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Rolleiflex

Kommen wir nun zu den wirklich spannenden Dingen, die ich auf dem letzten Rheinauenflohmarkt eingesammelt habe. Dinge, an denen ich wirklich nicht vorbei gehen konnte. Wie diese Kamera, von der ich es kaum noch erwarten kann, sie endlich hier vorzustellen: Eine originale Rolleiflex! In gutem Zustand mit einem Haufen originalem Zubehör dabei! Ich konnte mein Glück kaum fassen! Und einigermaßen günstig war sie außerdem auch noch!

Ich hatte zwar an dieser Stelle bereits mein eigenes Limit erreicht - ich geh ja nie mit mehr als 50 € auf den Flohmarkt, dann kann ich auch nicht mehr ausgeben -, aber zum Glück hat der Verkäufer auch diese hochmoderne Art der digitalen Bezahlung akzeptiert! (Irgendwas mit Paul oder so! ;-))


Wie man sehen kann, das gute Stück kommt mit der originalen Ledertasche, die auch noch nicht auseinander fällt. Das ist ja nicht immer der Fall, ich habe da diverse Kameras, die nicht so alt sind, deren Etuis und Taschen schon lange in Einzelteile zerfallen sind, da die Fäden irgendwann morsch werden.

Apropos Alter: Wenn ich das richtig sehe, habe ich hier tatsächlich die allererste Version der Rolleiflex. Sie ist also irgendwann zwischen 1928 und 1931 gebaut worden. Hier die Merkmale, die mich zu dieser Annahme führen: Das allgemeine Design ist dunkel gehalten und nicht wie bei den späteren Rolleiflexen eher silbern. Sie hat auch das relativ schnelle f/3,8 Tessar. Die Knöpfe sind eher messingartig, es gibt keinen Hebel zum Filmtransport, wie es ihn breits ein paar Jahre später bei der Standard Rolleiflex gab. Die Andruckplatte im Inneren ist nicht lackiert und sie hat zudem zwei rote Sichtfenster, einmal am Boden, einmal auf der Rückseite. Aber das Wichtigste: Sie kam mit einem 620 Farb-Film (Orwo), den ich wohl tatsächlich mal in die Entwicklung geben werde und das Ergebnis dem Verkäufer zukommen lasse - ich hab ja aufgrund der digitalen Zahlung jetzt seine eMail-Adresse! ;-) Weshalb ist das mit dem 620er Film wichtig? Weil die späteren alle direkt 120 Rollfilm genommen haben, nur die allerersten Modelle nahmen eigentlich 117er B1 Rollfilm, konnten dann aber auch relativ problemlos auf den etwas schmaleren 620 umgerüstet werden. Die Produktion von B1 lief wohl irgendwann der 1930er aus, als diese Kamera eigentlich noch viel zu jung war, als dass man sie hätte wegwerfen wollen, deswegen gab es da wohl diese offiziellen Umbauten, die diese hier wohl bekommen hat. 620 Film ist dann irgendwann in den 1990ern verschwunden - erstaunlich spät -, sodass ich annehme, dass die Kamera seit mindesten 30 Jahren eingemottet war.


Dafür - und für ihr Alter von über 90 Jahren - hat sie sich aber richtig gut gehalten! Sie sieht richtig schick und retro aus. Und sie funktioniert einwandfrei. Der Verschluss löst bei allen Zeiten (1s bis 1/300s, B und T) aus, das ist das Wichtigste, aber auch alle anderen Funktionen haben keine Beeinträchtigung. Das Gehäuse ist zwar ein bisschen verzogen und schließt nur mit sanfter Überredungskunst, die Dichtungen haben sicher auch schon bessere Tage gesehen, aber ansonsten alles einwandfrei. Auch die Linsen sind klar und im Sucher schwirren nur vereinzelte Staubkörner herum. Selbst der Klappmechanismus am Sucher funktioniert ohne Problem. Ein wirklicher Glücksfund!

Ich habe dann auch direkt am Sonntag einen Film durch geschickt. Nachdem ich in der anderen Kamera, die ich vorher schon mitgenommen hatte, eine 620er Spule gefunden hatte, und in dieser gleich zwei - den Orwo-Film habe ich auf eine billige Plasitik-120er-Spule umgespult, bevor ich den in die Entwicklung gebe; bei der ist das nicht so schlimm, wenn die verloren gehen sollte ;-) -, hatte ich insgesamt also drei Stück. Zwei davon habe ich gleich mal mit einem 120er bestückt. Der passt einwandfrei auf die etwas dünnere Spindel und scheint auch an den Rändern lichtdicht abzuschließen. Leider habe ich bei der Entwicklung das Gehirn nicht eingeschaltet und so ist jetzt am Rand vom Film ein Finger breit nicht richtig entwickelt, weil ich Döskopp nur 300ml statt der notwendigen 500ml verwendet habe! Ich Idiot! Aber als Beweis, dass an der Rolleiflex alles funktioniert, reicht das trotzdem!


Aber damit nicht genug! Zusätzlich war da noch einiges an originalem Zubehör dabei: Ein Gelbfilter in der passenden Größe ist immer gut und der originale Drahtauslöser ist auch dabei gewesen. Der hat leider das Problem, dass oben am Knopf der Textil-Schlauch abgerissen ist und er deswegen leider nur noch bedingt funktioniert. Aber dafür war gleich noch ein zweiter dabei, der zwar zeitlich ähnlich alt sein sollte, allerdings ein bisschen zu lang ist und sich deswegen an der Kamera nicht in den vorgesehene Nuppsi einhängen lässt. Aber man kann den Verschluss auch gleich unten am Objektiv auslösen, insofern ist der auch nicht unbedingt nötig, erklärt aber die Delle in der Belederung, wo er eingeschraubt war. ;-)

Der Belichtungsmesser stammt zeitlich wahrscheinlich eher aus den 1960ern, wäre aber auch ganz praktisch, wenn er denn nicht nach dem Mond gehen würde. Das übliche Problem mit Selenzellen. Aber als histprisches Artefakt, ebenfalls komplett mit Lederetui, da sag ich nicht nein!

Als weitere Dreingabe war dann aber auch noch das zur Kamera passende Stativ dabei. Das muss auch so aus den 1920ern/1930ern stammen, ist es doch tatsächlich noch aus Messing gebaut! Messing! Nix Alu oder gar Plastik! Wie das den Krieg überdauert hat, weiß ich gar nicht. Schließlich hat man selbst Eheringe eingeschmolzen, um daraus Patronenhülsen zu bauen! Und dann kam die Nachkriegszeit, in der viele dieser alten Kameras und deren Zubehör von den siegreichen Truppen eingesammelt wurden, sozusagen als kleine Reparation am Rande. Oder man musste diese Teile auf dem Schwarzmarkt verhökern, um was zu Essen zu kaufen. Wenn ich so drüber nachdenke, was diese Kamera also alles durchgemacht haben muss, dass sie heute noch so gut erhalten hier neben mir auf dem Schreibtisch steht...


Fazit: Einer der besten Käufe, die ich seit langem getätigt habe. Diese Rolleiflex mit samt ihrem Zubehör ist beinahe schon zu schade, um sie mit in die Wildnis zu schleppen. Sie sollte eigentlich einen besonderen Platz in der Vitrine bekommen! Aber da sie einwandfrei funktioniert, werde ich sie zu besonderen Gelegenheiten sicher noch einmal auspacken. Sie ist nämlich einfach zu schön, um sie einfach nur wegzusperren, wo sie keiner sehen kann! :-)

Polaroid 340 Automatic Land Camera

Keine Angst, ich habe nicht schon wieder sinnlos Geld ausgegeben. (Jedenfalls nicht dafür. ;-)) Allerdings frage ich mich schon, warum ich eine Sofortbild-Klappkamera von irgendwann zwischen 1969 bis 1971 (laut Internet) bei meinen Eltern im Keller finde. Und zwar ein Modell Polaroid 340 Automatic Land Camera. Ich glaube kaum, dass die jemals von denen benutzt worden ist. Die Mutter wusste nicht mal, dass sowas existiert. Also, sie wusste, "dass da noch eine Kamera rumliegt", aber ansonsten hatte sie gar keine Details dazu. Die habe ich jedenfalls gefunden, als ich da letztens die Bohrmaschine vom Regal genommen habe, um das Loch für die Glasfaser in die Wand zu bohren, aber das ist eine andere Geschichte.

Ich habe das gute Stück dann jedenfalls mal mit genommen. Also, die Polaroid jetzt, nicht die Bohrmaschine. Davon haben wir selber genug. ;-) Und was soll ich sagen? Das Ding sieht aus, als würde es problemlos funktionieren - natürlich mit der Einschränkung, dass es seit ungefähr 10 Jahren keine Filmkassetten mehr dafür gibt. Man könnte noch welche kaufen, wenn man utopische ehBlöd-Preise zahlen will. So, ein Pack mit 10 Fotos für 100€/$/£. Und die sind dann halt 2015 abgelaufen. Und ich bin ja verrückt, aber halt nicht so verrückt! :-D


Wie man sieht kommt die Kamera mit einem sehr schönen kleinen Kunstlederkoffer. Wenn man sie daraus befreit, hat mein einen ziemlichen Klotz in den Händen. Vom Volumen her ungefähr zwei Ziegelsteine übereinander. Und das Gewicht ist auch nicht ohne, wobei ich das jetzt nicht in Einheiten von Ziegelsteinen messen würde. Wenn man die Plastikkiste drumherum dann öffnet, kommt die Frontplatte zum Vorschein und man kann den Balgen ausfahren und den Sucher aufklappen. Letzterer hat zudem einen gekoppelten Rangefinder an der einen Seite, sodass man schnell und präzise scharfstellen kann, indem man über die Hebelchen am oberen Rand durch rechts-links-drücken das Bild scharf bekommen kann. Diese sind mit dem Balgenmechanismus verbunden und bewegen die gesamte Frontplatte mit Linse und allem vor und zurück.

Die Belichtung erfolgt angeblich automatisch, aber ich sehe keinen Belichtungsmesser. Stattdessen gibt es einen ISO-Drehknopf unter der Linse, der in den für Sofortbildfilmen damals üblichen Schritten eine halbe Blendestufen zwischen den "normalen" ISO-Werten hin und her schalten kann: 75, 150, 300 und noch ein paar seltsame Werte bis 3000. Außerdem gibt es einen Hebel, mit dem man eine zusätzliche Blende in die Optik einschieben kann. Das scheint mit alles vollkommen manuell und mechanisch abzulaufen, sodass sich die "Automatik" wahrscheinlich eher auf darauf beschränkt, dass der Film nach der Belichtung automatisch ausgeworfen wird? Ich kann nur raten, ich habe schließlich weder einen Film noch eine passende Batterie. Mir würde es in dem Zusammenhang ja schon reichen, wenn ich eine alte, leer Kassette in die Finger bekommen könnte, dann würde ich mir schon aus einem Stück 120 Film was zusammen-macgyver-n, um das Teil zu testen. ;-) Aber ich bräuchte die Kassette wahrscheinlich schon, um zu sehen, wo die Filmebene zumindest ungefähr liegen müsste. Soweit ich das sehe, ist da leider nirgends eine Markierung, wie man das bei SLRs oder besseren Knipsen manchmal hat.

EDIT: Bei Buktus gibt es auch dafür eine Anleitung und in der steht, dass da vorne tatsächlich ein "Magic Eye" dran ist, dass die Belichtung misst und dementsprechend wohl eine Zeit auswählt. Ob das nach der langen Zeit noch funktioniert?


Wenn man sich die Bilder so anschaut, die Kamera sieht eigentlich ganz schon schick und Retro aus. Außerdem ganz gut erhalten, dafür dass sie Gott weiß wie lange jetzt schon im Keller rumgelegen hat, der nicht unbedingt kamera-freundlich temperiert ist und viel zu hohe Luftfeuchte hat. Der Balgen sieht dicht aus, die Plastikteile fühlen sich allerdings etwas ölig an - wahrscheinlich schwitzt das irgendwelche Weichmacher aus. Aber alles nichts, was die Funktion beeinträchtigen sollte. Zudem hat die Kamera einen recht hübschen Retro-Look, der gerade ja total in ist. Ach ja, hinten auf der Rückseite gibt es noch einen Timer, den man einstellen kann, je nach dem wie lange der Film entwickeln muss, bis man ihn aus der Kamera heraus kriegt.

Zum Schluss noch ein oder drei Blicke in die Innereien der Kamera: Da haben wir das Batteriefach, in das man eine recht exotisch 4,5V Batterie einlegen soll. Ich nehme an, da würden es zur Not wahrscheinlich auch drei AAA in einem Halter tun. Die Mechanik, die für die Entwicklung und den Auswurf des Bilds aus der Kassette verantwortlich zu sein scheint, sieht da schon spannender aus. Und die Linse von innen ist ein bisschen angelaufen, die müsste ich mal putzen. Aber nichts ist pilzig oder riecht unangenehm. Gut, alles ist ein bisschen staubig, aber da kann man ja was gegen tun.


Schade also, dass die paar Filme, die es noch gibt, so teuer sind. Es gab da vor einiger Zeit wohl mal eine Kickstarter-Kampagne, aber was draus geworden ist, weiß ich auch nicht so genau. Die Filme, die sie produziert haben, scheinen jedenfalls ausverkauft zu sein. Wie gesagt, eine leere Kassette würde mir wahrscheinlich ja schon reichen, um zumindest zu testen, ob noch Leben in ihr steckt. Dann könnte ich wie gesagt Stück von einem 120er Film da rein zwängen. Ohne Strom scheint die Kamera nämlich völlig mechanisch auszulösen, ohne danach die Chemiemischung in Gange zu setzen. So genau weiß ich nicht, wie ich mir das vorzustellen habe. Das letzte Mal, dass ich diese Art von Film zu sehen bekommen habe, muss bald 40 Jahre her sein, als man auf diese Sofortbilddinger noch Passfotos gemacht hat. (Da gab es so extra Kameras mit viel Linsen, meine ich mich zu erinnern. Die Filmfläche ist ja recht groß, da kann man durchaus 2 mal 2 Bilder drauf bekommen.) Oder war das noch der Schulfotograf, den es damals noch gab? Jedenfalls musste man von den Filme hinten diese Folie abziehen, wenn sie fertig waren. Meine ich. Ist lang her. Ich muss zugeben, bei diesen Instant-Kameras und deren Technik kenne ich mich auch nicht so aus. Die andere Möglichkeit ist wohl, dass man diese Kameras (destruktiv) auf Instax umbaut, aber ich glaube, das will ich nicht. Erstmal habe ich keine Ahnung wie, dann ist das Format ja ein ganz anderes und außerdem möchte ich an diesem ganz gut erhaltenen Stück nichts kaputt machen. Vielleicht gibt es demnächst im Zuge der Retrowelle ja auch für sowas wieder einen Film zu kaufen! ;-)

Und ganz zum Schluss noch die Frage: Welche Art von Fotograf hat so eine Kamera tatsächlich benutzt? Das "Land" im Namen klingt für mich ja eher nach Landschafts- als nach Portrait-Fotografie, was (s.o.) mein einziger Berührungspunkt mit dieser Technik war. Aber will man so ein dickes Ding im Feld mit sich herum schleppen? Die Filme waren damals sicher auch nicht günstig, da kann man auch nicht einfach so mal drauf halten. Die gesamte Aufmachung und Build Quality schreien allerdings nach "professioneller" Anwendung. Also doch für Fotografen, die eher Leute gegen Geld fotografieren? Den Vater kann ich ja leider nicht mehr fragen, ob er noch wüsste, wie das Ding in den Familienbesitz überging und wer das zuvor benutzt hat.

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 4: Neue Dichtung und ein Film

Gestern Nachmittag habe ich mich dann mal der Restlichen Dinge angenommen, die da mit der Nettar noch zu erledigen waren: Neue Dichtung - am Scharnier hauptsächlich - und eine kleine Fokus-Justage. Ersteres ist ja eher einfach: Ein bisschen Schaumstoff ausschneiden und sich dabei mit dem Skalpell nicht die Finger absäbeln. Aber ich habe es tatsächlich geschafft, man glaubt es kaum, ohne jegliche Verletzung. Mal was Neues. Weil die Rückwand auch nicht mehr ganz so gerade ist und auch nicht mehr so richtig schließen will, habe ich auch auf der anderen Seite, an der die Rückwand anschlägt und eingehakt wird, einen dünnen Streifen Schaumstoff angebracht. Jetzt klemmt der Verschlussmechanismus zwar ein bisschen und der Klebstoff hält die Rückwand beim Öffnen ein bisschen fest, aber das ist grundsätzlich auch nicht so schlimm, denn das verringert die Wahrscheinlichkeit, dass ich aus Versehen am Haken hängen bleibe, die Kamera öffne und den Film versaue.


Zur Justage des Fokus musste ich ein bisschen Kreativ werden. Da habe ich ein Stück Papier auf einen 6 cm breiten Streifen geschnitten und auf die Spule, die ich in der Kamera gefunden hatte, gewickelt. Diesen habe ich dann über die Rückseite rüber gezogen und dann auf der anderen Seite mit einem Stück Tesafilm fixiert. Da das Objektiv mit seinen f/6,3 ja nicht wirklich lichtstark ist, konnte ich bei voller Beleuchtung erstmal nicht wirklich was erkennen. Deswegen habe ich die alte Decke aus dem Keller geholt und mir über den Kopf geworfen, sodass nur die Kamera vorne raus geschaut hat. Dann den Auslöser auf B gestellt und gespannt, ausgelöst und mit einer Lupe auf dem Abbild auf dem Papierstreifen geschaut, ob in der Unendlichkeit alles einigermaßen scharf ist. Soweit ich das sehen konnte, war es das, zumindest in ausreichendem Maße. Um es genau zu wissen, müsste ich dann wohl einen Film einlegen und diesen belichten. Ich mein, wie gesagt, f/6,3 - wie unscharf kann das Bild da überhaupt sein?! Ich nehme fast an, dass das Objektiv schon vor meiner Reinigung, für die ich es ja komplett auseinander nehmen musste, nicht 100%ig eingestellt war.


Aber wie man sieht, ich habe dann mal einen Film aus dem Keller geholt und werde den mal da durch jagen, wenn ich die Woche mal Zeit habe. Mal sehen, was sich an Motiven ergibt und was am Ende raus kommt. Mit Mittelformat-Entwicklung hatte ich bisher ja nicht so das Glück, da muss ich noch immer etwas üben. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt, dass ich den Film zu kurz spüle, bevor ich ihn dem Entwickler aussetze, aber ich hab immer so viele Punkte, die (im Negativ) durchsichtig bleiben (im Positiv also schwarz werden). Oder muss ich den dickeren Film mehr rühren und schütteln und kippen? Ich weiß es nicht. Aber auch das werde ich noch raus bekommen.


Ansonsten bin ich gespannt, was sich mit dieser alten, geschenkten Kamera ergibt und ob sich die Stunden an Arbeit, die ich da hinein gesteckt habe, gelohnt haben. Diese alten Dreilinser machen ja erstaunliche Bilder, finde ich immer wieder. Je nachdem, was ich an Motiven finde, werde ich mit dem ISO 200 Film ja wahrscheinlich eh kaum unter f/8 kommen, sodass der evtl. nicht korrekt justierte Fokus auch nicht so ins Gewicht fallen wird. Zum Glück habe ich ja von J irgendwann mal einen Rangefinder bekommen, dann muss ich wenigstens nicht raten oder zonenfokussieren oder noch schlimmer, den Ultraschall-Entfernungsmesser mit mir um schleppen! ;-)

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 3: Ein bisschen Lack

Irgendwann letzte Woche habe ich mir im Baumarkt eine Dose schwarzen Sprühlacks besorgt, um zumindest die Innenseite der alten Nettar wieder zu schwärzen, um eventuelle Lichtreflexe zu vermieden, sollte ich das Teil tatsächlich mal mit Film testen wollen. War gar nicht so leicht raus zu bekommen, was ich da wohl brauche. Denn ich bin mir nicht sicher, ob das schon sowas hochmodernes wie Alu ist, oder ob es sich einfach nur um guten, alten 50er-Jahre-Stahl handelt. Ich wollte nämlich nicht noch Grundierung besorgen müssen. Deshalb habe ich mich am Ende einfach für ganz normalen Sprühlack entschieden.

Bevor ich den jedoch aufbringen konnte, musste ich als erstes die Andruckplatte entfernen und dann so viel wie möglich vom alten Lack entfernen. Es sieht so aus, als hätte da bereits jemand versucht gehabt, an der rechten Seite der Rückwand mit schwarzerm Lack nachzubessern. Der sieht einfach nur aufgepinselt auf. Scheinbar hat das Blättern an der Seite angefangen. Da der einigermaßen hält, nehme ich einfach mal an, dass ich keine Grundierung benötige.


Alles habe ich nicht weg bekommen, besonders in den Ritzen klebte am Ende noch immer ein bisschen der alten Fledderfarbe. Aber ich denke, das sollte nicht so schlimm sein, der neue Lack sollte das schon irgendwie festhalten. Oder sogar mit den Lösungsmitteln anlösen und so wieder mit dem Untergrund verbinden. Dann habe ich alles andere so gut wie möglich abgeklebt. Die Rückwand lässt sich ja leider nicht so ohne Weiteres abbauen, deswegen habe ich die einfach am restlichen Gehäuse dran gelassen. Ich mein, das Ding ist in dem Zustand eh so gut wie nichts wert, und wenn ich damit fertig bin, werden professionelle Restauratoren wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Aber ich will ja nicht unbedingt einen Schönheitswettbewerb gewinnen, ich möchte einfach nur die Kamera mit einem Film benutzen können.

Und dann hab ich gesprüht. Ein paar alte Zeitungen und raus in den Garten damit. Ich bin auch kein professioneller Lackierer, deswegen weiß ich nichts von Sprühentfernungen und Mengen und ob ich das noch mit einer zweiten oder gar dritten Schicht hätte versehen müssen. Habe einfach Pi mal Daumen drauf gehalten und ich denke, das Ergebnis ist OK.


Nachdem ich dann das Tape abgerissen hatte, fand ich, dass ich sogar erstaunlich sauber gearbeitet habe. Kaum Nasen und Splotches. Dafür, dass das wahrscheinlich das erste Mal, dass ich jemals überhaupt Sprühlack benutzt habe, kann sich das sehen lassen. Jetzt liegt das gute Stück hinter mir im Büro und trocknet noch ein bisschen vor sich hin und ich krieg einem am Dach von besagten Lösungsmitteln. Hui! Nicht gut für die Gesundheit, steht auf der Dose. Hochflüchtige Aerosole. Ja, dann bewacht die mal besser, bevor die abghauen! ;-)

Und dann hab ich noch ein Foto von der Dose gemacht, damit ich nicht vergesse, wie die aussieht, wenn ich die jetzt in die Garage räume und in 20 Jahren suche. :-D Und natürlich, damit mir jetzt die ganzen Profis sagen können, dass das völlig falsch war und ich lieber Firma XYZ benutzt haben sollte. Ich mein, es ist das Internet, natürlich wird jemand eine Meinung dazu habe.


So, und jetzt scanne ich weiter die Fotos vom Meeting ein. Bzw werde gleich mal eine Pause machen, wenn der 120 Film durch ist. Der ist irgendwie leicht verkratzt und ich denke, das ist wohl beim Einspulen passiert. Außerdem muss ich ihn wohl noch mehr vorspülen, denn da sind noch immer schwarze Flecken drauf, von denen ich annehme, dass sie von der Farbbeschichtung kommen. Wofür war die da noch mal drauf? Das hatte doch auch was mit den Lichtreflexen und der Leitfähigkeit des Acetats zu tun, oder? Keine Ahnung, schon wieder vergessen...

Zeiss Ikon Nettar II 517/16 - Reparaturen Teil 2: Linsenreinigung

Durch ein bisschen Internet-Recherche habe ich zumindest heraus gefunden, dass man das Frontlinsenelement einfach abschrauben kann. Dafür muss man nur die drei winzigen Schrauben an der Fokus-Skala lösen und dann ganz genau markieren, in welcher Position man das Teil vorgefunden hat. Ich habe einfach mit einem Bleistift markiert, wo die Fokusmarkierung hin gezeigt hat - was im Nachhinein keine so tolle Idee war, denn der hat sich durch meine sommerlich-feuchten Finger viel zu schnell weg wischen lassen. So werde ich demnächst wohl noch mal genau den Fokus justieren müssen, aber das ist eine andere Geschichte. Ich empfehle jedenfalls jedem, der das Gleiche vorhat, doch eher zu einem wasserfesten Stift zu greifen. Der geht dann zwar nachher nicht wieder weg, aber wenigstens tut er das dann auch nicht aus Versehen mitten drin, wenn man ihn eigentlich noch braucht.

Nach ca 2¼ Umdrehungen hatte ich jedenfalls die Frontlinse in der Hand und konnte mit dem guten 10%igen H2O2, das ich von meinem Bruder bekommen habe (der das aus Spanien mitgebracht hatte) anfangen, die Linse von den Pilzdendriten zu befreien. Das ging auch sehr gut, er hat sich noch nicht ins Glas gefressen gehabt. Nun sind diese Linsen aber auch nicht beschichtet, sodass die Wahrscheinlichkeit da eher gering ist. Obwohl die auch Spuren im Silikat hinterlassen können, wenn sie allzu lang drauf bleiben.


Ist jedenfalls schön klar und sauber geworden, und nachdem ich mit Alkohol nachgespült hatte, auch ohne Schlieren und Fingerabdrücke. Das gab mir Hoffnung, auch die beiden anderen Linsen von diesem Parasiten befreien zu können.

Aber leider hatte ich noch immer keine Ahnung, wie ich diese erreichen sollte. Das Internet behauptet zwar, man könne "ganz einfach" den C-Ring der hinteren entfernen, aber. Einfach? Habe dann erstmal versucht, weiter von Vorne in den Verschluss einzudringen. Schließlich wollte ich mir das "Uhrwerk" eh genauer anschauen, ob da nicht doch irgendein Dreck drin ist. Wie man sieht, das geht bei dem Vario ganz gut, vor allem, weil einem keine Federn oder sonstiges Gedöns entgegen gesprungen kommen. Aber war unnötig: Da drin war alles in Ordnung.


Schließlich ist es mit mit meiner Pinzette, die ich eigentlich für Schrauben brauche, dann doch noch gelungen, den Ring hinten im Balgen zu lösen und so die ganze Verschluss-Baugruppe aus der Kamera zu bekommen, damit ich mir das mal von allen Seiten genau angucken konnte. Mit einer krummen Pinnbrett-Nadel ist es mit dann tatsächlich gelungen, den vermalledeiten C-Ring hinter der Linse weg zu fummeln. Habe mir gedacht: Wenn ich die verkratzen sollte, ist das auch egal, denn so macht die Kamera eh keine Bilder mehr. Hat aber ohne nennenswerte Kratzer funktioniert!

Aber nicht, ohne dass mir der §%&#! Ring dabei nicht einmal durch das ganzen Büro geflogen wäre! Da ist eine ziemliche Spannung drauf! Also Vorsicht, liebe Kinder: Besser eine Brille tragen! ;-) (Also, sowohl als Augenschutz als auch, damit man das Armschlauch nachher auch wieder findet. Ist nämlich über mich rüber bis auf den anderen Schreibtisch hinter mir geflogen. Musste erst J mit ihren besseren Augen rufen, bis der wieder aufgetaucht war.


Dann konnte ich endlich auch diese Linse reinigen. Natürlich muss man sich gut merken,welche Seite nach innen gehört! Sonst ist nachher nix mehr mit Fotos! Die innere Linse, die noch immer feste in der Mitte des Verschlusses steckt, konnte ich dann aber so reinigen: Einfach den Verschluss auf B stellen, damit die Lamellen auf Seite gehen, und mit einem mit Wasserstoffperoxidlösung geträünkten Wattestäbchen sauber rubbeln. Dann mit Alkohol nachwischen. Ich hoffe, die Sporen sind jetzt alle tot und ich muss das so schnell nicht wieder machen, das war nämlich eine ziemliche Tortur.

Ganz zum Schluss und nach einigem Zusammenbauen habe ich dann noch einen kurzen Fokustest gemacht: Stück Pergamentpapier auf die Spule gewickelt, mit Tesa ein bisschen fixiert: Naja, muss ich noch mal ordentlich machen, aber ganz schlimm scheint es nicht zu sein. Zumindest sehe ich ein Bild, was mehr ist, als ich erwartet hatte! ;-)


So, jetzt fehlt (außerdem) noch etwas schwarze Farbe für das Gehäuse und neue Dichtungen und dann wird mal mit Film getestet. Mal sehen, was die so kann und ob sich der Aufwand überhaupt gelohnt hat.