weit genug. OK, vielleicht lag es auch dran, dass ich wieder mit Brille unterwegs war, da ist ja eh alles schief. Ich sollte nur noch mit Linsen fotografieren, aber dann muss ich immer die Lesebrille mit mir rum schleppen. Es ist schon ein Kreuz mit der Blindheit und dem Alter! *alter-weißer-Mann-Getattere* :-D


Im April war der Krieg noch ganz neu, deshalb hatte jemand auch gleich ein paar Bettbezüge bemalt und am Museum aufgehängt. (1/500s, f/4.) Besonders irritierend finde ich ja, dass die Leute ohne Kopf durch die Gegend wanken, wie Zombies die Hände nach vorne ausgestreckt. Ist das vom Künstler gewollt? Die Message selber kann ich natürlich nur unterstützen. Das Foto selber ist technisch wieder ziemlich makellos geworden. Ich habe jedenfalls nichts daran auszusetzen. Die Kamera und die Optik liefern bisher in jeder Situation ein gutes Bild ab!

Gegenüber des Museums steht der Namensgeber auf seinem Sockel und schaut fürstlich in die Gegend. (1/500s, f/4.) Ist ein bisschen dunkel geworden, eine Blende langsamer wäre für den Herrn Friedrich sicher nicht schlecht gewesen. Dann wären die Wolken aber wahrscheinlich nicht mehr sichtbar gewesen. Jetzt 'n Gelbfilter! Ansonsten bin ich ganz zufrieden damit. Außerdem hat es trotz Allem noch genug Kontrast und Dynamik, trotz des schlechten Wetters.


Einen der goldenen Löwen am Rathaus muss ich ja mindestens mitnehmen, das ist Gesetz! (1/1000s, f/2,8.) Warum guckt der eigentlich so leidend? Als hätte ihm wer auf den Schwanz getreten. Die Unschärfe im Hintergrund macht sich jedenfalls sehr gut, da hilft das schlechte Wetter auf jeden Fall, und ein paar Highlight hat er ja trotzdem, weil er eben so golden glänzt. Ebenfalls ein sehr gutes Bild. Ich habe den Eindruck, dass ich mit der Kamera und diesem Objektiv darauf eigentlich nichts falsch machen kann. Passiert mir auch nicht so häufig.

Abends habe ich mich dann noch auf die Straßenbahnschienen gestellt und hoch zum Herkules fotografiert - wenn man ganz weit rein zoomt, kann man ihn zwischen dem Schnee und den Bäumen tatsächlich noch erahnen! (1/500s, f/5,6.) Auch hier muss ich mich mal wieder selber loben, auch wenn Eigenlob stinkt. Die Perspektive habe ich jedenfalls sehr gut getroffen, die Belichtung ist auch gut, gerade so, dass die Schienen richtig zur Geltung kommen, darüber der drohende Himmel mit seinen Wolken. Sehr schön.

Und am Ende des Tages wollten wir noch einen kurzen Ausflug machen, aber es war uns zu kalt und sind nur bis zum Parkplatz gekommen, auf dem dieses Kleinod darauf wartete, dass ich es fotografiere. (1/1000s, f/2,8.) Diese Sorte von Porsche wird ja auch langsam selten. Mit den Aufklapplampen kann er sein Alter echt nicht verheimlichen. Hübsch und gut erhalten. Wieder möge man den Schnee am unteren Rand beachten. Ich sag's noch mal: Erster April! Brrr...


Das war dann auch das letzte Bild und es ist Zeit für ein erstes Fazit: Diese Kamera und insbesondere das Objektiv haben mich bisher voll überzeugt. Alle Bilder sind trotz widriger Wetterbedingungen durchweg sehr schön geworden. Werde sie also gerne wieder benutzen!

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