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Schwarz-weiß und analog, Sonderausgabe: Sundern-Stockum im Sauerland, Teil 1

Kentmere 400 @ 800 #9, 2.-4. Februar 2024
  • Nikon F90x, AF Nikkor 50mm 1:1.4, AF Nikkor 85mm 1:1.8, AF AI Nikkor 35mm 1:2, AI Nikkor 200mm 1:4
  • Entwicklung: Fomadon P Stock, 13:15 Minuten, 19,5°C, Adofix Plus 1+5 (frisch), 4:00 Minuten, Adoflo II 1+200
Weil es sich gerade anbietet, schiebe ich mal einfach die Fotos vom letzten Wochenende dazwischen. Dann liegen die auch nicht wieder ein halbes Jahr in der Pipeline. Ich muss echt mal dazu übergehen, die schneller zu verwenden. Nach der langen Zeit erinnere ich mich sonst an nichts mehr. Muss mir nur noch ein System ausdenken, dass ich mich dran erinnere, dass ich diese Bilder schon im Blog habe, nicht, dass ich versuche, die noch mal einzustellen! ;-) Was mich jetzt aber dazu gebracht hat, die zeitnah hier rein zu bringen, ist der leichte Push um eine Stufe, den ich mit dem "neuen" Entwickler, dem Fomadon P, vorgenommen habe. Habe noch nie mit D-76-ähnlichem Zeugs gepusht, aber wie man sieht, ist das Ergebnis echt nicht schlecht. Der 400er Kentmere ist ja auch so schon recht rauscharm für seine Empfindlichkeit und das Push bringt die Körnung nur mäßig stärker hervor. Gefällt mir ganz gut. Ich habe den Kontrast dieses Mal nur leicht über das hinaus erhöht, was das Scanner-Programm vorgeschlagen und ich entsprechend auf sinnvolle Werte runter korrigiert habe. (Voller Input-Umfang, Gamma bei 1,25, zB. So benutzte ich das fast immer. Durch die 16-Bit-Tiefe - von denen so 12-14 vielleicht real sind - lässt sich im Gimp nachträglich sehr viel besser einstellen, was man haben will.)

Sundern, jedenfalls, hat eine hübsche Kirche, deren Kirchturm ein ganz kleines bisschen schief ist, wie man hier gut sehen kann. (1/1250s, f/8, 35mm) Bei den Bildern auf unserem kleinen Geocaching-Rundgang habe ich glaube ich tatsächlich nur das 35er benutzt. Das passt meiner Meinung nach immer unheimlich gut zum Medium s/w-Film. weiß auch nicht, warum ich diese kleine Brennweite so ins Herz geschlossen habe.

Unten an der Kirche ist auch noch eine sehr hübsche kleine Eingangstür, die ich nicht links (oder rechts?) liegen lassen wollte. (1/160s, f8, 35mm.) Ich mache ja gerne sinnlose Fotos von Einganstüren. Aber diese hier ist wirklich ganz hübsch mit dem Glas-Gedöns oben drüber. Das ist auf s/w-Film natürlich eher grau in grau. Hat aber was, finde ich.


Nicht so spannend wie erhofft ist hingegen das Bild vom Kreuz vor der Kirche geworden. (1/500s, f/8, 35mm.) Ich habe zwar genau wie gewollt links die Kirche und rechts die Kapelle auf dem Hügel im Hintergrund, aber irgendwie ist das Bild einfach nicht interessant genug. Ich versteh's auch nicht wirklich, aber so ist es halt. Ich mein, es ist jetzt nicht wirklich schlecht, aber es hat nicht diesen Effekt wie die ersten beiden.

Bei den beiden Sauerländern hinter der Schule habe ich vergessen, die Belichtung anzupassen; so hat die Kamera im A-Modus natürlich bei mittenbetonter Messung viel zu viel Schatten in die Gesichter gemacht. (1/2000s, f/8, 35mm.) Ist mein Fehler, ich habe es sogar in dem Moment gemerkt, als ich mir die Werte aufgeschrieben habe. Hätte natürlich noch ein Bild machen können, aber das ist dann ja auch Verschwendung. Das Ergebnis hat mich allerdings auch ein bisschen überrascht. Die Silhouetten sind nämlich erstaunlich interessant geworden. Die Bemalung der Gesichter ist gerade noch so zu erkennen und wenn man im GIMP am Helligkeits-Regler auf Stufe 11 dreht, kann man sogar noch was erkennen. Der Beweis, dass der Kentmere die dunklen Stellen nicht so absaufen lässt wie der günstigere Foma. Selbst bei Push-Entwicklung ist da noch was drin.

Hinter der Schule gab es ein Beach-Volleyball-Feld. (1/4000s, f/2,8, 35mm.) Hier bin ich mit der Blende dann mal in Bereiche gegangen, die ich sonst auch verwende, da ich die Zweige im Vordergrund gerne unscharf gehabt hätte. Hat auch etwas geklappt, aber weniger als ich gehofft hatte. Ist nicht viel weniger unscharf als durch das Filmmaterial sowieso vorgegeben. Vom Motiv her ist es jetzt auch nicht so spannend, außer dass das wieder so ein deprimierendes Bild - verlassener Sportplatz, die Jubelschreie lange verhallt - ist, für das mein Bruder mich zum Psycho-Doc schicken wollen würde! ;-)


Dann habe ich noch Stein von vor dem alten jüdischen Friedhof mitgenommen, der dazu aufruft, sich gegenseitig mehr zu lieben und weniger zu hassen; eine Botschaft, die ich voll unterstützen kann! (1/500s, f/2,35mm.) Nur, dass der böse Wauwau Pipi dran gemacht hat, das stört dann schon ein bisschen. Andererseits gibt das der Aussage direkt noch mal mehr Nachdruck, dass wir uns alle mehr anstrengen sollten. Und den Wauwau vielleicht beim nächsten Mal auf der anderen Seite des Weges pinkeln lassen sollten! ;-)

Auf dem Friedhof selber stehen ja nur noch so drei oder vier Steine herum, von denen ich mir den dunkelsten ausgesucht habe. (1/500s, f/2, 35mm.) Mit ebenfalls ganz offener Blende bekommen wir hier sehr hübsches Hintergrund-Bokeh. Frage mich, was aus der Familie Stern geworden ist. 1920 ist ja schon recht nah an dieser vermaledeiten Nazi-Zeit dran. Wahrscheinlich würde man im Dorf unten irgendwo noch einen Stolperstein finden. :-/ (Wobei ich auf der Seite vom WDR jetzt keinen mit dem Namen finde. Vielleicht haben sie es raus geschafft...)


Ansonsten hatte ich ja schon festgestellt, dass es sich hier um eine sehr katholische Gegend handelt: Überall Kreuze und Jesusse, so auch hier unter dem alten, verzweigten Baum. (1/250s, f/4, 35mm.) War auch recht dunkel hier zwischen den Bäumen, dass ich bei f/4 und ISO 800 trotzdem nur auf 1/250s gekommen bin. Ist das jetzt eigentlich auch schon wieder so ein Depri-Foto? Ich weiß nicht, ich steh halt drauf. s/w hat ja heutzutage immer dieses leichte Trauerflor-Feeling. Versteh ich gar nicht, muss an den modernen Sehgewohnheiten mit total übersättigten Farben liegen.

Apropos katholisch: Da standen dann auch noch diverse Madonnen in der Gegend rum. (1/400s, f/2, 35mm.) Auch hier war es dunkel, aber der Film ist schnell. Mit weit geöffneter Blende auf die kurze Entfernung sehr schöne Hintergrundunschärfe. Einer der Gründe, weshalb ich das alte 35er so gerne habe: Es stellt die Subjekte recht gut frei. Liegt wahrscheinlich daran, dass es so nah am Übergang zum Weitwinkel liegt. Es hat eine gewisse Tiefe in der Schärfeebene, selbst weit offen und nah, zeichnet der Hintergrund dann aber doch ziemlich weich. Also, mir gefällts, auch wenn ihre betenden Hände schon sehr unscharf geworden sind. Aber ich habe ja auch auf ihre Augen gezielt.

An Bänken gehe ich ja auch nur selten vorbei. (1/500s, f/4, 35mm.) Besonders wenn sie vor einer Kirche stehen, die man durch eine winterlich kahlen Heckeerspähen kann. Nettes Bild. Die Bank könnte sich allerdings noch ein ganz kleines Bisschen mehr vom Hintergrund abheben. Hätte ich die Blende weiter öffnen sollen. Ich fürchte, es liegt einfach am fehlenden Kontrast. Wenn es nicht so schrecklich bedeckt und regnerisch gewesen wäre, hätten die Schatten vielleicht noch was Kontrast ins Spiel gebracht. Aber dann hätte ich auch kaum den eh schon schnellen Film noch um eine Stufe pushen können (was ich ja hauptsächlich für indoors gemacht hatte, für die Raider).

Vor der Kapelle findet man dann noch diese Szene einer aufgebahrten Person in Bronze gegossen. (Unbekannte Belichtungs-Werte, 35mm.) Da ich mich als eher protestantisch sozialisierter Mensch in der Bildsprache dieser katholischen Dinger nicht so auskenne, habe ich keine Ahnung, wer hier dargestellt ist. Ich nehme mal an, dass Jesus gerade den Lahmen wieder gehen lässt? Ich weiß es nicht. Das Bild ist ansonsten ganz OK, leicht schief, wie immer.


Die Kapelle ist ebenfalls eigentlich nicht so schief, das liegt mal wieder an mir. (1/1250s, f/4, 35mm.) Hier kann man aber schön sehen, was für ein gruseliges Wetter wir hatten. Da kommt echt nicht viel Licht durch den Wolkenschleier. Weshalb die Bilder auch alle ein bisschen "flach" aussehen: Keine Schatten. Ansonsten ist es aber ganz OK, finde ich. Könnte halt gerader sein. Und ich hab es wohl etwas schief auf dem Scanner liegen gehabt und dann den weißen Streifen links nicht abgeschnitten. Hab ich da jetzt noch Lust zu, das zu korrigieren? Nö. ;-)

Nachdem wir die Dose gefunden hatten, sind wir den anderen Weg zurück gegangen, wo ich dann noch diese Madonna in ihrer Nische gefunden habe. (~1/10s, f/2, 35mm.) Hart an der Grenze dessen, was ich noch ohne Stativ hin bekomme. Bin echt verwundert, dass das tatsächlich komplett scharf geworden ist. Keine Verwacklung. Zeichen und Wunder. Wobei ich den Eindruck habe, dass die F90x tatsächlich sehr ruhig auslöst. Der Spiegel schlägt sehr weich an. Ist halt eine Qualitäts-Kamera. Und die richtige Atemtechnik hilft auch! ;-)

Dann war da dieser riesige Frosch auf seinem Stuhl, der in die Landschaft geschaut hat. (1/125s, f/4, 35mm.) Joah, kann man machen. Fragen sich dann aber alle, die dran vorbei kommen und sich in der Gegend nicht auskennen: Was soll das? Was macht der da? Hat der eine tiefere Bedeutung? Ich mein, der ist schon ziemlich cool gemacht, muss ich ja zugeben. Aber er wirft halt auch Fragen auf. In s/w kommt er aus dieser Perspektive glaube ich am Besten rüber. Sitzt da, als würde er sein Reich bewachen. Ist er vielleicht der Froschkönig? :-D


Zurück im Dorf habe ich dann noch diesen Jesus gefunden. (1/60s, f/4, 35mm.) Hier kam mir dann der schnelle und gepushte Film zupass, denn mittlerweile war es dann doch schon später am Nachmittag und es wurde entsprechend immer dunkler. Ich mein, schaut euch diese Belichtungszeit an.

Vorher am Denkmal noch den großnasigen Typ mit Stahlhelm und seine Kollegen abgelichtet. (1/400s, f/2, 35mm.) Ich finds noch immer extrem creepy. Und hier spielt das Medium s/w-Film auch noch direkt mit rein, in bunt sahen die drei zwar schon sehr creepy aus, aber hier auf Film, uiuiui, ich weiß nicht. Das gibt dem ganzen "nie wieder Krieg" doch direkt mal ein Gesicht!

So, an dieser Stelle mache ich dann mal den Bruch und veröffentliche die restlichen veröffentlichbaren Fotos morgen. Meine Finger werden langsam lahm.