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Nikon F50

Da war ja noch dieses Paket, mit dem ich das 35mm Nikkor f/2 bekommen hatte. Mit in dem Paket war diese wunderschöne (hust) Nikon F50. Das war Mitte der 1990er sowas wie das kleinste Einsteigermodell, das es von Nikon gab. Das heißt nicht, dass sie - auf dem Papier zumindest - nicht ganz OK ist. Aber als erstes mal ein paar Beauty Shots:


Wie man sieht: Nikon hat hier wirklich sehr gespart. Das ganze Teil wiegt gefühlt ein Drittel meiner ein paar Jahre älteren F601. Die liegt mehr so in der Liga der EOS, die ich letztens hier vorgestellt habe, was das Gewicht angeht. Auch vom Funktionsumfang her ist sie ähnlich: Es gibt da diesen Drehschalter links - der bei dieser allerdings kaputt ist, dazu mehr später -, mit dem man die Kamera in den Dummy-Modus schalten kann. Dann stehen nur noch die Motiv-Programme zur Verfügung. Ist ein bisschen doppelt gemoppelt, denn im "Advanced"-Modus sind die Programme trotzdem benutzbar. Gut, muss man zwei Tasten mehr dafür drücken, aber das ist jetzt auch nicht sooo kompliziert.[1]

Was die Qualität der Konstruktion angeht: Hust, hust! Nikon ist eigentlich ja für recht stabile Kameras bekannt. Diese hier gehört ganz sicher nicht dazu. Alles Plastik. Der Bajonett-Anschluss ist immerhin aus Metall, das ist ein Lichtblick. Und es macht die Kamera schön leicht, wenn man darauf steht. Aber nach 25 Jahren ist das ganze dann doch ein bisschen, sagen wir mal, etwas abgenutzt. Wie gesagt, der Schalter für den Simple Mode ist abgebrochen, sobald ich ihn auf Advanced stellen wollte. Wahrscheinlich hat der Vorbesitzer den niemals benutzt und da steckte er ein bisschen fest und *snap* war er ab. Habe dann die Schrauben raus gezogen, um ihn zu reparieren, und bei dieser Gelegenheit kam mir der An-Schalter auch in Einzelteilen entgegen. Upsi! ;-)

Habe die Einzelteile des An-Schalters dann einfach mit Sekundenkleber zusammengesetzt. Das Gleiche habe ich mit dem Drehschalter versucht, aber da der so ungleichmäßig abgebrochen war, hat das nicht funktioniert. Da ich den simplen Modus eh nicht brauche, habe ich den Rest vom Drehschalter ins Gehäuse geklebt, damit kein Dreck durchs Loch kommt, und den Rest vom Schalter einfach weg gelassen; wenn der Kontakt offen ist, defaultet das Ding nämlich in den Advanced Mode, in dem man ja - wie bereits bemerkt - auch die Motivprogramme finden kann, wenn man das wirklich möchte.


Was die Bedienung angeht: Nikon ist ja nicht unbedingt für eine übersichtliche Benutzerführung bekannt, aber hier haben sie sich selber übertroffen. Also, im negativen Sinn. Weil ein Drehrad wahrscheinlich zu teuer war, muss man Blende und Zeit über Tasten einstellen. Jeder Tastendruck wechselt zwischen halben Blendenstufen, wenn man also von f/2 auf f/8 wechseln möchte, muss man acht Mal die Aufwärtstaste drücken, die dann zwei oder drei mal nicht reagiert und Sie wissen, worauf ich hinaus will, oder? Ist eher nicht so optimal.[2]

Immerhin: Die Kamera kann tatsächlich mit meinem Nikkor 50mm AF-S G zusammenarbeiten. Yay! Ich mein, das Ding ist ja genau so plastik-lastig wie die Kamera. A match made in marketing! ;-) Also, ich hoffe es, der Film da drin ist ja noch nicht entwickelt. Aber die Blende lässt sich steuern und das denke ich ist erstmal die Hauptsache. Dafür muss ich allerdings die AI-Objektive alle im manuellen Betrieb einstellen: Auch die Zeitautomatik funktioniert nicht, weil mit nicht-AF-Objektiven auch keine Belichtungsmessung durchgeführt werden kann. Die Kamera hat keinen dafür nötigen Blendenring-Sensor-Dings, sie weiß also nicht, welche Blende am Objektiv eingestellt ist.

Aber immerhin kann die Kamera manuelle Belichtung! Manche billige Einsteiger-SLR aus dieser Zeit konnte ja nur die Vollautomatik. Bisher habe ich allerdings noch keine Möglichkeit gefunden, auf eine andere Belichtungsmessung einzustellen; offenbar kann die nur das übliche 40/60-mittenbetont. Reicht auch, alles andere stelle ich dann halt manuell ein.[3]

Fazit: Als Einsteiger-Kamera ganz OK. Damals hat sie - laut Internet - 650 DM (unter Berücksichtigung der Inflation wären das heute ca. 500 Euro) gekostet. Sie war also etwas billiger als meine (ältere) F601, hat aber auch entsprechend weniger Build Quality und zielt eher auf den Einsteiger in den SLR-Markt. Dafür hat sie aber die Möglichkeit, auch komplett manuell bedient zu werden, bot somit also vielleicht auch einen Einstieg in die etwas ernsthaftere Fotografie. Diese Kamera, die ich hier vorstelle, scheint in ihrem Leben auch schon einiges mitgemacht zu haben und funktioniert noch immer, so schlecht kann die Qualität also auch nicht sein, zumindest die der Teile, die wirklich wichtig sind, wie Verschluss und Elektronik. Dass nach einem Vierteljahrhundert das Plastik nicht mehr das Beste ist, ist logisch. Das ist aber ein grundsätzliches Problem der 1990er und nicht unbedingt nur bei dieser Kamera so. Zusammen mit dem Tamron-Objektiv, das ich dazu bekommen habe, ist sie sehr, sehr leicht und dementsprechend auch einfach mal eben so mitzunehmen. Ich bin jedenfalls mal auf die Bilder gespannt, die am Ende aus der Entwicklung kommen, besonders die, die ich mit meinen Festbrennweiten gemacht habe. Wenn die OK sind, kann man sie vielleicht sogar auch heute noch als Einsteigermodell für die Analogfotografie empfehlen, vor allem, weil man sie praktisch geschenkt bekommt. Ich mein, die hier war ja mehr oder weniger eine Dreingabe zu dem Objektiv, das ich aus diesem Konvolut eigentlich haben wollte. Mal sehen, ob ich sie am Ende weiter verkaufe oder selber benutze. Ich bin mit meiner F601 eigentlich ganz zufrieden, und da ich nur ein G-Objektiv habe, für das ich auch einen Ersatz habe, auf das ich also nicht wirklich angewiesen bin, macht es eigentlich mehr Sinn, sie weiterzugeben an jemanden, der sie mehr benutzen würde als ich.

So, und eigentlich wollte ich ja noch was zum Tamron-Objektiv schreiben, aber da der Artikel jetzt schon so lang ist, kommt das in einem zweiten Artikel! ;-)

Edit 12.6.: Intelligent ist auch, die Betriebsanleitung durchzulesen, nachdem man den Film komplett durch belichtet hat. Das Studium dieses Dokuments hat mich zu folgenden kleinen Fußnoten veranlasst:

[1]: Nicht nur das: Im Advaned Mode sind sogar mehr Motiv-Programme verfügbar als im Simple Mode. Dabei sind auch welche, die vielleicht sogar interessant sein könnten wie zB ein Nachtmodus. Man kann über eine Memory-Funktion auch bestimmte Einstellungen festlegen, die man durch einen langen Druck auf die Menü-Taste aufrufen kann. So viel Intelligenz hätte ich gar nicht erwartet. In diesem Menü versteckt sich auch eine gezielte Über-/Unterbelichtung und mehr.

[2]: Wenn man die auf/ab-Tasten lange drückt, kann man schneller durch die einzelnen Blendenstufen und Belichtungszeiten scrollen. Das ist besser, als jedes Mal einzeln die Tasten antippen zu müssen. Aber ein Drehrad (oder besser gleich zwei) wären sehr viel handlicher.

[3]: Mit AF-Objektiven wird immer Matrix-Messung betrieben, mit AF-D sogar 3D-Matrix-Messung. Im AI-Manuell-Modus geht wie gesagt gar nichts. Was beim 50mm AF-S G passiert, steht nicht in der Anleitung, aber ich nehme an, dass das die gleichen Features unterstützt wie ein AF-D. Schön wäre hier eine Spotmessung, die braucht man ja doch hin und wieder (oder auch häufiger).

Canon EOS 10s

Wie ich ja letzten schon berichtet habe, befindet sich zur Zeit eine Canon EOS 10s in meinem Besitz, die ich von einem Kunden zur Ansicht und Bewertung bekommen habe. Die Kamera ist ungefähr so alt wie meine Nikon F601 - beide wurden ab 1990 bis in zur Mitte des Jahrzehnts gebaut -, daher bietet sich hier auch ein Vergleich an. Die Nikon war aber, soweit ich Preise von damals finde, definitiv ein bisschen teurer. Nikon halt. ;-) (Zur EOS 10 finde ich nur den Yen-Preis zur Japan-Einführung von 140.000¥, was damals ca. 650 DM waren; die Nikon lag wohl eher bei 850 DM.)

Die Kamera ist relativ gut erhalten, wurde pfleglich behandelt, aber trotzdem hat sie leider ein paar Macken. Zum Beispiel hat der Verschluss wohl irgendwann mal Öl ausgeschwitzt, weil sie längere Zeit gelagert wurde. Das Öl ist dann verharzt und hat unschöne Knubbel hinterlassen, die ich erst mal gaaaanz vorsichtig mit Isopropyl an einem Q-Tip weg gewischt habe. Außerdem musste ich erst mal über eine Woche auf eine passende Batterie warten, weil: Nur für einen Test, von dem ich nicht mal weiß, ob die Kamera überhaupt noch funktioniert, gebe ich jetzt keine 20€ aus. Spoiler Alert: Sie scheint zu funktionieren. Zumindest habe ich an zwei mittelmäßig bedeckten Tagen einen 36er ISO 400 Fomapan durch gejagt, der jetzt als nächstes in die Entwicklung geht. (Leider dauert die in letzter Zeit gut doppelt so lange, weil die das Labor gewechselt haben; ich muss doch mal selber entwickeln...)


Auf den Bildern oben sieht man das gute Stück mit einem 75-300mm Zoom. Sowas hatten wir ab Mitte der 1990er ja praktisch auch alle in unserer Tasche, das war damals der heiße Scheiß. Meins war allerdings damals kein Objektiv vom Originalhersteller so wie dieses hier. Durch die längere Lagerung scheint auch das Gummi ein wenig ausgetrocknet zu sein, beim Ausfahren knarzt es etwas. Nichts lebensbedrohliches, aber es ist schon wahrnehmbar und mindert entsprechend den Wiederverkaufswert. (Mein Exakta knarzt zwar nicht, dafür hat es aber als reines Schiebe-Zoom an zwei Stellen im Zoom-Bereich sehr viel mehr Widerstand als es sollte. Ich denke, das hat ähnliche Gründe.)

Am besten erhalten und von den Werten her auch brauchbarer als das "lange" Zoom ist das andere, das wohl eher original mit der Kamera kam oder zumindest zeitnah nachgekauft wurde: Das 70-210mm. Auch wenn es nur eine halbe Blende lichtstärker ist, das macht schon einiges aus. Dafür hat es halt nicht den längeren Zoom-Bereich. Und es sieht wirklich sehr nach einer Designstudie von 1988 aus. ;-)


Das Beste der drei Objektive, die dabei waren, nämlich ein Sigma 28-70mm mit konstanten f/2.8, hat leider einen Sturzschaden und ist defekt: Die Blende ist zu und die Kamera kriegt sie auch nicht auf, um genug Licht für den Autofokus zu bekommen, im manuellen Modus löst sie aber auch nicht aus. Gut, nicht dass man jetzt mit f/22 - oder was ist da die kleinste Blende? - groß irgendwas fotografieren wollen würde. Schade ist es trotzdem, denn das hätte mich wirklich interessiert, wie dessen Bilder aussehen. Das war damals sicherlich auch nicht ganz billig. Falls der Kunde da zustimmt, werde ich es mal für einen Kostenvoranschlag nach Bonn bringen bzw. direkt zu Sigma einschicken.


Ansonsten, hier ein paar Pors und Cons, die mir bei der Belichtung des Films aufgefallen sind.
Pros:
  • Sehr schneller Fokus, auch mit dem älteren der beiden Objektive. Da merkt man, dass Canon damals extra ein neues Bajonett entwickelt hat und nicht wie Nikon den Autofokus auf Grund der Kompatibilität eher als Nachgedanken betrachtet hat.
  • Die Kamera kann man trotz der diversen Motivprogramme auch in Zeit- oder Blendenautomatik betrieben, bzw auch voll manuell. Das war damals bei den Günstigeren ja nicht immer der Fall; die Minolta Einsteiger-SLR vom Schwiegervater zB kann nur Vollautomatik. Motiv-Programme hat meine Nikon hingegen ja gar keine, wenn man mal von dem zweiten Programm-Modus absieht, der schnellere Zeiten bevorzugt. Habe ich jedoch auch nie vermisst.
  • Mit 1/4000s als schnellste Zeit ist sie eine Blende schneller als meine Nikon.
  • Für die Fokuspunkt-Auswahl muss man nur eine Taste drücken und dann am Rädchen drehen. Dafür gibt es nur drei, im Gegensatz zu meiner F601, die fünf hat. Allerdings kann die Canon auch alle drei gleichzeitig benutzten und somit etwas Ähnliches wie ein primitive Matrixmessung machen, was wiederum die Nikon nicht konnte.
  • Sehr leicht. (Mit den Zooms eigentlich zu leicht, siehe Cons.)
Cons:
  • Keine Fokus-Hilfe bei manuellem Betrieb. Seit ich ja noch blinder bin als früher und auch diverse manuelle Objektive verwende, bin ich da ja öfter drauf angewiesen.
  • Die schweren Zoom-Objektive ziehen die Kamera sehr nach vorne runter. Ist halt viel Plastik im Body. Da hat die Nikon klar die Nase vorne: Wenn ich mir angucke, was die in ihrem Leben mitgemacht haben muss, so verdellt und verbogen die ist, aber trotzdem noch immer einwandfrei funktioniert. Kann mir nicht vorstellen, dass die Canon eine solche Misshandlung überlebt hätte.
  • Was mich schwer genervt hat, während ich die Kamera getestet habe: Es gibt links nur das Programmwahlrad, über die man das Gerät auch ein und aus schaltet. Man muss also regelmäßig da dran drehen und kann die Kamera nicht zB in der Zeitautomatik stehen lassen. Und dann setzt die sich auch noch jedes Mal zurück, wenn man das Programm wechselt. 1/125s und f/5,6 scheinen die Standardwerte zu sein und darauf fällt sie jedes Mal zurück. Hrmpf. Wenn die Objektive wenigstens einen Blendenring hätten... aber das Neuere hat je nicht mal eine Skala am Fokusring!
  • Das Öl im Verschluss und die über alles eher etwas, sagen wir mal, günstige Haptik lässt mich an der Qualität und Restlebensdauer etwas zweifeln. Außerdem sieht man, was zu viel Elektronik und extra Motoren bedeuten, wenn man sich das Sigma anschaut: Der Blenden-Aktuator ist hin, wahrscheinlich bei einem Sturz abgebrochen, und manuell is nich.
Fazit: Habe die Kamera trotz der Einschränkung auf die beiden Tele-Zooms eigentlich ganz gerne benutzt und durchgetestet, was man auch daran merkt, dass ich wie gesagt an zwei Tagen, an denen ich noch nicht mal wirklich weit herum gekommen bin, den ganzen Film voll gemacht habe. Grundsätzlich scheinen auch nach 30 Jahren noch alle Funktionen einsatzbereit zu sein und ich hoffe daher, dass der Film nicht komplett leer aus der Entwicklung zurück kommt. ;-) Ein "richtiges" Fazit kann ich also erst ziehen, wenn ich die Negativstreifen in meinen Händen halte. Als Einstieg in die Analogfotografie und für Leute, die vielleicht eh schon (neuere) Objektive für Canon besitzen, könnte ich diese Kamera ansonsten tatsächlich empfehlen, wenn man bereit ist, etwas vorsichtiger mit ihr umzugehen. Altes Plastik ist halt alt. ;-)

Zeiss Ikon Mess-Ikonta 524/16

Mea Culpa: Ich habe schon wieder eine alte Kamera angeschafft. Das hatte ich letztens ja schon in einem anderen Artikel angekündigt, aber da hatte ich noch ein paar Beauty Shots, damit ich die hier ausstellen kann. Jetzt habe ich welche; so toll sind die zwar jetzt nicht geworden, aber immerhin kann man einen ganz guten Eindruck davon bekommen, worum es sich handelt. Deshalb, hier ist das neueste Stück meiner Sammlung: Eine Zeiss Ikon Mess-Ikonta 524/16 von irgendwann zwischen 1951 und 1954.


Dafür, dass die also beinahe 70 Jahre alt ist, ist sie relativ gut erhalten, hat aber kleinere Macken: Der Balgen hat zwei, drei ganz winzige Löcher, durch die aber praktisch kein Licht eindringt. Ich bezweifle zwar, dass das irgend eine Auswirkung auf Fotos haben würde, denn die sind überhaupt nur sehen, wenn ich im völlig dunklen Raum mit der hellsten Taschenlampe, die ich habe, von innen direkt drauf leuchtet; trotzdem werde ich das aber noch irgendwie abdichten, bevor ich einen Film damit belichte.

Zweites Problemchen: Die Kamera hat einen Doppelbelichtungsschutz, der ein bisschen bockig ist und den Auslöser nicht immer frei geben möchte; was aber nicht viel ausmacht, man kann den Auslöser auch vorne direkt auslösen. Dann hat man natürlich keinen Schutz mehr vor Doppelbelichtung, aber da muss ich dann wohl selber drauf aufpassen. ;-)

Und zu guter Letzt möchte der Verschluss die langen Zeiten (länger als ca. 1/15s) nicht mehr korrekt herunter zählen; er gibt sich redlich Mühe und tickert etwas unregelmäßig bis zum bitteren Ende durch, also wahrscheinlich müsste da nur eine neue Feder und etwas von dem Fett, das ein Uhrmacher für eine Uhr verwenden würde, rein, oder umgekehrt der Dreck von über einem halben Jahrhundert raus. Macht aber auch nichts, denn ich werde die Kamera fürs Erste sowieso nur mit den "schnellen" Zeiten betreiben. (Zeiten zwischen 1s und 1/25s sind in der Hand gehalten nämlich eh weniger zu gebrauchen, da sind 1/50s bis 1/300s sehr viel sinnvoller.)

Wie auch immer: All diese Probleme waren mir vor dem Kauf schon bekannt, für eine ehBlöd-Auktion war das Teil recht detailliert beschrieben; dafür habe ich sie aber auch relativ billig bekommen. Allerdings hat der gut meinende Vorbesitzer das Leder der Tasche wohl mit irgendwas aufgearbeitet und jetzt riecht die ganze Kamera ein bisschen nach 4711.


Auf der Plus-Seite: Das 75mm Objektiv hat einen Lichtwert von 1:3.5, was damals ja schon recht schnell war. Gut, bei maximal 1/300s und heutigen Filmempfindlichkeiten wird man wahrscheinlich eh selten mal eine Offenblende verwenden können, aber schön zu wissen, dass sie es könnte. Ein Film mit ISO 25 kostet im Versand zwar auch nur 5€, ist aber irgendwie nicht lieferbar. Der 50er liegt bei nur etwa einem Euro mehr und würde vielleicht auch schon reichen, um bei Sonnenschein wenigstens auf f/5,6 runter zu kommen. Naja, mal sehen, was ich da mache. Ist für mich überhaupt alles sehr neu, ich habe noch nie Rollfilme verwendet, da steht mir noch eine gewisse Lernkurve bevor. Aber dieses Jahr werde ich wahrscheinlich eh nicht dazu kommen, das auszutesten...

Filme scheint man sowieso nur noch im Internet-Versand zu bekommen. Schon etwas doof, dass man heutzutage, um analoge Fotos zu machen, das digitale Internet benötigt... Was doppelt blöd ist, da ich ja eigentlich erstmal nur einen einzigen haben wollen würde, um die Kamera mal zu testen, dass die Zeiten wenigstens einigermaßen stimmen und auch hinten rum keine weiteren Lecks vorhanden sind: Das bedeutet, dass ich für einen einzelnen Fomapan-100-Film, den man schon für unter 4 Euro kriegen würde, 5 Euro Versand bezahlen müsste. Also doch direkt so 5 oder 10 bestellen? Daher versuche ich jetzt erst mal, ob ich bei ehBlöd günstig ein paar abgelaufene Filme erwischen kann. Zum Testen werden die schon noch empfindlich genug sein.

Ansonsten: Die Blende ist sehr sauber, unverölt und leichtgängig, ebenso läuft der Fokusring einwandfrei. Zudem hat das gute Stück einen schön hellen und vor allem funktionierenden Messsucher eingebaut; dieser ist allerdings ungekoppelt: Man muss also die ausgemessene Entfernung manuell auf den Fokusring übertragen. Das Einzige, was fehlt, ist ein Belichtungsmesser, aber nachdem ich bei der Revue 4 eigentlich recht gute Zeiten geraten hatte, traue ich mir das hier auch noch so gerade zu; außerdem habe ich den digitalen Belichtungsmesser (aka DSLR) ja eh meistens dabei. ;-)

Und für alle, die es noch ganz genau wissen wollen:
  • Zeiss Ikon Ikonta 524/16 (aka "Mess-Ikonta", "Ikonta M", "Ikonta III")
  • Hergestellt zwischen 1951 und 1954 in Stuttgart (?)
  • 12 6x6 Negative auf einem 120 Rollfilm
  • Novar Anastigmat 75mm, f/3,5
  • Fokus: ∞ bis 1,2m (letzte Markierung, aber Ring lässt sich noch ein ganzes Stück weiter drehen)
  • Prontor SV Verschluss, 1s bis 1/300s und B
  • Ungekoppelter Entfernungsmesser

Revue 4

Mal wieder bei einer großen, bösen Versteigerungsplattform zugeschlagen und dieses hübsche Stück '60er-Jahre-Technik eingesammelt: Eine Revue 4. Dabei handelt es sich eigentlich um eine russische FED 4 (ФЭД-4), wie man auch am Firmen-Logo auf der Rückseite erkennen kann. Hierzulande wurde die wohl über den Versandhandel von Quelle vertrieben.


Vorne drauf befindet sich ein Industar И-61 mit M39-Gewinde. Soweit ich das verstehe, sollten zumindest die meisten russisch-sowjetischen M39-Objektive drauf passen, aber ob solche von Leica auch gehen würden, das muss ich noch genauer nachforschen. Das Industar, das mit gekommen ist, werde ich jedenfalls erst mal testen, auch wenn die Frontlinse schon ziemlich verkratzt ist, was man sogar auf dem Foto sehen kann.

Ansonsten ist die Kamera selber ganz gut in Schuss, nur etwas dreckig. Vor der Nutzung muss ich sie wohl mal ein wenig säubern, da klebt einiges. Allerdings ist der Selen-Lichtmesser wohl defekt, der bewegt nämlich die kleine Nadel gar nicht. Wobei, es kann auch sein, dass der mechanisch fest steckt; wie gesagt, es klebt alles etwas. Werde ich mir bei Gelegenheit mal vornehmen, und wenn ich ihn nicht wiederbelebt bekomme, auch nicht so schlimm, muss ich halt mit einem externen Lichtmesser arbeiten. (Man nennt das heutzutage ja gelegentlich auch "Smartphone". ;-))


Bleibt wie immer die Frage: Warum, wieso, was soll das Ganze? Nun, ich gehöre schon zu einer Generation, die Messsucher-Kameras nur noch aus der Erzählung kennen. Und da wollte ich mal gucken, wie das technisch eigentlich funktioniert und was das kann und ob's Spaß macht. So kompliziert kann das ja nicht sein, so ganz ohne Strom und Schnickschnack.

Und tatsächlich, so einfach ist das: Durch den Sucher sieht man ein Bild, in das ein zweites, kleines, kreisrundes Bild mit eingeblendet wird; wenn man an dem Fokus-Ring des Objektivs dreht, wird ein kleiner Hebel im Gehäuse rein oder raus gedrückt - der Fokusring reicht in das Gehäuse der Kamera herein - und die Aufgabe des Fotografen ist es jetzt, die beiden Bilder deckungsgleich zu bekommen. Also im Prinzip macht man da nichts anderes als eine Parallaxen-Messung: Der eigentliche Sucher ist links an der Kamera, oberhalb des Objektivs ist ein zweites kleines Loch, durch das der kleine Bildkreis eingeblendete wird, und das Hebelchen bewegt wohl nur ein bisschen Optik hin und her. Simpel. So simpel, dass es auch heute, im Zeitalter des Mikroprozessors, noch funktioniert. Vorteil ist: Man braucht keinen Spiegel.

Der Verschluss ist der Zeit entsprechend ein seitlich ablaufender Tuchverschluss. Die schnellste Zeit ist 1/500s, das muss reichen. Draußen im Sommer also nichts unter f/4 oder f/5.6 bei meinen üblichen ISO/ASA-100-Filmen, die ich verwende. Immerhin ist, im Gegensatz zu meiner Zenit, die nur bis 1/30s geht, die längste Zeit 1s. Da kann ich schon mit arbeiten, solange ich das gute Stück sicher abstelle. Ich hab ja ein sehr ruhiges Händchen. (Nicht!) ;-)

Ansonsten gibt es nicht zu viel zu sagen. Außer, dass die Rückwand komplett abgenommen werden muss, wenn man den Film wechseln möchte. Allerdings habe ich bis jetzt noch keinen rein gelegt. Ich habe eh noch drei Stück in der Entwicklung. ;-) ...und das Wetter sieht so aus, als würde es sie kommenden Tage eh nicht für einen 100er ausreichen und was anderes habe ich nicht griffbereit.

Olympus OM-10

Ich habe ja wieder allen möglichen alten (Foto-)Scheiß mit nach Bad Homburg genommen gehabt. Unter Anderem auch die Zenit und die Yashica. Als R das sah, erinnerte sie sich an ihre alte Olympus OM-10, die sie seit Jahren nur noch rum liegen hat. Da habe ich mich nicht lange bitten lassen, als sie mir angeboten hat, die mit zu nehmen. Jetzt habe ich noch ein anderen Objektiv-Bajonett... Mist! ;-)


Wie man sieht, das Body hat schon was erlebt. Aber nachdem ich die Patina mal etwas abgekratzt habe, glänzt sie wieder. (R ist seit Jahren Nichtraucherin, aber den Duft Nikotin bekommt man nur sehr schlecht weg; sobald ich mit einem feuchten Lappen dran gegangen bin, habe ich es noch ganz ganz weit weg wahrgenommen. Das heißt aber auch, dass ich mich wahrscheinlich unterwegs nicht mit Corona infiziert habe! ;-)) Der Schaumstoff-Klebedings unter dem Teil, wo man die Verpackung seines aktuellen Films rein stecken kann, ist allerdings über die Jahre desintegriert. Doppelseitiges Klebeband hält auf der Belederung leider nicht, da muss ich im Baumarkt also mal Ersatz besorgen.

Das gute Stück wiegt übrigens gefühlt nur ein drittel der Zenit. Mal sehen, wie die Bilder mit dem Zuiko 50mm so werden, ob ich demnächst die mit mir rum schleppe und das Helios 44 mal auf Nikon umrüsten lassen. (Selber krieg ich das wahrscheinlich auch nicht mit YouTube-Anleitung hin.) Erstaunlich finde ich, dass nach all der Zeit die Knopfzellen für den Belichtungsmesser noch Strom genug haben, dass ich tatsächlich direkt Bilder damit machen konnte.

Überhaupt: Technik, die begeistert! Die Kamera macht Bilder in einem Zeitautomatik-Modus, und zwar ausschließlich. Wenn man manuell belichten möchte, braucht man ein kleines Zusatzmodul, dass man an den runden Anschluss links (von der Kamera aus gesehen) klemmt, soweit ich das verstehe. Faszinierend. Aber für 90% der Anwendungsfälle reicht die Zeitautomatik ja. Trotzdem mal sehen, ob ich das passende Teil günstig irgendwo bekomme.


Aber vor allem bin ich gespannt, was ich da noch für Fotos auf dem 400er Ilford finden werde, der noch eingelegt ist und nur 10 Bilder belichtet hatte. Ob da überhaupt noch was raus kommt. Wer weiß, wie alt der Film ist und wie die Kamera gelagert wurde.

Sehr gut finde ich übrigens, dass man auch jetzt noch ganz offiziell das Handbuch auf der amerikanischen Olympus-Webseite findet. Ist zwar auch nur ein gescanntes PDF, aber immerhin!

So, und jetzt muss ich schnell noch mein Spreadsheet updaten, da sind ja jetzt zwei bis drei Einträge dazu gekommen! ;-) Außerdem muss ich mal den P fragen, der hat ja auch eine alte Olympus, und die hat den gleichen OM-Objektivanschluss. Da kann man dann mal Objektive tauschen! ;-)