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Meopta Opemus 5

Irgendwann letzte Woche war ich in Rheidt, wo ich meinen Bruder getroffen habe, der mir von seinem letzten Ausflug in den Norden des Bundeslandes von einem seiner Arbeitskollegen einen Vergrößerer mitgebracht hat, der nur noch in der Ecke stand und dafür ist der zu schade. Heute bin ich dann endlich mal dazu gekommen, das gute Stück abzustauben (also, jetzt wortwörtlich, da war halt der graue Schleier der letzten 20+ Jahre drauf) und zu testen. Letzteres ist jetzt nicht so kompliziert: Stecker in die Dose und gucken, ob die Lampe leuchtet.

Aber bevor ich weiter schreibe: Es handelt sich um einen Meopta Opemus 5, ein ziemlich großes und professionell wirkendes Teil. Ich nehme mal an, dass es sich bei der Firma Meopta um den gleichen Laden handelt, der damals in der Zeit des kalten Krieges in der Tschechoslowakei auch andere optische Geräte gebaut hat, zB auch die Flexaret, die ich ganz dringend noch mal benutzen sollte, einfach weil das so eine geile Kamera ist!


Wie man auf den Fotos gut erkennen kann, das ist wirklich ein Riesentrümmer. Ich hatte mit dem Weitwinkel auf der Canon echt Probleme, da unten im engen Keller den Kopf ganz drauf zu kriegen. Ich habe die Canon genommen, weil die auch bei höherem ISO noch ein einigermaßen brauchbares Rauschverhältnis hat und weil das 24mm Sigma sehr nahe Nahaufnahmen erlaubt. Wie gesagt, es ist echt eng im Keller! Deshalb weiß ich eigentlich auch gar nicht, warum ich mir dieses übermächtige Teil auch noch ans Bein gehängt habe! ;-)

Wobei, ich weiß schon, wieso: Das Teil ist gut! Definitiv eine Klasse besser als der alte Revue-Vergrößerer, den ich schon seit Kindheitstagen rum stehen habe. Das merkt man schon am Gewicht: Der Revue ist schwer, aber der Meopta ist _SCHWER_. Das liegt am vielen Metall und nicht zuletzt an dem riesigen Block Holz, auf dem das Gerät befestigt ist. Außerdem eignet er sich auch dazu, um Abzüge von 6x6 Negativen zu machen. (Leider nicht von größeren, aber ich glaube, das wäre dann auch tatsächlich ein bisschen übertrieben für den Hausgebrauch.) Die Negativ-Bühne hat jedenfalls das nötige Maß und zudem eine bewegliche Maske, die man genau auf die Größe des verwendeten Negativs einstellen kann (oder auch auf einen Ausschnitt daraus, wenn man sowas vorhat.) Außerdem gibt es hier die nötigen Glasplatten, die das Negativ flach halten, was beim Revue fehlte. (Ob die mal vorhanden waren, bevor ich das Gerät übernommen habe, kann ich nicht sagen, aber ich nehme es fast an. So war der jedenfalls nur bedingt zu brauchen, wenn die Negative sich in der Hitze der Opal-Lampe anfingen, sich durch zu biegen.)


Der Pinn ist außerdem schön lang: In meinem Test unten kann man sehen, dass ich keine Probleme hatte, das 35mm Negativ ungefähr auf die Größe eines A4-Blattes aufzublasen, und da geht nach oben noch was! 30x40 ist hier sicher drin! Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das mitgelieferte Steinheil Cassar 50mm f/3,5 dann noch ausreichend scharf ist und ob man an den Ecken nicht irgendwann Abschattungen bekommt, einfach weil der Diffusor die Lampe nicht mehr genug diffundieren kann. (Wobei das eine ganze Menge Optik drin steckt, uA auch noch eine große Linse, die das diffuse Licht noch einmal extra auf das Negativ lenkt.) Ich fand es jedenfalls - ohne im Besitz einer Lupe zu sein, oder noch besser, eines Kornsuchers - schon recht schwer, hier noch einigermaßen scharf zu stellen. Liegt aber vielleicht auch an meiner fortgeschrittenen Kurz- und Weitsichitigkeit. Ist jetzt nur bedingt Rumgeheule, sondern einfach die Einsicht, dass man irgendwann mal den Tatsachen ins Auge sehen muss, dass man nicht mehr 18 ist. ;-))

An dem Cassar ist die Blende auch ein bisschen steif, sodass ich hier bei dem Test darauf verzichtet habe, weiter abzublenden. Das kommt auch meiner digitalen Canon entgegen, die hier auch bei ISO 1600 schon langsam keinen Bock mehr hatte. Hm, warum habe ich eigentlich nicht die Z fc genommen? Die macht doch auch noch mitten in der Nacht Fotos! Ich vergess' immer, dass wir die ja auch noch im Hause haben! (First World Problems! :-D) Aber vielleicht schaue ich auch mal, ob ich ein nettes kleines Vergrößerer-Objektiv für günstig bekomme. Die kleinen Nikkore werden relativ günstig bei ehBlöd gehandelt. Hm, das ist ja eigentlich M39, kann ich da eigentlich auch das Industar drauf schrauben, das ich hier irgendwo rum liegen habe? Die Frage ist auch, will man das?! ;-) Wobei ich das schon passend fände, auf dem osteuropäischen Vergrößerer auch ein Ostblock-Objektiv zu verwenden. Weiß gar nicht, warum da ein westdeutsches drauf ist. Oder stammt der Vergrößerer schon aus der Zeit, als Meopta schon auf militärische Produkte umgestellt wurde und es gab da irgendwelche Exportbeschränkungen? Müsste ich mal nachforschen, von wann das Teil tatsächlich ist.

Hmmmmm... Die Betriebsanleitung sieht sehr nach Mitte/Ende der 1970er aus und am Ende beim Copyright gibt es so eine auffällige "80", die vielleicht das Jahr des Drucks ist? Jedenfalls wird da kein Steinheil Cassar als offizielles Zubehör aufgeführt, vielleicht ist das tatsächlich schon after-market. Es gibt aber wohl einen Adapterring von M39 auf M42, das wäre ja auch witzig, da hätte ich ja genug Glas mit dem Anschluss rumliegen! ;-) (Google, bzw die Seite, die es da zitiert, sagt zum Alter übrigens 1977-1982. Gut geschätzt, einfach nur wegen der Klamotten und Frisuren! ;-))


Sonst fällt mir nicht viel ein, was ich noch schreiben könnte, bevor ich das Gerät tatsächlich mal benutzt habe. Das war ja jetzt nur so ein kleiner Test. Außer, dass ich schon das Gefühl habe, hier zumindest ein semi-professionelles Teil in den Händen zu halten, des den Ansprüchen eines gehobenen Amateurs genügt, während das alte Ding von Revue eher etwas wackelig daher kommt. Ich glaube, da war aber auch ein gewisser Preisunterschied! Den ich jetzt natürlich nicht mehr spüre, denn ich habe den Meopta jetzt ja umsonst bekommen. (Ich muss dem Herrn Arbeitskollegen von meinem Bruder aber noch irgendeine Kleinigkeit zukommen lassen. Vielleicht ein paar selbst entwickelte Fotos - und 'ne Flasche Schnappes! ;-))

Bevor wir jetzt zum Ende kommen, hier noch mein Testfoto in groß und invertiert. Sieht schon ziemlich Klasse aus in so riesig. Aber so großes Fotopapier hab ich nicht, keine Angst. Wenn ich diesen Winter hoffentlich mal dazu komme, die Waschküche als Dunkelkammer zu missbrauchen, dann sind die Abzüge nachher maximal halb so groß wie das A4-Blatt, das ich hier untergelegt hatte.


Das Testbild mit Fahrrad im Wald sieht aber wirklich schön aus. Da kriege ich direkt Lust, den ganzen Scheiß aus dem Keller zu holen und ein paar Bilder zu machen. Aber da muss ich erst mal eine Auswahl treffen, was ich denn gerne an die Wand hängen möchte. Das muss wohl überlegt sein. Zudem habe ich im Moment irgendwie keine Zeit. Muss auch mal hin und wieder was sinnvolles machen! ;-)